Es war einer der großen Skandale des Sommers, eine sogenannte "Causa", die die Regierungskoalition in Berlin an den Rand eines offenen Bruches trieb. Erst eine letzte Krisenzusammenkunft von Angela Merkel mit Andrea Nahles und Horst Seehofer konnte den drohenden Bruch wegen des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen abwenden und der großen Koalition neue Perspektiven geben.
Allerdings - vor allen die SPD-Basis um den charismatischen künftigen Parteivorsitzenden Kevin Kühnert stört sich nun daran, dass der Berliner Senat offenbar ungeachtet der Abstrafung des inzwischen ins Bundesinnenministerium versetzten Ex-Verfassungsschutzchefs an der Benennung einer Straße im Berliner Stadtbezirk Schöneberg nach Maaßen festhalten will. Die Maaßenstraße, so die Kritiker, sei seit einer Sanierung vor drei Jahren "richtig schön", Kinder spielten dort, "kein Vergleich zu früher“, wie ein Anwohner während einer Diskussion im Rathaus Schöneberg anmerkte.
Doch der für viele Bürger mit schlimmen Assoziationen an Hetzjagden in Sachsen, Naziaufmärsche mit Hakenkreuzfahnen und brutale AfD-Gewalt verbundene Name stoße im Kiez mittlerweile bitter auf. "Warum wird nicht wieder viel Steuergeld ausgegeben, um die Straße ein weiteres Mal umzubenennen", fragte ein Bürger. Der Mann spielte damit darauf an, dass die Maaßenstraße bis 1870 einfach "Straße 12" hieß, ein Name, "gegen den inhaltlich sicher niemand etwas vorbringen könnte".
Straße 12? Es gibt sicher "schönere Wörter", wie die Berliner Zeitung elegant formuliert. Aber es gibt nach Einschätzung von lokalen Beobachtern eben auch schönere Straßen in Berlin. Seit die Maaßenstraße vor drei Jahren mit großem Aufwand zu einer "Begegnungszone" umgebaut wurde, gilt das Straßenstück am Nollendorfplatz als "Todeszone" (Tagesspiegel), in dem Sitzbänke aus Stahl, Blumenkübel und fast 100 bunt bemalte Betonklötze eine Atmosphäre von Verrümpelung und typisch Berliner Missmanagemnt verbreiten.
Auf der radikal geschmälerten Fahrbahn jagen Radfahrer nach Fußgängern. Händler klagen über Umsatzeinbußen von 30 Prozent, weil es kaum noch möglich ist, mit dem Auto zum Einkauf zu kommen. Eine vorhandene Notladezone ist so klein, dass „sie ständig zugeparkt ist“, wie Anlieger beobachtet haben.
Könnte eine Umbenennung hier tatsächlich etwas bewegen? Politiker, Planer und Verwaltungsleute hoffen es: Verschwindet der Name "Maaßen" wie der Namensgeber aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz, könnte der kleine Kiez zwischen Nollendorf- und Winterfeldtplatz endlich ein neues Image erhalten und all die Versprechen einlösen, die der Umbau im Jahr 2015 schuldig geblieben war, weil der unselige Name wie ein Damoklesschwert über der fröhlichen Urbanität der Begegnungszone schwebte.
2 Kommentare:
Weil Narretei zur obersten Staatsmaxime wird,
empfehle ich darum Maasstraße, um dem aktuellen mickrigen Zeitungeist zu huldigen.
Außerdem brauchen wir in unserem grenzenlosen Willkommensschland noch ganz dringend eine prächtige Merkel-Allee, eine ins Genossen-Nichts führende Nahles-Gasse und einen bepflanzten Feldweg ins Grünkernparadies.
Jedem das seine ... heute auf gutmenschlich, denn Nazi ist gerade nicht en Vogue.
Passend dazu nach dem Mißtrauensvotum der CDU-Fraktion, Kauderabwahl und Weiter so:
Kommunen erklären sich mit Merkel solidarisch
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https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/planung-stadt-merkelstrasse-in-goettingen-soll-ausgebaut-werden-9405451.html
Planung der Stadt
Merkelstraße in Göttingen soll ausgebaut werden
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