Mittwoch, 3. Oktober 2018

Verschwörungstheorie: Wie der Westen den Osten unterjocht

Die DDR-Presse warnte noch auf den letzten Metern der Verkaufsverhandlungen vor dem "billigen Jakob" aus dem Osten.
28 Jahre Einheit und immer noch keine Einigkeit. Während auf dem Gebiet der früheren Bundesrepublik das Gefühl überwiegt, die deutsche Vereinigung im Jahr 1990 sei ein recht gutes Geschäft gewesen, auch wenn sich die ehemals stabile Demokratie der Bonner Republik durch die Neuankömmlinge aus der Ex-DDR in ein wackliges Gebilde verwandelt hat, in dem sächsische Nazis und alte Osteliten die Diskussion bestimmen, zeigt der Blick aus den Anschlussgebieten ein anderes Bild. iDie einstmals zumindest in der eigenen Vorstellung zehnstärkste Volkswirtschaft der Welt fühlt sich abgehängt, kolonisalisiert und unterdrückt. Man habe ja wirklich integriert werden wollen, klagt etwa die sächsische Integrationsbeauftragte Petra Köpping, doch die, die schon länger hier leben, behandelten die, die neu dazugekommen waren, wie pflegebedürftige Mündel, nicht wie gleichberechtigte Mitbürger.

Linke Verschwörungstheorie 


Auf der einen Seite boomt der Sachsenhass, auf der anderen der Zorn auf die Eliten, die sich, so glauben Verschwörungstheoretiker, verabredet haben, die Bürgerinnen und Bürger aus den vormaligen DDR-Gebieten und späteren neuen Bundesländern kurz zu halten. Der Linken-Abgeordnete Matthias Höhn etwa ist fest überzeugt, dass Ostdeutsche nicht nur weitaus weniger Einkommen und Vermögen haben, weil die Akkumulation von Kapital nun mal ein Startguthaben verlangt, das der Ostdeutschen aber im Zuge des Umtauschs von DDR-Mark in D-Mark um mindestens ein Fünftel herunterentwertet wurde. Nein, Höhn, selbst ein spätes Kind der DDR, beklagt auch, dass Führungspositionen im Osten immer noch überwiegend von Menschen aus den alten Ländern besetzt würden.

Statt aber dankbar zu sein für jeden, der aus dem schönen Baden-Württemberg, aus NRW oder Niedersachsen in die weitgehend entleerten Ostgebiete zieht, um harte Aufbauarbeit zu leisten, jammerte der linke Populist in der alljährlichen Einheitsdebatte im Bundestag über die Situation in Leipzig, die doch eigentlich beispielhaftes gelebtes deutsch-deutsches Zusammenwachsen zeigt: "Der Oberbürgermeister ist in Siegen geboren. Die Rektorin der Uni kommt aus Kassel. Der Sparkassen-Direktor ist aus Wuppertal. Die Chefin der Staatsanwaltschaft ist gebürtig aus Lindlar. Der Präsident des Landgerichts kommt aus Dillenburg, der Präsident des Amtsgerichts aus Osnabrück", schimpfte der frühere PDS-Politiker. Nur aus Leipzig oder einer anderen ostdeutschen Stadt komme niemand.

Die Sepoys aus Sachsen


Die Situation gleicht der in früheren britischen, niederländischen oder deutschen Kolonien. In den höheren Verwaltungspositionen die nach dem Bild der Regierenden erzogenen und ausgebildeten Beamten. Darunter das von diesen angeleitete Heer der willigen einheimischen Sepoys, das, dankbar für den Platz in der Nähe der Herrschaft, fröhlich feiert, wenn die Macht zur Party lädt. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen, das alte Versprechen der Kommunisten, jetzt wird es wahr: Der Ostler ist im Allgemeinen ein Herdentier, er läuft anderen nach, quengelt, wenn er nicht bekommt, was er möchte. Ist aber auch dankbar, wenn man bei "Anne Will" oder "Frank Plasberg" kopfschüttelnd über ihn spricht.

Der Westler hingegen ist Führen gewohnt: Der Fußballbundestrainer ist Westler, die Kanzlerin in Hamburg geboren, der Chfe des DGB, des ADAC, des DFB, der Uno-Botschafter, die Chefs der staatlichen Fernsehsender, die von CDU, CSU, FDP, SPD und AfD, die wichtigstens Nazis und die erfolgreichsten Künstler, die Regierungssprecher und sämtliche Ministerpräsidenten und Minister aller Landesregierungen in den erfahrenen Bundesländern.

Matthias Höhn, der selbst  an der inzwischen überwiegend niedersächsisch verwalteten "Straße der Gewalt" aufwuchs, gibt denen ein Podium, die mit der Situation unzufrieden sind, obwohl es dem Osten seit Beginn des 1. Weltkrieges nie besser ging als heute. "Die Leute haben es satt", rief er im Bundestag vor halbleeren Stuhlreihen und er warnte beim 90-minütigen Tagesordnungspunkt "Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2018" - gefühlvoll eingebettet zwischen "Türkei" (75 Minuten), "Stärkung des Pflege- und Krankenhauspersonals" (75 Minuten) und "Verfassungsrechtliche Stärkung des Klimaschutzes" (80 Minuten): "Im Osten ist der Vertrauensverlust gegenüber Staat und Parteien mit Händen zu greifen."

