Mittwoch, 9. Oktober 2019

Klimarebellion: Nun auch noch die Kälte


Es ist nicht nur die Klimaerwärmung, gegen die sich die wackeren Aktivisten von
Extinction Rebellion in diesen Tagen in Berlin todesmutig stellen. Auch die Oktoberkälte, die vor allem nachts durch die dünnen Fantasiekostüme kriecht, erschwert die Offensive für mehr Klimagerechtigkeit und weniger SUV-Verkehr.

"Es ist super frisch draußen, die Rebell*innen in beiden Blockaden am #PotsdamerPlatz und an der #Siegessäule würden sich riesig über Decken, Schlafsäcke, heißes Wasser oder Tee freuen!", heißt es in einem Tweet der Klimakrieger, der mit einem Bild aneinandergekuschelter "Rebell*innen" dekoriert ist, das einem Bosch-Gemälde oder einem Werk von Pieter Bruegel dem Älteren gleicht: Droben der großstadthelle Herbsthimmel, eingerahmt von den kalten Betonbauten der Berliner Moderne. Links außen das "SS", das unübersehbar an die unvergessen dunkle deutsche Vergangenheit gemahnt. Mittig ein Richtungsschild, das noch alle Möglichkeiten offenlässt - links oder recht, Klimatod oder normales Sterben.

Wohin wird er fahren, der gummibereifte Karren (Mitte), der die Hoffnungen der Jugend und ein Schild mit der Aufschrift "Regenerate here" trägt? In den Abrungd, der Klimaorkus, das Menschheitsende? Oder können die aneinandergekuschelten Schläfer, gebettet auf ein Aufbalskissen aus China Kunststoff doch noch etwas reißen?

Und unten dann, nur notdürftig gehüllt in eine Unfalldecke aus China metallisierter Plastikfolie, deren beide Schichten nach DIN 13232 so fest miteinander verbunden sind, das jeder Versuch eines Recyclings der 12 µm dünnen, reißfesten, transparenten und wasserdichten Polyester-Folie oder der aufgedampften reflektierenden Aluminium-Schicht zum Scheitern verursacht ist. Romantisch liegen sie dort, am Brennpunkt des weltweiten Endkampfes um die Klimazukunft, in vorderster Front eines Aufstandes, den weder die tatenlos Wache stehenden Polizisten noch die gierig nach geilen Bildern fahndenden Teams der sympathisierenden Medien aufzuhalten vermögen.

Mit Sonnentänzen und Klimabeats, der Beschwörung des Weltuntergangs und Gesängen befreundeter Bands haben die aus der ganzen Republik angereisten erlebnisorientierten Jugendlichen den Tag herumgebracht. Abends dann der Schock: Es wird kalt, überraschend kalt sogar. Zwar ist "Kälte sind nichts gegen das was uns droht", wie es bei Extinction Rebellion Deutschland heißt, wo die Versprechen nicht groß genug sein können, während die Nutzung von Kommata schon vollkommen klimaneutral gehandhabt wird. "Wir werden bleiben bis die Regierung endlich handelt!", droht die Bewegung angesichts einer "ökologischen Katastrophe" (XR), die sie durch die Verwendung von Livestreaming, Twitter und jeder Menge Plastikplanen nach Kräften vorantreibt.

"Sei dabei, setz dich dazu" (XR) ist die Tagesparole, die bei den 3,6 Millionen hartherzigen Berlinern allerdings noch kaum verfängt. Mit 3000 gibt Extinction Rebellion selbst die Zahl der Teilnehmer an den Blockaden in der Hauptstadt an. Wären alle Berliner und nicht aus allen Ecken der Republik eigens angereist, entspräche das 0,08 Prozent der Einwohner. Oder anders gesagt etwa der Menge Volkes, das der zehnfache DDR-Fußballmeister BFC Dynamo an einem guten Regionalliga-Tag im heimischen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark lockt.

6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?time_continue=80&v=qVBxEIkU-mI

Finde die schönste Szene aus dem jüngsten Russenfilm.

Anonym hat gesagt…

Wer zu faul oder zu gestört zum Arbeiten war, wurde eben Mönch oder Nonne. Dieser Ausschuss wird nach wie vor produziert und er muss sich irgendwie und irgendwohin entladen.

Die Hohepriester freuen sich über den Zulauf und die Aufmerksamkeit, denn das bedeutet mehr Almosen und Pfründen.

Volker hat gesagt…

@Anmerkung, kannste mal ein paar Untertitel ins Video montieren?

Die Anmerkung hat gesagt…

@volker

Untertitel sind nicht nötig, die schönste Szene ist rein visueller Natur, ein gepullter Laurel & Hardy.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ansonsten ging es darum, daß als Übung die elektronische Bekämpfung von Drohnen angesetzt war.

Das ist ein großes Problem, wenn man Drohnen mit 2 kg TNT-Äquivalent beladen kann, die Dinger ins Ziel steuert und dann ferngesteuert zündet.

Der Russe hat das Problem in Syrien ja öfters gehabt und meines Wissens alle Angriffe erfolgreich abgewehrt.

Im Film wird das allerdings sehr unrealistisch dargestellt, denn der Mann mit der Drohne ist längst weg, wenn die mit ihrem payload hochgegangen ist. Da gurken die noch mit ihren schweren Kamas durch zerfurchtes Gelände.

Es ging um die 5 Sekunden hier.

https://www.youtube.com/watch?time_continue=40&v=qVBxEIkU-mI


Arno hat gesagt…

Einfache Gegen-Gegenmaßnahme: Drone auf 200m fliegen, Nutzlast abwerfen, Einschlag aus dem vermeintlichen Nichts. Windgeschwindigkeit / -richtung zeigt die Drone ganz aktuell an. Zusätzlicher Vorteil: Die Drone kommt auch wieder heim.

Gegen Dronen gibt es keine wirksamen Gegenmittel außer Störung der Frequenzbereiche und des GPS. Dauerhaft! Aber wer meint, permanent senden zu müssen.. es gibt auch noch die Option, nach ein wenig Bastelei eben genau den Störsender anzufliegen. Gut, 1,5kg improvisierte Bombe wird relativ wenig gegen einen halbwegs gepanzerten Strahler ausrichten.