Sonntag, 10. Februar 2019

Klimadebatte: So verteidigen Sie die Vielflieger


Video: @Netzdenunziant

Es sind Tricks, die kaum jemand bemerkt, Kommunikationsstrategien, die im Trend liegen: Wer das Klima ganz besonders intensiv schädigt, neigt oft dazu, sich selbst besonders laut als Klimaretter oder Klimaschützer zu inszenieren, von faschistischen und klimaleugnenden Elementen aber unzulässig angegriffen zu werden. Legende ist das Beispiel der bayrischen Grünen-Vorsitzenden Katharina Schulze, die binnen eines Jahres schonungslos sich selbst gegenüber 124.000 Flugmeilen absolvierte, um die Erderwärmung aufzuhalten und in Kalifornien ein Eis zu essen. Täten es ihr alle Bürger Bayern nach, stiege Deutschlands CO2-Ausstoß schlagartig um ein Achtel. Doch statt dankbar zu sein, verleumden Kritikaster und Klimazweifler die ruhelose Jetset-Grüne.

Damit sich diese menschen- und klimafeindliche Argumentationstaktik nicht durchsetzen kann, brauchen Freunde von Vielfliegern gute Argumente, um abzulenken. Wichtig sind vier Debattierkniffe, die jeder kennen sollte, der selbst gern viel fliegt, häufig mit dem Auto fahren muss, Fleisch isst oder seine Wohnung ausgiebig zu heizen pflegt oder aber zumindest Menschen kennt, die es gut meinen mit der Welt und deshalb viel unterwegs sind.

Das Relotiusmagazin hat die wichtigsten Grundregeln bereits in einem instruktiven How-to-Text aufgeführt. PPQ ergänzt sie um wichtige Details für Wasserprediger, die gern jeden Abend Wein trinken und bevorzugt kalifornische oder australische Sorten verschnusseln.

Vorwürfe, dass man das nicht dürfe, wenn man das Klima nicht leugne, sind grundsätzlich unsinnig. Sie implizieren nämlich, dass nur diejenigen ein Recht haben, Kindermissbrauch, Mord oder Körperverletzung zu kritisieren und sich dagegen einzusetzen, die selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dabei hat selbstverständlich auch ein Mörder, ein Kinderschänder oder ein gewalttätiger Räuber alles Recht, sich gegen Raub, Mord und jede andere Art von Kriminalität einzusetzen. Der Papst als Chef der katholischen Kirche geht hier seit Jahren mit gutem Beispiel voran.

Es gibt für diese Art der Argumentation - zu betonen, dass der ohne Schuld sein müsse, der den ersten Stein werfe - einen Fachbegriff: Pharisäer. Pharisäer gelten als Heuchler, die selbstgerecht Kritik an anderen üben, selbst aber dieselben Verhaltensweisen an den Tag legen. Ein guter Pharisäer lässt sich nicht erwischen, denn er nutzt seine moralische Übermacht, um jede Kritik an sich selbst durch laute "haltet den Dieb"-Rufen zu übertönen. Es geht ihm dabei nicht darum, das Argument des Gegenübers zu entkräften und zu erklären, warum er zum Beispiel gegen Fernflüge und eine dritte Landebahn ist, die anderen beiden Landebahnen aber exzessiv nutzt. Sein Ziel ist ausschließlich, jede Kritik an seiner Verhaltensweise als Hass auf seine Person abzuqualifizieren.

Diese Form der Argumentation gilt in der politischen Rhetorik als außerordentlich angesagt, denn sobald eine kritisierte Verhaltensweise als Kritik an einer Person denunziert worden ist, lassen sich alle inhaltlichen Argumente als bloße persönliche Angriffe deuten. Wenn Katharina Schulze in einem Ausmaß um die Welt fliegt, dass diese binnen weniger Jahre auseinanderspringen würde, täte es nur die Hälfte der Chinesen, spielt dann keine Rolle mehr. Der Kritiker gilt als Hetzer, der es nurnur dar abgesehen hat, einer engagierten Klimakämpferin am Zeug zu flicken.

Dabei ist doch so: Ob dieser oder jener in den Urlaub fliegt oder nicht, ob er das dreimal im Jahr tut, fünfmal oder jede Woche, ändert nichts daran, dass es wichtig ist, vor dem Klimawandel und den furchtbaren Katastrophen zu warnen, die Vielfliegerei, Autoverkehr und Konsumgesellschaft herbeiprovozieren. Ganz egal, wie sie sich selbst verhalten.

Aus diesem Grund lebten die Führer des Weltsozialismus nicht in Neubauwohnungen auf 55 Quadratmetern, sie nutzen Miele-Geschirrspüler und fuhren in Autos aus westlicher Produktion herum. Sie dafür zu kritisieren, ist eine fragwürdige Argumentationsweise, denn hätten sie das nicht getan, wäre der Weltkommunismus keinen Tag später untergegangen.

Bei #fridayforfuture belegt ein verleumderischer Angriff auf eine der Mitinitiatoren die miese Masche, mit der die menschengemachte Temperaturerhöhung, auf deren Minderung sich die Weltgemeinschaft längst verständigt hat, weiter befeuert werden soll. Nur weil sich Mitorganisatorin Luisa Neubauer zwischen den einzelnen Streik- und Kampfaktionen ein wenig in der so bedrohten Welt umschaut und dabei Länder wie China, Indonesien, Tansania und Marokko in einem Tempo abklappert, als drohten sie schon morgen zu verschwinden, kann dieses Menschheitsproblem nicht mit individueller Tugendhaftigkeit gelöst werden. Auch nicht durch diese junge Frau.

