Gestern noch unbekannt, heute schon ein bekanntest Mordopfer, nächste Woche dann schon vergessen wie Dmytro Bulatow. |
Bis vor ein paar Tagen kannte kein Mensch den russischen Journalisten und Regierungskritiker Arkadij Babtschenko. Und das war gar kein so großes Wunder: Selbst der "Spiegel", der die Putinkritiker wachsen hört, noch ehe sie die Krume durchbrechen, hatte nur ein einziges Mal über den "Militärjournalisten" (Spiegel) berichtet. Wobei "über" nicht stimmt - er zitierte ihn in einem Text über die ukrainische Kampfpilotin Nadija Sawtschenko. Ähnlich sieht es bei der Süddeutschen Zeitung aus. Und die "Zeit" hatte den Mann schon vergessen, den sie 2009 noch zum "Anti-Helden" ausgerufen hatte.
Dieser Anti-Held nun, unbekannt und vergessen im Kiewer Exil, war für Kreml-Chef Wladimir Putin so gefährlich - oder ärgerlich, Putin ist ja unberechenbar, - dass der russische Geheimdienst beschloss, ihn hinzurichten. Man kennt das ja von Boris Nemzow, den der russische Diktator vor drei Jahren hinrichten ließ. Und von den Skripals, die mit dem giftigsten Nervengift der Welt ermordet worden wären, ohne andere Spuren zu hinterlassen als die nach Moskau. Hätte nicht die Kunst britischer Ärzte über die Hinterlist des Kreml gesiegt. Das Todesurteil über Babtschenko wurde also vollstreckt. Die demokratische Welt trauerte, die Hintergründe waren "noch unklar". Aber sicher allemal: Putin, der sich nur an den Oppositionsführer Alexej Nawalny nicht wirklich heranwagt, hatte einen weiteren seiner Gegner eliminieren lassen.
Bis der Tote wiederauferstand, dauerte es einen knappen Tag. Zeit genug, die üblichen Verschwörungstheorien zu spinnen. Brühwarm berichtete der "Spiegel" quasi aus dem Hausflur der Babtschenkoschen Wohnung, wo die "Schüsse abgegeben worden" (Spiegel) waren sein sollten. Das Opfer "starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Babtschenkos Frau, die sich während der Tat im Badezimmer der Wohnung aufgehalten haben soll und ihren Mann blutend auf dem Boden liegen sah, hatte den Krankenwagen gerufen", wusste das Magazin. Das ZDF ahnte sofort Kreml-Kritik als mögliches Tatmotiv. Und ein Sprecher der Grünen prangerte an, dass der Ermordete zuvor schon "russischen Hetzkampagnen ausgesetzt" gewesen und das "Verhalten des Kremls zynisch" sei. Wie endet sowas? Immer? Genau.
Bundespräsident Walter Steinmeier schaffte es gerade noch, sich erschüttert über brutalen Mord in Kiew zu zeigen, wo er kurz zuvor noch zu Besuch gewesen war. Auch Heiko Maas war nicht eingeweiht und bestürzt.
Dann war Arkadij Babtschenko auf einmal wieder da wie damals Dmytro Bulatow, der "Aktivist vom Maidanplatz", dessen grausame Folter-Entführung anno 2014 damit endete, dass er die Ukraine "mit zahlreichen Verletzungen zur Behandlung in Litauen verließ, von wo er am 24. Februar zurückkehrte". Seitdem wurde der Kämpfer für eine russlandfreie Ukraine nie mehr gesehen. Nur einmal noch trat er im "Spiegel" als Enttäuschter auf, vor zwei Jahren und ohne nach der rätselhaften und bis heute unaufgeklärten Entführung befragt zu werden.
Babtschenko dagegen gab eine Pressekonferenz zu seinem Comeback, nach der der tschechische Pen-Klub die Internetadresse /de/rubrik/nachrichten/pen-klub-ehrt-das-andenken-des-ermordeten-journalisten-babtschenko schnell abräumte: Der Tote lebt, der Mord war eine Inszenierung, von der nun plötzlich nicht einmal die Ehefrau des Ermordeten, die doch während der Tat im Badezimmer der Wohnung war, ihren Mann blutend auf dem Boden liegen sah und den Krankenwagen rief, etwas wusste.Der Tote entschuldigte sich dafür bei ihr. Es musste sein.
