Montag, 25. Mai 2020

Deutschland über alles: Die grüne Sehnsucht nach nationaler Größe

Was sie weiß, weiß oft kein anderer: Annalena Baerbock hat den USA, China und Japan jetzt gezeigt, wo der Hammer hängt.

Es kommt nie so richtig darauf an, ob es stimmt. Sondern ausschließlich darauf, ob es klingt, als könne es wahr sein. Das ZDF ernannte einst Deutschland zum reichsten Land der Welt, eine gefühlte Wahrheit, die von einer derart preisgekrönten Redaktion verkündet wurde, dass sie einfach richtig sein musste. Ebenso stimmig scheint es, dass die Talkshowansagerin Anne Will neuerdings eigene Namen für Vereine und Vereinigungen erfindet. Der Deutsche Steuerzahlerbund heißt bei ihr "Steuerzahler_Innenbund", eine Vereinigung, die nicht existiert, in der Welt der freischaffenden Fernsehproduzentin aber im Grund existieren müsste. Denn Will hat die "Corona-Zeiten" (MDR) genutzt, im Studio mal richtig durchzugendern. Jeder und jedes ist seit einiger Zeit nur noch als "Innen" zu haben, selbst um den Preis, dass das, wovon die verdiente Fernsehschaffende aus dem Rheinland dann spricht, damit eigentlich nicht existiert.

Eine Spezialität auch der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock, die nicht nur als Erfinderin der "Grünen Physik" in die Geschichstbücher einging, seit deren Entwicklung Stromnetze gleichzeitig aus Speicher dienen können, so dass große Teile der Stromerzeugung verzichtbar werden. Nein, Baerbock, ehemalige Trampolinspringerin und seit 2013 mit einem ruhenden Promotionsvorhaben unter dem Titel „Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe im Völkerrecht" in der Hinterhand, konnte auch schon überzeugend darlegen, wie künftig mit oder ohne Hilfe von Kobolden ganz viel Hightech ganz, ganz naturfreundlich produziert werden wird.

Ein StargastIn, dieder selbst in den Tagen der Krise immer gern in die TV-Schwatzbude geladen wird, obwohl die Grünen durch die Seuche ihrer Hauptkompetenz verlustig gingen, den nahenden Klimateufel an die wand zu malen. Aber Annalena Baerbock  weiß zum Glück mit spitzer Stimme zu allem etwas zu sagen. Wochen, in denen sie nicht bei Will, Maischberger, Plasberg oder im Moma auftaucht, gelten in Fankreisen deshalb als Grund zu ernster Besorgnis. Hat sie sich angesteckt? Der Politik den Rücken gekehrt? Wer soll sie ersetzen? Und lohnt es überhaupt, ohne sie weiterzumachen?

Nein, denn selbst wenn sich Karl Lauterbach, das Gesicht der Corona-Ära im Talkshowgeschäft, alle Mühe gibt und mit NachwuchskräftenInnen wie der bayrischen LandesvorsitzendenIn Katharina Schulze ähnlich ambitionierte Kräfte nachdrängen - Annalena Baerbock ist die einzige, die wahre Meisterin des Sprechens auf Verdacht, der eigentlichen Uneigentlichkeit eines im Sprachakt eingebundenen Erkennens einer Welt, die so nicht existiert, die aber, ginge es nach dem SprecherIn (Will), jedes Recht hätte, nach ihrer Existenz zu verlangen. Schon aufgrund deutscher schlimmen deutschen Kolonialgeschichte.

"Und eigentlich sind wir die größte Volkswirtschaft der Welt", hat Baerbock Millionen bereits halbeingeschlafenen DeutschInnen jetzt in der Will-Sendung mit dem schönen Titel "Wohin mit all dem Billiarden?" mitgeteilt. Ein Nebensatz mit Sprengkraft, denn die Volkswirtschaft der USA ist fünfmal so groß, die Chinas dreimal größer und selbst Japan stellt noch nahezu ein Drittel mehr Waren und Dienstleistungen her als die fleißigen DeutschTV-ZuseherInnen in Deutschland. Aber bei Annalena Baerbock ist da eben dieses "eigentlich", das aus einer vermeintlich womöglich sogar strafbaren Falschaussage eine Wahrheit höherer Ordnung macht. Deutschland ist vielleicht nicht die größte Volkswirtschaft der Welt, nein. Aber Deutschland ist sie eigentlich doch, denn wer es vergessen hat: In den USA regiert Trump, das zählt nicht, China ist keine richtige Demokratie. Und Japan, nun, Japan, das ist so weit weg, die müssen halt selber sehen.

