Ein Bekenntnis ist ein Bekenntnis. |
Wieland Wamsbauch ist Fanforscher, Nationalismuskritiker und bekennender Ballologe. Seit Jahren beschäftigt sich der aus der entlegenen Uckermark stammende Experte mit Phänomenen im Kurvenbereich. Wamsbauch erklärt im PPQ-Interview, warum er Fahnenschwenken und Partypatriotismus für eine Vorstufe bewaffenter Auseinadnersetzungen und die politisch gewollte Verharmlosung des grassierenden Fußballnationalismus für kreuzgefährlich hält.
Herr Wamsbauch, die Fußball-WM hat angefangen, wir sehen wieder abstoßende Bilder von feiernden Menschen mit Nationalfahnen, teilweise amateurhaft bemalt in den Farben ihrer Länder, laut und aggressiv, betrunken und sexistisch. Bei Ihnen lösen solche Bilder Bauchschmerzen aus. Warum?
Wamsbauch: Es wird immer gesagt, dass dieses Fahnenschwenken bei Fußballgroßereignissen Ausdruck eines entspannten, feierlaunigen Patriotismus sei, der nicht ausgrenzend gemeint sei. Ich sehe dies hingegen im Kontext der Erzeugung nationaler Gemeinschaftsgefühle, die an sich immer ausgrenzend sind. Fußball-Weltmeisterschaften sind international ein großes nationales Ereignis, bei dem die Inszenierung in der Öffentlichkeit der Feier des eigenen Stammes, des eigenen Rudels, der eigenen Fahne gilt. Beim sogenannten Public Viewing zeigen sich Gefühle, die an die Mobilisierungsparaden vor dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg erinnern - nationale Massenzeremonien aus einer längst vergangenen Zeit, nur jetzt in kunterbunt getarnt. Das inszenierte Erleben nationaler Gemeinschaft über Kollektivsymbole, wie es die als Vertreter der eigenen Nationalreligion zusammengestellten Mannschaften sind, schließen notwendigerweise jeweils die Mehrheit der Menschen auf der Welt aus.
Dem könnte man entgegenhalten, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland und Staatsangehörige anderer Länder verschiedene Fahnen schwenken. Was ist schlimm daran, dass in einem Wettbewerb verschiedene Teams angefeuert werden?
Wamsbauch: Schlimm ist, dass sich hier überkommene nationale Identitäten und Nationalismus gegenseitig befeuern. Allein dass es möglich ist, freiwillig als Brite auch für die Japaner zu jubeln oder als Engländer für die Deutschen heißt ja nicht, dass das die Regel ist, die es sein müsste. Man kann gerade am Fall Mesut Özil und Ilkay Gündogan sehen, dass die Wurzeln selbst von Menschen, die für ein Land spielen, in einem anderen Land verhaftet sein können. Dass ihre Zugehörigkeit also letztlich doch nicht wandelbar ist. Damit beweist der Fußball, das er nicht in der Lage ist, vorgefügte Zugehörigkeitsstrukturen aufzuweichen und eine wirklich offene Begeisterungskultur zu entwickeln.
Seit der WM 2006 macht das Stichwort „Partypatriotismus“ die Runde, eine Erscheinung, die damals in Deutschland erfunden und heftig kritisiert wurde. Damals das wissen wir heute, hat Jürgen Klinsmann den Boden für die AfD bereitet. Inwieweit schuf das eine Gelegenheit für den Wiederaufstieg völkischen und nationalistischen Denkens?
Wamsbauch: Es war die Voraussetzung für alles, was folgte. Die Weltmeisterschaft 2006 etablierte die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöste deutsche Nation neu, es war plötzlich wieder möglich, patriotische Gefühlen auf der Straße zu zeigen, dem Flüchtlingshass zu frönen und bei der Nationalhymne mitzusingen. Damit kam es zu einer Normalisierung von Ausgrenzungshandlungen. Kritiker des deutschen Nationalismus durften nicht mitsingen, dadurch fanden sie kaum Gehör. Andere Nationen nahmen sich das zum Beispiel und verfielen in einen ähnlichen Nationalrausch. Die Wahrnehmung der Welt durch die „nationale Brille“ wurde normalisiert. Dadurch fanden völkische Nationalismen verstärkt Anknüpfungspunkte im öffentlichen Diskurs. der nächste Schritt war in der Geschichte oft der in den Bürgerkrieg.
