Damals forderte die Bundesregierung jedermann zum Hamstern auf - heute gilt Bevorratung für den Krisenfall als "unsolidarisch" (Armin Laschet). |
Wochenlang haben sie gegen Menschen, die für sich und ihre Familien vorsorgten, als angebliche "Hamsterer" gehetzt. Es sei für alles gesorgt, von staatswegen. Dann ließ der Bundesverkehrsminister wissen, dass die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert sei und kein Grund zur Sorge bestehe, "dass wir irgendwo Knappheiten haben".
Ein paar "leichte logistische Schwierigkeiten", das sei alles. "Die Lager sind gut bestückt." Auch die Bundeslandwirtschaftsministerin bestätigte das. "Aktuell" geben es keine Engpässe. Aktuell. So spricht eine Politikerin, die später sagen können wollen will, dass sie nur den Moment gemeint habe. Das wissen sie auch in Hamburg bei der "Zeit", einem Blatt, das niemals Regierungskritik äußern würde, so alnge es sich irgendwie umgehen lässt. Nun aber verloren sie die Nerven und bließen mit der Überschrift "Noch ist alles da" zum letzten Einkaufsgefecht.
Ein Kulturbruch, denn seit einige Wochen schon ist der "Hamsterer" geworden, was vor ihm der "Spekulant", der "Manager", der "SUV-Fahrer" und der alte weiße Mann gewesen war. Wer hamstert, ist asozial, heißt es, wer sich Vorräte zulegt, vergeht sich an der Solidargemeinschaft.
Das ist allerdings neu, denn eben noch forderte die Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger selbst auf, 20 Liter Getränke, 3,5 Kilo Nudeln und Reis, vier Kilo Gemüse, 2,5 Kilo Obst, drei Liter Milch, 1,5 Kilo Fisch und Fleisch und ausreichend Hygieneartikel bereitzulegen, um im Falle einer nicht näher beschriebenen "Notsituation" (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge) gewappnet zu sein.
Eine Empfehlung, die nicht neu ist und nicht speziell auf die Corona-Krise bezogen. Bereits 1961 hatten die Behörden versucht, die Bevölkerung in der "Aktion Eichhörnchen" dazu zu bewegen, sich Nahrungsmittel-Notvorräte zuzulegen. Jeder Haushalt wurde aufgerufen, so viele Lebensmittel zu hamstern, dass er 14 Tage lang ohne Versorgung von außen seine Mitglieder ernähren kann. Dieser Vorrat sollte vor allem die Zeit bis zum Aufbau einer funktionierenden Rationierung von Lebensmitteln überbrücken und helfen,den staatlichen Institutionen Zeit zu verschaffen, im Krisenfall nicht sofort sämtliche Einwohner aus seinen Vorräten versorgen zu müssen.
Die weisen den Staat, der derzeit nicht müde wird, private Vorratshaltung zu kritisieren, als größten Hamsterer überhaupt aus. Deutschland hat in mehr als 100 geheimgehaltenen Lagerhäusern überall in der Republik verteilt 440.000 Tonnen Weizen, 140.000 Tonnen Hafer und 50.000 Tonnen Roggen eingelagert. Diese „Bundesreserve Getreide“ soll reichen, die Bevölkerung wenigstens vier bis sechs Wochen lang am Leben zu halten. Dazu gibt es eine zivile Notfallreserve, in der tausende Tonnen kanadische Linsen, französische Erbsen und amerikanischer Reis liegen, ergänzt von Kondensmilch und Vollmilchpulver.
Die Bevorratung folgt den Vorgaben des Ernährungssicherstellungs- und -vorsorgegesetz (ESVG), das allerdings nur ein Grundversorgung gewährleisten soll. Um auf die von der Bundesregierung errechnete notwendige Versorgung mit 2.200 Kilokalorien pro Tag zu kommen, sollen alle Haushalte jedoch auch privat Lebensmittel für den Krisenfall lagern - eine Ziel, das durchzusetzen die Aktion Eichhörnchen nicht schaffte. Obwohl es sich die Bundesregierung bis 1963 knapp fünf Millionen Mark kosten ließ, die Botschaft "Denke dran - schaff Vorrat an" unter's Volk zu bringen, verfügten am Ende der Kampagne nur zwei bis drei Prozent der Haushalte über Vorräte, die den staatlichen Vorgaben entsprachen.
