Dienstag, 11. Februar 2020

Modell Putin: Merkel muss es nochmal machen

Merkel-Zeichnung CDU-Anhänger  Kuss
Sehnsucht der Bürger, Hoffnung der jungen deutschen Demokratie: Angela Merkel soll es noch mal machen.

Annegret Kramp-Karrenbauer zieht sich allmählich, aber mutig vom CDU-Vorsitz zurück. Schlägt nun die Stunde von Armin Laschet? Versuchen Friedrich Merz und Jens Spahn abermals ihr Glück? Sieht sich Markus Söder als Kanzlermacher? Kommt für die neue Erneuerung etwa jemand Neues als der zweiten oder dritten Reihe? Revoltiert die Basis? Kommt die Fusion mit der SPD? Oder ergibt sich eine naheliegende, wenn auch womöglich vielen Wählerinnen und Wählern überraschend scheinende Lösung?

PPQ sortiert die Gefechtslage, nennt die Anwärter und zeigt, wie das Rennen ausgehen wird.

Als sich Angela Merkel nach dem Debakel von Erfurt anschickte, die Reihen der CDU von Abweichlern, Eigenbrödlern und Populismussympathisanten zu reinigen, deutete nichts darauf hin, dass auch ihre getreue Gefolgsfrau Annegret Kramp-Karrenbauer über die Klinge würde springen müssen. Nicht einmal die demokratische Opposition, an deren Forderungen Merkel ihre überaus erfolgreiche Politik seit Jahren strikt ausrichtet, hatte ein Problem mit der Schattenfrau an der CDU-Spitze, die ausnahmslos dann auftauchte, wenn es Niederlagen auf sich zu nehmen galt.

Dennoch handelte Angela Merkel erneut wie schon so oft, etwa beim Atomausstieg, der Beendigung der Bundeswehr und der Einführung der CO2-Steuer. Keine vier Tage nach dem Versagen AKKs bei der Niederschlagung des Aufstandes der Thüringer stellte die Kanzlerin ihrer Nachfolgerin an der CDU-Spitze den Stuhl ähnlich kalt vor die Tür wie zuvor schon dem Ostbeauftragten Christian Hirte.

Doch während dessen Nachfolge irgendwann geklärt werden wird, wenn ein verdienter Unionsfunktionär mit einer Beförderung belohnt werden muss, begann mit dem Moment der Bekanntmachung von Kramp-Karrenbauers Demission das wilde Berliner Spekulationsspiel um mögliche Nachfolger. Der rheinische Hauslatsch Armin Laschet wurde genannt, ein bundesweit völlig unbekannter Landesvater mit dem Gesicht eines Basset. Dann natürlich Friedrich Merz, vom Typus eher ein English Setter. Jens Spahn dazu, nur, weil er immer dabei sein muss. Und Ursula von der Leyen, die zweifelsohne in der Lage wäre, die EU und die CDU parallel zu führen, für ihren Traum, Bundeskanzlerin zu werden, aber wohl aus rechtlichen Gründen den Vorsitz der EU niederlegen müsste.

Kein Personaltableau, das die Massen mitreißt, sie der Graumännerschar der AfD abspenstig macht und für große Ideen eines fundamentalen Gesellschaftsumbaus begeistert, wie sie die CDU seit ihrer Merkelisierung in rasend schneller Folge gebiert.

Letztlich wird man das auch im Konrad-Adenauer-Haus einsehen müssen. Und Rückgriff auf einen Plan nehmen, der Abstand nimmt von einem Vabanquespiel mit kaum bekannten, unbeliebten, spaltenden oder intellektuell überforderten Kandidaten ohne Machtinstinkt, Ämtererfahrung und Charisma. Stattdessen wird die Union sich auf die größte Stärke ihrer letzten Jahre besinnen: Angela Merkel, die Frau, die alles verkörpert, was die CDU war und auch das, was davon geblieben ist.

