Damals und heute: Nationalistische Symbole, die 1989 noch unbedarft gezeigt worden waren, hatten bei der großen Einheitsfeier 2019 keine Chance. |
Es war ein rauschendes Fest, ein kurzzeitige Rückkehr in das Land der Verzückung, das Deutschland vor 30 Jahren war, als die Mauer fiel und die geschichte sich öffnete. Berlin, die Öko-Hauptstadt des weltweit führenden Umweltstaates, leistete sich eine Massenparty, geschmackvoll beleuchtet mit Braunkohlestrom und verziert mit mit einem CO2-Feuerwerk, das jede Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten der Generation Greta ebenso verweigerte wie die Einsparung von CO2-Verbrauch, wie sie die Bundespolitik bis vor einigen Tagen nicht müde wurde zu predigen.
#Mauerfall30 war wie Deutschland im Restrausch, eine Fete der Regression, mit Liedern von gestern und Moderatoren aus dem Osten, mit dem Pomp eines Industrielandes, das noch Reserven hat, und der guten Laune einer Bevölkerung, deren renitenteste Vertreter nun wieder nicht ein Volk, sondern das Volk zu sein behaupten, denen hier aber deutlich ihre Grenzen aufgezeigt wurden.
Das Volk wovon? Der Blick auf die feiernden Hundertausend am Brandenbuger Tor zeigte deutlich, wie nachhaltig sich das Land verändert hat, von dem seine Nachbarn vor drei Jahrzehnten noch geglaubt hatten, es könne, ungeknebelt durch eine gemeinsame Währung und ungefesselt durch eine gesamteuropäische Union, jeden Moment wieder losmarschieren und sich holen wollen, was ihm nicht gehört.
Niemals, das zeigte die zentrale Festkundgebung am Brandenburger Tor. Hier, wo Menschen damals nach der Öffnung des antifaschistischen Schutzwalls mit nationalistischen Symbolen wie der deutschen Fahne feierten, als sei das nicht eine ernste Bedrohung für alle Nachbarn, hatte die Party-Regie diesmal peinlich genau darauf geachtet, alle nationalistischen Symbole vom Festplatz fernzuhalten. Wo '89 im nationalen Taumel selbst oben auf dem Tor noch eine Nationalfahne gehisst worden war, durfte die Quadriga jetzt auch im Festgewühl wie schon länger gute Praxis ohne schwarz-rot-goldene Flagge gen Osten fahren.
Hatte Berlin den großen Tag vor fünf Jahren noch mit dem Aufbau einer "Lichtgrenze" begangen, wurden diesmal härtete Erinnerungsbandagen aufgezogen. Vor dem Brandenburger Tor, das zur Feier des Tages erstmals wieder komplett geschlossen war, schwebte ein "Skynet" in Gestalt einer überdimensionalen ukrainischen Flagge aus - natürlich - Polyamidbändern, der ersten vom Menschen erdachten Faser, die vollständig synthetisch aus Kohlenstoff, Wasser und Luft hergestellt wird, die im alten Teil der Bundesrepublik als "Perlon" und in den Anschlussgebieten als "Dederon" bekannt sind.
Ein starkes Statment nicht nur für die Zugehörigkeit der Ukraine zu Westeuropa, sondern auch gegen kleinliche CO2-Aufrechnerei beim Klimaschutz: Bei der Herstellung des für die Nylon-Produktion unerlässlichen Vorläufersubstanz Adipinsäure entsteht das Klimagift Distickstoffmonoxid, das zudem die Ozonschicht aggresiv angreift. Aber das war es wert, dieses Mal!
Ein Sieg Europas über nationale Egoismen, der ganz in Europa- und AfD-Blau getaucht war. 8000 klimaneutrale Heliumballons schwebten in die Berliner Luft, ein Zeichen auch dafür, dass sich Klimaextremisten mit ihren Verbotsforderungen noch längst nicht überall durchgesetzt haben. Bunte Leuchtspuren in Rot, Blau oder Gelb - den Landesfarben des befreundeten EU-Partnerlandes Rumänien - verzauberten die neue Einheitsnacht, in der Anna Loos, Trettmann, Die Zöllner und Dirk Michaelis neben Bier- und Glühweinbuden und Grill- und Crepesständen und Forderungen nach einem Ende der israelischen Besatzung von Palästinensergebieten für ausgelassene Volksfeststimmung sorgten.
Hintergrund: Die Anmerkung über deutsche Eichen
4 Kommentare:
>> ... und Forderungen nach einem Ende der israelischen Besatzung von Palästinensergebieten für ausgelassene Volksfeststimmung sorgten.
Schon wieder ärgere ich mich, daß ich nicht so ein schickes Artikelende erfunden habe. Der Grimmepreis im Fach dichterischer Kleinkunst wäre mir dann endlich mal sicher.
Nun war wieder mal jemand schneller als ich. Ärgerlich. Und das bereits am Montag Morgen.
ich habe dich mal direkt verlinkt, weil sich das bei so viel gedankennähe einfach gehört
Vielen Dank. Aber lieber mein Name richtig geschrieben und falsch verlinkt, als umgekehrt.
Die EU macht ernst und das Volksfest für alle 750 Millionenn Europäer verpflichtend.
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https://www.achgut.com/artikel/kennzeichnung_israelischer_siedlerprodukte_wird_pflicht
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg hat entschieden, dass sämtliche Lebensmittel, die aus den sogenannten „israelisch besetzten Gebieten“ stammen, explizit als solche gekennzeichnet werden müssen.
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Interpretiert man den Kampf der EU-Strappen korrekt, muß es wohl im Sinne von Dutschke Meins heißen: Der Kampf geht weiter, Herr Schicklgruber.
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