Aber die Kanzlerin ist doch aus dem Osten! Was beschweren die sich denn da! Wenn auch sonst der Befund 28 Jahre nach der Wiedervereinigung zeigt, dass gesamtdeutsche Führungspositionen nur sehr gelegentlich von Ostdeutschen besetzt werden, ist doch die offene Debatte darüber, „so viel ist sicher“, heißt es in der Berliner Zeitung, „zentral“. Ein freies Land mit freien Bürgern verständigt sich alljährlich zum Jahrestag seiner zweiten Geburt darüber, dass es nicht gut ist, wie es ist. Bücher werden zum Thema geschrieben und Westdeutsche gestehen Ostdeutschen zu irgendwie schon Grund zu haben, zu klagen.
Es läuft ja nicht rund. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner im Osten liegt immer noch bei lediglich 73,2 Prozent des Westwerts, die ostdeutsche Wirtschaftskraft nähert der westdeutschen seit Jahren nicht mehr an, sondern sie bleibt weiter zurück. Die Jungen gehen, die Alten sterben in der alten Heimat langsam vor sich hin an. Drüben aber, wo die Auswanderer hoffen, endlich gesamtdeutsch werden zu dürfen, bleiben sie die Ossis. Menschen mit einem falschverstandenen Freiheitsbegriff. Menschen, denen zu misstrauen ist.
Ostler kommen nicht hoch, nicht in den Parteien, nicht in den Parlamenten, nicht in den Regierungen, Behörden und Institutionen. Beispielhaft dafür steht das oberste deutsche Gericht: 16 Verfassungsrichter wirken am Karlsruher Bundesverfassungsgericht, von Bundesrat und Bundestag für je 12 Jahre gewählt. Unter ihnen ist kein einziger Ostdeutscher. War auch noch nie.
Unter allen 56 Frauen und Männern nicht nach 1990 als höchste Instanz über die gemeinsame Verfassung wachten, findet sich nicht eine Person, die einen relevanten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht hat. Vorbedingung, um Verfassunsgerichter zu werden, ist offenbar der Besitz einer lupenreinen westdeutschen Biografie. Selbst die beiden Verfassungsrichter aus der Vergangenheit, die einen Geburtsort östlich der Elbe aufzuweisen hatten, mussten bereits als Kinder in den Westen gelangen, um es ans BVerfG zu schaffen.
Das höchste deutsche Gericht ist ein Reservat der alten Bundesrepublik: Niedersächsisch, hessisch und bayrisch geprägt. Dabei wird es bleiben, auch 30 Jahre nach der vermeintlichen Vereinigung, denn erst 2020 könnten zwei Richterstellen neu besetzt werden, weil Andreas Voßkuhle und Johannes Mahsing dann ausscheiden werden.
30 Jahre ist ein Landesteil mit immer noch fast 15 Millionen Bewohnern dann ohne jede Teilhabe an der Verfassungspraxis. 18 Prozent der Bevölkerung ohne Vertretung, statt dreier Ostdeutscher, die rein rechnerisch in den beiden Senaten sitzen müssten, findet sich dort kein einziger. Und: Selbst denen, die mit der Gnade ihrer westdeutschen Geburt aus dem tiefen Westen heraus eine „Unterrepräsentation“ der Ostdeutschen beklagen, erscheint das völlig normal: Westdeutsche Richter entscheiden in letzter Instanz über ostdeutsche Renten, über die Demokratisierung des Ostens und die Zahlungspflicht derer, die bereits gezahlt haben.
Dafür, so heißt es überall, könne der Westen schon ein wenig Dankbarkeit erwarten.
Kultureller Kolonialismus in der Endphase. Sowohl Beherrschte als auch Herrschende empfinden das Fehlen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in bestimmten Zusammenhängen als so normal wie der Massa einst den Umstand, dass sein schwarzer Diener keinen Nachnamen hatte. Noch nie hat irgendein großes Nachrichtenmagazin, hat eine selbsternannte überregionale Zeitung oder auch nur eine auf Clickbait programmierte Webseite irgendetwas über den Ost im Westen geschrieben, an dem die Ostdeutschequote seit fast drei Jahrzehnten bei null liegt.