Ist der Parteivorstand während des jetzt beginnenden Interims bis zum Sommer gut beraten, setzt er ganz auf Merkels internationalen Ruf und ihre hervorragenden Umfragewerte. Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Parteichefin kann angesichts der übrigen Möglichkeiten tatsächlich nur Angela Merkel werden, die im gleichen Atemzuge auch als nächste Kanzlerkandidatin bereitstände. Und umgekehrt.

Eine saubere, gerade Lösung. Aber zudem eine kleine Volte Marke Wladimir Putin, mit der die mächtigste Frau der Welt ihre Kritiker ein weiteres Mal übertölpelt, ihnen aber auch die Flanke für neue Gehässigkeiten öffnet. Schließlich hatte Merkel selbst verkündet, sie wolle keine weitere Amtszeit dranhängen, sondern sich endlich um Mann und Familie kümmern. Damals aber schien die Welt noch wohlgeordnet und übersichtlich, die AfD ein vorübergehendes Problem, Europa einer europäischen Lösung nahe wie nie, der Brexit korrigierbar, Trump vor dem Amtsverlust.

All das hat sich geändert, so dass Angela Merkel, nach allen Umfragen abhängiger Institute weiterhin Deutschlands beliebteste Politikerin und zugleich Deutschlands beliebtester Politiker, für einen notwendigen disruptiven Neustart ebenso erste Wahl wäre wie für ein Weiter-so im Sinne ihres Ziehvaters Helmut Kohls. Beim Amtsantritt nach der Wahl wäre Merkel gerade 67, drei Jahre jünger als Donald Trump und sechs jünger als Konrad Adenauer.

Dass die SPD  Laschet als neuen CDU Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten fordert, ist Folklore einerseits, andererseits aber auch ein Ausschlussgrund in Tagen, in denen die CDU wieder lernen wollen wird, Rechtsbindung zu entfalten. Merz hingegen, nach dem die Ewiggestrigen verlangen, ist bei Linken und Grünen nicht vermittelbar, denn er gilt als Liebling der parteiinternen Dissidenten von der Werteunion, die der gut ins Kanzleramt vernetzte Elmar Brok gerade aus "Krebsgeschwür" beschrieben hat.

Wer anders als Angela Merkel, deren Gewehrkolben Kerben im Dutzend zieren, von denen jede einzelne für einen konservativen Weggefährten früherer Tage steht, könnte es ausmerzen?


3 Kommentare:

Florida Ralf hat gesagt…

> Hauslatsch Armin Laschet

poesie in aller frueh!

Die Anmerkung hat gesagt…

Anna Clauß

Markus Söder hat Annegret Kramp-Karrenbauer stets geschätzt - als Marionette.

Jodel hat gesagt…

Wenn Frau Merkel wieder Vorsitzende werden möchte braucht sie es nur zu sagen. Die möglichen zwergenhaften Konkurrenten würden garantiert nicht gegen Ihre Majestät antreten und Wahlen in der CDU laufen ja sowieso superplusdemokratisch ab.

Ich denke aber für diesen Schritt ist es wohl noch zu früh. Unsere Sonnenkanzlerin braucht für die anstehenden Wahlniederlagen in Hamburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Würtemberg und Rheinland-Pfalz noch einen Watschenmann. Wer dafür unter ihr herhalten darf, wird ihr wohl ziemlich schnurz sein. Erst nach diesen Wahlen im Frühjahr 2021 kann sie dann verkünden das die Welt am Abgrund steht, das Klima kippt und Trump wiedergewählt wurde. Da muss sie leider leider noch einmal den Ritter in der weißen Rüstung machen. Wer sollte ihr denn in der CDU widersprechen? Und alle werden jubeln ob ihrer Güte und Weisheit.
Die CDU/CSU holt bei der Bundestagswahl dann so um die 25 % und die Grünen etwas über 20 %. Zur Not nimmt man halt das eine oder andere Rot noch mit dazu. Ist ja inzwischen zum Glück alles kompatibel. Das reicht dann um nochmal 4 Jahre weiterwursteln zu können.
So weit mein Blick in die Kristallkugel. Ich kann nur hoffen, ich täusche mich.