Donnerstag, 19. März 2020

Schöner sterben mit Corona: Wenn kein Lachen im Halse steckenbleibt



Satire muss alles dürfen müssen, sie kann beleidigen, religiöse Gefühle verletzen und Minderheiten verschaukeln, sie darf - zumindest vorerst noch - sogar in die Irre führen und sie schafft das, wenn Satirekonsumenten einen Moment lang nachdenken müssen, ob das,was sie da gerade lesen, hören oder sehen, wirklich wahr oder ausgedachter Quatsch ist. Wenn das Lachen im Halse steckenbleibt, ist der Zweck der Übung erreicht. Satire muss nicht lustig sein, nur treffend.

Was Satire niemals darf, ist allerdings in den geltenden bundesweiten Satirerichtlinien genauso festgezurrt und unabänderlich: Satire darf nicht unlustig sein, sie darf nicht eindimensional grausam Boshaftigkeit predigen oder dazu dienen, Menschen wegen ihres Geschlechtes, ihrer Abstammung, ihrer Rasse, ihrer Sprache, ihrer Heimat und Herkunft, ihrer Glaubens, ihrer religiösen oder politischen Anschauungen, ihrer Haarfarbe, ihres Alters, ihrer Körpergröße oder der Form ihrer Nase oder Zehen herabzuwürdigen, ihnen Übles zu wünschen oder gar den Tod anheimzustellen.

Beim Jugendfernsehen Elf99 "Funk", einem Internetsender, mit dem das öffentlich-rechtlich Rundfunksystem in Deutschland die Zahl seiner Sender zur Sicherung der sogenannten Grundversorgung erfolgreich auf nunmehr 102 erhöhen konnte, arbeitet das "Bohemian Browser Ballett nichtsdestotrotz daran, den Satirebegriff der Deutschen krisengerecht auszuweiten. Im aufwendig gemachten Film "Corona rettet die Welt" bewirbt sich das Redaktionskollektiv um die Liebe aller Altenheimbewohner, ja, überhaupt aller Menschen über 55: Sie, im Grunde genommen die Hauptfinanzierungsquelle der halbjugendlichen Gebührenfunker, mögen doch bitte recht schnell sterben an der Seuche, denn das entlaste das Klima und rette damit Welt für nachkommende Generationen.

Der Zwei-Minuten-Film ist nachfragetechnisch gesehen ein Kracher, verglichen mit den meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit bei Youtube verklappten Funk-Filmen. Mehr als eine Viertelmillion Zuschauer fand die mit vielen Effekten und mehreren Darstellern inszenierte Betrachtung zur  klimaeugenischen Kraft von Convid-19, die von den Machern selbst als "bittere Ironie" bezeichnet wird. Eine Kunstform, die ankommt, denn trotz der menschenverachtenden Todeswünsche, die der Film äußert, fanden sich mehr als 10.000 besinnungslose Funk-Fans irgendwo da draußen in denn heruntergefahrenen und eingefrorenen Seuchen-Landschaften, die den von keiner normalmenschlichen Regung angekränkelten Machern ein "Gefällt mir" hinterließen.

Ein Land am Rande des Nervenzusammenbruchs, das sich staatsnahe Sender leistet, in denen amoralisch versteinerte Jungfunker ihren Hass auf alles, was anders ist, älter oder kranker, brutalstmöglich ausleben können. Und ein Publikum finden, das ihnen dafür auch noch applaudiert.

Wenn Angela Merkel nach Ansicht ihrer eingeschworenen Gemeinde auch gerade eine Ruckrede gehalten hat, die "emotional, empathisch und mit großer Kraft" (Die Zeit) zu einer gemeinsamen Kraftanstregung zur Bewältigung einer "Herausforderung", wie es "seit dem Zweiten Weltkrieg keine gab" (Merkel), lässt die Satire des Bohemian Browser Balletts ebenso wie andere gefeierte Hassbotschaften vermeintlich aufgeklärter und moralisch erhabener Absender vermuten, dass es anders kommen wird.

6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

她不是社会主义民主德国培养的政客吗

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/die-odyssee-eines-corona-fluechtlings-nach-china/

Jodel hat gesagt…

Wenn man bedenkt, das dieses Filmchen einen weiteren Nagel in den Sarg der öffentlich-rechtlichen Medien hämmert, würde ich mich fast auch zu einem "Gefällt mir" hinreisen lassen.
Erst wenn genug Leute endlich kapiert haben, wie sehr uns diese Fatzkes verachten und uns rund um die Uhr beleidigen, belügen, beschimpfen usw. usf., kommt hoffentlich einmal Schwung in die Sache. Somit kann man diesem Erzeugnis nur die allerweiteste Verbreitung wünschen.
Daher "Gefällt mir" nicht der Film, aber die Reaktionen die er die der Zielgruppe hervorruft.

Anonym hat gesagt…

Die Ö-R sind wie immer die letzten, die am Thema dran sind. Das ist geschätzt der zehnte Aufguss.
Man kann die grundlegende These aber locker weiterspinnen:
Wenn der 'Turbo-Kapitalismus' wirklich krachen geht, wie es dieses sprachgecoachte Würstchen feiert, dann geht seiner GEZ-Geldverbrennungsbude eher heute als morgen das Geld aus und wir können herzhaft darüber lachen, wo er mit seinem Irgendwas-Mit-Medien-Abschluss landen wird.

Anonym hat gesagt…

Gedanken zum größten Bullshit aller Zeiten:

https://imgur.com/fWkqRXb

Gernot hat gesagt…

Ich finde, Satire muss erlaubt sein, auch wenn sie dümmliches Geschwafel ist oder als Hass ausgelegt werden kann.
Dann muss das aber für alle gelten.
Man stelle sich mal vor, die AfD generierte eine Satire über die Infektionen von Flüchtlingen oder herausragenden Politikern und seriösen Mediengestaltern.

suedwestfunk hat gesagt…

Natürlich darf Satire alles - solange die in Effigie hingerichteten mit gleicher Münze zurückzahlen können. Das war freilich in Zeiten von Julius Streicher und Erich Mielke nicht selbstverständlich. Da gab es gute und schlechte Satire, also solche, die dem Juden oder/und Kapitalisten diente, was oft das Ende sowohl des Juden wie des Satirikers bedeutete. Heute sagen Antifa, Grüne und Linkspartei, auf wen Satire zielen darf. Sie dürfen auf eine lange Tradition zurückgreifen. Ich darf sagen, dass sie mir aus eigener Erfahrung vertraut ist. Mein Verhältnis zu Satire ist dasselbe wie zu Kernwaffen: Mit einem Gleichgewicht des Schreckens komme ich zurecht. Und ein Coronavirus ist da Gott sei Dank wirklich unparteiisch.