Gerade in multikulturell interessierte Medien gehört der Blick auf die Abstammung zum Alltagsgeschäft. |
Üblicher Verweis auf Stammbaumforschung
Hans Achtelbuscher ist alarmiert von der neuen Sensibilität für Herkunft, Abkunft und Familiengeschichten. "Das haben wir in der Vergangenheit noch nie erlebt", sagt der Medienkritiker, der An-Institut für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung zu Phänomenen wie dem Themensterben in den deutschen Medien, Sprachregelungsmechanismen und dem Einfluss subkutaner Wünsche auf die berichterstattete Realität forscht. Bisher, so Achtelbuscher, sei es im Medienbetrieb durchweg üblich gewesen, auf Erkenntnisse aus der Stammbaumforschung zurückzugreifen, wie sie das 3. Reich mit den berüchtigten Ariernachweisen behördenfest gemacht hatte. "Bei Politikern wie dem aus dem schwäbischen Urach gebürtigen Cem Özdemir gehört es nach geltender Lesart aller führenden Verlagshäuser im Land zum Tagesgeschäft, Erkenntnisse über die Abstammung der Eltern und Großeltern in die Berichterstattung einfließen zu lassen.
Bis zum Bundestag gilt dieses sogenannte Blut-Protokoll: Das Hohe Haus selbst lege sichtlich äußersten Wert darauf, in seiner Außendarstellung fremdländische Herkünfte von Familienmitgliedern, sogenannte "Wurzeln" in anderen Weltregionen und die als "Abstammung" bezeichnete nicht-deutsche Staatsbürgerschaft von Verwandten herauszustreichen, so Achtelbuscher.
Eigenanzeigen sind üblich
Der gefürchteten bundesweiten Recherchen bei Standesämtern, um den Migrationshintergrund von Abgeordneten und führenden Parteimitgliedern abzuklären, bedürfe es dazu zumeist nicht einmal. "Es sind die betreffenden Politiker*nnen und Politiktreibenden selbst, die immer wieder auf ihr vermeintlich auswärtiges Blut hinweisen", fasst der Medienexperte bisherige Erkenntnisse zusammen, die seine Mitarbeiter aus der jahrelangen Beobachtung der Außendarstellung von prominenten Influencern wie der Berliner Staatssekretärin für interkulturelle Twitterkämpfe Sawsan Chebli oder den beharrlichen Aufstiegsversuchen der neuen Linken-Chefin Mohammed Ali gewonnen haben.
"Die Betreffenden glauben offenbar, dass ein exotischer Umstand wie das Leben der Großmutter als Analphabetin im Libanon ihnen selbst beim Aufbau von multikultureller credibility hilft", urteilt Hans Achtelbuscher. So komme Frau Chebli kaum über einen Tag, ohne Hinweise auf ihre Familiengeschichte und die entsprechende Blutlinie in den sozialen Netzwerken zu hinterlassen. Medien wiederum begriffen das bis heute als das Außergewöhnliche, "als eine Art Mann beißt Hund-Moment", und strichen diese Verweise auf private Stammbaumrecherchen deshalb immer wieder deutliche heraus.
Magische Persönlichkeitsmerkmale
Allgemein akzeptierte Moment der Diskriminierung und des Rassismus, die jedoch nirgendwo für entsprechende und angebrachte Aufregung sorgen. Hans Achtelbuscher sieht hier eingeschliffene mediale Reflexe arbeiten. "Man ist überzeugt, dass ein Stammbaum ein gutes Argument ist, wenn der Stammbaumspross diese abseitige Frage selbst ins Gespräch bringt und dabei etwas exotischeres als eine Oma aus Neuruppin anzubieten hat." Abstammung und regionaler Ursprung, zwei von deutschen Medien und Politikern traditionell als magisch begriffene Persönlichkeitsmerkmale ohne individuellen Bewertungswert, würden so zu einer Kennziffer für Multikulturalität, Weltoffenheit und das Vermögen, andere Kulturen zu verstehen. "Wir finden das sogar bei den Kindeskindern der ersten Zustromgeneration aus den 60er Jahren, die sich weiterhin als Menschen mit Migrationshintergrund begreifen."
Das rassistische Narrativ, das einen eindeutigen Fokus auf Nationalität und Herkunft legt und sich dem aufmerksamen Beobachter damit als eine „Form von Rassismus“ (Taz) zu erkennen gibt, wertet im medialen Alltagsgeschäft zu einer Art menschlicher Rassekatzenausstellung auf: Die eigene Zuwanderungsgeschichte, das eingebildete "fremde" Blut und von Magazinen wie dem "Spiegel" über Jahre hinweg propagierte Ammenmärchen über Juden-Gene und DNA-Tests, die Menschen zu Aschkenasen oder Sepharden machen, tragen reiche Früchte.
Der Hokuspokus vom "türkischen Blut"
"Unsere Vermutung ist, dass Menschen, die an die Bedeutung von absurdem Hokuspokus wie "türkischem Blut" oder genomisch determinierte Lebensumständen glauben, sich anders verhalten als die, für dem keinerlei Relevanz liegt", sagt Hans Achtelbuscher. Das eigene Blut und das Blut der anderen, selbst Blut, das wie bei der von Kemal Atatürk begründeten türkischen Republik nur einem politischen Willen entspringt und keinerlei Verwandtschaftsverhältnis, wird so zum Fetisch. "Man kennt das aus der Pferdezucht, wo bis heute ebenfalls unbelehrbar mit Begriffen wie "Pferderassen" gearbeitet wird, obwohl das Hauspferd Equus caballus sich noch in jedem Fall als eine domestizierte Form des Wildpferdes herausgestellt hat."
4 Kommentare:
Man könnte fast vermuten, dass die völkische Zugehörigkeit je nach Person und Zweck instrumentalisiert wird, und zwar nicht nur ein bißchen und manchmal, sondern als universell akzeptierte und flächendeckend eingesetzte Vorgabe für die Medien.
So wie es wissenschaftlich bewiesen keine Männer und Frauen gibt, außer die Weiber wollen wieder eine Extrawurst.
P.S. Fefes ADN hat den Stammbaumkäse schön mitverbreitet als es schon debunked war. Hahahaha
Fefe ist zu großen Teilen zur Propagandaschleuder degeneriert, weil er unbedingt zu den Guten und Bestmenschen gehören will, warum auch immer.
Bei Fefe wird erwähnt, daß sechs Merkelbüttel einem Schmierfinken der Saudeutschen Zeitverschwendung ein Aua angetan hätten? Wenn es denn zutrifft, wenn, dann wären sie zu preisen.
Man lese mal den Paragraphen 43 Jugendgerichtsgesetz.....
1Nach Einleitung des Verfahrens sollen so bald wie möglich die Lebens- und Familienverhältnisse, der Werdegang, das bisherige Verhalten des Beschuldigten und alle übrigen Umstände ermittelt werden, die zur Beurteilung seiner seelischen, geistigen und charakterlichen Eigenart dienen können. 2Der Erziehungsberechtigte und der gesetzliche Vertreter, die Schule und der Ausbildende sollen, soweit möglich, gehört werden.
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