Mittwoch, 8. April 2020

Geld aus dem Nichts: Das ist der große EZB-Trick

So einfach funktioniert die Gelderzeugung durch die EZB.

Millionen, Milliarden, Billionen, Trillionen! Im Zeitalter von Corona haben sich die Staaten rund um die Erde entschlossen, die drohenden konjunkturellen Brände mit Geld und noch mehr Geld zu löschen. Über die Staatshaushalte und die Europäische Zentralbank startete eine Geldproduktion, wie sie die Welt zuvor noch nie gesehen hatte. Die Menge der Frischgeldzuflüsse beträgt allein in Deutschland rund 12.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung, nicht eingerechnet sind hier Brückenbeträge zur Zahlung etwa von Kurzarbeitergeld oder zur Deckung von Staatsausgaben, die durch Steuereinnahmen nicht mehr gedeckt sind.

Woher aber kommen die gigantischen Geldströme so plötzlich, wo der Finanzminister selbst doch in besseren Tagen gerade noch vor klaffenden Haushaltslöchern gewarnt hatte?

Konrad Wellenfang ist ausgebildeter Monetarmechaniker, er hat ein Diplom als Investitionsingenieur und nach langen Jahren in einer Geldfabrik der EZB arbeitet er seit einigen Jahren als Geldstromerklärer in der Öffentlichkeitsarbeit der gemeinsamen Bank der Euroländer. PPQ hat den 53-Jährigen, der von berufs wegen in häufig umgezogen ist, im Exklusivinterview zum neuen EU-Geldwunder befragen dürfen. Was ist das für Geld? Ist es real? Wer macht es, wer bekommt und warum? Wellenfang, der im Privatleben gern Ostereier nach den alten Bräuchen seiner sorbischen Heimat ausbläst, nahm kein Blatt vor den Mund.


PPQ: Herr Wellenfang, Sie gelten als einer der wenigen Menschen in Europa, die überhaupt wissen, woher unser Geld kommt und wie es wodurch entsteht. Können Sie es uns denn auch erklären?

Wellenfang: Natürlich, das ist so schwer nicht. Geld produzieren wir als EZB zur Versorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung, aber wir produzieren es im Grunde nicht selbst, das muss man wissen. Wir nutzen stattdessen eine sogenannte Geldkaskade. Das klingt kompliziert, berücksichtigt aber im  Grunde nur den Umstand, dass die EZB nach den europäischen Verträgen nicht berechtigt ist, Staaten direkt zu finanzieren. Staaten aber brauchen Geld, also musste ein anderer Weg gefunden werden.

PPQ: Der noch komplizierter zu erklären ist?

Wellenfang: Das würde ich so nicht unterschreiben. Sehen Sie, früher funktionierte unsere Welt ja relativ einfach. Ein Staat nahm Steuern ein, mit denen er wirtschaften konnte. Steuern, die er noch nicht besaß, konnte er verpfänden. Mit sogenannten Anleihen suchte er sich Investoren, die ihm das Geld, was er später von seinen Bürgern an Steuern einzunehmen hoffte, vorstreckten. Dafür versprach er diesen Anlegern, ihnen Zinsen zu zahlen - meinetwegen drei oder sieben, manchmal auch zehn Prozent. Das funktionierte verblüffend lange, denn selbst wenn die Steuereinnahmen nicht reichten, endfällige Papiere auszulösen, konnte man einfach mehr neue Papiere mit neuen Versprechen  ausgeben. So lange die Zinsen bezahlt wurden, waren eigentlich alle immer recht zufrieden.

PPQ: Das klingt nach einem schönen Geschäft für alle.

Wellenfang: Das war es, das war es sicher. Karl Marx hat das als Kuponschneiderei angeprangert, aber von ihm abgesehen konnten allr prima damit leben. Bis zu dem Punkt, wo die ersten Staaten nicht mehr genug Nachschuldner fanden, um wenigstens ihre Zinsen pünktlich zu zahlen. Da ging dann die Angst um, dass der, der in dieser Kette drinhängt, am Ende vielleicht doch gar nichts bekommt.

