Keine 48 Stunden liegen zwischen zwei regierungsamtlichen Tweets, die zeigen, dass das politische Berlin nicht einmal mehr eine Kommunikationsstrategie hat. |
Das Mikrophon funktioniert nicht, als Angela Merkel auf die Bühne tritt, um eine der wichtigsten Reden ihrer Amtszeit zu halten. Von ganz fern nur ist die Bundeskanzlerin zu hören, vielleicht auch daran liegt es, dass sie wie schon entrückt wirkt, während sie verkündet, was die Bundesregierung noch 48 Stunden zuvor als üble Fake News gebrandmarkt hatte.
Es ist das Dementi der Behauptung, die Bundesregierung plane keine weiteren massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens, was Merkel von einem vorbereiteten Text abliest, im typischen Merkel-Sprech: Die Bundesregierung habe "mit den Ländern weitere Leitlinien zur einheitlichen Beschränkung sozialer Kontakte im öffentlichen Leben" sagt sie. Und dann liest sie, immer noch kaum verständlich, endlos Details vor.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundesregierung binnen weniger Stunden tut, was sie zuvor noch mit allem Nachdruck ins Reich der Märchen, Sagen und regierungsfeindlichen Propaganda verwiesen hatte. Gerade erst waren die Grenzen geschlossen worden, ein Schritt, für den Bundesaußenminister Heiko Maas den amerikanischen Präsidenten Donald Trump noch eine Woche zuvor hart kritisiert hatte. Und nun die Schließung von Geschäften, Spielplätzen und Bordellen nebst einem kompletten Urlaubsverbot für alle Bürger, die eben noch mit "Achtung Fake News" als böswillige Verleumdung gebrandmarkt worden war.
Nicht der Umstand, dass sich eine Regierung aufgrund veränderter Umstände umentscheidet, ist dabei bemerkenswert. Sondern die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Behauptung, weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens seien nicht geplant, offenbar tatsächlich keinerlei dahingehende Planungen auf dem Tisch lagen. Oder würde jemand, der dergleichen plant, kurz vor der möglichen Umsetzung öffentlich behaupten, er plane das nicht? Um sich wenig später selbst Lügen zu strafen?
Viel zu gut in Erinnerung auch bei der Bundesregierung ist Walter Ulbrichts Satz, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu bauen, gesprochen zwei Monate vor dem Mauerbau und seitdem ein klassisches Beispiel dafür, wie politische Kommunikation um Gottes willen nicht betrieben werden darf. Sechs Jahrzehnte später machen sie es genauso: Erst das Dementi, dann der Vollzug des Dementierten. Danach kann nur noch die Forderung folgen, dass die Bürgerinnen und Bürger lernen müssen, Vertrauen in die Maßnahmen von Partei und Regierung zu haben.
Das wird schwer zu erreichen sein, gerade weil mit jeder Woche, die die Corona-Krise andauert, deutlicher wird, dass diese Bundesregierung zwar irgendwo im Archiv Ablaufprognosen liegen hat und sogar verstaubte Pandemiepläne existieren. Dass aber in der Konfrontation mit der Realität vom ersten Tag an ein Maß an Ratlosigkeit und Verzweiflung herrschte, das sicherstellte, dass sämtliche Entscheidungen zu zaghaft fielen, zu spät kamen. Oder gleich beides.
Die beiden regierungsamtlichen Tweets, die einander zu 100 Prozent widersprechen, zeigen, dass das politische Berlin, das beweisen will, dass es eine Strategie gegen das Corona-Virus hat, nicht einmal mehr eine Kommunikationsstrategie besitzt.
Ein weiteres beunruhigendes Detail in einer ohnehin unruhigen Situation, sogar für die treue Fankurve.
Falls Sie eigene Beobachtungen oder Informationen zu Vorgängen im Zusammenhang mit der Corona-Krise, der Lage in Krankenhäusern, bei Behörden, in Firmen, Ämtern oder irgendwo sonst haben, von denen die Welt wissen sollte, schreiben Sie uns: Mail an PPQ
13 Kommentare:
Ein Freund mit Jägerhütchen meinte dazu neulich neckisch: Den Gorronismus in seim Lauf halten weder Spahn noch Merkel auf.
hervorragend in diesem zusammenhang auch der mann mit dem namen eines archetypischen abrafaxe-gegenspielers:
SPD-Innenminister Pistorius fordert Strafen gegen Fake News
Antipandemistischer Schutzwall. Niemand darf rein oder raus.
https://www.youtube.com/watch?v=SZXzBs76qnA
Wer "Gorronismus" sagt, ist bestimmt aus Sochsen.
Halten wir auch das Schöne fest: "Defender" bricht zusammen.
Vielleicht auch eine Bestätigung dafür, dass nicht alles planmäßig rollt.
Beste Grüße
Das Verhalten der Merkel-Junta kann man seit Mai 2008 (Bruch des Maastricht Vertrags) eh nur noch verstehen, wenn man annimmt, dass sie das Deutsche Volk abgrundtief hasst und vernichten will.
Die meisten Leute haben sich da inzwischen schon derart dran gewöhnt, dass es ihnen nicht mal mehr auffällt...
Unser Krisenstab wertet mehrmals am Tag die Pressemeldungen und entscheidet dann, mit welcher Maßnahme Merkel für die nächsten Stunden am wenigsten inkompetent aussieht.
ich bitte doch dringend, von begriffen wie "merkel-junta" abzusehen, sofern sie als injurie gemeint sind. es mag euch gefallen oder nicht, aber die frau ist gewählt und daher - wenigstens was die diskussion hier betrifft - sachlich zu behandeln.
ich lasse das heute noch mal stehen, aber in zukunft gilt das die anettekette
Jun·ta
Substantiv, feminin [die]
1.
(in Spanien, Portugal und Lateinamerika) Regierungsausschuss, Staatsorgan, Verwaltungsbehörde
Aber wir wollen nicht Haare spalten, wir sind ja nicht im Parlament. Die allgemeine Bedeutung ist klar.
Unterschiede
Militär-Junta: Knallharte Profis, die es mit den Grundrechten nicht so genau nehmen.
Merkels Amateurtheater: Die es mit den Grundrechten nicht so genau nehmen.
@ anonym4: "sofern sie als injurie gemeint sind". nebensätze bitte mitlesen, die beziehen sich auf den hauptteil und erklären, was genau der meint.
was eine junta ist, wusste ich ausnahmsweise schon.
und ebenso hatte ich verstanden, wie der begriff in dem von mir kritisierten kommentar gemeint war
Ihr werdet zurückkehren sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger.
Alte kabbalistische Weisheit.
Und wenn hier einer "Merkeljunta" nicht als Verbalinjurie verwendet, sondern ganz neutral oder vielleicht sogar als Ausdruck von Anerkennung - darf er es dann gebrauchen?
dieses zusammengesetzte substantiv ist sein eigener kommentar, deshalb wird es ja verwendet, obwohl es so grell ist, dass man gar nicht hinschauen kann. warumnicht einfach "bundesregierung" oder "merkel-kabinett"? es weiß doch jeder, jeder schüttelt fassungslos mit dem kopf und es klingt nicht so nach gosse und nahkampfliteratur
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