Freitag, 22. Mai 2020

Meckerer am Maskenberg: Deutschlands neues Corona-Problem


Überall in der Welt läuft die Produktion gar nicht mehr benötigter Formalmasken auf Hochtouren.

Es bleibt weiterhin Bewegung drin. Erst waren Schutzmasken gegen das Corona-Virus bekanntlich nutzlos, weil sie anfliegende Viren nicht stoppen konnten, dann galten sie wegen des Vorsorgeverzichts der Bundesregierung als viel zu rar, um dem ganz gewöhnlichen "Schutzgut Mensch" (RKI) zur Verfügung gestellt werden zu können, ehe sie schließlich dringend zu Tragen empfohlen und - die vorhergehenden Botschaften aus der Corona-Leugner-Phase hatten sich als zu haltbar erwiesen - per Maskenpflicht verordnet wurden.

Derzeit tritt das Land mit der weltweit effektivsten und schönsten Corona-Strategie gerade in die nächste Phase seines Endsieges über Corona und die Reste des kapitalistischen Wirtschaftens ein: Wie die Investigativsendung "Tagesschau" meldet, droht Deutschland nun aufgrund der von der Bundesregierung ausgelösten Maskenbestellungen unter einer Lawine aus zweifelhaftem "Mund-Nase-Schutz" (Angela Merkel) zu ersticken.

Volkssturm der NäherInnen


Doch es ist nicht der Volkssturm der vielen Tausend freiwilligen Maskennäher, die den Mangelmarkt der weltweit so hart umkämpften Masken in ein Paradies aus millionenfachem Überschuss verwandelt haben. Nein, nach den Recherchen eines als regierungsnah und staatsnah geltenden "Rechercheverbundes" aus den Gemeinsinnsendern NDR und WDR und der gates-kritischen Süddeutschen Zeitung hat der Bund in den zurückliegenden Krisenwochen mehr als 130 Millionen FFP2-Masken angehäuft, sie wenigstens zum Teil nicht bezahlt, aber auch nicht dorthin geliefert, wo "sie dringend gebraucht werden".

Deutschland droht nun, unter einem Maskenberg zu ersticken. Überall im Land wird immer noch genäht, als gehe es ums Überleben, zugleich sind die weltweiten Maskenkämpfe inzwischen abgeflaut, weil viele Großproduzenten in Fernost ihre Produktion hochgefahren haben (Video oben). Früher durch Außenminister  Heiko Maas nach China gespendete Masken sind zudem mittlerweile wieder in Deutschland angekommen, wo sie von Maas' Ministerkollegin Annegret Kramp-Karrenbauer feierlich in Empfang genommen wurden. Medial ist das Thema seitdem weitgehend befriedet. Zumindest symbolisch gilt die Gesamtbevölkerung seit der Erfindung der Begriffe "Alltagsmakse" und "Mund-Nase-Schutz" für jede Art von krudem Gesichtslappen, der als vollwertiger Ersatz für richtige Schutzmasken zugelassen ist, als vollversorgt und sicher geschützt. Endlich hatte das politische Berlin die so lange unbearbeitete Maskenfrage für abgeräumt gehalten.

Weiter Schutzmasken-Chaos


Doch nun spricht ausgerechnet eine angesehene ARD-Sendung von einem "Chaos bei der Verteilung von Schutzmasken" (Tagesschau) bei gleichzeitigem "Maskenmangel in deutschen Arztpraxen" (Tagesschau) und versucht damit, einen Keil zwischen die Bundesregierung und die mit deren Maßnahmen bislang hochzufriedene Bevölkerung zu treiben.

Dazu bringt der "Rechercheverbund" angebliche "niedergelassenene Ärzte", die "dringend Atemschutzmasken" brauchen, und zweifelhafte Geschäftemacher, die die Bundesregierung in den zurückliegenden Wochen mit genau diesen Atemschutzmasken beliefert zu haben behaupten, gegen das Bundesgesundheitsministeriums (BMG) in Stellung.

