Montag, 15. Juni 2020

Emmanuel Macron: Der Nationalist

In Deutschland unvorstellbar, in Frankreich Teil einer rückwärtsgewandten Verherrlichung der Nation als vermeintlichem Zuhause aller Franzosen.

Eigentlich sollte er Frankreich reformieren, wirtschaftlich auf Deutschlands Augenhöhe heben und damit Europa retten. Als Emmanuel Macron sein Amt antrat, galt der Newcomer als Rettung des größten und wichtigsten deutschen EU-Partners vor den antieuropäischen Umtrieben der Marie Le Pen. Emmanuel Macron war Europas Obama, leider heller, aber als Partner für Angela Merkel ideal. Der Franzose, ein Bankier, der Rechnen gelernt hat, würde gemeinsam mit der Deutschen, die gern als Naturwissenschaftlerin beschrieben wird, alles umkrempeln, was die Friedensnobelpreisgemeinschaft noch daran hindert, noch besser, naturnäher, wohlstandsverwöhnter, energiesparender und gemeinschaftlicher zu sein.


Zweckgemeinschaft zur Rettung


Angesichts der Tatsache, dass die EU im 20. Jahr ihrer finalen Verfassung im Grunde nur noch dem Zweck folgt, als große Rettungsgemeinschaft die immer wieder aufbrechenden Katastrophen wegzumoderieren, ein ehrgeiziges Vorhaben. Dass dann auch - wie üblich, seit die "Lissabon-Strategie" Europa zum dynamischsten Wirtschaftsraum im Kosmos machen wollte - erst nicht mehr erwähnt und schließlich aufgegeben wurde.

Die Hoffnung war dann ein Zusammenstehen von Deutschland und Frankreich, quasi die Erzeuropäer, zwischen die kein Blatt Papier passt. Aus der Dunkelheit der Corona-Krise fuhren "Mercron" zuletzt vor, und ohne es mit den anderen EU-Staaten abzusprechen, legten die beiden FührerInnen der größten EU-Staaten einen überraschenden Plan zur Schaffung eines neuen Schattenhaushaltes in Verantwortung der EU vor. Mehr Geld von fast allen für alle, je mehr alle geben, desto mehr ist für alle da. Die französische Handschrift war nicht zu übersehen: Deutschlands Beitrag soll um 42 Prozent steigen. 44 Milliarden gäbe das Land, das keines sein will, für die Union, die die Deutschen nur einst mitmachen ließ, damit sie nicht wieder auf dumme Gedanken kommen.

Jeder 18. Euro für Europa


 44 Milliarden, das wären 5,5 Prozent  aller Steuereinnahmen, die eine Regierung zu generieren vermag, die inzwischen die höchsten Steuer- und Abgabensätze, die höchsten Energiepreise und eines der höchsten Renteneintrittsalter zu einem Cocktail mischt, der von fern und von außen nach Wohlstand riecht. Das Frankreich Emmanuel Macrons liegt sieben Jahre dahinter, der durchschnittliche Franzose arbeitet weniger, hat aber mehr Vermögen, er produziert ein Drittel weniger, verzichtet dafür aber nur auf rund 15 Prozent Einkommen.

Macron ist sichtlich nicht nur jung, strahlend und gutaussehend, er hat es auch geschafft, sein Land auf eine Weise durch die dauernden Krisen zu manövrieren, die es Deutschland jeweils ganz selbstverständlich zur Verantwortung machen, die Rettungsrechnungen zu bezahlen. In der Finanzkrise gelang es, die deutschen Banken als Konkurrenten auszuschalten, seitdem dominiert Frankreichs Geldwirtschaft in der EU. Läuft es gut, verschafft Corona der französischen Industrie Vorteile gegenüber deutschen Wettbewerbern auf dem Automobilmarkt, bei Fluglinien und in der Industrie.