Der über Monate vorbereitete Plan dahinter klingt zumindest nach dem Maßstab einer Kinoklamotte schlüssig: Der falsche Mord sollte Anschlagspläne des russischen Geheimdienstes enttarnen, der einen Auftragsmöder für die Exekution Babtschenkos angeheuert gehabt habe. 40.000 Dollar hätte es für die Hinrichtung gegeben, die pünktlich zum Finale der Champions League stattfinden sollte.
Vorstellbar die Verblüffung des Profi-Killers, der Babtschenko "monatelang bedroht", seinen Auftrag am Finaltag wohl wegen der vielen aufregenden Torwartfehler von Loris Karius und des wunderbaren Fallrückziehers von Gareth Bale glatt vergessen hatte, als er drei Tage später im Radio hört, dass Babtschenko nun doch tot ist! Und der Geheimdienst in Moskau erst, der wohl auf Kurzwelle schon nachgefragt hatte, was nun aus dem Mordauftrag geworden ist - und dann auf einmal im Internet erfährt, dass die Zielperson zwar nun doch tot, aber der ganze schöne Plan verraten ist?
Zurecht spekulierte der ukrainische Geheimdienst darauf, dass Wladimir Putin in dieser Situation nichts anderes übrigbleiben wird, als den Mordbefehl zu gestehen. Logisch wäre das gewesen, anständig auch.
Aber der Russe ist nicht anständig. Er leugnet weiter, fast könnte man sagen, sogar noch verbissener als vorher.
Dieser Anti-Held nun, unbekannt und vergessen im Kiewer Exil, war für Kreml-Chef Wladimir Putin so gefährlich - oder ärgerlich, Putin ist ja unberechenbar, - dass der russische Geheimdienst beschloss, ihn hinzurichten. Man kennt das ja von Boris Nemzow, den der russische Diktator vor drei Jahren hinrichten ließ. Und von den Skripals, die mit dem giftigsten Nervengift der Welt ermordet worden wären, ohne andere Spuren zu hinterlassen als die nach Moskau. Hätte nicht die Kunst britischer Ärzte über die Hinterlist des Kreml gesiegt. Das Todesurteil über Babtschenko wurde also vollstreckt. Die demokratische Welt trauerte, die Hintergründe waren "noch unklar". Aber sicher allemal: Putin, der sich nur an den Oppositionsführer Alexej Nawalny nicht wirklich heranwagt, hatte einen weiteren seiner Gegner eliminieren lassen.
Bis der Tote wiederauferstand, dauerte es einen knappen Tag. Zeit genug, die üblichen Verschwörungstheorien zu spinnen. Brühwarm berichtete der "Spiegel" quasi aus dem Hausflur der Babtschenkoschen Wohnung, wo die "Schüsse abgegeben worden" (Spiegel) waren sein sollten. Das Opfer "starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Babtschenkos Frau, die sich während der Tat im Badezimmer der Wohnung aufgehalten haben soll und ihren Mann blutend auf dem Boden liegen sah, hatte den Krankenwagen gerufen", wusste das Magazin. Das ZDF ahnte sofort Kreml-Kritik als mögliches Tatmotiv. Und ein Sprecher der Grünen prangerte an, dass der Ermordete zuvor schon "russischen Hetzkampagnen ausgesetzt" gewesen und das "Verhalten des Kremls zynisch" sei. Wie endet sowas? Immer? Genau.
Bundespräsident Walter Steinmeier schaffte es gerade noch, sich erschüttert über brutalen Mord in Kiew zu zeigen, wo er kurz zuvor noch zu Besuch gewesen war. Auch Heiko Maas war nicht eingeweiht und bestürzt.