28 Jahre, und immer noch keine Einigkeit dabei, dass es die Einheit für alle ein gutes Geschäft war - die einen bekamen, was sie schon immer wollten, die anderen Unterstützung, Anleitung und Hilfe ein Leben lang. Ludwig Erhardt hatte 1963 versucht,dem sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow die DDR-Immobilie mit immerhin 108.333 Quadratkilometer in der Mitte Europas für umgerechnet 50 Milliarden Euro abzukaufen - ein Quadratmeterpreis von unter 500 Euro. Ein paar Jahre später gibt Angela Merkel jährlich doppelt so viel aus, um die ostelbischen Ländereien zu halten.


6 Kommentare:

Gernot hat gesagt…

Ein Fünftel?
Umtauschkurse M/DM waren meiner Erinnerung nach 2:1 (begrenzte Summe) und 3:1. Irre ich mich?

Anonym hat gesagt…

https://bit.tube/play?hash=QmWF3RxA9GYko76Qv5EXgSfgayniGVNkE2Ej4RgtfA2bY8&channel=101822

furchtbar , schlimm und brontal : das neue Bömamannvideo

ppq hat gesagt…

@gernot: 1:1 für eine begrenzte summe und dann 2:1. aber du hast recht, ein füntel ist quatsch

Jodel hat gesagt…

Als Wilhelm der Eroberer England übernommen hat, wer hat danach wohl die guten Posten bekommen? Wenn Süd- und Nordkorea jemals wieder, friedlich natürlich, ein Land werden sollten,
wer wir dann wohl für die nächsten 1 - 2 Generationen das Sagen haben? Wer gibt in der NATO
die Kommandos? Die USA oder Dänemark?
Bei Fusionen, Übernahmen und Zusammenschlüssen gibt es immer einen stärkeren und einen schwächeren. Der Stärkere besetzt hinterher alle feinen Pöstchen mit seinen Leuten und sagt wo es lang geht. So war das immer und so wird das wohl auch immer sein.

Die Ostdeutschen haben leider geglaubt und die Westdeutschen leider so getan, als sei das diesmal ganz anders. Dialog auf Augenhöhe unter Gleichberechtigten, alle sind jetzt Brüder, usw. So funktionieren menschliche Systeme aber nun mal nicht.

So ein Problem kann nur die Zeit glatt bügeln. Erst wenn die, welche in den alten Systemen groß geworden sind langsam abtreten und die im neuen System geborenen Kinder alt genug sind, finden eine Vereinigung statt. Irgendwann kann auch ein Leipziger dann Direktor der Sparkasse in Wuppertal werden. Das wird aber wohl noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte dauern. Die Chemnitzer werden vom Westen wohl zur Strafe eine Generation länger von den Fleischtöpfen der Macht ferngehalten werden als die anderen. :-)

In England sind inzwischen bestimmt auch Nachfahren vom besiegten König Harold Bankdirektor geworden. In Indien sind mittlerweile ja auch die ehemaligen Sepoys am Ruder und nicht mehr die alten Massas. Es ist also ein Licht am Ende des Tunnels.

derherold hat gesagt…

"Wenn Süd- und Nordkorea jemals wieder, friedlich natürlich, ein Land werden sollten,
wer wir dann wohl für die nächsten 1 - 2 Generationen das Sagen haben? "

Da gibt es schöne Artikel vom OSTDEUTSCHEN Prof. Rüdiger Frank (Uni Wien).
Angeblich wollen die nordkoreanischne Eliten "auf Teufel oder Atomschlag komm' raus" ihre Status (auch in einem vereinigten K.) erhalten wollen. Ich könnte mir also vorstellen, daß dann nordkoreanische Chaebols auftauchen, bei den die Söhne von Polit- und Militäreliten "Oligarchen" sind.

derherold hat gesagt…

Zu Ostdeutschland:
Zunächst durften westdeutsche Kolonialoffiziere den Vortuner spielen ... als Staatssekretäre, OB's, Minister, GF von Stadtwerken, etc.

Nuuuur ... die zweite Ebene waren die Gleichen, wie vorher auch. Mindestens 15 Jahre nach dem Fall der Mauer drohte diesen von ihren Verwandten, Freunden, Nachbarn die Nase poliert zu bekommen, weil die "Wendehälse" und "Günstlinge" Vorteile hatten ab 1990 ... selbst wenn es sich um kleine Polizisten oder Angestellte beim Arbeitsamt waren. Die PDS ist auf Zehenspitzen um die Ostdeutschen 'rum gelaufen.

HEUTE, wo die Brutalität gegen über den (Ost-)Deutschen stärker hervortritt, läßt man Quislinge die Drecksarbeit machen. Genosse Merbitz oder Genossin Wille.
Bemerkenswert ist, daß von den OB's und Landräten in Sachsen-A. nur der OB in Halle - als Parteiloser gewäht - Westdeutscher ist.

Lustig, daß der mdr seit geraumer Zeit die "böser Wessi"-Nummer abzuziehen versucht.