Obwohl das Ministerium in den Stunden der höchsten Not auf die Regeln des gewohnten Umgangs mit Steuergeldern verzichtet und Lieferanten zugesichert hatte, jeden Preis zu zahlen, sind die Vertragspartner, die sich auf diese Weise eine goldene Nase verdienen wollten, nun gar nicht glücklich, weil  dasselbe Ministerium nun doch zögert, für eine FFP2-Maske - Friedenspreis 1 Euro - den eigentlich garantierten Abnahmepreis von 4,50 Euro zu überweisen.

Was Gemeinsinnfunk und die von Kritikern wegen ihrer bedingungslosen Unterstützung der großen Koalition zuweilen auch "Prantl-Prawda" genannte SZ schildern, ist eine Fortsetzung der wendungsreichen Pandemiebekämpfungsstrategie, mit der CDU, CSU und SPD es von Ende Januar an schafften, stets zu spät zu reagieren, dafür aber dank einer festen Front an medialer Unterstützung mit einer neu entflammten Liebe der Bevölkerung belohnt wurden. Es geht um fast 600 Millionen Euro, die auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in Masken investiert wurden, deren Wert mittlerweile bei nur noch höchstens 80 bis 100 Millionen Euro liegt. Es hat Kaufreue eingesetzt im Ministerium, dass sich gerade noch hatte feiern lassen, weil endlich, endlich "der Hof voll" (Spahn) war mit den lebensrettenden Hilfsgütern.

Gehässige Enthüllung verpufft


Daran werden nun auch die Berichte über das neue Maskenchaos nichts ändern: Die Enthüllungen von SZ und Gemeinsinnfunkern sind trotz überschaubar spannender Nachrichtenlage von keinem einzigen anderen Medium übernommen worden. Dass das Leid von Glücksrittern, die mit schnellen Maskenlieferungen Millionen machen wollten  und nun wegen der Zahlungsweigerung des Bundes vor einem Scherbenhaufen ihres  "Glücksgeschäftes" stehen, die Bürgerinnen und Bürger zu Tränen rührt, ist kaum zu erwarten. Und dass die nicht bezahlten Masken bei Ärzten nicht ankommen und trotz der gefüllten Lager in Klinken und Arztpraxen weiterhin Mangel herrscht, erweicht ebenso kein Herz. Seit der amtlichen Ernennung von Gesichtslappen aller Art als ausreichendem Schutz im Sinne der Corona-Eindämmungsverordnungen - Experten sprechen hier von sogenannten Formalmasken" - ist der Mangel administrativ grundlegend behoben. Minister Jens Spahn geht nun daran, die von Leugnern der Corona-Strategie der Bundesregierung anfangs kritisierte Vorratshaltung auf- und auszubauen.

Nach einer Zählung von NDR, WDR und SZ lagern derzeit in den Lagern der vom Gesundheitsministerium beauftragten Logistikunternehmen mehr als 130 Millionen medizinische FFP2-Masken. Das sei mehr als der Jahresverbrauch aller Arztpraxen in Deutschland, erst recht, wenn berücksichtigt werden, dass das Einmalmaterial in einigen Kliniken während der gesamten Schicht oder sogar mehrere Tage hintereinander werde.

8 Kommentare:

Gerry hat gesagt…

Die Blicke und das Getuschel der anderen geht schon an die Nieren, wenn man ohne Gesichtsverhüllung Geschäfte betritt, um nicht vermeidbare Käufe zu erledigen. Tankstellen, oder der Lieblingsbäcker. Bei der Stelle im Schillerakt mit dem Geßlerhute geben sie dagegen Szenenapplaus.

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Nach einer Zählung von NDR, WDR und SZ lagern derzeit in den Lagern der vom Gesundheitsministerium beauftragten Logistikunternehmen mehr als 130 Millionen medizinische FFP2-Masken.

Nicht nur Da. Auch in der Apotheke. Die macht am Eingang sogar darauf aufmerksam. Vorrätig. FFP2-Masken, MNS, Handdesinfektioinsmittel ... Überall wurde im Checkfeld ein grüner Haken gesetzt.

