Montag, 11. März 2019

Verschwörungstheoretiker: Ralf, der Linksabbieger


Manche halten ihn nicht für dicht, weil er dichtet. Andere werfen ihm vor, dass er in seiner Zeit als Aufsichtsrat bei der NordLB mehrere Milliarden Euro geplatzter Kredite mitverschuldet hat. Wieder andere hassen seinen Hass auf Reiche und sein stetes Schüren gesellschaftlicher Spannungen.

Aber wenn sich der Sozialdemokrat Ralf Stegner bei Twitter zu Wort meldet, dann streitet niemand mehr über diplomatische Gepflogenheiten. Dann geht es um direkte Angriffe auf politische Gegner, um absurde Unterstellungen, um offenen Antisemitismus und beleidigende Nebensätze. Denn wenn Sozialdemokraten auch eigentlich als langweile und oft traurige Hüter der eigenen Vergangenheit und Beamte der Demokratie gelten, ist Stegner anders: Nach Jahren als Staatssekretär und Minister nur noch Parteivorsitzender in Schleswig-Holstein, Fraktionsvorsitzender im Landtag und Verantwortlicher für das schlechteste jemals bei einer Landtagswahl in Schleswig-Holstein je erzielte Ergebnis.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass alle drei Ämter die Essenz der Demokratie ausmachen, wie Stegner sie versteht. Aber der 59-Jährige ist auch Twitterer und fällt dabei durch seine Ausfälle auf. Er setzte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer mit Kim Jong Un gleich, verwechselte Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg mit Beate Zschäpe und zu Ehren von Bundespräsident Walter Steinmeier dichtete er "Frankie goes to Schloss Bellevue, Schwarze Power voll perdu, Andi Scheuer rast der Puls, Sakkrament - #jetztistschulz".


Wenn dereinst Geschichtsbücher über die Schwierigkeiten der SPD im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends geschrieben werden sollten, wird der Twitter-Account des mannes, den sie "Pöbel-Ralle" nennen, eine glänzende Quelle dafür sein. Denn wie die keines anderen politischen Akteurs illustrieren die Einträge des Gastwirtssohnes die wachsende Verzweiflung der deutschen Sozialdemokratie auf dem Weg in den Abgrund aus sich abwendendem Publikum, Verachtung und zunehmendem eigenen Identitätsverlust. Seiner Partei hält er natürlich die Treue, aber fast niemand außerhalb tut das noch. Das macht Stegner hart, ungerecht und lässt ihn so verblendet wirken, dass selbst der flüchtige Leser den Selbsthass hinter den mühevoll auf flapsig getrimmten Dreizeilern erkennen muss.

Ein Mann wie ein Seitenhieb, der alles angreift, das anders denkt als er. Mit "offenkundig gibt es bei den beschriebenen Herren eine drastische Sauerstoffunterversorgung der Hirnregionen", schließt er sich der Forderung nach einem Verbot von Altherrenwitzen an. "Werde mir heute Nachmittag das Auswärtsspiel meines Filius in Neumünster ansehen", nimmt er seine 46.000 Fans mit ins Privatleben eines Funktionärs aus Bordesholm. Ralf Stegner ist eine Art Parteiclown der SPD, ein bärbeißiger Wahlnorddeutscher mit herabhängenden Lefzen, der stets erst spricht und dann - vielleicht - denkt. Stellen Sie sich autogenes Training mit Hassmeditation als Person vor. Dann haben Sie ihn vor Augen. Wenn dieser Mann Desaster sagt, dann hat er vorher nachgeschlagen.

Wenn Ralf Stegner morgens in den großen Badspiegel schaut, sieht nicht wie Gregor Samsa ein ungeheures Ungeziefer, er liegt nicht auf einem panzerartig harten Rücken und beobachtet nicht, wie sich seein Kopf langsam ein wenig hebt. Stegner hat nicht einmal viele, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünne Beine. Und doch bricht Panik aus, wenn er denkt, dass er bei Twitter einen Kommentar schreiben muss. Unflat quillt dann wie von selbst ins Netz, Hass, Häme und Hetze, verpackt in Stakkatosätze oder auch mal ein unbeholfen geformtes Gedicht. Ist Ralf Stegner ein Arbeiterführer? Oder ein Kasper? Komiker? Gruselclown? Oder Sozialdemokrat?


