Wenn das kein Beweis ist! YouTube habe „im vergangenen Quartal so viele Videos wegen "Hate Speech" löschen müssen wie noch nie“, dräut es auf allen Kanälen, nachdem Googles Videoplattform verkündet hatte, dass man im letzten Quartal mehr als 100.000 Clips entfernt habe. Das sei eine Verfünffachung der aufgeflogenen Hass-Videos gewesen, teilte die Unternehmenschefin Susan Wojcicki mit. Zudem seien 17.000 Youtube-Kanäle wegen Hassinhalten gesperrt worden.
Für jeden Menschen, der in der Schule nicht aufgepasst hat, als der Dreisatz dran war, sind das imponierende Zahlen. Sechs Stellen! Fünf Nullen! Jeder deutsche Leitmedienjournalist steht vor so vielen Nummern gerade. Zumal sie ihm Gelegenheit geben, gute Nachrichten von der vordersten Front im Kampf gegen „Hetze, Hass und Zweifel“ (Klaus Kleber) zu verkünden: Die Zahl der Aufrufe von Videos mit verbotenen Inhalten sei in den vergangenen anderthalb Jahren um 80 Prozent gesunken.
Insgesamt setze die Youtube-Mutter Google nun mehr als 10.000 Mitarbeiter ein, um Inhalte zu löschen, die gegen die Richtlinien der Videoplattform verstoßen. Neben Hassreden und Hasskommentaren würden auch Urheberrechtsverletzungen, Gewalt- und Sexdarstellungen immer öfter unterbunden. Und schon 87 Prozent der insgesamt entfernten neun Millionen Videos, die gefährliche oder zweifelhafte Inhalte hätten, findet ein Algorithmus!
Die Automatisierung der Demokratisierung des Internets, so die gute Kunde, schreitet also vorn. Der Hass verliert, der verfilmte Extremismus gerät in die Defensive.
Wenigstens, so lange der Empfänger der frohen Botschaft bereit ist, als Grundlage der Geschichte das Märchen zu akzeptieren, dass im Grunde genommen das gesamte Internet aus Hassbotschaften besteht, die schrecklichen Verbalgewalt auf jeden ausüben, der leichten Herzens hereinspaziert, um auf der digitalen Blumenwiese zu flanieren. Wer das nicht tut, hat schlechte Chancen, in der Nachricht von den gelöschten 100.000 Hassvideos eine Bestätigung für die These vom allgegenwärtigen Hass im Netz und insbesondere bei Youtube zu sehen.
Denn die Zahlen sprechen ganz eindeutig dagegen: Wenn Youtube 100.000 Videos findet, die angeblich Hate Speech verbreiten, dann ist das nämlich in Wirklichkeit nicht viel, sondern – gemessen an der Gesamtzahl der Videos, die bei Youtube gespeichert sind – eine Menge, die etwa einem Hassvideogesamtanteil von 0.00125 Prozent entspricht. Umgerechnet auf eine 200-Liter-Badewanne liegt der Hassgehalt bei genau fünf Tropfen.
Youtubes Löschaktion betraf jedes 80.000 Video, nicht mehr als ein Kratzer im Lack der verbliebenen Milliarden Filmchen. Dennoch war die Berichterstattung der Medien übereinstimmend nicht einordnend, sondern alarmierend: Von "Rekordzahlen" gelöschter Hassvideos war die Rede und davon, dass Youtube "mehr" Hassvideos lösche. Dass Youtube unter Milliarden Videos nicht einmal mit Hilfe automatisierter Verfahren und Unterstützung von 10.000 Mitarbeitern nicht mehr als 100.000 Hassvideso findet, spricht eigentlich gegen die These von der "Pöbelhölle Internet" (Heribert Prantl). Hier aber wird die vermeintlich hohe Zahl durch gezielte Nicht-Einordnung zum Argumentdass diese imaginäre "Pöbelhölle" tatsächlich existiert.
Für jeden Menschen, der in der Schule nicht aufgepasst hat, als der Dreisatz dran war, sind das imponierende Zahlen. Sechs Stellen! Fünf Nullen! Jeder deutsche Leitmedienjournalist steht vor so vielen Nummern gerade. Zumal sie ihm Gelegenheit geben, gute Nachrichten von der vordersten Front im Kampf gegen „Hetze, Hass und Zweifel“ (Klaus Kleber) zu verkünden: Die Zahl der Aufrufe von Videos mit verbotenen Inhalten sei in den vergangenen anderthalb Jahren um 80 Prozent gesunken.
Insgesamt setze die Youtube-Mutter Google nun mehr als 10.000 Mitarbeiter ein, um Inhalte zu löschen, die gegen die Richtlinien der Videoplattform verstoßen. Neben Hassreden und Hasskommentaren würden auch Urheberrechtsverletzungen, Gewalt- und Sexdarstellungen immer öfter unterbunden. Und schon 87 Prozent der insgesamt entfernten neun Millionen Videos, die gefährliche oder zweifelhafte Inhalte hätten, findet ein Algorithmus!
Die Automatisierung der Demokratisierung des Internets, so die gute Kunde, schreitet also vorn. Der Hass verliert, der verfilmte Extremismus gerät in die Defensive.
Wenigstens, so lange der Empfänger der frohen Botschaft bereit ist, als Grundlage der Geschichte das Märchen zu akzeptieren, dass im Grunde genommen das gesamte Internet aus Hassbotschaften besteht, die schrecklichen Verbalgewalt auf jeden ausüben, der leichten Herzens hereinspaziert, um auf der digitalen Blumenwiese zu flanieren. Wer das nicht tut, hat schlechte Chancen, in der Nachricht von den gelöschten 100.000 Hassvideos eine Bestätigung für die These vom allgegenwärtigen Hass im Netz und insbesondere bei Youtube zu sehen.
Denn die Zahlen sprechen ganz eindeutig dagegen: Wenn Youtube 100.000 Videos findet, die angeblich Hate Speech verbreiten, dann ist das nämlich in Wirklichkeit nicht viel, sondern – gemessen an der Gesamtzahl der Videos, die bei Youtube gespeichert sind – eine Menge, die etwa einem Hassvideogesamtanteil von 0.00125 Prozent entspricht. Umgerechnet auf eine 200-Liter-Badewanne liegt der Hassgehalt bei genau fünf Tropfen.
Youtubes Löschaktion betraf jedes 80.000 Video, nicht mehr als ein Kratzer im Lack der verbliebenen Milliarden Filmchen. Dennoch war die Berichterstattung der Medien übereinstimmend nicht einordnend, sondern alarmierend: Von "Rekordzahlen" gelöschter Hassvideos war die Rede und davon, dass Youtube "mehr" Hassvideos lösche. Dass Youtube unter Milliarden Videos nicht einmal mit Hilfe automatisierter Verfahren und Unterstützung von 10.000 Mitarbeitern nicht mehr als 100.000 Hassvideso findet, spricht eigentlich gegen die These von der "Pöbelhölle Internet" (Heribert Prantl). Hier aber wird die vermeintlich hohe Zahl durch gezielte Nicht-Einordnung zum Argumentdass diese imaginäre "Pöbelhölle" tatsächlich existiert.
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