Nicht nur die Maske, die der französische Präsident in diesen Tagen trägt (oben), weist ihn als beinharten Nationalisten aus. Auch in seiner Rede an die Nation hat Emmanuel Macron keinen Zweifel daran gelassen, dass er für eine Frankreich First-Strategie steht: Er sprach von "Frankreichs Lebensart" und davon, Steuern senken zu wollen. Ungeachtet der daraus resultierenden Gefahren für das Weltklima und Europas Klimaziele kündigte er an, dass mehr gearbeitet und mehr produziert werden solle. Früher schon hatte Macron wissen lassen, dass Teile der Globalisierung rückabwickeln wolle, um Frankreich Fähigkeiten zur Selbstversorgung zu stärken.

Der Pakt, sie zu binden


Europa erwähnte er auch, selbst seinen Pakt mit Angela Merkel. Doch ungeachtet der Versicherung, er werde dafür kämpfen, dass Europa „stärker, solidarischer und souveräner“, ist der Kern von Macrons Vorstellung das alte Frankreich, eine Welt- und Atommacht mit großer, stolzer Geschichte, an die bis heute ein weitverzweigtes Netz an Kolonien erinnert, die züchtig "Überseegebiete" genannt werden, um sensible Gemüter nicht zu verstören.

Die Notwendigkeit des radikalen Umbaus der westlichen Erinnerungskultur, die als mächtige Welle juveniler Moral über den Atlantik schwappt, lehnt Macron ab. "Wir werden niemals unsere Identität als Franzosen neu interpretieren", kündigt er an, und fordert, "die Liebe zu Frankreich muss uns vereinen." Die jungen Menschen, die sich bemühen, durch das Schleifen der Monumente der Vergangenheit neue und richtigere Realitäten zu schaffen, nannte Macron verächtlich „Denkmalstürzer“. „Unsere Republik wird keine Spur und keinen Namen unserer Geschichte auslöschen. Unsere Republik wird keine Statuen stürzen“, versicherte er, gegen ein ein "hassgetriebenes Umschreiben" der Geschichte stehen zu wollen. "Wir werden weder Namen unserer Geschichte löschen noch unsere Statuen abschrauben."

Beharren auf der Nation


Während Deutschland gerade einsteigt in die Diskussion, was alles weg muss, um den "Verherrlichung von Kolonial- und Naziverbrechen" (Vice) ein Ende zu machen, beendet Emmanuel Macron die wichtige Diskussion mit ein paar dürren Sätzen. Wie aber soll aus so unterschiedlichen Umgangsformen und Schuldkulturen ein funktionaler Zentralstaat werden, der seine Bevölkerung von oben nach unten demokratisiert und über eine gemeinsame Armee, ein gemeinsames Wahlrecht nach dem Prinzip Setzen und Wählen, eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung und gemeinsame Schulden endlich so zusammenwächst, wie es ursprünglich die gemeinsame Währung als Dünger bewirken sollte.

Emmanuel Macron hat seine Magisterarbeit einst über Machiavelli und seine Diplomarbeit über Hegel geschrieben. Er, daheim derzeit so unbeliebt wie nie, weiß, dass er nicht der sein will und wird, der Frankreich in Europa aufgehen lässt. Wie sie im deutschen Kanzleramt einst davon träumten, sich Europa diesmal auf eine andere Art zu erobern, so träumt der französische Präsident heute davon, auf seine Weise zu erreichen, was frühere französische Visionäre vergebens versuchten.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Macron und seine Freimaurer vom Orient träumen vom europäischen Zentralstaat der über echte deutsche Kaufkraft verfügt und genügend Luft , Kunst , Lebensart und Kernwaffen bereitstellt um die "Aufklärung" voranzubringen .

der deutsche Ingenieur ist aus französischer Perspektive nur eine Neger höherer Ordnung ; tatsächlich kann blm gar nicht ausgebeutet werden denn blm produziert im Wortsinne nur Schrott - einen fleißigen Techniker hingegen kann man immer wieder enteignen ( 50% Steuern ) ; ein Leben im Inflationsstaat .

es gibt nur eine Waffe gegen das System : SCHWAR%RRßZOBAIT

Anonym hat gesagt…

42%? Das ist so lächerlich übertrieben, dass ich davon ausgehe, dass sie irgendwas von 20 bis 30% vorab ausgemacht haben, damit Merkel dann so tun kann, also hätte sie knallhart runtergehandelt und dann die Presse pflichtgemäße Lobeshymnen auf ihr Verhandlungsgeschick bringen kann.