PPQ: Gleichzeitig stieg der Geldbedarf der Staaten im Zuge der Finanzkrise.

Wellenfang: Ja, das war unglücklich. Die Angst war schon überall und auf einmal hieß es, wir müssen aber noch mehr haben, viel mehr. Das hatte keine Aussicht auf Erfolg, weil wir nicht so einfach Geld drucken konnten, auch wenn es immer so aussah. Das Schmiermittel der Moderne, das die Essenz des Machterhaltes der Demokratien ist wie es auch ein Wohlstandsversprechen für jedes Mitglied der Gesellschaft darstellt, war einfach durch unglückliche Weichenstellungen auf dem Feld der Politik in eine Engstelle geraten, aus der es durch einfach Bewegungsübungen nicht zu befreien war.

PPQ: Eine bedrohliche Entwicklung.

Wellenfang: Die allerbedrohlichste überhaupt! Sie können eine Volkswirtschaft ohne Milch, ohne Zucker und ohne Käse betreiben, eine Weile lang zumindest. Aber einen Staat ohne Geld, das geht nicht. Wir haben deshalb im Zentralmonetarisierungsstab der EZB immer wieder zusammengesessen und überlegt, was machen wir denn jetzt, wie kommen wir aus dieser Malaise raus?

PPQ: Die Idee war dann?

Wellenfang: Nun, die Idee entsprang der klassischen Monetarschule, wie sie in der Geldschneiderlehre jeder Azubi im ersten Lehrjahr bimsen muss. Vielleicht kennen Sie diese Parabel ja, Frau und Mann, Zettel und Geld?

PPQ: Nein, bitte erklären Sie es uns?

Wellenfang: Das soll unseren Eleven begreiflich machen, was wir hier tun,also in der Geldproduktion. Stellen Sie sich also vor, Sie sind ein Mann und eine Frau, ein Paar, klar. Wenn Sie nun auf einen Zettel "1 Zettel" schreiben und diesen Zettel gegen einen Zettel tauschen, auf den ihre Frau "1 Geld" geschrieben hat, dann haben Sie Geld und ihre Frau hat eine Sicherheit in derselben Höhe. Sie können nun bei ihrer Frau Leistungen einkaufen oder ihr Zettelgeld sparen, das ist egal, denn erstens bleibt es immer ihr gemeinsames Vermögen, zweitens sind es immer ihre gemeinsamen Schulden. und drittens heben sie sich stets untereinander auf. Es ist also nicht möglich, zwei oder 70 solcher Zettel zu schreiben, nein, sie können, wenn Sie das in ihrer begrenzten Lebenszeit schaffen, unendlich viele herstellen. Und so lange ihre Frau mit ihrem Tempo mithält, bleibt alles bei Null.

PPQ: Das klingt nach Zahlenzauberei.

Wellenfang: Ja, es ist höhere Geldmathematik. denn eigentlich entstehen ja keine Werte. Aber so ähnlich machen wir das: Die Staaten geben weiterhin Anleihen heraus, nur jetzt ohne Zinsversprechen, weil sie das nicht mehr halten können. Deshalb würde die Anleihen an sich auch niemand kaufen. An der Stelle treten wir auf: Nachdem die Anleihe pro forma kurz auf dem Markt geparkt wurde, übernehmen wir sie. Wir zahlen mit neuem Geld, das aber letztenendes niemandes Schulden erhöht, weil wir anstelle des Geldes jetzt die Anleihe haben, die genausoviel wert ist. Wie unser Beispielpaar lässt sich das ins Unendliche steigern, ohne dass irgendwem etwas weggenommen wird.

PPQ: Werden denn aber auf diesem Weg nicht immer mehr Steuern verpfändet, die noch gar nicht erarbeitet sind?

