Jede Menge "Wir", jede Menge Wünsche. |
Sahra Wagenknecht hat lange neidisch nach rechts geschaut, wo man noch ungestraft populistisch sein darf und damit sogar wachsende Wählermassen erreicht. Links dagegen pure Agonie, ein Linke, die in der Auslaufrille tanzt, die SPD, die zwischen Nicht-mehr-links und Gar-nicht-mehr-da ein Scheinleben führt. Und die Grünen, die mit esoterischen Heilslehren zwar eine stabil große Gruppe an Gläubigen binden. Aus dem Ghetto des guten Glaubens an das Gute aber selbst in einer Zeit nicht ausbrechen können, in der die regierenden Parteien nicht einmal mehr eine Mehrheit hinter sich haben.
Aufstehen!, ruft Sahra Wagenknecht aus dem Palast zur sozialen Gerechtigkeit, den sie mit Oskar Lafontaine und den gemeinsamen Kindern bewohnt. Aufstehen soll alle einen, die von einer besseren Welt links vom Mittelstreifen träumen, die mehr Gerechtigkeit wollen, mehr Sozialstaat, weniger Millionäre, billige Mieten, mehr Gleichheit, eine straffere Führung und mehr Sicherheit. Also mehr DDR, irgendwann, nach dem Sieg von Wagenknechts Initiative, dann auch wieder mit einer Einheitspartei an der Spitze, in der sich SPD, Linke, Grüne und die vielleicht auch die sozialbolschewistischen Teile von AfD und CDU/CSU vereinen, um "das Land endlich vom Kopf auf die Füße" zu stellen.
Auf der Kampagnenwebseite aufstehen.de, die nach dem Vorbild der Erklärung 2018 ersteinmal alles ist, was Sympathisanten der Idee von einer starken Einheitslinken von den Initiatoren geliefert bekommen, lässt sich schnell eine Vorstellung davon bekommen, was Lafontaine und Wagenknecht als Ziel ihrer "Sammlungsbewegung" sehen: Menschen tragen in Videos und Texten ihre Eigeninteressen vor, bestehen aber wie selbstverständlich darauf, dass jeder einzelne ihrer Wünsche natürlich der gesamten Gesellschaft diene.
Mehr Egoismus als in dieser Brutstätte einer "linken" Bewegung war nie. Nada etwa, eine Journalistin, fürchtet sich vor einem "Rechtsruck in Deutschland", gegen den deshalb gekämpft werden müsse. Susi Neumann, die hauptberuflich Gewerkschafter macht, wäre für staatliche Regelungen, die es verbieten, dass junge Frauen nicht wissen, wie sie mal ein Kind durchbringen sollen.
Ein junger Landschaftsgärtner will mehr Geld. Ein schwarzer DJ ärgert sich, dass alle ihn für einen Flüchtling halten. Ein Bürgermeister hätte gern, dass junge Leute in die Kommunalpolitik kommen. Und ein Pfarrer findet, so eine Sammlungsbewegung müsse verhindern, dass „gegen den Islam emotionalisiert“ wird. Es fehlt die Schülerin, die sich eine neue kurze Jeans wünscht. Der Autofahrer, der breitere Straßen möchte. Und der Radfahrer, der von einer staatlichen Neukaufprämie für Fixies träumt.
Jeder Wunsch ist individuell verständlich, gesellschaftlich gesehen aber belanglos. Niemand hindert die Journalistin, gegen ihrer imaginierten Rechtsruck zu kämpfen, niemand die wackere Gewerkschafterin, Tarifverträge durchzusetzen, in denen genau festgelegt ist, wie junge Frauen ein Kind durchzubringen haben. "Links", ehemals die staatsabgewandte Seite des politischen Spektrums, vermag sich heute aber offenbar gar keine Welt mehr vorzustellen, in der nicht wie einst in der DDR jeder Lufthauch von staatlichen Behörden bestimmt, kontrolliert und dem dankbaren Bürger serviert wird.
Die Gesichter auf der "Aufstehen"-Seite zeigen dennoch weniger die Anfänge einer Massenbewegung als Egoisten, die sich miteinander nach dem Motto verbünden "Hilfst du mir beim Kampf gegen rechts, bin ich für billige Mieten", sondern Wagenknechts obrigkeitsstaatliche geprägtes Menschen- und Gesellschaftsbild. Links sein bedeutet hier, selbstbewusst eine gut gepflegte Erwartungshaltung vor sich herzutragen, die der Außenwelt signalisiert, was sie alle zu liefern hat. Geboren in eine Welt, die nicht so ist, wie man sie wünscht, hat jedermann den Anspruch an den Staat, dass dieser flugs alles umzugestalten hat: "Den Bürgern muss zugehört werden", heißt es ultimativ. Und "Wohnraum muss wieder bezahlbar werden", "Flaschensammeln ist keine Lösung" und "Wir sollten nicht von Kriegen und Krisen profitieren".
Ein "Wir", das die vielen Ichs aus sich selbst erfinden, eine Sammlungsbewegung, die ihre eigenen Ideale, Träume und Wünsche zu für alle verbindlichen gesellschaftlichen Zielen zu machen verspricht. Sahra Wagenknecht, Kapitalismus-Kritikerin und genussgeneigte Profiteurin von dessen Vorzügen zugleich, träumt von einer linken AfD, einer Massenbewegung, die die lecken Boote der lahmen, kranken Linksparteien wie eine Flut von unten hebt und zurück an die Macht spült, die mit dem Mauerfall und dem Ende des "besseren Deutschlands" verlorenging.
