Polizeiaufmarsch 2009 beim HFC-Spiel gegen Plauen. Bei Gefahr wird inzwischen vorher abgesagt. |
So sieht er wirklich aus, der Stand der deutschen Einheit, der wie ein folkloristisches Event einmal im selbst dort zelebriert wird, wo noch kein Mensch weiter war als bis Göttingen. Große Unterschiede immer noch und überall, Einkommen, Arbeitslosigkeit und der Hang der Ostler zum Widerborstigen und zur Enttäuschung. Wer dort lebt aber, ist auf solche Kathederberichte nicht angewiesen: Er bekommt das Staatsversagen als Alltagskost geliefert. Der Osten ist eine Bundesrepublik zweiter Klasse, ein Landstrich, der es in 28 Jahren nicht gelernt hat, sich selbst vernünftig zu regieren.
Die Bestentafel ist zwar zurück und mit Unterstützung guter Demokraten aus den alten Ländern gelingt es im Normalfall sogar, so etwas wie einen laufenden Betrieb zu organisieren. Kommt es aber zu einem Ernstfall, reicht die Decke entweder über die Füße. Oder der Schwanz hängt frei.
Undenkbar im 28. Jahr der Einheit, dass in einer Bundesland-Simulation wie Sachsen-Anhalt gleichzeitig ein Fußballspiel und eine politische Demonstration stattfinden. Die Polizei schafft es nicht! Die Sicherheitsbehörden können nicht mehr. Besser alles absagen, ehe irgendwer das merkt.
Dass anderswo 50.000 oder 70.000 Zuschauer zweimal die Woche in manchmal zwei oder drei Stadien in zwei oder drei Städten strömen, nebenbei Oktoberfest ist und jederzeit Demonstrationen dazwischenkommen können - aus einer Provinzhauptstadt wie Magdeburg betrachtet scheint es unvorstellbar. In der Kapitale der Börde reichen die Kräfte nach Jahren der Streicherei und Kürzerei, der Fehlplanung in Schulen, Kultureinrichtungen und bei der Polizei gerade noch zum gut und gerne leben. Wenn nichts dazwischenkommt, es nicht regnet, kein Schnee fällt, kein Wind aufkommt und keiner der bunten Koalitionspartner querschießt.
Nicht aber dazu, ein simples Drittligaspiel - dem Dürüm-Döner unter den fußballerischen Gaumenfreuden - zu einer Zeit stattfinden lassen zu können, zu der einen Marathon weit entfernt Menschen für und gegen die Instrumentalisierung eines tragischen Herzversagens auf die Straße gehen. 8000 oder 9000 Zuschauer hier, 3000 oder 5000 dort. Zuviel für Sachsen-Anhalt. Und die Kapazitäten sind erschöpft, am Ende, der Innenminister muss die Hände heben, tut mir leid, geht nicht, kriegen wir nicht hin, ist jenseits des Leitbaren, schade, ja, aber nicht zu ändern.
Der Osten ist ein gefährliches Pflaster, eine Risikolandschaft, eine Region, in der sich die Staatsmacht aus der Fläche zurückzieht. Hier kann alles jederzeit explodieren, die "Ausschreitungen in Köthen und Chemnitz" (Tagesspiegel) haben es gezeigt. Die Strategie dagegen ist simple, Konfrontationen vermeiden, Friede im Land, Gartenschau und Bauhausschilder. Die Enttäuschung darüber hält sich sowieso in Grenzen. Beim derzeitigen Stand der deutschen Einheit, die sie pünktlich zum 3. Oktober auch in Magdeburg wieder euphorisiert feiern werden, erwartet mittlerweile schon niemand mehr mehr.
Das am Ende bei keiner der beteiligten Behörden eine Fax-Nummer zu finden war, um den DFB von der verfügten Spieluntersagung zu informieren, passt natürlich ideal ins Bild.
Die Bestentafel ist zwar zurück und mit Unterstützung guter Demokraten aus den alten Ländern gelingt es im Normalfall sogar, so etwas wie einen laufenden Betrieb zu organisieren. Kommt es aber zu einem Ernstfall, reicht die Decke entweder über die Füße. Oder der Schwanz hängt frei.
Der Schwanz hängt frei
Undenkbar im 28. Jahr der Einheit, dass in einer Bundesland-Simulation wie Sachsen-Anhalt gleichzeitig ein Fußballspiel und eine politische Demonstration stattfinden. Die Polizei schafft es nicht! Die Sicherheitsbehörden können nicht mehr. Besser alles absagen, ehe irgendwer das merkt.
Dass anderswo 50.000 oder 70.000 Zuschauer zweimal die Woche in manchmal zwei oder drei Stadien in zwei oder drei Städten strömen, nebenbei Oktoberfest ist und jederzeit Demonstrationen dazwischenkommen können - aus einer Provinzhauptstadt wie Magdeburg betrachtet scheint es unvorstellbar. In der Kapitale der Börde reichen die Kräfte nach Jahren der Streicherei und Kürzerei, der Fehlplanung in Schulen, Kultureinrichtungen und bei der Polizei gerade noch zum gut und gerne leben. Wenn nichts dazwischenkommt, es nicht regnet, kein Schnee fällt, kein Wind aufkommt und keiner der bunten Koalitionspartner querschießt.
Nicht aber dazu, ein simples Drittligaspiel - dem Dürüm-Döner unter den fußballerischen Gaumenfreuden - zu einer Zeit stattfinden lassen zu können, zu der einen Marathon weit entfernt Menschen für und gegen die Instrumentalisierung eines tragischen Herzversagens auf die Straße gehen. 8000 oder 9000 Zuschauer hier, 3000 oder 5000 dort. Zuviel für Sachsen-Anhalt. Und die Kapazitäten sind erschöpft, am Ende, der Innenminister muss die Hände heben, tut mir leid, geht nicht, kriegen wir nicht hin, ist jenseits des Leitbaren, schade, ja, aber nicht zu ändern.
Staatsversagen mit Vorankündigung
Nichts geht mehr. Staatsversagen, diesmal mit Vorankündigung. Weil ein paar Handvoll unausgelasteter junger Männer seit Jahrzehnten treiben können, was sie wollen, weicht das, was von der Staatsmacht übrig ist, nun vorsichtshalber schon vorab zurück, wenn die Gefahr besteht, dass sie es auf eine Krafprobe ankommen lassen könnten. Hallescher FC gegen Rostock? Spielabsage. Wo nichts stattfindet, kann auch nichts passieren. Wenigstens wird danach niemand fragen können, warum eine öffentliche Hetzjagd ohne Kommentar des Regierungssprechers bleibt.Der Osten ist ein gefährliches Pflaster, eine Risikolandschaft, eine Region, in der sich die Staatsmacht aus der Fläche zurückzieht. Hier kann alles jederzeit explodieren, die "Ausschreitungen in Köthen und Chemnitz" (Tagesspiegel) haben es gezeigt. Die Strategie dagegen ist simple, Konfrontationen vermeiden, Friede im Land, Gartenschau und Bauhausschilder. Die Enttäuschung darüber hält sich sowieso in Grenzen. Beim derzeitigen Stand der deutschen Einheit, die sie pünktlich zum 3. Oktober auch in Magdeburg wieder euphorisiert feiern werden, erwartet mittlerweile schon niemand mehr mehr.
Das am Ende bei keiner der beteiligten Behörden eine Fax-Nummer zu finden war, um den DFB von der verfügten Spieluntersagung zu informieren, passt natürlich ideal ins Bild.
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