Weiß, irisch, idealisierend: Die Darstellung der Polizeiarbeit in den USA im deutschen Fernsehen folgt neuen Erkenntnissen zufolge stark klischeehaften Vorgaben, ist unkritisch und reformbedürftig. |
Sie sind die Guten, clevere "Cops", die Mörder und Terroristen jagen, scharfsinnig, freundlich, manchmal mit privaten Problemen, aber immer aufrecht, ehrlich und vorurteilsfrei. In us-amerikanischen Serien wie "CSI", Crimninal Intent" oder "Monk", "Blue Bloods" und "Hawaii Five-O" malen Filmproduzenten seit Jahrzehnten eifrig am Bild des amerikanischen Polizisten als einem Hüter von Recht und Ordnung. Der Cops ist unbestechlich, er ist unbezwingbar und heldenhaft, niemand kann ihn daran hindern, die werte der amerikanischen Verfassung im Sinne der Schwachen, Alten, Kranken und Bedrohten zu interpretieren.
Ob der leicht vertrottelte Inspektor Colombo oder die Detektive von "Criminal Minds", ob die FBI-Agenten von "Without a trace" oder die Männer und Frauen von "Law & Order" - sie alle tragen das Bild in die Welt, dass die Welt der amerikanischen Polizei in Ordnung ist, weil hier tapfere Ermittler in Anzug und Uniform mutig ihren Dienst tun, um das Gemeinwesen vor den üblen Machenschaften fremdländischer Terroristen, einheimischer Drogenbarone und gerissener Mörder zu schützen.
Dass die Wirklichkeit ganz anders aussieht, hat erst der Fall Floyd vielen deutschen Fernsehzuschauern klargemacht. US-Polizisten sind Rassisten, sie üben überwiegend brutale Gewalt aus, gehen gezielt gegen Minderheiten vor und sehen sich selbst als strafende Instanz. Anders als in den täglich 216 Stunden, die deutsche Fernsehsender mit US-Kriminalserien füllen, ist die Wirklichkeit schäbig, diskriminierend und hart besonders für deutsche Zuschauer, die bislang nur das heile Bild der verschworenen Kämpfer für das Gute in ihren hochglanzpolierten Revieren kannten.
Zwei Wochen nach dem "Mord" (Angela Merkel) am Afroamerikaner George Floyd während eines brutalen Polizeieinsatzes in Minneapolis wird der Ruf nach einer grundlegenden Reform des deutschen Fernsehprogramms lauter. Nun ist die bekannte Medienkritikerin Svenja Prantl, seit Jahren besorgt um die Ausgewogenheit der Darstellung von weißer Polizeigewalt in den deutschen Medien, vorgeprescht und hat eine grundlegende Reform der Programmgestaltung verlangt. "Was wir brauchen, ist mehr Realitätsnähe und Diversität", sagt die politische Koordinatorin für Meinungsfragen bei PPQ, die vor allem die einseitige Ausrichtung aller deutschen Fernsehsender auf die fiktionale Berichterstattung über die Arbeit amerikanischer und deutscher Ermittler kritisiert.
Obwohl in den USA jetzt mit Jami Resch, der Polizeichefin von Portland im Gliedstaat Oregon, die erste führende Beamtin mit weißer Hautfarbe zurückgetreten sei, um ihren Posten an einen afroamerikanischen Kollegen zu übergeben, ermittelten in den üblichen TV-Serien weiterhin 93,4 Prozent weiße Polizisten. Prantl nennt Beispiele wie den vom früheren Privatdetektiv "Magnum" Tom Selleck gespielten Frank Reagan als Police Commissioner der New Yorker Polizei in "Blue Bloods", dessen Darstellung unzulässig idealisierend sei. Die postkoloniale Romantisierung irischer Dominanz im Polizeiapparat entspreche nicht den aktuellen Vorstellungen der Gesellschaften von Gerechtigkeit.