Dabei gibt es derzeit am BVerfG nicht nur mehr Verfassungsrichter aus dem kleinen Saarland als welche aus Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zusammen. Sondern auch mehr gebürtige Luxemburger (1) als gebürtige Ostdeutsche (0).
Ostdeutschland bleibt zurück
Es läuft ja nicht rund. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner im Osten liegt immer noch bei lediglich 73,2 Prozent des Westwerts, die ostdeutsche Wirtschaftskraft nähert der westdeutschen seit Jahren nicht mehr an, sondern sie bleibt weiter zurück. Die Jungen gehen, die Alten sterben in der alten Heimat langsam vor sich hin an. Drüben aber, wo die Auswanderer hoffen, endlich gesamtdeutsch werden zu dürfen, bleiben sie die Ossis. Menschen mit einem falschverstandenen Freiheitsbegriff. Menschen, denen zu misstrauen ist.
Ostler kommen nicht hoch, nicht in den Parteien, nicht in den Parlamenten, nicht in den Regierungen, Behörden und Institutionen. Beispielhaft dafür steht das oberste deutsche Gericht: 16 Verfassungsrichter wirken am Karlsruher Bundesverfassungsgericht, von Bundesrat und Bundestag für je 12 Jahre gewählt. Unter ihnen ist kein einziger Ostdeutscher. War auch noch nie.
Im Reservat des alten Westens
Unter allen 56 Frauen und Männern nicht nach 1990 als höchste Instanz über die gemeinsame Verfassung wachten, findet sich nicht eine Person, die einen relevanten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht hat. Vorbedingung, um Verfassunsgerichter zu werden, ist offenbar der Besitz einer lupenreinen westdeutschen Biografie. Selbst die beiden Verfassungsrichter aus der Vergangenheit, die einen Geburtsort östlich der Elbe aufzuweisen hatten, mussten bereits als Kinder in den Westen gelangen, um es ans BVerfG zu schaffen.
Das höchste deutsche Gericht ist ein Reservat der alten Bundesrepublik: Niedersächsisch, hessisch und bayrisch geprägt. Dabei wird es bleiben, auch 30 Jahre nach der vermeintlichen Vereinigung, denn erst 2020 könnten zwei Richterstellen neu besetzt werden, weil Andreas Voßkuhle und Johannes Mahsing dann ausscheiden werden.
30 Jahre ist ein Landesteil mit immer noch fast 15 Millionen Bewohnern dann ohne jede Teilhabe an der Verfassungspraxis. 18 Prozent der Bevölkerung ohne Vertretung, statt dreier Ostdeutscher, die rein rechnerisch in den beiden Senaten sitzen müssten, findet sich dort kein einziger. Und: Selbst denen, die mit der Gnade ihrer westdeutschen Geburt aus dem tiefen Westen heraus eine „Unterrepräsentation“ der Ostdeutschen beklagen, erscheint das völlig normal: Westdeutsche Richter entscheiden in letzter Instanz über ostdeutsche Renten, über die Demokratisierung des Ostens und die Zahlungspflicht derer, die bereits gezahlt haben.
Dafür, so heißt es überall, könne der Westen schon ein wenig Dankbarkeit erwarten.
Der Neger hat keinen Nachnamen
Kultureller Kolonialismus in der Endphase. Sowohl Beherrschte als auch Herrschende empfinden das Fehlen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in bestimmten Zusammenhängen als so normal wie der Massa einst den Umstand, dass sein schwarzer Diener keinen Nachnamen hatte. Noch nie hat irgendein großes Nachrichtenmagazin, hat eine selbsternannte überregionale Zeitung oder auch nur eine auf Clickbait programmierte Webseite irgendetwas über den Ost im Westen geschrieben, an dem die Ostdeutschequote seit fast drei Jahrzehnten bei null liegt.
Dabei gibt es derzeit am BVerfG nicht nur mehr Verfassungsrichter aus dem kleinen Saarland als welche aus Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zusammen. Sondern auch mehr gebürtige Luxemburger (1) als gebürtige Ostdeutsche (0).
