Zuwenig Grund zur Freude beim HFC, seit Sven Köhler gegangen wurde. |
Gerettet, wenigstens finanziell. Durch die eilige Umformierung im Vorstand ist der Hallesche FC dem Tod in seinem 52. Lebensjahr gerade noch einmal von der Schippe gesprungen. Der Preis dafür ist hoch, der Verein ist nun eigentlich ein städtisches Unternehmen, zudem eines, das allein deshalb mit Geld von städtischen Tochterfirmen am Leben erhalten wird, weil sonst das vor nicht allzulanger Zeit neugebaute Stadion noch mehr als bisher zum Klotz am Bein des städtischen Haushalts werden würde.
Nun bleibt dem Klub von der Saale das Schicksal des Konkurrenten Rot-Weiß Erfurt erspart: Keine Insolvenz, kein Abstieg und kein Neuanfang in der Regionalliga. Glück gehabt.
Wäre da nur nicht die sportliche Kalamität, die seit dem Abschied von Dauertrainer Sven Köhler im Sommer 2015 nie mehr so richtig gewichen ist. Nachfolger Stefan Böger bewies nur kurz den Midas-Touch, auf den alle gehofft hatten. Böger übernahm den HFC als Tabellen-18, führte ihn zwischenzeitlich bis auf Platz 7. Doch schon acht Monate später musste Böger gehen. Er hatte siebenmal gewonnen, sieben Remis geholt und 15 mal verloren - 28 von möglichen 87 Punkten, 1,07 Punkte pro Spiel, ein Desaster wie zuletzt unter Peter Kohl Anfang der 80er Jahre.
Kein Vergleich mit Lutz Lindemann, der den HFC 2004 übernommen hatte und damals nach 17 Spielen gehen musste. Der damals in höchster Not als Trainer eingesprungene Sportdirektor hatte neun Partien gewonnen, sechs Remis geholt und zwei Spiele verloren. Das machte 1,92 Punkte pro Spiel und war nicht genug. Lindemann war durchsetzungsstark, aber nie beliebt. Hermann Andreev, den Lindemann selbst geholt hatte, war zuvor nach 21 Spielen verabschiedet worden. Ein beliebter Trainer, lustig, aber nicht durchsetzungsstark. Zehn seiner Spiele nur hatte er gewonnen, drei Remis geholt und acht verloren. Das machte 1,57 Punkte pro Spiel für den fröhlichen Russen, der eigentlich gekommen war, das Wunder von Babelsberg zu wiederholen.
Klappte nicht, auch nicht unter René Müller und dessen kurzzeitigen Nachfolger Detlef Schößler. Erst als Sven Köhler kam, der Mann, der dann länger blieb als jeder andere, entwickelte sich etwas in Halle: Köhler stand sagenhafte 262 Spiele an der Seitenlinie, 115 davon gewann er, 72 Unentschieden holte er und 75 mal ging eine Partie verloren. 43 Prozent Siege, 27 Prozent Remis und 1,59 Punkte pro Spiel - das ist mehr als Andreev hatte und weniger als Lindemann kurzfristig holen konnte.
Und es ist eine ganz andere Preisklasse als das, was der aktuelle Coach Rico Schmitt seit Amtsantritt eingefahren hat.
Denn Schmitt kommt gerademal auf 1,31 Punkte pro Spiel - von 75 Partien, in die er den HFC führte, wurden nur 24 gewonnen, 26 mal wurde unentschieden gespielt und 25 mal verloren. Das macht seit April 2016 ganze 98 Punkte von 225 möglichen, eingefahren mit 93 Toren bei 93 Gegentreffern. Stabil ist nur die Instabilität, gelegentlichen Hoffnungsschimmern folgten zuverlässig immer wieder Abstürze. Was blieb, sind die Erklärungen des Trainers: Kein Glück. Pech. Individuelle Fehler.
Am Ende steht eine Köhlerbilanz fast bis aufs Komma: Der Vorvorgänger holte in seinen drei vollständigen Spielzeiten in der 3. Liga in 114 Spielen 150 Punkte bei 138 geschossenen und 158 kassierten Toren.
5 Kommentare:
Das erste Mal hat sich mir Rico Schmitt ins Bewusstsein gedrängt, als er das erste Aufstiegsspiel in Magdeburg 0:1 verloren hatte. Da hatte er tatsächlich die Stirn, nach dem Spiel vom Pech zu reden, durch das seiner Mannschaft ein Erfolg in MD verwehrt worden sei. In den 90 Minuten hatte ich für die Gastgeber etwa fünf Großchancen gezählt, für Schmitts Offenbach nicht eine.
Ich denke, dass an der Erfolglosigkeit der von ihm geführten Mannschaften die Unfähigkeit Schuld ist, ein Spiel richtig zu analysieren, eine Niederlage als Niederlage seiner Ausrichtung anzuerkennen. Wer sich dazu durchringt, kann dann auch die eigenen Schächen erkennen und daran arbeiten sie abzustellen. So aber färbt Schmitts Grundhaltung auf seine Mannschaften - im gegenwärtigen Fall auf den HFC - ab. Man muss sich nur die Wortmeldungen der Spieler nach einer Niederlage zu Gemüte führen: In der Regel war der HFC trotz Niederlage in der die bessere Mannschaft. Für mich ist das der wesentliche Grund, warum der HFC nicht aus dem Knick kommt.
osservatore
Professionalität im "Sport" muss Geld einbringen.
Das gilt für die Unternehmer sowie für die Ausführenden.
Wenn dies nicht funktioniert, muss man damit aufhören.
Strozniak sollte Trainer werdern !
Mein Gott, seit wann ist der Co/Trainer der Zweiten ... seit 1945 ?
Der HFC ist soetwas, wie die SPD unter den Fußballvereinen: bisher hat es immer noch gereicht und gelebt wird von Staatsknete.
Der Weise schweigt, und räuspert sich.
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