Donnerstag, 21. Februar 2019

Framing Manual: Mein Staatsfunk und wie wir ihn lieben


In der DDR hieß der 1. Mai nicht „Tag der Arbeit“, sondern „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“. Die Teilnahme an den Demonstrationen mit dem Höhepunkt des Vorbeimarschs der werktätigen Massen an Tribünen, auf denen führende Parteimitglieder und Ehrengäste winkend die Paraden abnahmen, war für Arbeiter und Schüler eine Pflichtveranstaltung. Durch die Anwesenheit ließ sich die SED versichern, dass das Volk treu zum sozialistischen Vaterland stand und die Politik von Partei und Staatsführung vorbehaltlos unterstützte.

Meist Mitte März druckten die Zeitungen deshalb schon die offiziellen Losungen ab, die ja noch auf Transparente übertragen werden mussten. In diesem Jahr aber ging es noch schneller, die neuen Losungen des Zentralkomitees der SED zum 1. Mai sind bereits seit einigen Tagen im Internet verfügbar, erstellt diesmal von der externen Beraterin Elisabeth Wehling, die für die wegweisenden Parolen ein Salär von 120.000 Euro erhalten hat. Pro Beitragszahler macht das einen Betrag von einem Viertel Cent - viel weniger als eine Kugel Eis.


PPQ dokumentiert die beispielhaften linguistischen Umsetzungen moralischen Framings in 51 kurzen Sätzen und Slogans*.


  1. Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will.
  2. Das Recht auf freie Information überlebt sich nicht.
  3. Das Gute sehen.
  4. Gutes sehen statt Brot und Spiele fürs Volk.
  5. Exzellenz statt Umsatz.
  6. Exzellenz statt Profitfixierung.
  7. Demokratie statt Umsatz.
  8. Fairness statt Umsatz.
  9. Gleichheit kann man nicht kaufen.
  10. Demokratie kann man nicht kaufen.
  11. Kontrolle kann man nicht kaufen.
  12. Kein Demokratieausverkauf.
  13. Gleichheit steht in Deutschland nicht zum Verkauf.
  14. Kultur kann man nicht (einfach so) kaufen. Man muss sie erst(-mal) machen.
  15. Kultur kauft man nicht, man macht sie. Oder eben nicht.
  16. Deutsche Filme kann man nicht importieren. Man muss sie machen.
  17. Die ARD ist der verlängerte Arm der Bürgers.
  18. Fernsehen ohne Profitzensur.
  19. Klare Kante bei Gewaltfernsehen für Kinder
  20. Gemeinsamer Rundfunk statt Informationsanarchie.
  21. Gegen eine vernachlässigte Demokratie.
  22. Wir sind Ihr.
  23. Rundfunkbeteiligung ist gelebte Eigenverantwortung.
  24. Wir nehmen jeden ernst – auch Deine Oma.
  25. Wir nehmen jeden ernst – auch Deinen Stammtisch.
  26. Wir nehmen jeden ernst – auch Dein Kind.
  27. Gemeinsam. Fernsehen.
  28. Demokratie statt Profit.
  29. Demokratie statt ideologischer Monopolisierung.
  30. Demokratie statt rechenschaftsfreier Echokammern.
  31. Sicher selbstbestimmt.
  32. Lieber selbst denken (dürfen).
  33. Am liebsten selbst denken. Dank kritischen Nachfragern.
  34. Am liebsten selbst denken. Dank stabiler Informationen.
  35. Demokratieschonend – kein Husch-Husch bei Information.
  36. Menschlich. Exzellent. Deins.
  37. Wir sind Deins.
  38. Wir nehmen den Schutz Ihrer Kinder ernst. Egal, wann sie einschalten.
  39. Wir nehmen die Bildung Ihrer Mitarbeiter ernst. Egal, wo sie einschalten.
  40. Wir nehmen die Information Ihre Eltern ernst. Egal, wo sie leben.
  41. Andere wollen Geldgewinne. Wir wollen Erkenntnisgewinn.
  42. Andere wollen Geldgewinne. Wir wollen Kulturgewinn.
  43. Am freien Rundfunk zerplatzt jeden Tag um 20 Uhr die Filterbubble.
  44. Unsere Redakteure strengen sich für die Bürger an, andere für den Profit.
  45. Sind Sie Bürger oder Kunde?
  46. Für eine selbstständige Gesellschaft.
  47. Rundfunk? Besser selbst machen.
  48. Politisch nachhaken? Besser selbst.
  49. Politik und Wirtschaft im Auge behalten? Besser selbst machen.
  50. Kein entdemokratisiertes Rundfunksystem.
  51. Kein Demokratiekapitalismus. Kein Rundfunkkapitalismus. Kein Informationskapitalismus.
*Grammatik im Original

Im PPQ-Archiv: So viel Staatsfunk ist der Staatsfunk

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hier langt ein frugales Zitat aus wikiblödia:

Losung:
in der Jägersprache bei Wild und Hund der Kot

Anonym hat gesagt…

Zustimmung. Der letzte Auslöser bei den Lustbarkeiten zu Rostock-Lichtenhagen soll gewesen sein: Eine Zigeunersche hockte sich mitten im Supermarkt hin, lupfte ihre 'zig Röcke, und löste ...