Wellenfang: Das war schon immer so. Im Moment sind ja schon Steuerbürger in der Haftung, die sind noch nicht mal geboren! (lacht) Nicht mal deren Eltern sind geboren! Das ist aber nicht unser Problem. Sehen Sie, problematisch ist nicht ob jemand, der nur schmale 1000 Euro im Monat verdient, 20 oder 200 Millionen Schulden hat. Er kann ja weder die eine Summe noch die andere zurückzahlen. Problematisch ist, wenn sich nicht mehr leugnen ließe, dass er nicht zahlen kann, ob nun bei 100.000 Euro Schulden oder 100 Trillionen. Dann knackt uns alles weg, dann sind wir erledigt. Dann raucht das ganze System ab.

PPQ: Dieses geschickte Umgehen des Verbotes der monetären Staatsfinanzierung war also eine Art Rettungspakt für uns alle.

Wellenfang: Aber hallo! Das größte und beste und eleganteste aller Zeiten! Wobei das wirklich Imponierende daran ist, dass niemandem etwas weggenommen wird und das ganze trotzdem immer weiterlaufen kann. Die Staaten hauen Anleihen raus, wir bezahlen mit neuem Geld, das aber ist absolut werthaltig, weil wir ja als Sicherheit das Versprechen der Staaten haben, am Sankt Nimmerleinstag jeden einzelnen Heller zurückzuerstatten. Es ist perpetuum mobile, wie ich immer sage, bei dem es nicht auf die Stellen vor dem Komma ankommt. da ist alles möglich und alles machbar, Trillionen, Trilliarden, Quinquilliarden, Nonilliarden, Tredezilliarden, Quinvigintillioen, Whateverittakesillionen. Spielt keine Rolle. Haben wir oder können wir machen. Kein Problem.

PPQ: Unsere Leser*Innen fragen sich jetzt bestimmt, wieso nicht. Das sind doch gewaltige Belastungen, die da zu schultern sind?

Wellenfang: Das dürfen Sie so einfach nicht sehen. Betrachten Sie es mal so: Die Staaten verkörpern ihre Bürger, es haften also letztlich nicht staatliche Organisationen, sondern die Menschen dort, zumindest die Steuerzahler. Wofür haften sie? Für Geld, das geliehen wurde. Aber von wem wurde es geliehen? Genau, von der EZB! Und nun schauen Sie mal, wem die gehört: Den Staaten! Klingelts? Schauen wir doch mal, wem die Staaten gehören - sehen Sie, derselbe Eigentümer! Wie Sie und ihre Frau sich gegenseitig Schuldschein-Zettel und Geld-Zettel zuschieben, ohne dass einem von ihnen beiden dadurch mehr oder weniger von allem gehört, was Ihnen beiden gehört, schieben sich die Staaten und die Staatsbanken Guthaben und Kredite zu, die letztlich jeweils denselben Schuldner wie Gläubiger haben. Die Bürger stehen bei sich selbst in der Kreide, und zwar in  einem Maß, dass die derzeit lebenden Steuerzahler die Summe nicht abzahlen können, aber deren Nachkommen auch keine Chance haben, das zu schaffen.

PPQ: das hört sich unglaublich beunruhigend an.

Wellenfang: Das ist ein vollkommen falscher Eindruck. Diese ganze Verschuldung ist ja nicht nur ein Minusposten, sondern zugleich auch ein Guthaben, das wir alle bei uns selbst haben. Es beträgt im Grunde Null, würde man es gegen die Schulden rechnen, aber dann hätte ja niemand mehr nichts, nur Fläche, Immobilien, Landbesitz, Hosen, Jacken, Hüte und vielleicht ein paar Bücher und Vasen und Möbel. Zudem gäbe es dann keine Möglichkeit, Werte aufzusparen, außer vielleicht, sie unters Kopfkissen zu legen, in Form von Ketten, Ringen oder Goldbarren. Die ganze menschliche Gesellschaft verlöre ihre Sparbüchse, die eben derzeit in der Form von Schulden existiert.

PPQ: Und die Inflation?