Bis vor drei Wochen war dieser Anteil nicht spürbar gestiegen. Aus Sicht der meisten Menschen erfüllten nahegelegene Supermärkte die Funktion als Vorratslager perfekt: Schnell erreichbar, alles frisch und niemand musste sich die eigene Bude mit Konserven vollstellen, die nach den Vorstellungen der Bundesregierung auch noch mit Nummern versehen und regelmäßig erneuert hätten werden sollten.
Erst Corona änderte das, plötzlich sorgten vor allem die Nachrichten aus Italien, wo Geschäfte geschlossen und Ausgangssperren verhängt wurden, für das jahrzehntelang vergeblich herbeiadministrierte Bewusstsein, dass es besser sein könnte, man hat etwas zu kauen als darauf zu hoffen, dass ein Bundesmehllieferkommando den Weg zur eigenen Wohnanschrift findet, so lange noch Kitt zum kauen in den Fensterrahmen ist und ein Gürtel vorhanden, der sich auskochen lässt.
Dass die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe offiziell herausgegebene Empfehlung zur freiwilligen privaten Bevorratung nun endlich in vielen Haushalten umgesetzt wird, passte nun aber auch nicht. Hamstern sei "unsolidarisch", verkündeten Politiker nun, "sinnlos" sei es zudem, denn das "Hamster-Virus" schade viel mehr als Corona.
Armin Laschet, der das Hamstern am liebsten ächten würde, wie es auch die FAZ täte, stünde es in ihrer Macht, würde mit Sicherheit jede Kühlschrank- oder Speisekammerkontrolle überstehen. Der Ministerpräsident hat in den vergangenen Wochen mehrfach deutlich gezeigt, dass er mit Vorsorge und Augenmaß in einer ernsten Situation jederzeit überfordert ist.
3 Kommentare:
Während viele Tiere zum Jahresende instinktiv Vorräte für den unfruchtbaren Winter sammeln und bunkern, ist das für einen modernen Konsumtrottel im Überfluss-Schlaraffenland ein Zeichen von Primitivität oder gar Panikmache. Zu sehr haben alle Schlandler das betreute Supermarktleben verinnerlicht, um noch in Erwägung zu ziehen, dass die Dauerversorgung mal schwächeln oder gar sterben könnte. Wer dennoch Vorsorge für eventuelle Krisenszenarien trifft, wird darum schnell zum Nestbeschmutzer, zum Feind, der die allgemeine Naivität stört.
Ich habe im Herbst eine Gartenmaus beobachtet, die viele Tage Haselnüsse in irgendwelche geschützten Verstecke schleppte und kürzlich gesund und munter wieder zu sehen war. Ihr hamstern zur rechten Zeit der Fülle hat sie also den langen Mangel überleben lassen.
Nur Menschen sind so blöd, sich einzubilden, Vorsorge nicht nötig zu haben. Und dabei reichen ein paar Tage Stromausfall im Winter und man befindet sich mitten in der Steinzeit. Eisige Kälte und nachts absolute Dunkelheit. Ob der klüger vorbereitete Nachbar Brennstoff und Nahrung zu teilen bereit ist, wenn es ums nackte Überleben geht? Ich z.B. habe neben der modernen Gasheizung noch zwei alte Öfen angeschlossen. Zur Not wärmen mich also die Möbel. Der lästernde Nachbar kann sich dann meinetwegen warmtanzen. Ich hatte ihn genau davor schließlich oft gewarnt. Wer nicht hören will, muss fühlen. So ist das nun mal.
Warum sollen meine Kinder frieren und hungern, weil so ein Idiot daheim nix rafft?
Dieselbe Frage stellt sich übrigens bei dem millionenfachen Flüchtelimport. Deutsche sollen verzichten und darben, damit es fremdem Gesindel hier gutgeht ... oder was?
erst wenn wir sehen, dass armin laschet zehn, zwölf kilo weniger auf den rippen hat, werde ich glauben, dass er mit leerer speisekammer in die krise gegangen ist.
derzeit gehe ich eher davon aus, dass er ende februar eigens vor alarmismus gewarnt hat, damit er noch in ruhe einkaufen kann.
https://www.hellwegeranzeiger.de/nachrichten/laschet-warnt-vor-panik-und-alarmismus-wegen-coronavirus-1499360.html
@ Sammler u Jäger:
Dein heiliger Zorn ist berechtigt.
Man vergesse aber auch nicht, sich mit Argumentationsverstärkern ausreichend zu versehen, besser ist es, Knallbumm (lateinisch munire = befestigen) zu haben, wenn man es nicht braucht, als keine zu haben, wenn man sie braucht.
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