Die Seuche mitten in München: Der "Focus" selbst meldete den Befall seines Newstickers. |
Es war beim Atomausbruch in Fukushima so, bei der Klimawende und beim Dieselfeinstaub, bei den Stickoxiden und beim Rechtspopulismus: Deutschland, obschon bemüht, keinen Grund zur Klage zu geben,zählte noch jedes Mal, wenn eine neue Menschheitskatastrophe nahte, zu den am schlimmsten und härtesten betroffenen Gebieten. "Auch Deutsche unter den Opfern" berichteten die nationalen Medien dann stets mit einem regressiven Rückgriff auf längst überwunden geglaubte nationale Egoismen. Als wären Menschen in fremden Ländern weniger wert, und sei es nur weniger Aufmerksamkeit.
Was bei der Corona-Epidemie anfangs für einen Hauch von Enttäuschung in den großen Medienhäusern sorgte - sowohl "Spiegel" als auch "Focus" mussten aus Mangel an einheimischen Panikbildern zum selben Stockphoto greifen -, könnte nun allerdings doch noch ein schönes Happyend mit unheilvollen Szenen und schlimmen Schicksalen aus der direkten Nachbarschaft finden. Hoffnung macht dabei eine Schlagzeile, mit der der "Focus" die Ankunft des Virus im Herzen der deutschen Medienlandschaft ankündigt: "Coronavirus-Ausbruch im News-Ticker", meldet das Blatt voller Dramatik. Die Todesseuche, bisher vor allem von Korrespondenten aus fernen Ländern verbreitet, kommt damit mitten im Hauptkampfgebiet um die Köpfe und Herzen der deutschen Öffentlichkeit an.
Newsticker, im Jungsteinzeitalter der Fernschreiber in den dunklen 30er Jahren entstanden, als Meldungen von Nachrichtenagenturen noch brühwarm und blutig aus Geräten quackerten, die dabei unablässig tickten, gelten im Internet-Newsgeschäft als Königsdisziplin der Belanglosigkeit. Seit nichts mehr wirklich tickt, kann alles vertickt werden - große Agenturen wie die deutsche DPA bieten dazu eigens programmierte News-Werkzeuge an, die Abnehmern den anstrengungslosen Wohlstand durchgehender Nachrichtensimulation verschaffen, indem alle Gewissheiten stürzende News wie "Viele Ehec-Tote werden nie mehr gesund" direkt aus den Zentrallaboren der Informationsfabrik automatisch und von keiner Intelligenz gestützt parallel über alle Kanäle verklappt werden.
Dass nun erstmals ein Ticker selbst von einer Seuche befallen wurde, die er eigentlich nur verbreiten sollte, berührungslos und unter strenger Beachtung der journalistischen Hygieneregel, sich mit niemandem gemein zu machen, ist eine Premiere, mit der selbst beim klickbasierten "Focus" wahrscheinlich niemand gerechnet hatte. Völlig unklar ist bislang, welche Quarantänemaßnahmen die Behörden verhängen werden, welche konkreten Schritte zur Isolierung des "Focus"-Newstickers die entsprechenden Panik-Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn vorsehen und wann Annegret Kramp-Karrenbauer entscheiden wird, München durch die Bundeswehr mit dem in solchen Fällen als probates Vorsorgemittel geltenden ,Cordon sanitaire` abriegeln zu lassen.
Dabei wird das Isolationsgebiet zur Eindämmung der Seuche in der Regel von der Umgebung getrennt, im Fall des "Focus"-Newstickers womöglich durch eine Beendigung der Stromzufuhr und eine Ausgangssperre, über die Bundeswehreinheiten wachen würden. Aufgrund der Überbeanspruchung der Truppe durch eine Vielzahl von Einsätzen out of area und die zuletzt rasant gestiegene Gefahr rechter Umtriebe in Einsatzkommandos besteht derzeit allerdings auch eine geringe Chance, dass der Katastrophenstab im Kanzleramt bei seiner nächsten turnusmäßigen Klima-Sitzung im ARD-Morgenmagazin beschließt, die Globalisierung wie vom "Spiegel" vorgeschlagen zur "tödlichen Gefahr" zu erklären und kostenlosen Tee sowie warme Decken auszugeben.
Eine Schließung der 3000 Kilometer langen deutschen Grenze hat Kanzlerin Angela Merkel bereits ausgeschlossen. Nach den Schengen-Regeln, die weiterhin gelten, allerdings ausschließlich im Inland, haben die Länder an den Außengrenzen der EU die Verpflichtung, eine wirksame Virenabwehr aufzubauen, so dass auch Newsticker in der Kern-EU geschützt werden. Hier kann Deutschland aus rechtlichen Gründen allenfalls helfen, selbst aber nicht tätig werden.
3 Kommentare:
Das Blut- und Busenblatt will wissen:
Ist das Coronavirus gefährlicher als gedacht?
https://www.bild.de/ratgeber/2020/ratgeber/schneller-uebertragbar-ist-das-coronavirus-gefaehrlicher-als-gedacht-68607472.bild.html
-----
Es kömmt drauf an. Wer drüber nachdenkt und wie gefährlich dessen Denke ist. In jedem Fall ist er gefährlicher als sich das Medienschaffende gemeinhin denken.
Das Corononavirus in gefährlichen Bewegtbildern.
https://twitter.com/IsChinar
Harald Taglinger
Corona goes digital
-----
Weiß jemand ein Antivirenschlangenöl, das dagegen hilft? oder muß ich meine Fritzbox neu konfigurieren?
Kommentar veröffentlichen