Es ist immer kreuzgefährlich, wenn einer journalistischen Vorstellungswelt Fakten und Tatsachen in die Quere kommen, die es so aussehen lassen, als stimme das alles gar nicht, was man behauptet. Kaum irgendwo geschieht das öfter als in den deutschen Gemeinsinnmedien, deren zentrale Aufgabe in Seuchenzeiten eher weniger im berichten von Tatsachen, sondern im transportieren regierungsamtlicher Framings liegt.
Fällt im Kanzleramt die strategische Entscheidung, die Lüge verbreiten zu lassen, dass Schutzmasken eine äußerst schädliche Angelegenheit sind, dann muss diese Nachricht verbreitet werden, selbst wenn jedem Vorschüler klar sein muss, dass sie falsch ist. Und wenn eine Staatsangestellte berichtet, eine fremde Macht habe ihm einen ganzen Schock dieser, nun schon nicht mehr als schädlich betrachtete Masken in einem "Akt der Piraterie" geraubt, dann muss das so gesendet und geschrieben werden, ohne dass zuvor ein Gegencheck versucht wurde. Der würde schließlich so viel kaputtmachen, dass die Geschichte gar nicht mehr zu halten wäre.
Hose runter, Hass raus
Es geht immer nur um die Tageswahrheit, die auch falsch sein kann, ja, die falsch sein darf oder sogar sein soll. "Fake News" sind im Grunde bereits seit Jahren ein dynamischer Prozess, gestern noch rechtes Getrolle, heute schon Regierungssprech und Tagesschaubotschaft. Was Pegida 2015 forderte, ist heute Regierungslinie, die Sehnsucht nach Schließung der Grenzen, von Merkel-Kritikern jahrelang vergebens geäußert und von Leitmedien als vollkommen unmöglich abgelehnt, wurde mit einem Federstrich umgesetzt. Die von Schutzmasken Anfang März noch ausgehende Bedrohung verwandelte sich, kurz vor dem Höhepunkt der Ansteckungssaison wurden dann sogar Flüge aus dem Iran in die umfassenden Verkehrsverbote etwa für Reisen aus Niedersachen nach Mecklenburg oder von Kiel nach Sylt einbezogen.
Die Tageswahrheit ist wie Treibsand, selbst die eingeweihten Propagandisten der amtlichen Offenbarung von gestern stehen zuweilen schon morgen mit heruntergelassener Hose vor ihrer Gemeinde, von der Peinlichkeit der Umstände gezwungen, zu erklären, was im Rahmen des Sendeauftrages nicht zu erklären ist.
"Quer", das "politische, kritische, bayerische Magazin vom Bayrischen Rundfunk, geriet etwa aufgrund eines Filmes in die Bredouille, mit dem die Gemeinsinnjournalisten Ende Januar mit "wuchernden Verschwörungstheorien über das Corona-Virus" (BR) aufgeräumt hatten. Für jüngere Leser*Inneninnen: Gültige Regierungslinie war seinerzeit noch, dass nur China von Corona betroffen sei und sein werde, Deutschland erwarte allenfalls eine kleine Grippewelle, auf die das Land gut vorbereitet worden sei.Die Phase des "wir schießen mit der Bazooka" und "kein Arbeitsplatz wird verloren gehen", folgte erst zirka sieben Wochen später.
Defätisten und Feinde der FDGO verbreiteten dennoch damals schon schädliche Parolen wie "alles ist viel schlimmer, als die Regierung zugibt“ und sie forderten wie immer, dass sofort alle Grenzen geschlossen werden müssten. "Quer" reagierte pflichtgemäß: der Hetze wurde "die damals bekannte Faktenlage entgegengestellt" (BR). Und heraus kam, dass die Faktenlage mit 60 Millionen in Hausarrest verbannten Chinesen, einer von der Pekinger Regierung auf Null heruntergefahrenen Wirtschaft, fehlenden Impfstoffen gegen Corona und weltweit weiter ungebremstem Reiseverkehr darauf hindeutete, dass es gar kein Problem nirgendwo gibt und geben können wird.
