Sie sind lästig, gesundheitsschädlich, werden oft verflucht und noch öfter sofort nach dem Kauf in den Mülleimer geworfen: Die oft drei- oder gar vierfach gestapelten Pflegehinweis-Etiketten, die Hersteller nach europäischer Vorschrift in jedes Hemd, jede Jacke, jede Hose und jedes T-Shirt nähen müssen, haben augenscheinlich keinen Sinn, weil niemand sie je liest, die auf ihnen enthaltenen Warnhinweise völlig zweckfrei sind und die Pflegetipps längst allgemein bekannt. 2011 hatte die EU ihre Vorgaben für die gesetzestreue Bezeichnung von Textilfasern und die damit zusammenhängende Etikettierung und Kennzeichnung der Faserzusammensetzung von Textilerzeugnissen in der sogenannten EU-Textilkennzeichnungsverordnung noch einmal verschärft: Auf 64 Seiten war seitdem exakt vorgegeben, wie Textilfasern zu bezeichnen, wie die Etikettierung und Kennzeichnung der Faserzusammensetzung zu erfolgen und wie die Kennzeichnung nichttextiler Bestandteile tierischen Ursprungs wie etwa Leder zu erfolgen hat.
Mehrere tausend EU-Mitarbeiter hatten die weltbeste Vorschrift über die Etikettierung von Fasern für alle Verbraucher in der Union gewährleistet über Jahre hinweg vorbereitet, um sicherzustellen, dass der erste Arbeitsschritt zur Aneignung eines Hemdes oder T-Shirts darin besteht, mit einer Schere vorsichtig zwischen drei und neun großformatige Etiketten aus einer Innennaht zu schneiden. Der Verbraucher sollte dadurch in die Lage versetzt werden, sich ein ausreichendes Bild über die Qualität, Verwendbarkeit und insbesondere die textile Zusammensetzung der von ihm erworbenen Textilerzeugnisse machen zu können. Mit Hilfe der Vereinheitlichung der Vorschriften durch die neue Europäische Textilkennzeichnungsverordnung gelang es, eine Vielsprachigkeit durchzusetzen, für die ein Etikett nicht mehr ausreichte.
Das aber gefällt in Brüssel nun auch wieder nicht mehr. Im Kampf gegen die wachsenden Müllberge scheint die EU-Kommission entschlossen, nach Strohhalmen und Ballonhaltern nun auch ausufernde Etikettexzesse in Kleidungsstücken verbieten. Das, so heißt es in Brüssel, trage auch zum Gesundheitsschutz unmittelbar bei, denn vom Verbraucher nicht rechtzeitig entfernte Kleidungsetiketten werden häufig für wunde, juckende Stellen am Körper verantwortlich gemacht.
Das Ausmaß des Problems hatte die EU-Kommission von ihren Experten berechnen lassen: Rund eine Milliarde etikettierte Kleidungsstücke werden jährlich allein in Deutschland verkauft. Die damit in Umlauf gebrachten Etiketten würden das Saarland zirka viermal komplett bedecken, eine Baumwollmenge von mehr als 5000 Tonnen fliegt jährlich ungenutzt sofort nach dem Erwerb in die Mülleimer der Deutschen. Europaweit sind es sogar fast 30.000 Tonnen bester Stoffqualitäten, die der Verordnung Nr. 1007/2011 der EU vom 27. September 2011 geopfert werden müssen, ohne dass bisher auch nur in einem einzigen Fall ein Nutzen nachgewiesen wurde.
Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, findet EU-Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans. Er hat von Experten prüfen lassen, welche Kosten die EU-Etikettenvorschrift bei den europäischen Verbrauchern verursacht. Beim derzeitigen Baumwollpreis seien das etwa zehn Millionen Euro im Jahr, deren einziger Effekt höhere Müllberge, schmutzigere Flüsse und verseuchte Meere sind. Deshalb will die EU-Kommission jetzt ran an ihre eigene Etikettenvorschrift: Ausufernde Etikettexzesse will die Kommission nun verbieten lassen - soweit sie sich problemlos und preisgünstig ersetzen lassen. "Es ist wichtig, dass wir den Gebrauch dieser Produkte massiv einschränken."