Und Macron ist nach allen in unserer Presse veröffentlichten Maßstäben ein Nazi. Und Merkels Freund. Und was sind Freunde von Nazis?

Jodel hat gesagt…

Beim aktuellen Zustand unserer Nomenklatura muss man schon fast dankbar sein, das es "nur"
42 % werden sollen. Warum nicht 52, 62 oder gar stolze 72 %. Unsere Politiker, vereint mit unseren Medienfritzen würden doch jeder Beitragssteigerungsorgie begeistert zustimmen. Wenn sie denn nur groß genug ausfällt. Wir haben es ja und wer wenn nicht wir. Die Dankbarkeit der Zahlungsempfänger uns gegenüber wird grenzenlos sein.

Wir sind immer noch dumm genug uns vorzugaukeln uns von unserer Vergangenheit freikaufen zu können. Die anderen, die das auch wissen, werden uns so bis in alle Ewigkeit eine Rechnung nach der anderen präsentieren. Wir angeblich Superreichen werden freudig zahlen und jedes mal fest daran glauben, das aber diesmal endlich unsere Schuld abgetragen sein wird und morgen die vereinigten Staaten von Europa ausgerufen werden. Offenbar will das die Mehrheit in diesem unserem schönen Lande so. Da kann man nichts machen.

Anonym hat gesagt…

OT:
>> INGRES 13. Juni 2020 at 18:16

In den 12 Jahren haben solche Kreaturen Juden vergast. Ich habe zwar immer gedacht, dass es grundsätzlich im Menschen drin ist, sonst wärs ja nicht passiert. Aber ich wie es wieder zutage treten würde, dass hatte ich nicht erdacht. Man muß natürlich differenzieren. Die Lage heute ist ja eine andere. <<

Na klar doch, von Anfang 33 bis Mai 45.

Manchmal bin ich nur noch sehr, sehr müde ...

Anonym hat gesagt…

OT:
|| Fremder.im.eigenem.Land 15. Juni 2020 at 11:49

Ruhe in Frieden!
Ich hoffe das ich endlich wieder zum lesen komme und „Das Herrlager der Heiligen „ aus seiner Schutzfolie befreien kann ... <<

Und ich hoffe, daß wenigstens in der Mittelstufe körperliche Züchtigung wieder erlaubt wird. Jedenfalls im Deutschunterricht.

Anonym hat gesagt…

Eugen Prinz will uns "weiß" machen, er wäre bürgerlich-konservativ.

Anonym hat gesagt…

Wir sind immer noch dumm genug uns vorzugaukeln uns von unserer Vergangenheit freikaufen zu können ...

Das heischt Antwort 1. Wer "wir" sind, und 2. was "unsere Vergangenheit" denn sein sollte. Gorbatschows (Spitzname Hämangiom) zu Katyn war immerhin ein Anfang ...
Die abgehackten Kinderhände aus dem I. Weltkrieg sollten sich auch erledigt erledigt haben.
Nebenbei, "ich" ist nicht "wir".

Jodel hat gesagt…

@Anonym
"Wir" sind die staatstragenden Elemente die aktuell Schland bewohnen, insbesondere alle Vortänzer. Ob sie oder ich da mitmachen möchten oder nicht ist nicht weiter wichtig und nur fürs Protokoll. Die Mehrheit gibt vor in welche Richtung der Zug fahren soll. Und auch wenn uns die Richtung nicht passt, mitfahren müssen wir trotzdem. Wir können uns maximal den Waggon aussuchen in dem wir sitzen.

Wie jeder fleißige Schüler heute lernt besteht die Deutsche Geschichte, also unsere Vergangenheit, aus exakt 12 Jahren. Haben sie da nicht aufgepasst? Der komplette Rest, auch die Kinderhände, läuft unter Fliegenschiss. Genau diese Ära versuchen "wir" seit 1945 mit dem Scheckbuch wegzurubbeln.