Das Sagen nicht Tun ist, galt über viele Jahrhunderte als Binsenweisheit. Wer etwa in der alten Bundesrepublik rief "ich mach dich messer", der meinte es meist nicht mal böse. Und wer in der alten DDR Hass dergestalt äußerte, dass der Honecker ihm nur einmal in die Hände fallen müsste, der ließ den Generalsekretär bei Lichte betrachtet doch unversehrt.
Der Konjunktiv und die Meinungfreiheit, aber auch der gesunde Menschenverstand und ein gerüttelt Maß an Lebenserfahrung verhinderten, dass ein "Ich schlag dir in die Fresse" von Gerichten genauso beurteilt wurde wie ein Schlag, dass eine Morddrohung gleichbehandelt wurde wie ein Mord und eine Sexfantasie wie eine Vergewaltigung. Dass ausgesprochene Gedanken gleichbedeutend sind mit ausgeübten Verbrechen, ist eine Erscheinung jüngeren Datums - der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger etwa bestätigte im Januar 2016, dass das, "was in den rechtsgerichteten Foren und Chats zurzeit passiert, mindestens genauso widerlich ist wie die Taten derer, die da die Frauen angegangen haben."
"Angegangen haben" ist nun nicht das Politikerdeutsch, das sich Deutschlands Helikoptereltern als Vorbild für ihre Jüngsten wünschen können. Aber dass Schreiben, Sagen oder Denken eine Form von realer Gewalt sind, diese Auffassung teilen immer mehr Medienarbeiter: Schon seit 2015 kann Pöbeln als Terrorismus gelten. Nun endlich darf sich auch Schimpfen, Drohen, Beleidigen, Mobben oder Belästigen über den Ritterschlag der Sprachwächter freuen: Es handelt sich in allen Fällen um "psychische Gewalt", ein Phänomen, das einer hyperempfindlichen Gesellschaft das Gefühl gibt, im harten Überlebenskampf zu stehen.
An Schulen berichten 48 Prozent der Lehrer von psychischer Gewalt, auch Schülern klagen immer öfter über "psychische Gewalt", die besonders deshalb so perfide ist, weil sie ohne die alte, früher bekannte Gewalt auskommt, die seinerzeit noch definiert wurde als "das Einsetzen von körperlicher Stärke mit dem Ziel, jmdn. zu etwas zu zwingen, jmdn. zu verletzen". Selbst die Bundesregierung, die ihren Gewaltbegriff vor Jahren eigens definieren ließ, reduzierte ihn damals noch auf "Formen physischen Zwanges als nötigender Gewalt sowie Gewalttätigkeiten gegen Personen und/oder Sachen unabhängig von Nötigungssituationen" und klammerte "bewusst psychisch vermittelte Gewalt aus".
Erst viel später entstanden sprachliche Phänomene wie die "inakzeptable Brutalität" und es kam zu ersten Klagen über "sinnloses Morden". Der Grund dafür liegt in einem grundsätzlich gewandelten Gewaltverständnis, das inzwischen auch Sagen als Tun akzeptiert. Während die Kriminalität beständig sinkt und Deutschland sicherer ist als jemals, steigt so die Zahl von Gewalttaten ohne klassische Gewaltanwendung: War es in der Vergangenheit wichtig für eine vollendete Gewalttat, dass dem Opfer körperliche Gewalt angetan wurde, so reicht es heute völlig, wenn es sich Gewalt ausgesetzt fühlt, sei sie auch unsichtbarer Art.
Der Unterstufenschüler, der "ich ficke deine Alte" piepst, kann so zum Gewalttäter werden, ohne die Hand zu heben. Und "das Lehrerzimmer kann ein Schutzraum sein, wenn Lehrkräfte von Schülern bedroht werden", wie der "Tagesspiegel" die neue Wirklichkeit beschreibt. Wer vor Flüchtlingsheimen pöbelt, ist ein Terrorist. Und wer die "verbale Radikalisierung" (Heiko Maas) erlebt, ist ein Gewaltopfer, nicht weniger als jeder geschlagene, verprügelte oder vergewaltigte Mensch sonst auch.