Ebenso fehle es insgesamt an packenden und spannenden Serien über rassistische Ausfälle amerikanischer Polizisten und deren brutale Polizeieinsätze gegen Menschen, die in den meisten Fällen nichts verbrochen hätten. Wenn in den USA die ersten Polizeibehörden aufgelöst würden, weil sie sich als nicht reformierbar erwiesen hätten, könne eine weitere Heroisierung idealisierter Detektivfiguren nicht hingenommen werden. "Das sind Fake News", urteilt Prantl, nachdem Demonstranten der «Black Lives Matter»-Bewegung gefordert hatten, der Polizei die Mittel zu kürzen.
Dasselbe müsse für die Produzenten der zahllosen amerikanischen Uniform-Opern gelten, ebenso jedoch auch für die Einkaufsabteilungen der deutschen Fernsehsender. Gerade ARD und ZDF als zwei der Hauptabnehmer von unkritischen Serien wie "The Rookie" oder das nur scheinproblematisiertende Drama "Ein Cop mit dunkler Vergangenheit" seien nicht geeignet, ein korrektes Bild von der Polizeiarbeit in den Vereinigten Staaten zu zeichnen, die von übertriebener Gewalt, Diskriminierung und einer strikten Verleugnung des kolonialen Erbes geprägt sei. Zwar bleibe festzuhalten, dass die große Mehrheit der amerikanischen Polizisten den Dienst an der Bevölkerung ernst nehme und sich bemühe, alle Anforderungen zu erfüllen. Doch bei der Darstellung der täglichen Arbeit der Beamten im deutschen Fernsehen seien Reformen dringend nötig, so Svenja Prantl.
9 Kommentare:
Und was ist mit dem Tatort?? Ich möchte dort keine Weißen (Pfui!) mehr sehen, außer als Täter, die Personen of Color so diskriminieren, dass ihnen außer Drogenhandel, Sklavenhalterkinder vor Züge zu 'schubsen' und Randale kein Ausweg mehr bleibt.
Ich möchte doch mal darum bitten, Artikel von Swenja Prantl nur mit Foto zu veröffentlichen
https://8kun.top/pnd/res/122747.html#124150
http://www.pi-news.net/2020/06/hamburger-professor-fordert-umsturz-von-bismarck-denkmaelern/
@Anonym 2
Und ich möchte, daß die Geschichte, in der Bernd eine Art Svenja Prantl anbaggert, nun endlich weitererzählt wird.
sVenja,bitte
Der Artikel macht ohne die Erwähnung von Sonny Crokett & Ricardo Tubbs keinen Sinn!
Hab ich doch glatt Hubert & Staller vergessen zu erwähnen.
Sorry.
es fehlt aufgrund des begrenzten platzangebotes einfach die möglichkeit, all rassistischen ausfälle anzuprangern, deren sich auch und gerade deutsche fernsehsender schuldig gemacht haben bzw. fortgesetzt schuldig machen (derzeit: 3 engel für charlie" auf ard-untersender 87)
verherrlichung von sexismus, rassentrennung, alten weißen männern, amerika, konsumterror
Gar nicht erwähnt wurde auch, das die Ami-Polizisten in ihren Serien meist in intakten Hetero-Beziehungen leben. Nicht wie im vorbildlichen Tatort wird meist nur die Ermittlungsarbeit im aktuellen Fall thematisiert und nie das völlig kaputte Privatleben der alleinerziehenden Kommissarinnen. Auch soll bei den US-Krimis so etwas wie Spannung aufgebaut werden, wer denn das jeweilige Verbrechen begannen hat. Hierzulande ist immer automatisch die Person der Täter, deren Weltanschauung am wenigsten der aktuellen political correctness entspricht. Das weiß man als Zuschauer wenigsten schon nach 5 Minuten, wenn man in der heutigen Sendung hassen muss.
P.S. In der Neuverfilmung von Magnum wurde der weiße Selleck gegen den hispanic Hernandez ersetzt. Aus Higgins haben sie zus. eine Feministin gemacht. Das ist zwar noch nicht komplett black-live-matters, aber schon auf einem guten Weg dorthin.
P.P.S. Ich unterstütze den Antrag, die Beiträge von sVenja nur mit Foto zu veröffentlichen hiermit vollumfänglich.
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