Als Braydon Manu nach seinem Treffer zum Ausgleich in höchstem Tempo zur Trainerbank sprintet und seinem Coach Torsten Ziegner um den Hals fällt, ist das wie ein Symbol für alles, was inzwischen anders läuft beim Klub von der Saale als damals, vor einem Jahr, als der Trainer hier noch Rico Schmidt hieß, der Chef der Mannschaft Klaus Gjasula und Braydon Manu noch ganz kurze Locken trug.
Für Schmitt war der schnelle Außenspieler ein Luftikus, ein Mann, den er vielleicht eines Tages würde brauchen können. Sicher aber nicht jetzt, nicht heute und nicht in diesem Spiel. Oder dem nächsten. Schmitt setzte im Verlauf seiner unglücklichen Amtszeit in Halle im Grunde alles auf seine Entscheidung, ohne Manu auskommen zu können: Selbst als das Lazarett Säle füllte, die Ergebnisse traurig waren und sein Stuhl wackelte, hielt der ehemalige Zweitliga-Trainer daran fest, dass der kleine Mann aus Itzehoe nicht das Vermögen habe, beim Ruderrumreißen zu helfen.
Idol aus Itzehoe
Braydon Manu spielte dann erst, als Schmitt mit dem HFC abgeschlossen hatte. Er spielte gut, er war einer der Besten in einer überwiegend schlechten Mannschaft. Unter Torsten Ziegner aber, Schmidts bisher überaus glücklich amtierenden Nachfolger, ist der nut 1,70 Meter große Ex-Hamburger der strahlende Diamant in einer glänzenden Krone: Manu ragt heraus, immer noch und schon wieder, diesmal aber auch einer Elf, die alles hat, was der Vorgängerjahrgang vermissen ließ.
Dass das Ergebnis gegen den VfL Osnabrück, in den vergangenen Jahren ein sicherer Punktelieferant für den HFC, diesmal mit einem 1:1 mau ausfällt, spielt kaum eine Rolle. Wichtig für den halleschen Anhang ist allein, dass dort unten auf dem Rasen des Erdgas-Sportparks, der früher Wabbel-Stadion hieß und den Rotweißen immer noch als "heiliger" Rasen gilt, endlich wieder eine Truppe steht, die sichtlich lebt, die über den Kampf zum Spiel findet und den Charakter hat, Freunde zu machen, selbst wenn sie nicht gewinnt.
Vor Wochen beim Saisonauftakt war noch nicht abzusehen, dass die gegen Fortuna Köln zeitweise noch orientierungslose durcheinanderlaufende Mannschaft den Tabellenführer aus Niedersachsen an die Wand spielt. Aber das tut sie an diesem sonnigen Spätsommernachmittag vor nun immerhin schon wieder 7500 Zuschauern. Zwar haben die Gäste die erste Chance, danach aber ist es mehrfach die hallesche Flügelzange aus Manu und Marvin Ajani auf der anderen Seite, das es in der VfL-Abwehr lichterloh brennen lässt. Richtig gefährlich wird es nie, auch auf der anderen Seite nicht, wo Halles Sturmduo Fetsch und Sohm sämtliche Flanken verpasst oder verzieht.
Neue Körpersprache
Das war früher schon so, als noch ganz andere Namen für Halle stürmten. Was aber jetzt auffällt: Die Körpersprache der Anführer Washausen und Mai, nach seinen Einwechslertoren zum ersten Mal von Anfang an aufgeboten, ist eine andere als die der beiden kantigen Grummler Gjasula und Fennell. Als wäre es wirklich ein Spaß, für den HFC zu spielen, laufen die beiden Sechser, flankiert von Ajani und Manu, abgesichert von Landgraf, Heyer und Lindenhahn. Gute-Laune-Fußball, der sich bei Baxter-Bahn auf der 10 und den beiden Stürmern fortsetzt: Manu dribbelt und flankt genau dorthin, wo auch jemand steht. Baxter-Bahn schießt Ecken auf den Kopf von Mai, als wäre das trainiert worden.
Bilder, die es jahrelang nicht gab im Wabbel. Bekannt dagegen die Abschlussschwäche
Heute aber ist nicht gestern, der HFC 2018/2019 nicht die müde, manchmal fast katatonisch wirkende Truppe von 2017/2018. Eigentlich spielt nach dem Gegentreffer nur noch eine Mannschaft, immer wieder von Manu eingeleitet, branden die Angriffswellen auf das VfL-Tor. Zehn Minuten ohne richtig klar Abschlusschance dauert es, bis die Mühen belohnt werden. Nach einer Ecke von Bahn misslingt den Gästen die Abwehr, der Ball lattert zu Braydon Manu, der sucht diesmal keinen Mitspieler, sondern schießt aus dem linken Strafraumeck direkt ins rechte Toreck der Osnabrücker.
Nicht genug für diesen Tag
1:1, verdient, aber eigentlich nicht genug an einem Tag, an dem der HFC zum ersten Mal seit Jahren wieder Blickkontakt zur Tabellenspitze der dritten Liga hat. Die Atmosphäre im Stadion ist ungeachtet des aus hallescher Sicht bescheidenen Spielstandes fast euphorisch, die Umarmungszene von Manu und Ziegner nach dem Ausgleich steht sinnbildlich für ein Gefühl des Zusammenstehens, das sich irgendwie echter anfühlt als die "Nur zusammen"-Behauptung, die der Verein schon in der Ära Schmitt öffentlich vor sich hertrug. Dass trotz einer Vielzahl von Chancen nach 90 Minuten das Remis steht, tut kaum etwas zur Sache, ja, vielleicht ist es ganz gut so für ein Team, das eine Menge erreichen kann. Aber nur, wenn die Erwartungen nicht zu schnell zu viel verlangen.
2 Kommentare:
Danke für die Erwähnung des Wabbel. Ein bolschewistischer Schwerathlet, Funktionshäftling und übler Sodomit, als welcher mitnichten von den bösen Nazis entleibt wurde, sondern ...
Das sind die bick peunts.
Aufstieg oder Blut am Pfosten !
Strozniak schwächelt !
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