Er weiß es selbst nicht


Wütend ist er jedenfalls, wütend genug, um das alles mit Energie zu füllen. Als Sigmar Gabriel, früher auch ein bedeutender Sozialdemokrat, Reportern den Begriff "irre" in die Blöcke diktierte, um den Wahnsinn zu beschreiben, mit dem sich seine Partei vom Verdacht hatte befreien wollen, für Angela Merkels Macht nur das zu sein, was eine Bücherstütze im Wandregal vorstellt, fühlte sich Ralf Stegner aufgefordert, nun auch immer gossensprachlicher zu werden. Kevin Kühnert, die einzige Nachwuchshoffnung der SPD, zog dennoch an ihm vorbei. Und Andrea Nahles, die vielleicht skrupelloseste Parteichefin, die die deutsche Sozialdemokratie jemals auf sich  selbst angesetzt hat, reagierte nie auf seine Bemühungen, sich über besondere Kampfeslust mit den Feinden der Partei bei ihr ins Herz zu schreiben.
 
Stegner überkam trotzdem nie dieses alles überschwemmende Gefühl von Scham und Entfremdung von sich selbst und der Arbeiterbewegung. Er kennt nicht den Zweifel, dass tief in ihm, dem roten Wutbürger, weder die Befreiung der Arbeiterklasse durch den Mindestlohn noch die Mietpreisbremse, das Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder die Möglichkeit, dass Adolf Hitler aufersteht, wenn nicht der Staat Milliarden in die Durchsetzung des Hitlergrußverbotes steckt, noch echte Gefühle auslösen. Stegner spielt den Sozialdemokrat schonj viel zu lange, umnoch selbst einer zu sein. Ein gut getarnter Traumtänzer voller Illusionen, oberflächlich gut rasiert, aber trotz seiner lebenslang konsequent eingehaltenen Äquidistanz zu körperlicher Arbeit nie aus dem geistigen Blaumann gekommen.

Wie in einem Horrorfilm


Er ist eigentlich ein rationaler Typ, den dumpfe Ängste nicht so schnell erschüttern können. Aber andererseits ein Ein-Mann-Horrorfilm. Wie haben alle gelacht, als es der SPD-Spitze rund um die clowneske Schulz-Kandidatur gelungen war, ein paar tausend junge Leute zum mitreisen zu bewegen! Und wie fröhlich waren die Welt, als die Fake News aufflogen und die Skeptiker sich bestätigt sahen: So blöd kann doch auf Dauer niemand sein!

Stegner ist es, zumindest liegt die Vermutung angesichts seiner öffentlichen Äußerungen nahe. Ein Sozialdemokrat, dem Glauben nach. Ein Politiker, der die eigenen Märchen für Wahrheit hält. Stegner gruselt es nicht, keine kalte n Schauer laufen über seinen Körper, er beginnt nicht zu schwitzen und zu frieren und alles gleichzeitig, wenn ihm eine Schwindelei als typisches Symptom akuter Sozialdemokratieisrungvorgehalten wird. Nur SPD-Mitglieder wie er können glauben, dass es Aufgabe ihrer Partei ist, die Kanzlerin der politischen Konkurrenz möglichst lange an der Macht zu halten - und gleichzeitig darüber wütend werden, dass diese Kanzlerin seinee hochfliegenden Pläne zur Verbesserung der Welt nur eher mählich umsetzt.

Stegner wehrt sich gegen das Eingeständnis, so geworden zu sein.  Stegner ist ein Gabriel, eine Nahles ohne Wohlstandsbauch, weit oben im Norden träumt er von einer besseren Welt, regiert vonj ihm selbst. Seine Frau tröstet ihn. Sie meint, das werde auch wieder weggehen. In den Nächten seitdem aber wächst sein Hass, der Hass gegen die Verantwortlichen für seine Marginalisierung in einer Welt, die ihn sozialdemokratisiert hat, als gebe Gott ihm ein Zeichen, was alles noch für ihn geplant sei. Um ihn dann kalt zu entsorgen auf einer Halde der vergessenen Namen, der gescheiterten Karrieren-
Stegner weiß immer, was richtig ist, selbst wenn das bedeutet, dass es das gegenteil von dem ist, was er gestern richtig fand. Der "mitfühlende Sozialdemokrat", wie sich Stegner selbst nennt, entdeckt dann auch schnell mal eine brandheiße Weltverschwörung: "Die öffentliche Kampagne gegen Bundespräsident Steinmeier hat wohl eher das Ziel, das Iran-Abkommen zu zerstören", witterte er, als die Liebesgrüße aus Schloss Bellevue an die Mullahs in Teheran auf Kritik trafen. Nach Stegners Meinung nur erklärbar durch dunkle Mächte im Hintergrund: "Das will Donald Trump und dabei helfen ihm einige Gesinnungsfreunde in der deutschen Medienwelt", analysierte er, "that‘s the story behind the story".