Doch was sich da sammelt, ist nur Egoismus im Gefäß vermeintlicher sozialer Ideale. Das alte liberale Motto "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht" war ehrlich, das "Wir denken an euch alle" der "Sammlungsbewegung" aber ist es sicher nicht.
Aufstehen!, ruft Sahra Wagenknecht aus dem Palast zur sozialen Gerechtigkeit, den sie mit Oskar Lafontaine und den gemeinsamen Kindern bewohnt. Aufstehen soll alle einen, die von einer besseren Welt links vom Mittelstreifen träumen, die mehr Gerechtigkeit wollen, mehr Sozialstaat, weniger Millionäre, billige Mieten, mehr Gleichheit, eine straffere Führung und mehr Sicherheit. Also mehr DDR, irgendwann, nach dem Sieg von Wagenknechts Initiative, dann auch wieder mit einer Einheitspartei an der Spitze, in der sich SPD, Linke, Grüne und die vielleicht auch die sozialbolschewistischen Teile von AfD und CDU/CSU vereinen, um "das Land endlich vom Kopf auf die Füße" zu stellen.
Auf der Kampagnenwebseite aufstehen.de, die nach dem Vorbild der Erklärung 2018 ersteinmal alles ist, was Sympathisanten der Idee von einer starken Einheitslinken von den Initiatoren geliefert bekommen, lässt sich schnell eine Vorstellung davon bekommen, was Lafontaine und Wagenknecht als Ziel ihrer "Sammlungsbewegung" sehen: Menschen tragen in Videos und Texten ihre Eigeninteressen vor, bestehen aber wie selbstverständlich darauf, dass jeder einzelne ihrer Wünsche natürlich der gesamten Gesellschaft diene.
Mehr Egoismus als in dieser Brutstätte einer "linken" Bewegung war nie. Nada etwa, eine Journalistin, fürchtet sich vor einem "Rechtsruck in Deutschland", gegen den deshalb gekämpft werden müsse. Susi Neumann, die hauptberuflich Gewerkschafter macht, wäre für staatliche Regelungen, die es verbieten, dass junge Frauen nicht wissen, wie sie mal ein Kind durchbringen sollen.
Ein junger Landschaftsgärtner will mehr Geld. Ein schwarzer DJ ärgert sich, dass alle ihn für einen Flüchtling halten. Ein Bürgermeister hätte gern, dass junge Leute in die Kommunalpolitik kommen. Und ein Pfarrer findet, so eine Sammlungsbewegung müsse verhindern, dass „gegen den Islam emotionalisiert“ wird. Es fehlt die Schülerin, die sich eine neue kurze Jeans wünscht. Der Autofahrer, der breitere Straßen möchte. Und der Radfahrer, der von einer staatlichen Neukaufprämie für Fixies träumt.
Jeder Wunsch ist individuell verständlich, gesellschaftlich gesehen aber belanglos. Niemand hindert die Journalistin, gegen ihrer imaginierten Rechtsruck zu kämpfen, niemand die wackere Gewerkschafterin, Tarifverträge durchzusetzen, in denen genau festgelegt ist, wie junge Frauen ein Kind durchzubringen haben. "Links", ehemals die staatsabgewandte Seite des politischen Spektrums, vermag sich heute aber offenbar gar keine Welt mehr vorzustellen, in der nicht wie einst in der DDR jeder Lufthauch von staatlichen Behörden bestimmt, kontrolliert und dem dankbaren Bürger serviert wird.
Die Gesichter auf der "Aufstehen"-Seite zeigen dennoch weniger die Anfänge einer Massenbewegung als Egoisten, die sich miteinander nach dem Motto verbünden "Hilfst du mir beim Kampf gegen rechts, bin ich für billige Mieten", sondern Wagenknechts obrigkeitsstaatliche geprägtes Menschen- und Gesellschaftsbild. Links sein bedeutet hier, selbstbewusst eine gut gepflegte Erwartungshaltung vor sich herzutragen, die der Außenwelt signalisiert, was sie alle zu liefern hat. Geboren in eine Welt, die nicht so ist, wie man sie wünscht, hat jedermann den Anspruch an den Staat, dass dieser flugs alles umzugestalten hat: "Den Bürgern muss zugehört werden", heißt es ultimativ. Und "Wohnraum muss wieder bezahlbar werden", "Flaschensammeln ist keine Lösung" und "Wir sollten nicht von Kriegen und Krisen profitieren".
Ein "Wir", das die vielen Ichs aus sich selbst erfinden, eine Sammlungsbewegung, die ihre eigenen Ideale, Träume und Wünsche zu für alle verbindlichen gesellschaftlichen Zielen zu machen verspricht. Sahra Wagenknecht, Kapitalismus-Kritikerin und genussgeneigte Profiteurin von dessen Vorzügen zugleich, träumt von einer linken AfD, einer Massenbewegung, die die lecken Boote der lahmen, kranken Linksparteien wie eine Flut von unten hebt und zurück an die Macht spült, die mit dem Mauerfall und dem Ende des "besseren Deutschlands" verlorenging.
Doch was sich da sammelt, ist nur Egoismus im Gefäß vermeintlicher sozialer Ideale. Das alte liberale Motto "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht" war ehrlich, das "Wir denken an euch alle" der "Sammlungsbewegung" aber ist es sicher nicht.
2 Kommentare:
grosse klasse.
Wie schön ist es, in einem Arbeiter- und Bauernstaat zu leben, wenn die Sahra in einem Wagen fahren kann, den ihr Knecht schiebt.
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