Montag, 23. September 2019

Griechenlands Krise: Alles Gute zum 10. Geburtstag



Die griechische Krankheit, sie grassierte schon, als alle noch so taten, als sei das frische Mitgliedsland im Süden ein seriöser neuer Partner der EU. Als im Herbst vor zehn Jahren klar wurde, dass all die geschwindelten Zahlen, all die verbogenen Statistiken, all die Hoffnungswerte und zugedrückten Augen nicht länger helfen können, so zu tun, als sei alles Butter, erschraken dieselben Frauen und Männer kurz, die zuvor beim Vertuschen geholfen hatten.

Auf einmal war sie da, die "griechische Staatsschuldenkrise" oder auch "griechische Finanzkrise", die eigentlich eine Legitimitätskrise der Europäischen Union und eine Depression[ des Vertrauens in den Euro war. Wenn jemand, der nichts hat und nicht tut, um vereinbarte Regeln einzuhalten, dennoch mitmachen darf im Klub der Möchtegernweltmacht, was bedeutet das dann für deren inneren Gehalt?

Ein Koloss auf tönernen Füßen, dessen vermeintliche Lebenskraft nur ein Popanz war, der nach dem Ende der nationalen Währungen und des damit verbundenen Wechselkursmechanismus getanzt hatte wie Schatten an der Wand. Statt der zumindest anfangs geplanten Anpassung der schwächeren Wirtschaft in Griechenland an die der stärkeren anderer Euro-Länder, die bewirkt werden sollte durch "Regeln" und "Auflagen, ja, "Strafen" sogar, hatte das neue, billige Geld aus dem Norden zu einem Konsumrausch nicht nur in Griechenland geführt. Die Importe schossen hoch, Investitionen wurden mit Fantasie begründet, die Schulden würden dereinst, so hieß es, mit einem riesigen Boom leichthin beglichen werden können.

Aus 104,4 Prozent Staatsverschuldung Griechenlands, die einen Beitritt zum Euro eigentlich gar nicht zugelassen hätte, wurden 107 Prozent, dann 130, dann hörte man auf, mitzurechnen. Niemand wollte Griechenland mehr Geld geben, das aber hätte bedeutet, dass das bereits geborgte Geld, ausgegeben von Banken der anderen Eurostaaten, verloren gegeben hätte werden müssen. Mit der Folge, dass auch die Banken verloren gewesen wären und mit ihnen deren Gläubiger.

Es geschah, was immer passiert, wenn die normative Kraft des Faktischen alle guten Vorsätze aushebt. Die Regierungen der EU-Partnerstatten, angeführt vom Franzosen Sarkozy und der deutschen Kanzlerin Merkel, warfen die europäischen Verträge in den Ofen, in denen vereinbart worden war, dass kein EU-Land für ein anderen haften werde. Auf der neuen Basis vertragsloser Rechtlosigkeit, aber noch peinlich legitimiert durch den Internationalen Währungsfonds, der, so hieß es, "auf jeden Fall" mitretten müsse, sonst werde Deutschland auch kein Geld geben, begann ein warmer Regen über Griechenland niederzugehen. Milliarde auf Milliarde landete vermeintlich in Athen, letztlich aber doch immer bei Athens Gläubigern.

Mehr als 330 Milliarden Euro, umgerechnet pro griechischem Bürger mehr als 33.000 Euro, spendierten EU und IWF für einen "Euro-Rettungsschirm", dessen Name eher unfreiwilig verriet, wer hier wirklich gerettet wurde: Der Euro, dieser Bastard aus zur harter Währung für die einen und zu weicher für die anderen, der hatte Europa gleicher machen sollen und dann nur die Schulden gleicher verteilte.