Der Konjunktiv und die Meinungfreiheit, aber auch der gesunde Menschenverstand und ein gerüttelt Maß an Lebenserfahrung verhinderten, dass ein "Ich schlag dir in die Fresse" von Gerichten genauso beurteilt wurde wie ein Schlag, dass eine Morddrohung gleichbehandelt wurde wie ein Mord und eine Sexfantasie wie eine Vergewaltigung. Dass ausgesprochene Gedanken gleichbedeutend sind mit ausgeübten Verbrechen, ist eine Erscheinung jüngeren Datums - der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger etwa bestätigte im Januar 2016, dass das, "was in den rechtsgerichteten Foren und Chats zurzeit passiert, mindestens genauso widerlich ist wie die Taten derer, die da die Frauen angegangen haben."
"Angegangen haben" ist nun nicht das Politikerdeutsch, das sich Deutschlands Helikoptereltern als Vorbild für ihre Jüngsten wünschen können. Aber dass Schreiben, Sagen oder Denken eine Form von realer Gewalt sind, diese Auffassung teilen immer mehr Medienarbeiter: Schon seit 2015 kann Pöbeln als Terrorismus gelten. Nun endlich darf sich auch Schimpfen, Drohen, Beleidigen, Mobben oder Belästigen über den Ritterschlag der Sprachwächter freuen: Es handelt sich in allen Fällen um "psychische Gewalt", ein Phänomen, das einer hyperempfindlichen Gesellschaft das Gefühl gibt, im harten Überlebenskampf zu stehen.
An Schulen berichten 48 Prozent der Lehrer von psychischer Gewalt, auch Schülern klagen immer öfter über "psychische Gewalt", die besonders deshalb so perfide ist, weil sie ohne die alte, früher bekannte Gewalt auskommt, die seinerzeit noch definiert wurde als "das Einsetzen von körperlicher Stärke mit dem Ziel, jmdn. zu etwas zu zwingen, jmdn. zu verletzen". Selbst die Bundesregierung, die ihren Gewaltbegriff vor Jahren eigens definieren ließ, reduzierte ihn damals noch auf "Formen physischen Zwanges als nötigender Gewalt sowie Gewalttätigkeiten gegen Personen und/oder Sachen unabhängig von Nötigungssituationen" und klammerte "bewusst psychisch vermittelte Gewalt aus".
Erst viel später entstanden sprachliche Phänomene wie die "inakzeptable Brutalität" und es kam zu ersten Klagen über "sinnloses Morden". Der Grund dafür liegt in einem grundsätzlich gewandelten Gewaltverständnis, das inzwischen auch Sagen als Tun akzeptiert. Während die Kriminalität beständig sinkt und Deutschland sicherer ist als jemals, steigt so die Zahl von Gewalttaten ohne klassische Gewaltanwendung: War es in der Vergangenheit wichtig für eine vollendete Gewalttat, dass dem Opfer körperliche Gewalt angetan wurde, so reicht es heute völlig, wenn es sich Gewalt ausgesetzt fühlt, sei sie auch unsichtbarer Art.
Der Unterstufenschüler, der "ich ficke deine Alte" piepst, kann so zum Gewalttäter werden, ohne die Hand zu heben. Und "das Lehrerzimmer kann ein Schutzraum sein, wenn Lehrkräfte von Schülern bedroht werden", wie der "Tagesspiegel" die neue Wirklichkeit beschreibt. Wer vor Flüchtlingsheimen pöbelt, ist ein Terrorist. Und wer die "verbale Radikalisierung" (Heiko Maas) erlebt, ist ein Gewaltopfer, nicht weniger als jeder geschlagene, verprügelte oder vergewaltigte Mensch sonst auch.
2 Kommentare:
man denke an den Fall sara rambatz ( "mag Filme in denen Deutsche sterben" ) - es heißt ( also : ich habe es im Internetz gelesen ) sie soll wohl MORD und KAZETTIERUNGSDROHUNGEN von anonymen Bösmenschen erhalten haben . Auf verschiedenen Kanälen wurden auch Foltermethoden für Frau sara rambatz ausführlich erörtert ( "in den annefrankschrank sperren bis sie weint " ) .
das ist ganz schrecklich und fast so schlimm wie Trésplinka . Aber eben nur fast . Es heißt die sara hätte sich bei Genossen in der ddr versteckt und monatelang von unkoscherer Nahrung ernährt . Und sie hat wohl auch sehr viel geweint .
Sie war seine kleine Laura, er ihr kleiner Benny.
Binjamin Wilkomirski hat es nie gegeben! Jedenfalls diese Pleite nicht. Wer anderes behauptet, der sei anathem!
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