Es ist nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch die nach dem Wann: Kaum 24 Stunden nach dem Özil-Knall bringt auch die angesehene und einflussreiche Sportzeitschrift "Süddeutsche Zeitung" (SZ) die Idee einer gemeinsamen europäischen Nationalmannschaft aufs Tapet. Angesichts bestimmter diffiziler sportdiplomatischer Probleme, die einmal mehr Israel zu verantworten hat, plädiert die SZ jedoch für einen schrittweisen Übergang vom überkommenen Modell der nationalen Nationalmannschaften zur neuen multinationalen EU-Elf.
Es sei unfair, dass sich Sportler in immer globaler werdenden Gesellschaften plötzlich für ein Land entscheiden müssten, dass sie vertreten wollen, heißt es in dem Blatt aus München, das dabei weniger mononationale Kicker aus einer überkommenen Vergangenheit mit geschlossenen Grenzen und geschlossenen Gesellschaften im Blick hat. Betroffen seien vielmehr Menschen, die in einem Land "als sogenannter Immigrant" (SZ) aufwüchsen wie Mesut Özil in Gelsenkirchen, ihre familiären Wurzeln aber auch in der dritten Generation in einem anderen Land verorteten, das sie nur vom Hörensagen kennen.
"Nach den Statuten des Weltfußballverbands Fifa kann man nicht für zwei Nationalmannschaften spielen", prangert die SZ an. Eines der beiden Herzen, die Mesut Özil eigenem Bekunden nach in der Brust fühlt, muss so an unerfüllter Liebe ersticken, denn ist erst eine Entscheidung für das Land gefallen, das die besten Karriere- und Erfolgsaussichten bietet, gibt es kein zurück. Der Fußballer, eigentlich ein Dienstleister der UNterhaltungskunst wie jeder Zauberer, Filmschauspieler oder Musiker, muss zur "übergroßen Heldenfigur stilisiert" (SZ) Sklavenarbeit im Dienste einer "Nation" leisten, die er nicht mehr wechseln kann, auch wenn er längst einen anderen Staatschef als seinen Präsidenten erkannt hat.
Eine Lösung könnte ein lebenslanges Wechselrecht für Nationalspieler sein, ein anderes aber wäre die gemeinsame EU-Nationalmannschaft, die zwar nicht mehr mehr als 700 der besten Kicker des Kontinents in Lohn und Brot und Aufgebot halten könnte. Dafür aber 23 Plätze für die - mit Rücksicht auf die vorerst noch bestehenden nationalen Empfindlichkeiten natürlich quotierten - besten Fußballer ihrer Generation böte.
Kleinere Länder wie Malta, Luxemburg, Zypern und Estland ausgelassen, die auf der Fußballweltkarte ohnehin noch nie verzeichnet waren, reicht das gerade für jeweils einen Vertreter aller EU-Mitgliedsstaaten.
Es wäre eine europäische Lösung, die weltweit als Signal aufgefasst werden würde, dass es Europa tatsächlich ernst meint mit dem Ende nationaler Egoismen und bereit ist, Ernst zu machen mit dem Recht jedes EU-Bürgers auf Beschäftigung in jedem EU-Land. Das wird derzeit durch die längst nicht mehr zeitgemäßen Regularien der Fifa blockiert - zweifellos widerrechtlich. Die EU als stärkste moralische Kraft der Gegenwart könnte hier ein Zeichen setzen, das diskriminierten, rassistisch beleidigten und wegen ihrer respektvollen Haltung gegenüber Staatsoberhäuptern ihrer Vorväterheimaten kritisierten jungen Fußballspielern eine echte Perspektive zur Rückkehr in eine Gemeinschaft aufzeigen würde, die ihrer dann auch würdig wäre.
2 Kommentare:
... als hätten wir bunten Vielfaltspinsel keine anderen Sorgen als Fußball.
Leider haben viele schwarmintelligente Bolzokratieexperten nichts als eine mit Luft gefüllte Lederhautblase im Schädel. Die wichtigste Nebensache der Welt wird im Brot-und-Spiele-Modus zur Erstzreligion aufgeblasen, um das obrigkeitshörig optimal funktionierende Jochochsen-Herdenvieh von den echten Wichtigkeiten abzulenken und mit künstlichen Tribalitäten einzulullen, um die im hirnlosen Herzileinwahn importierten echten Probleme durch Übertünchen zu vertuschen.
In einem Irrenhaus gilt der Wahnsinn jedoch als normal. Besonders, wenn die Schwachmatenhorden in Millionenstärke aufmarschieren, um ihr Idioten-Eldorado zu etablieren.
Na gut, bilden wir Kontinentalmannschaften.
Ich bin schon ganz gespannt auf die blonden 2m-Recken aus Antarktika.
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