Weil alles nichts half, da selbst die gigantischsten Summen nicht das grundsätzliche Misstrauen beseitigen konnten, das der Euro nun überall hervorrief, ging die Europäische Zentralbank nach sechs Jahren all in: Jetzt kaufte die EU die Anleihen der Griechen, die nun mit einem Haushaltsminust von 177 Prozent dastanden, dafür aber eine Arbeitslosigkeit von rund 26 Prozent meldeten. Der neue Regierungschef Alexis Tsipras zog Konsequenzen: In einem Akt des angedrohten Selbstmordes drohte er der EU mit dem Euro-Austritt, den diese um jeden Preis hatte verhindern wollen. EZB-Chef Mario Draghi stoppte den Kapitalverkehr zu griechischen Banken, die griechische Regierung führte Kapitalverkehrskontrollen ein.

Es half. Mit einem sogenannten dritten Hilfsprogramm erhielt Athen neue Kredite, die Pleite ging erneut in die Verlängerung. Das dritte Paket hatte einen Umfang von 86 Milliarden Euro - 8.600 Euro pro griechischem Bürger - und zusätzlich verschoben die Gläubiger die Zahlungstermine für die eigentlich stets geplante Rückzahlung von Krediten durch Griechenland um weitere zehn Jahre. Bleibt es dabei, werden Gymnasiasten, die 2010 für die ersten Finanzhilfen geradestanden, die ersten Tilgungsraten als Frührentner erhalten.

Erfolgreicher kann Krisenmanagement nicht sein: Gesprochen und geschrieben wird schon lange nicht mehr von der griechischen Krise.



6 Kommentare:

Jubilarier hat gesagt…

Niemand im Volk weiß, welche dubiosen Typen aus welchen dubiosen Motiven welche dubiosen Entscheidungen in irgendwelchen dubiosen Geheimkonferenzen treffen. Ist auch nicht nötig, denn das "mündige" Wahlvieh kreuzt auch ohne jede Information ja immer wieder dieselben dubiosen Parteien an.

Die Mehrheit bekommt also genau das, was sie bestellt. Ein durch und durch korruptes Fakelaki-Griechenland gehörte dann genauso dazu wie heute der Massenimport von Scheinflüchtlingen, Nichtsnutzen, Psychopathen und Kriminellen aus dem Orient und Afrika. Dieser deutsche Weltrettungsgrößenwahn wird nur noch vom aktuellen Klimaschutzirrsinn übertroffen, denn normal kann der Piefke nicht: entweder er kleckert hasenfüßig oder er klotzt wie von Sinnen für den totalen Endsieg seiner bessermenschlich illusionären Rechthaberei-Starallüren.


Just fliegen die beiden Regierungs-Sprechpuppen für den nicht etwa besseren sondern nur teureren Klimaschutz, Merkel und AKK, nicht etwa zusammen, sondern getrennt in zwei Flugzeugen in die USA. Egal, das echte "Pack" wird sie weiterhin wählen.

Das ist keine heutige Modeerscheinung, denn:

"Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde." (Napoleon Bonaparte)

Meine Glückwünsche an dieses Kötervolk für das selbstgebastelte Völkersterben von seiner schönster Seite. Es lebe das Michel-Absurdistan!

Gerry hat gesagt…

PPQ ist wieder mal nahe dran am Puls des Schicksals mit seiner Metapherwahl. Während das römische Reich noch eiserne Qualitäten aufwies (Beine und Hüfte des Kolosses), bestehen die Füße aus einem nicht kompatiblen Gemisch aus Ton und Eisen, eine Umschreibung für das Möchtegernnachfolgerreich namens EU. Der Stein, der all dies umwerfen wird, steht quasi schon in den Startlöchern.

Anonym hat gesagt…

Griechenland wird eine der ersten EU-Kolonien des neuen chinesischen Imperiums werden. Ganz geräuschlos. Und Brüssel wird dazu schweigen, weil sie nix dagegen zu setzen haben.

Anonym hat gesagt…

Gähn! Das Zitat ist n i c h t von Napoleon.

Anonym hat gesagt…

falschzitate.blogspot.com

Jubilarier hat gesagt…

@ Anonym 2+3

Es geht primär um die Aussage des Zitates, nicht um dessen Urheber.

Euch scheint aber die Verpackung wichtiger als der Inhalt zu sein, sonst würdet ihr nicht darauf reagieren.

Gähnt also weiter, wenn ihr so müde seid.