Bamm! Je älter das Jahr 2018 wird, desto offener attackiert der ehemals mit großen Hoffnungen in den SPD-Vorstand aufgerückte Stipendiat der Stiftung Volkswagenwerk alle die, die das segensreiche Wirken der SPD nicht ausreichend anerkennen wollen. "Trommelfeuer der üblichen Verdächtigen gegen Grundrente, Bürgergeld, längeres Arbeitslosengeld, Kindergrundsicherung, höheren Mindestlohn, beitragsfreie Bildung+Recht auf Qualifizierung - also gegen unser sozialdemokratisches Konzept eines modernen solidarischen Sozialstaats", schimpft er. Unerhört, gerade jetzt, wo die SPD zum ersten Mal an einer Regierung mitwirkt und natürlich gleich dicke Pflöcke einschlagen wollte!

Ein Seitenhieb auf den Koalitionspartner, der seiner Ansicht nach nicht die Interessen der eigenen Bürger vertritt. Das tut nur die SPD, die ein "sozialdemokratisches Zukunftskonzept für einen solidarischen und modernen Sozialstaat" hat, "der auch in der digitalen Arbeitswelt eine gerechte soziale Sicherung bietet". Ende Februar retweetet er einen Tweet, in dem es heißt "Bei #CumEx verharmlosend von Steuergestaltung zu sprechen, ist ziemlich perfide. Das stinkt nicht nur, sondern das ist #Steuerraub!" und greift damit den zu den Hochzeiten der Methode amtierenden SPD-Finanzminister Peer Steinbrück direkt an. "Donald Trump nennt Bernie Sanders nach dessen Erklärung, dass er Präsident werden wolle, einen „Verrückten“", schreibt er selbst ein andermal, "damit kennt er sich jedenfalls ohne Zweifel aus."

Ein Polterer, ungelenk und immer schriller. Er wundert sich über eine "eigenartige Diskussion über „Framing“. ARD stützt sich auf Beratungen durch renommierte Wissenschaftlerin Elisabeth Wehling, um der Propaganda gegen öffentlich rechtlichen Rundfunk (meist von rechts) etwas  entgegenzusetzen. Ohne einzelne Texte zu kennen, scheint mir das legitim." Und retweetet den Satz des ARD-Chefredakteurs zum Framing-Papier: "Wir haben nichts zu verbergen".

Für Menschen, die sich am Elend anderer ergötzen, liefert Stegner zuverlässig ab. Er flunkert, gibt Musiktipps von zweifelhafter Qualität (Gianna Nannini - „America“, Alison Moyet - „Invisible“) und verlinkt Lobeshymnen über sich selbst. Dazu schreibt er von sich in der 3. Person. Schwarz und weiß, etwas anderes gibt es hier nicht, nur böse und gut, richtig und falsch, wir und die, links und verurteilenswert.

Trump, in früheren Zeiten der dickste Stamm, an dem sich Stegner zu reiben pflegte, ist allerdings zuletzt verschwunden. Stattdessen richtet sich der Trumphass inzwischen auf den innerparteilichen Gegner, denn Ralf Stegner glaubt, dass jede erfolgreich bestandene Twitterschlacht seiner Partei beim nächsten Treffen an der Wahlurne helfen wird.

Dass außer ihm selbst, den Mitarbeitern der Parteizentralen, den Journalisten, die über ihn berichten, und ein paar Katastrophentouristen mit bizarren Neigungen kaum ein echter Mensch sich jemals zu Twitter verirrt, hat keiner ihm gesagt.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Stegner gehört ins Heim

Rechtsfahrer hat gesagt…

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Stegner ist ein linker Psychopath, wie es inzwischen verdammt viele in der degenerierten SchariaParteiDetschland gibt, nur eben der mit dem lautesten ADHS-Torret-Syndrom. Wie Anonym 1 es bereits treffend formulierte: Dieser Dreckscheuder-Schwachmat gehört in eine geschlossene Anstalt eingewiesen, allein schon wegen seiner penetranten Pro-Hillary-Clinton-KLinkenputzerei in den USA. Eine erbärmliche Kreatur, und sein total missratener Antifasohn scheint ihm emsig nachzueifern. Manche Typen hätte man wirklich abtreiben und durch Ongobongo-Asüls ersetzen sollen.

