Freitag, 3. April 2020

Medien im Corona-Fieber: Wie man richtig Panik schürt

Im Januar, als die Grippe noch viel gefährlicher war, kam der WDR seiner Informationspflicht nach.

Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für Medien, wenigstens im Prinzip. Zwar kommen kaumnoch Anzeigen herein, aber dafür stehen die Leser und Leserinnen Schlange. Immer gibt es etwas Neues, eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Was verbockt Trump, wie stehs es um die Todesrate in Italien, was verschweigt der Chinese schon wieder? Hier gilt es, mit Gefühl und Geschick Leser dort abzuholen, wo sie sind: Im Zustand gelinder Panikbereitschaft meist, die durch kluges Erwartungsmanagement dauerhaft stabilisiert werden kann.

Dazu muss wie in jeder Großlage mit dem gearbeitet werden, was da ist. Manchmal ist da viel, manchmal weniger, manchmal lässt es sich unbearbeitet nutzen, manchmal muss ein Profi ran. Beim ehemaligen Nachrichtenmagazin "Spiegel" sitzen die zu Dutzenden im Homeoffice und arbeiten sich an der Corona-Seuche ab. Wortgewand und gefühlvoll geschieht das, wie ein aktuelles Beispiel aus Wolfsburg zeigt. Dort waren in einem Heim für Demente mehrere Menschen gestorben - oder wie es im "Spiegel" dräut "bereits gestorben". Und wenn sich die Lage so zuspitzt, wie eskaliert man weiter?

In diesem Fall mit "Nun stößt auch das Klinikum an seine Grenzen". Hier heißt es für den gelehrigen Leser, besonders auf das sowohl inhaltlich als auch grammatikalisch funktionslose "auch" zu achten. "Auch" müsste dort stehen, wären zuvor schon in Wolfsburg oder wenigstens in der Nähe der früheren "Stadt des KdF-Kraftwagens" andere Kliniken an ihre Grenzen gestoßen. Das Adverb steht im Satz immerhin in der Bedeutung von "wie auch", es verweist also auf einen anderen, gleich oder wenigstens ähnlich gelagerten Fall.

Der hier keine Erwähnung findet, weil es ihn offenkundig nicht gibt. Trotzdem steht das "auch", aber es steht da auch das "bereits" vor gestorben, denn beide sind teil eines semantischen Tricks: Das "auch" signalisiert, dass es anderen, womöglich sogar viele andere Fälle gibt, in denen Kliniken an ihre Grenzen gekommen sind. Und das "bereits"  spielt mit der Erwartung, dass es dabei natürlich nicht bleiben können wird.   Nein, jetzt schon trauern die Angehörigen dort ja nicht um die Toten, sondern "um die ersten Toten".  Das weckt Erwartungen und zeigt zugleich, dass die  Redaktion schon mehr weiß.

Wie immer. So sind im "Spiegel" Kliniken in Los Angeles und New York nicht etwa überlastet, sondern "schon jetzt überlastet". Hamburg bucht nicht irgendeine, sondern die "erste Pension für Opfer häuslicher Gewalt" durch die Corona-Hausarrests. Es vibriert die Erwartung, dass da noch viel mehr viel Vielverprechenderes folgen wird. jetzt erst hat der Verfassungsschutz das Problem erkannt und vor dem Missbrauch von Corona gewarnt. Das Virus finde in der Szene "große Beachtung", sagte Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der Wochenzeitung "Die Zeit". Die Pandemie werde zum Anlass genommen, das Vertrauen in die Bundesregierung zu untergraben, Verschwörungstheorien zu verbreiten und Untergangsszenarien zu entwerfen. Die Verfassungsschutzbehörden hätten derartige Aktivitäten darum genau im Blick, betonte Haldenwang.

7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Wie man richtig Krise macht

https://www.lawblog.de/index.php/archives/2020/04/02/staatlich-verordneter-zwangskredit/

Staatlich verordneter Zwangskredit

Zu dem Thema äußert sich auch der Verbraucherzentrale Bundesverband

https://www.vzbv.de/pressemitteilung/verbraucher-sind-keine-kreditgeber-fuer-illiquide-unternehmen
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Aha. Dann schauen wir doch mal nach, wie der sich äußert.
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Gerade in der Krise braucht es auf beiden Seiten Anstand
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Anstand bedarf es nur am gemeinsamen Mittagstisch und im engen Kreis der Familie.