Das Fremde, nicht das Virus macht Angst
Außer diesem einen natürlich, wie es im Aufklärungsfilm von "Quer" heißt: "Das Virus ist uns fremd und das Fremde macht uns Angst". So sehr, dass erste Verwirrte "schon mit Mundschutz herumlaufen". Nun sei "ein bisschen Vorsicht bei Viren nicht verkehrt", aber lange kein Grund für "Panikmache". Corona, das bestätigten später andere Koryphäen, ist nicht schön, aber auch keineswegs gehalten, sich verunsichern zu lassen. Calm! It's just another virus!
Ärgerlich, dass es anders kam und die meisten "Verschwörungstheorien" (Quer) vom Januar auf eine Weise Realität wurden, die das Aufklärungsfilmchen der "Quer"-Redaktion in eine Video voller Verschwörungstheorien verwandelte. Eben noch ein "normaler, journalistisch gut begründeter, auf den damals bekannten Fakten aufbauender Kommentar" (Quer), musste das Video "im Rahmen unserer normalen journalistischen Sorgfalt" (Quer) gelöscht werden. "Der Grund: Die Faktenlage hat sich geändert", wie es beim BR heißt.
Die Tageswahrheit hat sich gewandelt. "Handlungsempfehlungen, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Kommentars richtig waren, sind heute nicht mehr richtig". Wie Winston Smith in Orwells "1984" als Mitarbeiter des Wahrheitsministeriums permanent damit beschäftigt ist, alte Zeitungsberichte und mit ihnen das vergangene Geschichtsbild an die gerade herrschende Parteilinie anzupassen, redigiert der Bayrische Rundfunk sein Archiv je nach aktuellem Erkenntnisstand der Virenforschung im Bundespresseamt. Das sei vollkommen normal, heißt es. Und "wer die quer-Berichterstattung von Beginn der Corona-Krise bis heute nachvollziehen möchte, kann das im Netz und im Fernsehen tun."
Wobei das, was galt, aber nicht mehr gilt, bei der historischen Betrachtung natürlich ausgespart bleiben muss, denn es ist ja gelöscht.
5 Kommentare:
Alles zerfließt
Gleich mit jeder Nachricht
Ändert sich das schöne Wahre.
Was man noch gestern spricht
Liegt heute tot auf einer Bahre.
https://www.youtube.com/watch?v=k8jhQwoG198
Steimle liest - Der süße Brei
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TurboRosso vor 2 Stunden (bearbeitet)
Ich dachte beim süssen Brei eher an den Zeichentrickfilm "Die 3 Holzfäller" Strohhalm,Bastschuh und Blase ..."Freund Blase es gibt süssen Brei " ....oh süssen Brei wo ist mein grosser Löffel 👉😊
Das mit der Politik und den runden Tischen können wir getrost vergessen das will die Politik nicht .Eine erneute Wende wenn sie denn mal kommt wird nicht nochmal so friedlich ablaufen wie 89 .
Also in die Ecke Besen,Besen seid s gewesen....
Fake News? Nein, bei uns nicht, aber fragen sie mal nebenan.
Die Nebenhandlung mit dem Weltpolitiker Müller, der den Fake-Maskenklau gleich Trump persönlich vorwirft, als hätte der es angewiesen oder die Masken gleich eigenhändig in seinen Privatjet umgeladen, sagt auch alles über diesen Müller, was man wissen muss.
was die berliner betrifft, muss man fake news natürlich auch können können. man muss die so formulieren, dass sie nicht sachlich widerlegt werden können. da muss in der hauptstadt noch nachgeschult werden
Der führende Rechtsmediziner Hamburgs hatte noch keinen Corona-Toten auf seinem Tisch. Obduziert der nur Fische?
https://www.pressreader.com/germany/hamburger-morgenpost/20200403/281487868456736
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