In der Stunde der Not, wenn die Studioscheinwerfer ihre Lichtnadeln in die Rougepatina stechen, geht es nicht um Details, sondern um das große Ganze, um Deutschland Größe vor allem, die der wahre Patriot immer schon als sehr viel größer empfunden hat als es Landkarten oder schnöde Statistiken zu zeigen vermochten. Annalena Baerbock hat nun gewagt, auszusprechen, was so viele ihrer PolitikerkollegInnen sich nicht zu sagen wagen: Als amtierender Moralweltmeister ist ein Staat immer auch  die größte Volkswirtschaft der Welt, einfach weil das eigentlich nicht anders geht. Einer muss es ja machen, und besser wir, als die Chines_Innen, USA-Amerikaner_Innen oder Japaner_Innen.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo hier ist das team von faktenkorrektiv

Fakt: Sie hat mit 'größte' nicht das BIP oder die geometrische Ausdehnung gemeint, sondern metaforisch 'eigentlich die tollste/geilste'. Und das stimmt!

Fakt: Die Sendung hieß nicht 'Wohin mit den Billiarden' sondern 'Weg mit den Billiarden'.

Fakt: Grüne Wikipedia-Bios enthalten mindestens zwei gute Pointen (Trampolin/Dissertation), wenn man den Vornamen mitrechnet, auch mal drei.

Die Anmerkung hat gesagt…

die rote Sehnsucht nach Führung

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/corona-lockerungen-in-thueringen-riesen-rueffel-von-spd-klingbeil-fuer-ramelow-70850946.bild.html

Klingbeil

Er erwarte von Politikern, dass sie sich nicht von ein paar Leuten, die Verschwörungstheorien verbreiten, leiten lassen.
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Sie sind exakt so doof, wie man sich vorstellt, wie doof die sind.

Jodel hat gesagt…

Da kann man nur hoffen, das das kurzfristig und unbürokratisch aufgelegte
Grünen-Beatmungs-und-am-Leben-halten-Paket der öffentlich rechtlichen Gemeinsinnssender bis nach der Krise und zur nächsten Bundestagswahl ausreicht. Nicht auszudenken, wenn so tolle Karrieren total kompetenter Mensch*innen bei irgendeiner Stiftung oder sonstigem Regierungsbüdchen auslaufen müssten. Da ist doch noch so viel möglich. Drücken wir die Daumen.

Die Anmerkung hat gesagt…

EF meint, die Sendung der Botox-Queen heiße: Keine Kerle. Wer hat Recht?

https://www.youtube.com/watch?v=e3ryj82iaNE

Anonym hat gesagt…

"kulturzeit" (3sat) .

StuhlkreiskinderInnenberaterInnen geben Coranatipps. "angsfrei und achtsam mit der Krise umgehen"

"ich als Journalistin habe einen Platz für meinen Jungen in der Kita "

Langzeitschäden werden befürchtet - oh vey-das hochbegabte Journalistenkind bleibt dumm - was tun ?

Schmetterlingsbrilenfrau mit Doppelnamen labert in die Kamera .

dann aber : die Stadt ohne Auto - wird voll gut - voll fortschrittlich . Widerspruch zwecklos - "WissenschaftlerInnen" haben es vorgestellt und gut ist .

einmal von den Bärböcken dieser Republik erwünscht legt die rotgrüne Wissenschaft"" nach - kein Widerspruch - nirgendwo

Anonym hat gesagt…

Die sonst von mir (ausgenommen van der Lubbe) wertgeschätzten Niederländer wollen, so las ich vor zwei Wochen schon, mit der Maulkorbpflicht in den Öffies loslegen, und zwar, jetzt kommt es, erst nach der Ausgießung des Heiligen Geistes.
@ Danisch, der hier wohl eher nicht mitliest, Algorithmen hin und her, gelegentlich wird mir bange um dich.

waulmurf hat gesagt…

Naja, ich venahm den Satz gestern auch irritiert, aber sie meinte wohl ganz Europäerin und Weltenbürgerin nicht Deutschland, sondern "Europa", und dann kommt es ja evtl. so ungefähr und fast hin, wenn man jedes Krümelchen dafür zusammenfegt. Und der Kobold saß schließlich immer noch auf ihrer Schulter.

Die Anmerkung hat gesagt…

@anonym

Bei Fortran hat Danisch selbstverständlich recht. Mir grauste, als ich diesen Tichy-Stuß las, klickte aber auch sofort weg, da mich sinnfreier Blödsinn nur dann interessiert, wenn er auf den dafür zuständigen Seiten publiziert wird.

Was mir bei Danisch mehr auf den Sack geht, ist seine Merkeltreue.