In linken Kreisen gibt es Aufrufe, Deutschlandfahnen abzureißen, um diese Entwicklung zu stoppen. Halten Sie das für legitim? Oder ist es nicht vielmehr unbedingt notwendig, umkommenden Generationen eine Erde ohne völkischen Rausch und Nazi-Denke zu hinetrlassen?
Wamsbauch: Meine Form der Kritik ist eine begriffliche. Ich denke, das unkritische Fahneschwenken ist ein Einfallstor für viel größere Verbrechen, Widerstand ist notwendig, aber ich sehe mich vor allem für die notwendige Aufklärung zuständig. Für andere Kritikformen müssen die Leute, die sie wählen, entsprechend selbst die Verantwortung übernehmen.
Herr Wamsbauch, die Fußball-WM hat angefangen, wir sehen wieder abstoßende Bilder von feiernden Menschen mit Nationalfahnen, teilweise amateurhaft bemalt in den Farben ihrer Länder, laut und aggressiv, betrunken und sexistisch. Bei Ihnen lösen solche Bilder Bauchschmerzen aus. Warum?
Wamsbauch: Es wird immer gesagt, dass dieses Fahnenschwenken bei Fußballgroßereignissen Ausdruck eines entspannten, feierlaunigen Patriotismus sei, der nicht ausgrenzend gemeint sei. Ich sehe dies hingegen im Kontext der Erzeugung nationaler Gemeinschaftsgefühle, die an sich immer ausgrenzend sind. Fußball-Weltmeisterschaften sind international ein großes nationales Ereignis, bei dem die Inszenierung in der Öffentlichkeit der Feier des eigenen Stammes, des eigenen Rudels, der eigenen Fahne gilt. Beim sogenannten Public Viewing zeigen sich Gefühle, die an die Mobilisierungsparaden vor dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg erinnern - nationale Massenzeremonien aus einer längst vergangenen Zeit, nur jetzt in kunterbunt getarnt. Das inszenierte Erleben nationaler Gemeinschaft über Kollektivsymbole, wie es die als Vertreter der eigenen Nationalreligion zusammengestellten Mannschaften sind, schließen notwendigerweise jeweils die Mehrheit der Menschen auf der Welt aus.
Dem könnte man entgegenhalten, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland und Staatsangehörige anderer Länder verschiedene Fahnen schwenken. Was ist schlimm daran, dass in einem Wettbewerb verschiedene Teams angefeuert werden?
Wamsbauch: Schlimm ist, dass sich hier überkommene nationale Identitäten und Nationalismus gegenseitig befeuern. Allein dass es möglich ist, freiwillig als Brite auch für die Japaner zu jubeln oder als Engländer für die Deutschen heißt ja nicht, dass das die Regel ist, die es sein müsste. Man kann gerade am Fall Mesut Özil und Ilkay Gündogan sehen, dass die Wurzeln selbst von Menschen, die für ein Land spielen, in einem anderen Land verhaftet sein können. Dass ihre Zugehörigkeit also letztlich doch nicht wandelbar ist. Damit beweist der Fußball, das er nicht in der Lage ist, vorgefügte Zugehörigkeitsstrukturen aufzuweichen und eine wirklich offene Begeisterungskultur zu entwickeln.
Seit der WM 2006 macht das Stichwort „Partypatriotismus“ die Runde, eine Erscheinung, die damals in Deutschland erfunden und heftig kritisiert wurde. Damals das wissen wir heute, hat Jürgen Klinsmann den Boden für die AfD bereitet. Inwieweit schuf das eine Gelegenheit für den Wiederaufstieg völkischen und nationalistischen Denkens?