Da habe ich mich nicht lumpen lassen und für 7,50 Euro eine FFP2 erworben. Ich kann die gut gebrauchen. Jetzt habe ich zwei, das beruhigt ungemein.

Foto folgt dann später dieser Tage in meinem Blog. Bin jetzt zu faul, das von der Karte zu zuppeln.

ppq hat gesagt…

ich halte es für eine bemerkenswerte und leider weitgehend ignorierte demonstration der überlegenheit der marktwirtschaftlichen lebensweise, dass auch in diesem fall ein mangel sich durch atemberaubend steigende preise kenntlich machte, durch den so gesetzten preisreiz binnen wenigster wochen ein explosionsartiges hochfahren der produktionskapazitäten erfolgte und sich nun schon folgen von fehlanreizen in form von überkapazitäten zeigen. wir reden hier von acht bis 10 wochen, in denen die - ältere erinnern sich - tragödie um den butterberg der EU quasi im zeitrafer nachgespielt worden ist.

sozialistische planungsökonomie wäre jetzt noch in der phase der bedarfsermittlung, die ja so genau wie möglich erfolgen muss, damit die zurverfügungstellung von rohstoffen exakt in der größenordnung erfolgt, in der im kommenden jahr (herbst) mit den ersten masken gerechnet werden soll.

Die Anmerkung hat gesagt…

7 Euro, der Fuffziger war von einem anderen Teil.

Wenn @Gerry recht verstehe, dann hat der Bundesrat jüngst das Geßlerfahnengesetz abverschiedet.

Die Frage wäre noch zu klären, warum die Szene vom Publikum johlend honoriert wird. Weil endlich wieder mal jemand am Galgen baumeln wird, oder weil er die Traute hatte, der Obrigkeit den Stinkefinger zu zeigen? Es gibt auch Mitbürger, die sich über beides gleichzeitig hocherfreut zeigen können.

Anonym hat gesagt…

https://www.buergerrecht-direkte-demokratie.de/faltblaetter/

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Die Anmerkung hat gesagt…

22.05.2020 - 13:27 Uhr

Düsseldorf – Gleich 6,6 Millionen Schutzmasken hat ein Riesenflugzeug vom Typ Antonow An-124 nach Nordrhein-Westfalen gebracht. Die Transportmaschine landete wie geplant am Freitag auf dem Düsseldorfer Flughafen.
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Also doch Planwirtschaft.

Gerry hat gesagt…

1. Überlegenheit der Marktwirtschaft in Bezug auf Reaktion, Effizienz und Zahlen. Absolut gesehen wird der Planet und der Mensch trotzdem demoliert.

2. Das Publikum mag mutige Underdogs, welche sich gegen (ungerechte) Mächtigere auflehnen. Aber das heute kann man doch nicht mit bspw mit dem 3. Reich vergleichen. Ja. Nein. Der Gegner lernt halt dazu. Subtil, nicht greifbar und doch sind die Blockwarte wieder am Start, die rechtschaffenden Freiheitsneider; man liest von massiven Polizeieinsatz und Widersprechenden wird die Existenz entzogen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Hier noch so ein Beispiel wirtschaftlicher Planwirtschaft. Ich setze mal voraus, daß die Lambrecht noch eine der schlaueren in der Regierung ist, vielleicht sogar die schlaueste, intelligenteste und hübscheste Frau überhaupt, die es zu etwas Macht gebracht hat.

Und sowas kommt dann als Extrakt hinten raus. Vorne scheint mir eher unwahrscheinlich.
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RBBtext 702

Pauschalreise: Weiter Recht auf Geld

Wer wegen der Corona-Krise eine Pau-
schalreise nicht antreten kann, soll
weiter sein Geld zurückverlangen kön-
nen.

Justizministerin Lambrecht appellierte
indes an Betroffene, Gutscheine zu ak-
zeptieren: "Wer sich für einen Gut-
schein entscheidet, leistet einen wich-
tigen Beitrag dazu, die Vielfalt der
Angebote im Reisesektor zu erhalten."