Bereits Anfang Mai hatte ein erster durchgesickerter Gesetzentwurf der Brüsseler Behörde für Diskussionen gesorgt. Nach nur sieben Jahren geht die EU eine Vorschrift an, die sie selbst über fast ein Jahrzehnt entworfen, beraten, beschlossen und in allen Mitgliedsstaaten in Kraft gesetzt hatte. Ddoch die Kommissare blieben fest, sie wackeln nicht, wie das ARD-Studio Brüssel erfuhr. Richtig so, meint der Grüne EU-Parlamentarier Bas Eickhout: "Es gibt gute Gründe dafür, diese Dinge zu beschränken, weil die wirklich am Ende sehr sichtbar in der Natur landen."
Einen möglichen Aufschrei der Verbrauchern, Brüssel wolle ihnen Informationen über gekaufte Textilien vorenthalten, versucht die Kommission durch das Argument zu entkräften, dass auf Außenverpackungen entsprechende Warnhinweise vor Baumwolle, Elastan und Co. aufgedruckt werden könnten. Das erübrige die Verwendung wertvoller Textilien für Einmal-Etiketten. Die Bundesregierung jedenfalls signalisiert Zustimmung: "Da, wo man textile Etiketten heute schon gut ersetzen kann, da sollte man das auf europäischer Ebene regeln und schrittweise aus dem Verkehr nehmen", sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze im ARD-Interview. Sie mahnt zudem ein stärkeres Recycling von Etiketten an, die noch vernäht seien.
Der Gesetzesvorstoß der Kommission wird nun mehrere Jahre lang mit den Einzelstaaten und dem EU-Parlament verhandelt werden. Am Ende steht dann aber wie immer eine umfassende, nachhaltige und weitblickende Lösung, die vielleicht schon vor der übernächsten Europawahl beweist, dass Europa nicht mehr gewillt ist, der Verschmutzung der Weltmeere und der Belastung der Umwelt tatenlos zuzusehen.
Mehrere tausend EU-Mitarbeiter hatten die weltbeste Vorschrift über die Etikettierung von Fasern für alle Verbraucher in der Union gewährleistet über Jahre hinweg vorbereitet, um sicherzustellen, dass der erste Arbeitsschritt zur Aneignung eines Hemdes oder T-Shirts darin besteht, mit einer Schere vorsichtig zwischen drei und neun großformatige Etiketten aus einer Innennaht zu schneiden. Der Verbraucher sollte dadurch in die Lage versetzt werden, sich ein ausreichendes Bild über die Qualität, Verwendbarkeit und insbesondere die textile Zusammensetzung der von ihm erworbenen Textilerzeugnisse machen zu können. Mit Hilfe der Vereinheitlichung der Vorschriften durch die neue Europäische Textilkennzeichnungsverordnung gelang es, eine Vielsprachigkeit durchzusetzen, für die ein Etikett nicht mehr ausreichte.
Das aber gefällt in Brüssel nun auch wieder nicht mehr. Im Kampf gegen die wachsenden Müllberge scheint die EU-Kommission entschlossen, nach Strohhalmen und Ballonhaltern nun auch ausufernde Etikettexzesse in Kleidungsstücken verbieten. Das, so heißt es in Brüssel, trage auch zum Gesundheitsschutz unmittelbar bei, denn vom Verbraucher nicht rechtzeitig entfernte Kleidungsetiketten werden häufig für wunde, juckende Stellen am Körper verantwortlich gemacht.
Das Ausmaß des Problems hatte die EU-Kommission von ihren Experten berechnen lassen: Rund eine Milliarde etikettierte Kleidungsstücke werden jährlich allein in Deutschland verkauft. Die damit in Umlauf gebrachten Etiketten würden das Saarland zirka viermal komplett bedecken, eine Baumwollmenge von mehr als 5000 Tonnen fliegt jährlich ungenutzt sofort nach dem Erwerb in die Mülleimer der Deutschen. Europaweit sind es sogar fast 30.000 Tonnen bester Stoffqualitäten, die der Verordnung Nr. 1007/2011 der EU vom 27. September 2011 geopfert werden müssen, ohne dass bisher auch nur in einem einzigen Fall ein Nutzen nachgewiesen wurde.
Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, findet EU-Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans. Er hat von Experten prüfen lassen, welche Kosten die EU-Etikettenvorschrift bei den europäischen Verbrauchern verursacht. Beim derzeitigen Baumwollpreis seien das etwa zehn Millionen Euro im Jahr, deren einziger Effekt höhere Müllberge, schmutzigere Flüsse und verseuchte Meere sind. Deshalb will die EU-Kommission jetzt ran an ihre eigene Etikettenvorschrift: Ausufernde Etikettexzesse will die Kommission nun verbieten lassen - soweit sie sich problemlos und preisgünstig ersetzen lassen. "Es ist wichtig, dass wir den Gebrauch dieser Produkte massiv einschränken."
Bereits Anfang Mai hatte ein erster durchgesickerter Gesetzentwurf der Brüsseler Behörde für Diskussionen gesorgt. Nach nur sieben Jahren geht die EU eine Vorschrift an, die sie selbst über fast ein Jahrzehnt entworfen, beraten, beschlossen und in allen Mitgliedsstaaten in Kraft gesetzt hatte. Ddoch die Kommissare blieben fest, sie wackeln nicht, wie das ARD-Studio Brüssel erfuhr. Richtig so, meint der Grüne EU-Parlamentarier Bas Eickhout: "Es gibt gute Gründe dafür, diese Dinge zu beschränken, weil die wirklich am Ende sehr sichtbar in der Natur landen."
Einen möglichen Aufschrei der Verbrauchern, Brüssel wolle ihnen Informationen über gekaufte Textilien vorenthalten, versucht die Kommission durch das Argument zu entkräften, dass auf Außenverpackungen entsprechende Warnhinweise vor Baumwolle, Elastan und Co. aufgedruckt werden könnten. Das erübrige die Verwendung wertvoller Textilien für Einmal-Etiketten. Die Bundesregierung jedenfalls signalisiert Zustimmung: "Da, wo man textile Etiketten heute schon gut ersetzen kann, da sollte man das auf europäischer Ebene regeln und schrittweise aus dem Verkehr nehmen", sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze im ARD-Interview. Sie mahnt zudem ein stärkeres Recycling von Etiketten an, die noch vernäht seien.
Der Gesetzesvorstoß der Kommission wird nun mehrere Jahre lang mit den Einzelstaaten und dem EU-Parlament verhandelt werden. Am Ende steht dann aber wie immer eine umfassende, nachhaltige und weitblickende Lösung, die vielleicht schon vor der übernächsten Europawahl beweist, dass Europa nicht mehr gewillt ist, der Verschmutzung der Weltmeere und der Belastung der Umwelt tatenlos zuzusehen.
3 Kommentare:
Ich kann mich immer schwerer dazu durchringen, hier wenigstens, um die Fleißarbeit zu honorieren, einen Kommentar zu hinterlassen. Es tut mir leid.
Ich wollte mich gerade beim Hersteller neugekaufter Unterhosen beschweren, aus denen ich nicht nur große Etiketten herausschneiden musste (Scherensymbol ist schon inklusive), sondern auch weil die Schnittstelle unangenehm auf der Haut kratzt. Das kann ich mir jetzt sparen, die dürfen wohl gar nicht anders. Der Moloch in Brüssel ist schuld.
Ungefähr im Jahr 2050 dürfte es so weit sein: Dann schwimmen in den Weltmeeren mehr Plastikteile als Fische. Das hat die EU-Kommission errechnet...
Und ungefähr im Jahr 2050 wird das kein Schwein mehr interessieren, weil dann das Kalifat Westeuropa zum dritten Feldzug gegen Osteuropa und Russland mobilisieren wird, weil wieder genug Nachschub an Glaubenskämpfern produziert wurde. Das hat auch die EU-Kommission errechnet.
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