Wamsbauch: Es war die Voraussetzung für alles, was folgte. Die Weltmeisterschaft 2006 etablierte die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöste deutsche Nation neu, es war plötzlich wieder möglich, patriotische Gefühlen auf der Straße zu zeigen, dem Flüchtlingshass zu frönen und bei der Nationalhymne mitzusingen. Damit kam es zu einer Normalisierung von Ausgrenzungshandlungen. Kritiker des deutschen Nationalismus durften nicht mitsingen, dadurch fanden sie kaum Gehör. Andere Nationen nahmen sich das zum Beispiel und verfielen in einen ähnlichen Nationalrausch. Die Wahrnehmung der Welt durch die „nationale Brille“ wurde normalisiert. Dadurch fanden völkische Nationalismen verstärkt Anknüpfungspunkte im öffentlichen Diskurs. der nächste Schritt war in der Geschichte oft der in den Bürgerkrieg.
In linken Kreisen gibt es Aufrufe, Deutschlandfahnen abzureißen, um diese Entwicklung zu stoppen. Halten Sie das für legitim? Oder ist es nicht vielmehr unbedingt notwendig, umkommenden Generationen eine Erde ohne völkischen Rausch und Nazi-Denke zu hinetrlassen?
Wamsbauch: Meine Form der Kritik ist eine begriffliche. Ich denke, das unkritische Fahneschwenken ist ein Einfallstor für viel größere Verbrechen, Widerstand ist notwendig, aber ich sehe mich vor allem für die notwendige Aufklärung zuständig. Für andere Kritikformen müssen die Leute, die sie wählen, entsprechend selbst die Verantwortung übernehmen.
4 Kommentare:
>> Bei Ihnen lösen solche Bilder Bauchschmerzen aus. Warum?
Die Bauchschmerzen des Herrn Wamsbauch sind ja eher anderer Natur. Der Name ist Programm.
Außerdem hat der nicht alle Republikfahnen beisammen, wenn er sowas von sich gibt.
"Meine Form der Kritik ist eine begriffliche."
Kritisiert er die Begrifflichkeit "Der Ball ist rund"? Was, wenn sie mit einem Würfel spielen täten? Läuft seine Begriffskritik dann ins Leere?
Uckermark. Da laufen aber auch ein paar Gestalten frei herum, die man besser hätte Eggesin wieder aufforsten lassen.
Siegfried Fischer
Mein erster Eindruck: Sportlich fair, Spanien als Titelträger wäre in Ordnung.
Also, dieses Meckern über Fahnen finde ich ziemlich komisch. Fahnen verbinden und schaffen ein Gemeinschaftsgefühl, das ohne sie niemals aufkommen würde. Gerade jetzt im Sommer gehe ich täglich mit einer Fahne aus dem Biergarten und niemand stört sich daran. Ich trage gewöhnlich eine Augustinerfahne vor mit her; duftend hüllt sie mich ein. Steige ich dann in die Straßenbahn, treffe ich mit anderen Fahnenträgern zusammen, die zwar anders duften, nach Löwenbräu und Spaten beispielsweise, aber genauso heiter gestimmt sind wie ich. Über alle Fahnen hinweg versteht man sich schnell prächtig, und eine gelöste Stimmung kommt auf. Die Fahnenträger öffnen ihr Herz, pure Menschenfreude und Brüderlichkeit, manchmal sogar Schwesterlichkeit, herrscht im Straßenbahnwagen. Ich kann nur sagen, Fahnen schlagen Brücken und heben die übliche Trennung zwischen den Menschen auf. Das Genörgel dieses Wamsbauch ist mir unbegreiflich, was muß das für ein vertrockneter Zausel sein, daß er sich nicht selbst zu einer eindrucksvollen Fahne verhilft. Na, dann soll er halt seine Körner kauen und fair gehandelten Disteltee trinken, wenn ihm seine Miesepetrigkeit gefällt. Wer will schon einen Grünen aus seinem fauligen Biotop retten!
(((Deutschlandfunk))) : ganz viel Weini / re Asylpolitik : " abababababa das (((C))) in (((CDU))) oh vey Menschenrechte .
eben drum : Menschenrechte - nicht : Neger - oder Kothautrechte
(((Deutschlandfunk))) : "Frühstückspolizisten" - das haben wir schon im Kindergarten gelernt.
das dünne BesserwisserInnenstimmchen klärt auf : "....und dann haben wir die Frühstücksboxen der Kinder kontrolliert" .
völlig normal .
wir wurden mehrfach gewarnt : rottet die vertikalverspannte Gutmenschmafia aus bevor sie groß wird .
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