5 Kommentare:
re "der Neger hat keinen Nachnamen "
kommt drauf an - es gibt auch Exquisitneger ( zB Negerkinder mit Förderbedarf )
Frl. Anne-Schank-Mobutu Blingblang Seseele-Sessel (IV)
"eigentlich bin ich eine Prinzessin , aber Mutti musste aus Afrika flüchten , in Afrika hatten wir ganz tolle Sachen , viel besser als hier "
Die Anne Schank Mobutu ( Kurzform ist nur gestattet wenn die Anne das auch will ) ; also die Anne will später "was mit Menschen und Medien machen "
denn
"so schwer kann das ja nicht sein ; im Fernsehen labern die immer nur , ich verstehe das gar nicht ; außerdem gibt es schon Menschen of Color im TV , habe ich schon mal gesehen "
"Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner im Osten liegt immer noch bei lediglich 73,2 Prozent des Westwerts, die ostdeutsche Wirtschaftskraft nähert der westdeutschen seit Jahren nicht mehr an, sondern sie bleibt weiter zurück."
ALQ Erfurt 5,2%
ALQ Jena 5,0%
ALQ Halle 7,6%
ALQ Chemnitz 7,2%
ALQ Dresden 5,4%
ALQ Duisburg 10,9%
ALQ Dortmund 10,1%
ALQ Frankfurt/Main 5,1%
ALQ Kassel 7,1%
ALQ Stadt Offenbach 8,9%
ALQ Stadt Ludwigshafen 7,5%
ALQ Bremerhaven 12,0%
ALQ Pforzheim 5,5%
ALQ Nürnberg 5,3%
ALQ Augsburg 5,1%
ALQ Hamburg 6,2%
Be careful what you wish for ...
Nichts ist in Deutschland so unbeliebt wie Quereinsteiger. Nehmen diese doch den mittelmäßigen Teilnehmern der von allen akzeptierten Ochsentour sicher geglaubte Positionen weg. Dies wird
von den bereits etablierten mit allen Mitteln verhindert.
Für die alte BRD-Elite waren alle Ex-DDR Bürger somit Quereinsteiger und Konkurrenten im Kampf um Posten. Am Beispiel Oswald Metzger bei der CDU kann man sehen, dass das Ganze aber auch ohne Ossi-Hintergrund so abläuft.
Fachliche Qualifikation ist ganz selten ausschlaggebend. Ohne eine Quotenregelung wird sich das leider erst abmildern, wenn die seit der Wende geborenen Kinder ihre eigenen Ochsentouren hinter sich haben und langsam vom Alter her für Führungspositionen in Frage kommen.
Wenn ich Recht habe, was ich hoffe, sollte die restliche Wiedervereinigung so in ca.
10 Jahren Fahrt aufnehmen. Falls ich Falsch liege, können wir uns dann gerne nochmal unterhalten.
Das ist nicht so ganz richtig. In der SPD mußte man als "Quereinsteiger" nicht unbedingt eine Ochsentour auf sich nehmen, man hat systematisch Nicht-SPDler in höchste Stellungen bugsiert:
Eppler, Rau, Heinemann GVP, Ulla S. KBW, Verheugen FDP.
Merkwürdig.
Lieber Herold, ich beziehe mich bei den Quereinsteigern auch auf die aktuelle Situation.
Früher, insbesondere in der Nachkriegszeit, war das System sicher viel durchlässiger. Man konnte sich die Verschwendung von Talenten noch nicht so leisten. Heute empfinde ich das System viel starrer. Sicher gibt es auch Heute noch hier und da einen Quereinsteiger.
Das ist dann aber die krasse Ausnahme.
In den anderen Fällen von Ihnen beschriebenen Fällen braucht man halt einen Vorgesetzten mit Durchsetzungsvermögen, der einen von der Seite reindrückt, ohne die Betroffenen groß zu fragen. Diese Durchsetzungsstarken werden in Zeiten der allseits bejubelten Arbeitskreise auch nicht mehr.
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