Sie ist deshalb einfach ehrlich, sie zeigt, dass Klimaschutz keine spaßbefreite Sache ist, sondern viel Lachen, viel weltweite Begegnungen und viel Verantwortung mit sich bringt. Jede geflogene Meile erhöht zudem den Druck auf Staaten, Unternehmen und internationalen Organisationen, sich globalen Lösungen nicht mehr zu verschließen und zugunsten unseren Planeten das große Rad zu drehen: Flugverbot, strenge Auflagen für den Individualverkehr - all das muss zentral angewiesen und durchgesetzt werden. Individueller Verzicht wird nicht reichen.

Hier zeigt sich, dass Umweltaktivisten und -politikern die Umwelt keineswegs egal ist. Sie opfern sich vielmehr auf zahllosen Interkontinentalflügen auf, um die Crisis soweit zu verschärfen, dass Einsicht endlich aus Notwendigkeit sprießt und Verzicht zu einem Akt der Freiheit wird. Alle Argumentationsfiguren, die dieser anderen Realität des täglichen Klimakampfes nicht Rechnung tragen, sind eigentlich unzulässig, weil sie am Kern des Themas vorbeizielen.

Es sind ja nicht die paar Klimaaktivisten - die immer noch viel zu wenige sind! - die die globale Erwärmung anheizen. Sondern all die überwiegend älteren Männer, die so tun, als hätten sie den Globus von ihren Vätern geschenkt bekommen, obwohl sie ihn doch in Wirklichkeit nur von ihren Kindern geborgt haben, die ihn wiederum auch nur geborgt haben von ihren Kindern, die ihn zu ihren Lebzeiten auch nur geliehen bekommen werden. Wer in dieser Situatioin besserwisserisch Flugmeilen von engagierten Klimaschützern zählt, in senioriger Bräsigkeit, der ist ein Verblendeter, der den menschengemachten Klimawandel noch immer für eine Fiktion hält und hofft, schon tot zu sein, wenn die globale Klimakatastrophe seine Nachkommen mit voller Wucht trifft.

4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Wer dennoch versucht, auf wenigen Daten weitreichende Schlüsse zu ziehen, der kann es sich aussuchen, ob er einen Fehlschluss der unzulässigen Verallgemeinerung, einen Fehlschluss der unzureichenden Statistik, einen induktiven Fehlschluss oder einen Fehlschluss des undifferenzierten Denkens oder wie Stöcker, alle auf einmal, begehen will.

https://sciencefiles.org/2019/02/04/spiegel-versucht-sich-in-logik-und-scheitert-grandios-so-entlarvt-sich-ein-schwatzer/
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Der Stöcker ist ein Schwätzer?

Klimacketerium hat gesagt…

Das kennt und weiß inzwischen jeder, der das Organ zwischen den Ohren noch zum denken zu nutzen versteht.

Leider ist die 87%-Weiter-so-Masse längst erfolgreich hirnbeschnitten worden, um mental besser zu ihren Bereicherungs-Dauergästen zu passen. Schland ist somit längst ein Schlaraffialand für grenzenlos sedierte Hohlkörper, die erneut auf bessermenschlicher Weltumgestaltungsmission unterwegs sind.

Da sind z.B. Naturschützer-Flüge nach Kanada, um dort nach langer Geländewagentour mitten in der Wildnis einen Biberdamm zu bestaunen, nur der ganz normale Realitätsverweigerungs-Wahnsinn.

Wohin man blickt, turnen triebgesteuerte primitive Urban-Nacktaffen motorisiert durch den selbstgebastelten Betondschungel und halten sich für schier unfehlbare Schöpfer-Götter. Starallüren-Psychose als skurrile Lifestyle-Epidemie.

Die menschliche Idiotie ist eine seltsame Krankheit, denn es leiden nicht die davon Befallenen darunter, sondern die Immunen. Und darum wird der ganze Irrsinn durch eine Kollektivverdummung, die sich gerne Schwarmintelligenz nennt, um ihre dämlichen Narreteien klug erscheinen zu lassen wohl ewig weiter gehen und mitsamt der ungebremsten globalen Bevölkerungsexplosion exponential expandieren.

Und haben all diese grenzdebilen Spinner dann eine "demokratische" Mehrheit, gelten sie automatisch als die allein selig machenden Rechthabereiexperten. Ein perfekt perfides System der Herdenvieh-Selbstbeweihräucherung.

Wollt ihr die totale Verblödung? Wollt ihr sie totaler, als ...?

Same procedure every generation.

ppq hat gesagt…

@anmerkung: ich hätte nie die geduld, einem verbohrten ideologen seine irren argumente mit solcher detailverliebtheit in den mund zu stopfen wie das sciencefiles so hingebungsvoll und überzeugend tut

Die Anmerkung hat gesagt…

Wenn man gute Lehrer hatte, dann kann man das, weil man methodisch sauber an das Problem herangeht. Gelernt ist gelernt.

Ist ja beim NSU exakt das selbe Herangehen, wenn man sich kritisch damit befaßt. Ich weiß also wie das schlaucht. Ein solches Lebensthema reicht.

Dem Stöcker haben sie ein Professur angediehen, die er nicht mal ansatzweise ausfüllen kann, es sei denn, er lehrt in seinen Seminaren, wie man einen Relotius gibt, ohne gro´ß aufzufallen. Das ist der eigentliche Skandal.

Bei Stöcker hat es ja auch lange gedauert, bis rauskam, daß er eigentlich dumm ist. Sciencefiles kann aber nicht jeden schriftstellernden Hochstapler enttarnen.