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Hallo, ich bin selbstständige Musikerin, im 8. Monat schwanger. Hier kommt meine kleine persönliche Geschichte zum Thema Corona-Hilfe. Nachdem ich in letzter Zeit so oft mit dem Satz „Für Künstler wird doch so viel getan“ konfrontiert war, ist mir einfach der Kragen geplatzt. Ich habe aufgeschrieben, wie Corona zur Katastrophe für mich und meine Künstlerfamilie wurde. Es ist das Tagebuch meiner Tragödie, die völlig unbeachtet von der Gesellschaft abläuft.
13.03. 2020 An diesem Tag wird für mich das erste mal ein Auftritt aufgrund Corona gecancelt. Es ist ein ausverkauftes kleines Konzert in meiner Heimatstadt. Wenig später heißt es Lockdown. Die Maßnahmen erscheinen mir absolut vernünftig, ich habe vollstes Verständnis, auch wenn ich aufgrund der laufend eintrudelnden Auftrittsabsagen sehr besorgt bin. Mein Freund ist auch Musiker. Unser Einkommen reduziert sich binnen weniger Tage von 100 auf 25 Prozent. Ich höre wiederholt den Satz „wir lassen niemanden alleine“ in der Politik. Das beruhigt mich ein bisschen und auch das Baby in meinem Bauch.
23.03. 2020 Juhu - es gibt eine Hilfe für Selbstständige. Die Soforthilfe. Ich beantrage sie - erstmal für die mir bis dahin „belegbaren“ abgesagten Auftritte. 2.800 Euro insgesamt. Zwei Wochen später landet die Soforthilfe auf meinem Konto. Wow - das ging schnell. Wieder 2 Wochen später stellt sich heraus, dass ich dieses Geld nur für „Betriebskosten“ einsetzen darf. Der Rest soll zurückgefordert werden, Androhung von bis zu 5 Jahren Haft bei falschen Angaben. Ich schlucke. Betriebskosten? Ich habe nur minimale Betriebskosten...die Kosten, die ich von meinen Einnahmen deckeln muss sind zum Großteil privat: Miete, Essen und ach ja - in dieser Zeit ist es auch eine Baby Erstausstattung. Wahnsinn, was sowas kostet. Aber es hilft ja nix....ich rechne...ok, dann dürfte ich von den 2.800 Euro um die 600 Euro behalten, meine „Betriebskosten“ für drei Monate. Mein Konto explodiert indes in roten Zahlen. Es wird einfach immer weniger.
16.04.2020 Selbstständigen wird der Antrag auf Grundsicherung erleichtert. Ich schau mir das mal genauer an. Puh, 60 Seiten Text - 113 Nachweisdokumente werden gefordert. Die Vermögensprüfung ist ausgesetzt, allerdings nur bis Juni. Ab da geht es an die Rücklagen und Altersvorsorge. Mir das antun für einen Monat Grundsicherung? Nein danke. Außerdem - ich bin doch gar nicht arbeitslos? Ich habe Berufsverbot. Ich denke mir - das kann nicht alles gewesen sein, da kommt schon noch was. Warte einfach ab. In den Medien wird von den Politikern immer wieder betont wie wichtig die Kultur ist.
29.04.2020 Kulturstaatsministerin Grütters kündigt „Ausfallhonorare“ für Künstler an. Gott sei dank. Ich lese mich ein. Echt jetzt? Diese gelten nur für Veranstaltungen, von vom Bund geförderter Einrichtungen? Schön für die Bayreuther Festspiele - in unserem 2 Musiker Haushalt trifft das auf kein einziges Engagement für ganz 2020 zu. In meiner Schwangerschaft treten erste Komplikationen auf. Ich soll jetzt viel liegen. Meine Frauenärztin fragt mich, ob ich viel Stress hätte zur Zeit. Geht so, antworte ich....
20.04.2020 Ministerpräsident Söder kündigt eine Hilfe für Künstler an, mit welcher man private Kosten bestreiten darf. Endlich. 1000 Euro monatlich, für 3 Monate. Immerhin. Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass wir nicht 3 Monate, auch nicht 5 Monate, nein - so wie es aussieht das ganze Jahr arbeitslos sein werden. Es dauert 4 Wochen bis die Anträge online sind. Wir schauen jeden Tag nach. Gestern ist es dann soweit. Die erste Frage, die ich anklicken muss ist „haben sie bereits Soforthilfe beantragt“? Ich klicke ja. Dann erscheint die Meldung, dass ich aufgrund dessen nicht mehr berechtigt bin für diese Hilfe. Alles klar, Miete und Essen - überschätzt.