Dann war Arkadij Babtschenko auf einmal wieder da wie damals Dmytro Bulatow, der "Aktivist vom Maidanplatz", dessen grausame Folter-Entführung anno 2014 damit endete, dass er die Ukraine "mit zahlreichen Verletzungen zur Behandlung in Litauen verließ, von wo er am 24. Februar zurückkehrte". Seitdem wurde der Kämpfer für eine russlandfreie Ukraine nie mehr gesehen. Nur einmal noch trat er im "Spiegel" als Enttäuschter auf, vor zwei Jahren und ohne nach der rätselhaften und bis heute unaufgeklärten Entführung befragt zu werden.
Babtschenko dagegen gab eine Pressekonferenz zu seinem Comeback, nach der der tschechische Pen-Klub die Internetadresse /de/rubrik/nachrichten/pen-klub-ehrt-das-andenken-des-ermordeten-journalisten-babtschenko schnell abräumte: Der Tote lebt, der Mord war eine Inszenierung, von der nun plötzlich nicht einmal die Ehefrau des Ermordeten, die doch während der Tat im Badezimmer der Wohnung war, ihren Mann blutend auf dem Boden liegen sah und den Krankenwagen rief, etwas wusste.Der Tote entschuldigte sich dafür bei ihr. Es musste sein.
Der über Monate vorbereitete Plan dahinter klingt zumindest nach dem Maßstab einer Kinoklamotte schlüssig: Der falsche Mord sollte Anschlagspläne des russischen Geheimdienstes enttarnen, der einen Auftragsmöder für die Exekution Babtschenkos angeheuert gehabt habe. 40.000 Dollar hätte es für die Hinrichtung gegeben, die pünktlich zum Finale der Champions League stattfinden sollte.
Vorstellbar die Verblüffung des Profi-Killers, der Babtschenko "monatelang bedroht", seinen Auftrag am Finaltag wohl wegen der vielen aufregenden Torwartfehler von Loris Karius und des wunderbaren Fallrückziehers von Gareth Bale glatt vergessen hatte, als er drei Tage später im Radio hört, dass Babtschenko nun doch tot ist! Und der Geheimdienst in Moskau erst, der wohl auf Kurzwelle schon nachgefragt hatte, was nun aus dem Mordauftrag geworden ist - und dann auf einmal im Internet erfährt, dass die Zielperson zwar nun doch tot, aber der ganze schöne Plan verraten ist?
Zurecht spekulierte der ukrainische Geheimdienst darauf, dass Wladimir Putin in dieser Situation nichts anderes übrigbleiben wird, als den Mordbefehl zu gestehen. Logisch wäre das gewesen, anständig auch.
Aber der Russe ist nicht anständig. Er leugnet weiter, fast könnte man sagen, sogar noch verbissener als vorher.
4 Kommentare:
Einer flog über das Kuckucksnest. Ich hab lange nicht begriffen, was der Künstler uns damit sagen wollte. Mittlerweile muss man von einem müden Abklatsch der Realität reden. Jedenfalls bin ich empört, wie wenig Mühe man sich beim Bescheißen noch gibt. Ich prangere das an!
Aber auch das ist wohl ein Sinnbild für ein halbes Jahrhundert linker Bildungspolitik. Die können einfach nicht mehr besser.
Seit Putin nicht mehr im KGB ist funktioniert auch gar nichts mehr, selbst den harmlosen Skripal konnten sie nicht umbringen. Mehr noch, sie hinterließen auch eine heiße Spur, die direkt in den Krem führte, wie englische Pfadfinder schnell herausfanden. Es wird Zeit, daß sich Putin wieder auf seine Kernkompetenz besinnt und das Amt des russischen Präsidenten mit dem des des KGB, oder wie der Geheimdienst jetzt heißt, tauscht. Präsident aller Russen kann jeder, aber nicht KGB-Präsident, dazu gehört viel Schläue und Verschlagenheit, die er nach tiefschürfenden Analysen der deutschen Journaille ja in Überfluß hat. Nur so kann der Russe die Vorhersagen von Spiegel etc. erfüllen. Also Putin, gib dir einen Ruck!
...mit dem des KGB,...
http://www.achgut.com/artikel/zwei_leichen_im_keller_der_elbharmonie
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