Mittwoch, 17. Januar 2018

SPD-Karriere Kevin Kühnert: Die neue Nomenklatura


Es war im Jahr 1858, als August Bebel seine Gesellenwanderung antrat. Vorher hatte der spätere Gründer der deutschen Sozialdemokratie Drechsler gelernt, ein Knochenjob, der ihm oft genug die Lektüre am Abend vermieste, weil Bebel sich müde fühlte. Wilhelm Liebknecht, auch er einer der Urväter der SPD, absolvierte zwei Handwerkerlehren: In Wieseck bei Gießen lernte er Zimmermann, in Marburg Büchsenmacher. Herbert Wehner trat eine SPD-Generation später eine kaufmännische Lehre in Dresden an, aus der er wegen seiner radikalen politischen Betätigung bald flog. Willy Brandt schließlich, der erste Kanzler der SPD, machte ein Volontariat bei der Schiffsmaklerfirma Reederei und Spedition F. H. Bertling KG in Lübeck, weil es mit dem Parteistipendium, das ihm die SPD versprochen hatte, nichts wurde, nachdem er sich mit führenden Genossen überworfen hatte.

Frühere Biografien - heute unvorstellbar


Geschichten aus der Geschichte der „Arbeiterpartei“ (Brandt), die heute klingen wie Auszüge aus einem Horrorfilm. Längst rekrutiert die SPD ihren Führungsnachwuchs aus einem ganz eigenen Biotop: Politikstudenten, die schon vor dem Abitur in die Partei eingetreten sind, während des Studiums dann für einen Abgeordneten arbeiten, ehe sie schließlich nach angemessener Wartezeit mit Partei- und politischen Wahlämtern überhäuft werden. Die neuen Nomenklaturkader kommen aus dem Parteiapparat, er zeugt sie und säugt sie, bis sie in die Ämter gelangen, von denen aus sie regieren können.


Die Namen sind Legion, Frauen und Männer, die wie Nahles, Fahimi und Barley, aber auch Schneider und Klingbeil in den Endmoränen der Parteibürokratie herangewachsen sind, Mittzwanziger und Anfangdreißiger, die noch keinen Tag in ihrem Leben irgendwo etwas getan haben, was einer Arbeit in Freien oder einer Tätigkeit auf einer Art Arbeitsmarkt auch nur entfernt nahekommt. Schneider, Nahles und Klingbeil leisteten Hilfsdienste bei Abgeordneten oder bei den Jusos, die es ihnen ersparten, jemals außerhalb des Dunstkreises der Partei arbeiten zu müssen. Aydan Özoguz, Juliane Seifert und Florian Pronold, Andrea Nahles und Sawsan Chebli - sie alle haben noch nie außerhalb eines Dreiecks gearbeitet, dessen Ecken Staat, Partei und Stiftungen bilden.

Immer unter Ihresgleichen


Immer waren sie unter Ihresgleichen, im Meinungsschutzraum, wo in Straßenkleidung gearbeitet, gegessen und abends unter Gleichgesinnten Genossenparty gemacht wird. Mit Anfang 30 sind die Enkel von Brandt und Wehner  hochgebildet, ideologisch fest wie Stahlbeton und es ist Jahre her, dass sie eine ernsthafte Unterhaltung mit einem Menschen hatten, der nicht denkt, lebt und spricht wie sie.

Einer aus dieser Generation Parteiapparat, der sich anschickt, in den kommenden Wochen Schlagzeilen und daraus baldigst eine eigene beeindruckende Karriere zu machen, ist Kevin Kühnert, der noch 27-jährige Juso-Bundesvorsitzende, der die Verhinderung einer neuen Großen Koalition als Sprosse auf der Leiter erkannt hat, auf der er selbst in der SPD bis ganz noch oben steigen kann.

Kühnert, kurz vor dem Mauerfall in Westberlin geboren, wird das schaffen, daran lässt sein von äußerster Zielstrebigkeit kündender Lebenslauf keinen Zweifel: Mit 16 in die SPD, mit 23 Chef der Jusos in Berlin, mit 26 Vize-Vorsitzender der SPD-Nachwuchsorganisation und seit dem 24. November 2017 deren Bundesvorsitzender. Geradliniger geht es nicht, denn natürlich hat Kühnert nebenbei Politik studiert, sich besonders für die Themen Steuerpolitik, Rentenpolitik, Strukturpolitik, Rechtsextremismus und Migrationspolitik sowie für die Social-Media-Arbeit zuständig gefühlt und neben seinem Studium für ein Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses gearbeitet. Kommunalpolitisch ist Kühnert im Bezirk Tempelhof-Schöneberg als Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung aktiv, bundespolitisch hat er mit seiner #nogroko-Kampagne seinen Hut in den Ring geworfen.

Nach Schulz' Sturz wird er was werden.

Die neue SPD ist dann ganz die Partei ihres Apparates. Die Kinder fressen die Revolution.