Wellenfang: Die haben wir abgeschafft, ich glaube, das war ein Präsidiumsbeschluss von 2011? 2012? Ich müsste nachschauen. Jedenfalls ist die ausgeschlossen, rigoros. Wir haben Nullzinsen und Nullinflation, das macht die Sache ja so charmant für uns in der Geldproduktion. Denken Sie an ihre Zettel mit 1 Zettel und 1 Geld - so lange nicht einer dem anderen verspricht, ihm mehr Zettel zurückzugeben als der andere überhaupt bekritzelt hat, ist das System todsicher, glauben Sie mir. Da kann nichts passieren, gar nichts.


7 Kommentare:

Gerry hat gesagt…

Sorry für OT, aber Daumenhoch an Sven Liebich und seine Pestaktion.

Staunen kann man in dem Zusammenhang über die Ignoranz der Ossis, welche sich in ihrer bockigen Tristesse (Ellen Kositza) erneut den Vorgaben von oben widersetzen , diesmal inkl WHO.

Die Anmerkung hat gesagt…

33.300 (aktuellste RKI-Schätzung)

Ja, schätzen sie mal, ob es eine Pandemie, Epidemie, ein Staatsstreich oder einfach nur die große Volksverarsche bzw. der vorweg genommene Wirtschaftscrash zur Marktbereinigung ist.

Bei letzterem wäre es der Testlauf darauf, wie weit die Bevölkerung mitzumachen gedenkt.

Anonym hat gesagt…

Disclaimer nach NetzDG: Der folgende Text wurde zum Zweck populistischer Propaganda leicht geändert
***

...Wie keine andere Zentralbank auf der Welt kauft sie seit Jahren Unsummen an Staatspapieren auf. Damit hält sie die Zinsen extrem niedrig, was die immense Staatsverschuldung halbwegs tragfähig macht.
...
Für Beobachter stellt sich nur die Frage: Wie lange kann dieses System stabil bleiben? Die hohe Verschuldung ist ein explosiver Cocktail, der droht, dem Land um die Ohren zu fliegen. Fast die Hälfte der Steuereinnahmen fließt bereits jetzt in den Schuldendienst - und das, obwohl die Zinsen extrem niedrig sind. Bislang macht Wirtschaftswachstum diesen Zustand möglich. Nur deuten sich Zeichen an, dass zumindest Gegenwind für die weltweite Konjunktur aufzieht. "Wenn wir in den nächsten Jahren einen konjunkturellen Abschwung erleben, stellt sich natürlich das Verschuldungsproblem ganz anders da. Dann werden die finanziellen Spielräume enger, und die Zinsen steigen", sagt Henning Vöpel. Das Kartenhaus könnte einstürzen.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/japan-ist-schuldenweltmeister-100.html

Anonym hat gesagt…

"biiiite,biiiite,biiiite geben Grédit für arme Land"

aus " 4000 Tage in Zentraleuropa " Brennglasverlag Glauchau , 439 S. mit vielen Illustrationen und einem Vorwort von Jean Poll Gothier .

ppq hat gesagt…

@anonym: ha, das ist japan! ganz andererschter fall! die eu ist eine wertegemeinschaft und der euro ein solidarkollektiv. hier gilt das gesetz der unbeschränkten akkumulation von eigenmitteln, so dass durch ein verbot des verbots der überschreitung von schuldengrenzen das primat der politik jederzeit gewahrt bleiben kann. ist die infektionskette der nachschuldner lang genug, findet keine direkte staatsfinanzierung mehr über die druckerpresse statt und die schwarze null darf weiterhin als staatswappen verwendung finden.

Anonym hat gesagt…

Die Coronaverarschung ist der größte Bluff aller Zeiten. Es ist schlicht und einfach ein gewollter Wirtschaftscrash.

Gerry hat gesagt…

Ergänzung: oben zitierte Grafik mit den Fällen pro Bundesland könnte man mit Verhältnis zur Bevölkerungszahl kontern. Die Spalte pro 100000 Ew in der Tabelle vom RKI ist aussagekräftiger