Anonym hat gesagt…

Tja, in Schleswig-Holstein ticken die Uhren anders.

"Kriminalität bleibt Geheimsache

Die Polizei hat in drei Monaten in der Landesunterkunft für Flüchtlinge (LUK) in Boostedt 117 Straftaten aufgenommen. Bei weiteren 23 Straftaten im Ort wurden Flüchtlinge als tatverdächtig geführt. Das belegt die interne Polizeistatistik. Keiner dieser Fälle wurde öffentlich gemacht...

...Eine Bewohnerin soll von einem anderen Flüchtling zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden sein. Am 12. Februar soll dann ein neunjähriges Mädchen in der Unterkunft von einem anderen Bewohner sexuell missbraucht worden sein. Verstöße wegen unerlaubten Aufenthalts sind in den 117 Straftaten unberücksichtigt.

Zum Vergleich: In der Gemeinde Boostedt wurden von Dezember bis Februar 64 Straftaten registriert – bei 23 Fällen sind Bewohner der LUK tatverdächtig."

http://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Fluechtlinge-in-Boostedt-Kriminalitaet-bleibt-Geheimsache

ppq hat gesagt…

schlimm, wie hier von einigen versucht wird, mit zahlen stimmung gegen stegner zu machen. so lange er solche fakten nicht bestätigt hat, sind sie sicherlich falsch.

Anonym hat gesagt…

>> Drachentoeter Thomas 11. März 2019 at 15:43
Eines noch: „Antisemitismus“ zu unterstellen, nur weil Soros zufällig auch Jude ist, sendet unbewusst ein ganz schlechtes Signal an die Zuschauer: „ja, es gibt sie, die jüdische Weltverschwörung“! <<
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Zufälle gibt es.
Soros, Bärbel Lerner-Spectre, Noel Ignatiev, Yasha Mounk ---
Sagt ein Schwein zum anderen: Also dir ist schon klar, daß der Bauer uns deswegen so reichlich füttert, weil er uns später schlachten und fressen will? - Ach du nu' wieder mit deinen bekloppten Verschwörungstheorien ...

Anonym hat gesagt…

Allerdings. –
Ist schon perfide, maliziös, raffiniert und „pseudo-selbstkonsistent“ von Schurken-Gruppen ausgeheckt, die Entlarvung ihrer wahren Intentionen und klandestinen Machenschaften als „Verschwörungstheorien“ zu insinuieren, bzw. all diejenigen, die ihnen auf die Schliche kommen, als paranoide Aficionados jener „wolkenkuckucksheimerischer Theorien“ zu denunzieren. –

Mutiert hierzulande das Artikulieren bestimmter „Statements“ immer mehr zum drakonisch strafbaren Verbrechen, so ist das doch wohl der beste Beweis für die Richtigkeit jenner angeblichen „Verschwörungstheorien“. (Andernfalls sich kein Aas um „krude Theorien“ auch nur einen Moment scheren würde).

Merkt Ihr indes wirklich nicht, welche infame, perfide, impertinente, penetrante, REALE Bedrohung über euren Köpfen baumelt, so verdient ihr es fürwahr, final in durchaus schon geplanten Gulags zu enden.

Anonym hat gesagt…

Nachschlag:

Das ist doch im Gegensatz zu den immer unausstehlicher werdenden Lügen-Narrativen indes wirklich „selbstevident“, wie es anhand folgender simpler Metapher noch verdeutlicht werden soll:
Angenommen :
Ein Individuum bestreitet ein gemeines, rohes, gewalttätiges, brutales Monstrum, sondern behauptet eine brave, tolerante, rücksichtsvolle, gutmütige Person zu sein, bezeichnet die Negativ-Titulierungen als „pöööse Verleumdungen“ UND droht jedem, der solche Verdächtigungen äussert, die Fresse einzuschlagen und tut es auch tatsächlich. –
Na, welche „Charakterisierung“ ist denn dann wohl zutreffender ????