"Menschlichen Anstand - in der Welt der Kapitalisten soll man ihn nicht suchen."

Lenin. Wo er Recht hat, da hat er es eben. Punkt.

Sauer hat gesagt…

Am schlimmsten sind die öffentlich-unredlichen Medien, die auf allen Kanälen und zu jeder Zeit die Panik anheizen. Statt ruhig und sachorientiert über Corona zu berichten, senden sie im Modus einer Kriegsberichterstattung. Täglich werden Sondersendungen gebracht, die sich nur wenig von denen im 2. Weltkrieg unterscheiden. Im Mittelpunkt stehen die Opferzahlen an Toten und Infizierten; je höher die Zahlen, desto genüßlicher werden sie im Ton vorgetäuschter Besorgnis dargeboten. Es wird alles getan, die Hysterie und Angst in der Bevölkerung zu schüren, damit nur niemand zur Besinnung kommen kann. Die Zuschauer haben gar keine Zeit, die Zahlen rational einzuordnen; im Bombardement der Katastrophennachrichten findet der Zuschauer nicht den Atem, nachzudenken und sie mit seinen Erfahrungen über andere Krankheitsausbrüche zu vergleichen. Er wird gehetzt wie ein Kaninchen bei einer Treibjagd, das auch keine Ruhe findet, in seinen Bau zu schlüpfen und über eine Überlebensstrategie in der Verfolgung durch die Hetzmeute nachzusinnen.

Angesichts dieser reißerischen Indoktrination der Bevölkerung sind auch Politiker nicht zu beneiden. Sie werden gezwungen, die scheinbar naheliegenden populistischen Maßnahmen zu ergreifen, sie können sich dem durch die Angstsendungen ausgelösten Druck nicht entgegenstellen. Eine Nutzen-Kostenanalyse möglicher Vorgehensweisen zur Bewältigung der Coronaepidemie, die Politikern allerdings sowieso schwer fällt, ist nicht mehr möglich. Deshalb entscheiden sie sich für die Haudraufmethode ohne ihre Folgen zu bedenken. Das schafft ihnen momentane Popularitätsgewinne, die aber schnell wieder verrauchen, wenn sich herausstellt, welcher Schaden der Einsatz des Vorschlaghammers verursacht hat.

Anonym hat gesagt…

Haldenwang:
Die Pandemie werde zum Anlass genommen, das Vertrauen in die Bundesregierung zu untergraben, Verschwörungstheorien zu verbreiten und Migranten als Überträger des Virus zu brandmarken.


Dass Rechte 'Migranten als Überträger des Virus ... brandmarken' hat er sich vermutlich direkt aus dem Allerwertesten gezogen. Vielleicht wurde das mal vor ein paar Wochen irgendwo behauptet, aber ist inzwischen völlig irrelevant. Außer für jemanden mit einer Agenda gegen die politische Opposition.

Es ist auch ganz sicher nicht der Job des Verfassungsschutzes, sich um das Vertrauen der 'hier Lebenden' in die Bundesregierung zu kümmern. Zumindest ist bei Haldenwang klar, worum es ihm in erster Linie.

'Der Verfassungsschutz wurde zum Regierungsschutz.'
(evtl. vom Klonovsky)

Anonym hat gesagt…

...worum es ihm in erster Linie.

geht

Die Anmerkung hat gesagt…

>> 'Der Verfassungsschutz wurde zum Regierungsschutz.'
>> (evtl. vom Klonovsky)

Wieso wurde? War er. Schon immer. So wie sein Pendant immer Schild und Schwert war. Es war nie anders. Man muß dem Klonovsky nicht alles glauben, was er weinselig daherschreibt. Manchmal bietet er Anlaß genug, eine eigene Meinung haben.

Anonym hat gesagt…

Wieso wurde? War er. Schon immer.

Wahrlich, @ Anmerkung, Du und ich, wir sind ein Blut (Dschungelbuch). (Allerdings würde ich keine Schwarmvögel in Einzelhaft halten.)

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich halte keinen Schwarmvogel in Einzelhaft, sondern habe ihn ab und zu in Pflege.

Ansonsten ist es bei Schwarmvögeln wie bei Menschen. Manche kommen auch alleine ganz gut klar.

Der wird dieses Jahr 12, ein strammes Alter für einen Stubenadler. Bis ca. 20 kann es gehen.