Er ahnte es schon eine geraume Zeit. Als Sigmar Gabriel dem "Spiegel" kürzlich sein Herz öffnete und bekanntgab, wie viel Spaß ihm der Job als Außenminister mache, so viel, dass er gern weiter im Amt bleiben würde, war das ein letzter verzweifelter Hilferuf. Martin Schulz, der Mann, den Gabriel nach seinem Scheitern in Brüssel selbst aus der EU-Gosse geholt und zu seinem Nachfolger erklärt hatte, ging schon seit Wochen nicht mehr ans Telefon. Gabriel, der eigentlich den Plan gehabt hatte, Schulz für sich die Wahl verlieren zu lassen, um danach als Retter der ins Wanken geratenen deutschen Sozialdemokratie aus der Position des beliebtesten deutschen Politikers aufzutauchen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen, war aufgeflogen.
Schulzens schreckliche Rache
Und Schulzens Rache fürchterlich. Die beiden so ungleichen Männer, sich ähnlich nur in der unbedingten Selbstbezogenheit, hatten vor einem Jahr immer wieder ihre Freundschaft beschworen. Gabriel nannte Schulz einen "Freund", Schulz blinkerte gerührt zurück, dankbar dafür, dass der Sigmar aus Goslar sich seiner erbarmt hatte, als er nach dem Verlust seines repräsentablen Postens als EU-Parlamentspräsident ohne Aussicht auf eine angemessene Anschlussverwendung durch die Parteienlandschaft irrte.
Die ersten Risse der tiefen Freundschaft, die nie über das von der Kanzlerin zuletzt immer wieder beschworene "Geben und Nehmen" hinausgegangen war, taten sich auf, als Gabriel den erratischen Wahlkampf des Genossen aus Würselen kritiserte. Der Niedersachse ahnte, dass ein zu tiefer Fall der Partei auch seinen eigenen Sturz bedeuten könnte. Den aber hatte er ja durch die Nominierung des leicht zu beeindruckenden Europa-Funktionärs gerade vermeiden wollen.
Schulz keilte zurück. Der mit allen Wasser gewaschene Hinterzimmerkrieger hatte Gabriels Trick, ihn als Kanonenfutter in die schon früh verlorene Wahlschlacht zu schicken, durchschaut. Als es nach dem Desaster vom September zum Schwure kam, war Sigmar Gabriel raus. Nach elf Prozent Verlust hatte Gabriel die Partei 2009 bei 23 Prozent der Wählerstimmen übernommen, er selbst brachte sie bis 2013 wieder auf 25,7 Prozent. Als er an Schulz übergab, sah es immer noch nach auskömmlichen 22 Prozent aus. Doch sein Nachfolger, völlig unerfahren im Wahlkampf und darauf angewiesen, Pappfiguren von sich verteilen zu lassen, die seine 1,68 Meter auf stolze 1,80 streckten, schaffte es in nicht einmal acht Monaten, anderthalb davon zu verlieren.
Plötzlich Paria der Partei
Schuld aber war Schulz zufolge Gabriel. Ab sofort sah sich der mangels Nachfolger immer noch amtierende Beauftragte für Popkultur und Popdiskurs der SPD als Paria der Partei. Gabriel durfte nicht mehr mit auf die entscheidenden Fotos, dort schoben sich nun neue Ambitionisten ins Bild. Er schaffte es auch nicht mehr in den Parteivorstand, hielt aber tapfer still, weil er der Ansicht war, der geschwächte, irritierend irrational agierende Schulz würde es doch nicht wagen, ihn abzuschießen, den Pfeiler, auf den der kurzzeitige "Gottkanzler" (Spiegel) seine gesamte Schulz-Religion gebaut hatte.
Aber Männer aus Würselen, der bekannten "Stadt der Jungenspiele", verzeihen so einfach nicht. Martin Schulz schon gar nicht, denn der 63-Jährige hat nach seinen zahllosen wieselflingen Wenden in die Opposition und zurück, aus dem Kabinett und wieder rein, an die Parteispitze und von ihr weg ohnehin nichts mehr zu verlieren, was einem Ruf im bürgerlichen Sinne auch nur entfernt ähnelt. Schulz schwor die, die die nächsten paar Jahre mit ihm gehen wollen, wohin auch immer, auf eine Trennung von Gabriel ein.
Der, obwohl vorgewarnt durch viele kalte Schultern, die er in den letzten Wochen klopfen durfte, ist nun überrascht. Was bleibe, sei "eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt", weißt er durch die Blume noch einmal darauf hin, was ihm versprochen worden war, damals, als Schulz sich noch freute, am Abend einer langen, trockenen Polit-Karriere nochmal Bundesliga spielen zu dürfen.
Nichts warensie wert, die Zusagen, nicht gilt mehr das Versprechen, den beliebtesten Mann in der ganzen Truppe sicher nicht fallenlassen zu wollen. Gabriel, der es geschafft hatte, vom gescheiterten Unternehmer zum Führer der ältesten deutschen Partei und vom emanzipierten Hausmann zum anerkannten Außenpolitiker zu werden, ist nun zurückgeworfen auf sein Übergangsgeld und die Aussicht, eine frühe Autobiografie ohne Absatzchancen schreiben zu müssen.