Ab Mitte Juni bin ich in Mutterschutz. Ich bekomme Mutterschaftsgeld. Wie sich das berechnet? Anhand meines Einkommens die 12 Monate vor der Geburt. Was? Aber ich habe doch von Mitte März bis Mitte Juni gar nichts mehr verdient?? Ob man bitte einfach das Jahr 2019 als Berechnungsgrundlage nehmen könne? Ich rufe mich durch sämtliche Stellen. Die Antwort: dafür müsse man ein Gesetz ändern. Ich schreibe drei E-Mails an Familienministerin Giffey. Keine Antwort.
Wir lassen niemanden alleine. Doch. Obwohl - Ich fühle mich nicht allein gelassen. Ich fühle mich einfach nur komplett verarscht. Seit über 13 Jahren arbeite ich hart als selbstständige Künstlerin, versuche mir etwas aufzubauen, anzusparen, zahle pünktlich meine Steuern. Dass jetzt die vierte Hilfe für Solo-Selbstständige einfach nur heiße Luft ist, macht mich unglaublich wütend und zeigt mir, was Kunst für unsere Politik wirklich wert ist: NICHTS.
PS: Ich will hiermit deutlich klarstellen, dass dies kein Spendenaufruf ist. Ich möchte nicht betteln und stehe auch nicht mit einem Bein auf der Straße. Ich weise lediglich darauf hin, dass nahezu alle meine Kollegen seit März gezwungen sind von ihren Ersparnissen zu leben. Nach dem oben geschilderten Verlauf drängt sich doch der Verdacht auf, dass die Künstlerhilfen nichts anderes sind als mediale Effekthascherei.
Die kulturhistorische Reihe Doku Deutschland im PPQ-Archiv:
International befreite Zonen
So viele Opfer
Unerträglicher Pfaffe
Lebend kriegen die mich nicht
Die Stimme des Bauchtrainers
Ich war der echte Erich
Ein moderater Islamist
Als Zigarettenschmuggler in Griechenland
Wex bin ich?
Der Mann, der Bettina war
Analverkehr und Idiotie
Sorgen auf der Sonnenbank
Ein Land aus Pfand
*Bildtext automatisch erstellt von Facebook-AI
6 Kommentare:
Da haben wir unser Leben lang immer schön konforme Kunst gemacht, gegen rechts, für Klima, für Miteinander, und nun verarscht uns der Staat.
Gut.
Die negative Wertung des Vorredners würde ich nicht bestätigen.
Mein Fall ist ihre Musik nicht unbedingt. Aber wenn man sich nicht dazu hingezogen fühlt heißt das ja nicht, dass es übel wäre.
Vera Klima singt über dies und das. AgitProp ist nicht dabei.
Ich komme aus einer musikalischen Familie. Einer ging gleich nach der Geburt flöten, einer brummt heute noch in Singsing.
Mein erster Reflex bei "Klima" war ja: Kharma is a bitch, aber Gurgeln auf Bolschewikiblödia ergibt: Eigenname, nicht Künstlername. Recht bedauerlich also.
Ein klarer Fall von: "Das darf doch nicht wahr sein, das ein Mensch, der sich immer anständig aufgeführt hat, der nicht einmal einen Strafzettel bekommen hat, dass man den in der Corona-Krise mit einem Berufsverbot komplett absaufen lässt.
Da sagt der Staat: Doch, das geht."
Diesen Satz werden noch viele Menschen lernen müssen, die sich bei jeglichem Thema komplett auf den Staat verlassen oder leider vollständig von ihm abhängig sind.
"Da sagt der Staat: Doch, das geht."
Einen schönen Fall hat Klonovsky ausgegraben.
@ Jodel: Göttlich! (Schwedisch >gudomlig< sprich >güdómli(g)< - Polt hat ja Skandinavistik studiert ...) ---
Wenn er eine Religion hätte, dann wüßte er, daß er irgendwann einmal da herunter muß - und daß da schon einer auf ihn wartet ... wenn er Leasingverträge ausgibt!
Joh 18.35: Pilatus sade: Jag är väl ingen bayerske ... (Wasa-Bibel)
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