Donnerstag, 22. März 2018

HFC: Im tiefen, tiefen, tiefen, tiefen Tal


Elf Toni Lindenhahns hätten das Spiel gegen diese Magdeburger Mannschaft womöglich gewonnen. Aber da ist eben nur der eine - und das reicht nicht. Damals, als der Hallesche FC noch ein Niemand war, aber selbstbewusst, war der Verein aus der Saalestadt auch nicht mit fußballerischen Genies besetzt. Aber die Stark, Kamalla, Neubert und Horvat hatten eine Ahnung davon, dass sie in einem Spiel gegen Magdeburg, die stets bevorzugte Stadt im Norden, nicht einfach nur irgendein Trikot durch irgendwelche 90 Minuten trugen.


Zehn Jahre später ist nichts von diesem Wissen übrig. Der HFC des Jahrgangs 2018 präsentiert sich im Viertelfinale des Sachsen-Anhalt-Pokals wie ein toter Wiedergänger der Truppe von 2014, die als Favorit ins Endspiel gegen den Viertligisten FCM ging. Und ein Debakel erlebte.

Heute Abend ist alles noch schlimmer. Der Gast läuft nur mit einer B-Elf auf, weil die Konzentration der Magdeburger bis zum Mai ganz dem anvisierten Aufstieg in die 2. Liga gilt. Der HFC dagegen spielt mit dem, was zu Saisonbeginn als Bestbesetzung hätte durchgehen können. Bis auf Pintol, Röser und Zenga ist alles an Bord, was an Alphamännchen auf der Gehaltsliste steht.

Vermutlich liegt genau darin das Problem. Seit Monaten schon kam bei der von Trainer Rico Schmitt zusammengesetzten Mannschaft nie der Verdacht auf, es könne sich um ein verschworene Truppe handeln. Vielmehr erweckten die Gjasula, Fennell, Kleineheismann und Ajani den Eindruck von Handlungsreisenden in eigener Sache: kein Team spielte da, sondern eine Versammlung von mehr oder minder qualifizierten Fußballunternehmern, die den Gedanken an den eigentlich anvisierten Aufstieg früh als Hirngespinst abgehakt hatten und seitdem nur noch Schadensbegrenzung betrieben.

Trainer Schmitt, der Vater dieser Elf aus mobilen Fußballfirmen, hat es über zwei Jahre hinweg nicht geschafft, dem Konglomerat aus Lautsprechern, stillen Mitläufern und an den Rand geschobenen Urgesteinen ein taktisches Korsett zu gehen, eine zwingende Spielidee und eine an die spielerischen Möglichkeiten angepasste Strategie. Schmitt hat verdiente Spieler wie Brügmann, Furuholm und Pfeffer zum Teil brachial aussortiert. Um mit denen, die er als vermeintlich überragend bessere Alternative holte, ebenso brachial auf dem Bauch zu landen.

Der HFC-Trainer mit der schlechtesten Bilanz der letzten 20 Jahre leistet nun ausgerechnet im wichtigsten Spiel einer rundum miserablen Saison den Offenbarungseid. Der FCM, der diese Spiel vielleicht gar nicht gewinnen will, startet konzentrierter, ballsicherer, strukturierter. Die Rotweißen mühen sich, aber die Blauen wirken nie, als seien sie beunruhigt. Wie auch: Der erfolgreichste HFC-Torjäger der Saison steht bei jämmerlichen fünf Treffern, zwölf weniger als der Ligabeste hat. In den letzten drei Spielen hat Halle gerade dreimal ins Tor getroffen. Kein Wunder, denn der Fünftorestürmer des Vereins ist verletzt.

Hier nun versucht es Baumgärtel mit einem Schuss, der ans Außennetz geht. Da steht es aber schon eins zu null für Magdeburg, nachdem Dücker die HFC-Abwehr so überrannt hat, wie das seit August letzten Jahres jeder HFC-Gegner tut: Langer Ball in Richtung aufgerückter Verteidigung, Täuschung, Tor.

Nicht zu verschweigen ist, dass Mathias Fetsch zuvor eine hallesche Führung auf dem Fuß hatte. Der agile Landgraf war auf Linksaußen durchgelaufen und hatte den Königstransfer des Sommers 2017 bedient. Aber auch Fetsch, der auf früheren Stationen seiner Karriere recht zuverlässig ins gegnerische Tor getroffen hatte, leidet unter dem Halle-Blues. Er knallt den Ball über die Latte.

Der Rest ist wie Farbe beim Trocknen zuzusehen. Man weiß, wie es endet, und wünscht irrationalerweise doch, es möge diesmal anders sein, ausnahmsweise. Toni Lindenhahn tut, was er kann, ein Mann wenigstens da unten, der sich bewusst ist, was die Stunde geschlagen hat. Aber was kann ein Lindenhahn allein gegen eine Magdeburger Mannschaft ausrichten, die sich ihrer Mittel so sicher ist? Nichts. Zweimal schießt der Junge aus Lettin noch aufs Magdeburger Tor, einmal tut es Gjasula ihm nach.

Das war es dann aber auch schon. Schmitt hatte den guten Landgraf schon zur Halbzeit herausgenommen und Nachwuchsmann Martin Ludwig gebracht, jetzt opfert er Abwehrchef Kleineheismann, um Braydon Manu ins Gefecht zu werfen. Gleich wird das bis dahin kaum vorhandene Angriffsspiel des HFC beweglicher und dynamischer. Hätte Manu über die Saison verteilt nicht immer nur drei oder sieben Minuten Spielzeit bekommen, wer weiß, hätte er in seiner besten Szene vielleicht sogar gesehen, dass Fetsch einschussbereit neben ihm läuft.

Aber ach, was soll es. Schmitt nimmt mit Lindenhahn den besten Mann auf dem Platz raus und bringt mit Staroszik genau den Spieler, den er mit Kleineheismann gerade vom Feld geholt hat. Eine Art Kündigungsschreiben wohl. Dann sind drei Minuten Nachspielzeit endlich vorbei, Gjasula nimmt seinen Helm ab, ohne den auch heute wieder auch gegangen wäre,  und Lindenhahn läuft einsam und allein in die Kurve, wo die Fans "Schmitt raus" rufen.

Vielleicht ist das schon der Tiefpunkt des Weges durchs tiefe, tiefe Tal. Aber genau wissen wird man es erst hinterher.





3 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich hab das teilweise beim Switchen mit Snooker gesehen. Es war ja sogar auf dem Flachbildschirm ein Trauerspiel. Das konnte man guten Gewissens nur mit Schlafmaske anschauen.

ppq hat gesagt…

grausam können sie

Anonym hat gesagt…

Treffender kann man den Abgesang eines einstmals großen Vereins unserer Fußballregion nicht auf den Punkt bringen.

Bleibt zu hoffen, dass die Herren Fußballsöldner rund um Gjasula und Schmitt wenigstens noch soviel sportlichen Anstand besitzen, den HFC vor dem immernoch drohenden Abstieg zu bewahren.
Denn noch sind 24 Punkte, bzw für einige Konkurenten im Abstiegskampf gar 27 und sogar 33 Punkte zu vergeben. Und wir haben noch 4 Ostduelle vor der Brust, davon 2 gegen Aufstiegskandidaten und 2 gegen Konkurenten im Abstiegskampf. Da kann einem angesichts unserer diesjährigen Bilanz im den Ostduellen nur Angst und Bange werden.

Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und abgerechnet wird am Schluss.