Zumindest bei ihm zu Hause freuen sich schon mal alle darauf, sagt Gabriel. Seine kleine Tochter Marie habe ihm am Donnerstagmorgen gesagt: "Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht."
In besseren Zeiten spielten Schulz und Gabriel ihre Rollen als "Freunde" durchaus überzeugend. |
9 Kommentare:
Tjo war wohl kein milliönchen mehr da um wochenlang schlechte presse rauszuhauen wie gegen kurt beck damals, jetzt kann er sich wieder seinem hobby, dem essen, widmen.
Der Rotsocken-Erzengel hat seine Schulzigkeit getan und kann in den Genossen-Gossen von den Bossen verschwinden ... wo ihm sicherlich bald ein lukrativer Jasager-Job winken wird, qusi ein kleines Zubrot zu seinen üppigen Pensionsansprüchen aus seiner selbstlosen Dienstzeit fürs deutsche Packvolk.
Zur Not gibt man ihm vielleicht eine schwabbelige Speckrolle im Privatwerbefernsehen bei dem Dauerfettverbrenner The Biggest Looser. Sehe schon die multikultimediale Schlagsahnezeile "Siggi schmilzt dahin". Oder Bild sprach zuerst mit dem Ölfleck.
Weiter so!
WIER schaffen das !
Geh auch isch Pollitick.
Hatte Gabriel gedacht, dass Dankbarkeit doch eine politische Kaegorie sei? Er hätte es besser wissen sollen, schliesslich hat er diese Kategorie nie vorgelebt. Wenn "Endlich habe ich mehr Zeit für die Familie" mehr als ein Floskel sein soll ( ist es natürlich nicht...) dann kann er ja einkaufen gehen, seine Tochter ins Kindergarten bringen und ein erfülltes Leben als Familienmensch führen. Aber er idt natürlich enttäuscht, dass Deutschland ohne ihm nicht Untergeht und die Welt nicht stehen bleibt. Er kann ja auf Joschka oder auf Gerd machen...
Es ist doch mittlerweile komplettemangly wurscht, wer von diesen Polit-Gangster.Innen irgendein Schwindel-Etikett (Amt) zugewiesen bekommt, ob Chulpf, oder nicht, Sprech-Hosen-Anzug oder nicht, ist doch der Handlungs-Spielraum für derlei Polit-Crash-Dummies in unserer rothschildplanetaren Tyrannei eh fast gegen null geschrumpft. -
Würde z. B. durch Wahlen tatsächlich ein „Paradigmenwechsel“ herbeigeführt, schreckten die bekanntlich bei Knastandrohung „Nicht-Nennbaren“ vermutl. nicht davor zurück, „abtrünnige“ Staaten noch schneller und massiver zu ruinieren, viell. sogar mit Krieg zu überziehen, so Jenne sich der globalistischen Agenda zu verweigern drohen. –
Gering ist indes die Wahrscheinlichkeit für einen „Paradigmenwechsel“, sitzt doch die Pawlow-Konditionierung felsenfest in Milliarden von Birnen, die da lautet:
Alles ist „relativ“, alle überkommene Ethik faul, jeglicher Wertekanon obsolet, alle Wert-Maßstäbe hinfällig, ausser EINEM, dem Singularissimum Pösissimum Absolutissimum, ausserhalb jeglicher Infragestellung, Vergleichbarkeit und Diskutierbarkeit. –
Ergo ist das adversative Gegenteil zum diesem Pösissimum eben das „Guuutissimum Absolutissimum“.
Und ebenso folglich kann die Kritik an den dieses Guutisssimum Credo einflüsternden „Dressureliten“ und „Diskurshoheiten“ (oder gar ein „Paradigmenwechsel“, achgott, achgott) nur Ausdruck der Kontamination mit dem Pösissimum Absolutissimum und ein erschröcklicher Rückfall in dessen finsterste Abgründe sein. –
It ain't over 'til the fat lady sings. Noch ist Gabriel nicht raus. Und Schulz braucht noch ein bisschen mehr Höhe, damit der freie Fall nur umso tiefer gehen kann.
"Würde z. B. durch Wahlen tatsächlich ein „Paradigmenwechsel“ herbeigeführt, schreckten die bekanntlich bei Knastandrohung „Nicht-Nennbaren“ vermutl. nicht davor zurück, „abtrünnige“ Staaten noch schneller und massiver zu ruinieren, viell. sogar mit Krieg zu überziehen, so Jenne sich der globalistischen Agenda zu verweigern drohen. –"
Das laß nicht die Killerwanze, äh, -biene lesen, der würde Dir dafür die Rübe so etwas von schaben ...
Brechende Nachricht : Schulz verzichtet nach massivem Druck auf Außenministerium
Ich hoffe darauf, dass Herr Gabriel von ppq endlich mehr geschätzt wird.
ich liebe ihn! ich liebe sie doch alle, alle menschen, genossen!
"Das laß nicht die Killerwanze, äh,"
Wat juckt denn det mir, und wer hat den wichtigheimer jefracht, mir in jnädiger herablassung die erschröcklichen rüben-abschabungen anzukündigen, die irjendein killer-niemand einem angedeihen lassen würde.
Kommentar veröffentlichen