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein Musterbeispiel dafür, dass die linke Lügen-Matrix ein parasitäres Phänomen von (noch) Wohlstandgesellschaften ist, werden solche Nichts-Nutze/-Tuer doch von dem braven deutschen Steuerzahl-Esel alimentiert. –
Arrogante Narzissten, Grossmäuler, heillos in ihre Wahnideen verstiegen, restlos von sich und ihrem „unvergleichlichen Ego“ überzeugt, sich dabei als tolle Erlöser und Retter der Menschheit vor dem Pööösissimum Maximissimum (Rächstäxträmissmuss) und all der sonstigen daher halluzinierten und delirierten Popanze gerierend. – Und wie es für Paranoiker typisch ist, werden sie das katastrophale Scheitern ihrer Irrsinnsideologie „immer infameren Torpedierungen durch das Pöööse“ in die Schuhe schieben, das Heuchel/Lug/Trug-Niveau immer höher schrauben. –
Lässt man solche Hundsfotte auf die Menschheit los, kann das nur im Stalin-ismus/Gulag-ismus enden, können doch die Realität und die Gesetze der Kausalität nicht anders abgewürgt, und ihr Irren-Parallel-Universum der Welt aufoktroyiert werden.

Anonym hat gesagt…

Ich denke das spiegelt den vollzogenen wechsel zur Dienstleistungsgesellschaft wider. Das wird man nicht mehr umkehren können. Fairerweise muss man sagen dass Fabrikarbeiter auch nicht mehr das Pensum wie vor 40 Jahren arbeitet. Weiterhin führt diese Diskrepanz von angezüchteten Ja-Sagern und dem angestrebten wahlklientel zu einer klaren tendenz: Richtung 10% Volkspartei

Sauer hat gesagt…

Hochgebildet

PPQ muß noch dazulernen: Durch das Herumhängen in „geisteswissenschaftlichen“ Vorlesestunden wird man nicht hochgebildet. Politologie, Soziologie und all die anderen …logie-Märchenveranstaltungen tragen zur Bildung nichts bei, ja führen geradezu in das Gegenteil von Bildung, in die Idiotie gepaart mit der Einbildung, über einen erlesenen Schatz von Wissen zu verfügen. Dieser Schatz besteht aus einem Tresor an Falschmünzen, die keinen Pfifferling wert sind. Hat einer nach ein paar Jahren anforderungslosen Herumflegelns in Hörsälen irgendein beliebiges Diplom oder was auch immerhin in der Hand, steht er bei Lichte betrachtet mit leeren Händen da. Er ist noch schlechter dran als vor seiner Hörsaalzeit, denn er hat bewiesen, daß er sich vor wahrer Leistung drückt und es allen Ernstes versucht, mit dem ersessenen Wisch Ansprüche an die Gesellschaft zu stellen. Solche Gestalten sind im realen Wirtschaftsleben unbrauchbar und können nur in einem Biotop weiterexistieren, das auf Kosten der Allgemeinheit vor sich hin fault. Würden die aufsteigenden Faulgase aus diesem Biotop nicht über die Gesellschaft hinwegströmen und die Gedanken und das Befinden der Bürger verpesten, könnte man diese Figuren mit einem Schulterzucken abtun und sich resigniert auf die alte Erfahrung zurückziehen, daß es halt in jeder Gemeinschaft Parasiten gibt. Doch leider halten die Parasiten nicht still, sie kriechen aus dem Biotop und suchen sich die Gesellschaft als Wirtskörper. Die durch den Befall verursachten Krankheiten können von gesunden Gesellschaften einigermaßen eingedämmt werden, kranke, geschwächte Gesellschaften wie die gegenwärtig deutsche sind dazu nicht mehr fähig und eitern vor sich hin. Das ist die Hochzeit der …logen und all der von PPQ erwähnten Figuren. Was sie jedoch nicht beachten: Mit dem Wirt stirbt auch der Parasit; es gibt Hoffnung, man muß ihn nicht unendlich lang ertragen.

Anonym hat gesagt…

@Vorredner.

Ja, ein neuralgischer Punkt, der Parasitismus, handelt es sich bei den genannten Figuren (biologisch betrachtet) um Endo-Parasiten und nicht um Ekto-Parasiten. - Denn "Ektos" (also ausserhalb einer biologischen Entität sitzende)sind durchaus leichter zu erkennen UND zu bekämpfen, können Gegenmassnahmen viel punktueller und spezifischer angewendet werden, wohingegen sich "Endos" viel besser tarnen und verstecken können, und ihre Bekämpfung den Wirtskörper viel leichter in Mitleidenschaft ziehen kann. -

Carl Gustaf hat gesagt…

"Durch das Herumhängen in „geisteswissenschaftlichen“ Vorlesestunden wird man nicht hochgebildet."

Das dacht ich grad auch so. Wahrscheinlich sollte es auch nur "eingebildet" heissen.

PS: Ich war dagegen erstaunt, als es in dem Blog hiess, dass der Kühnert schon 27 ist. Auf den Bildern sieht er immer wie 20 aus.

teu hat gesagt…

Eventuell benötigen die Schulz, Nahles etc. pp. einen neuen Gustav Noske.
"Einer muss ja den Bluthund machen!" In dessen Auftrag:

Waldemar Pabst beschloss mit seinen Offizieren, Rosa Luxemburg zu ermorden; der Mord sollte nach einer spontanen Tat Unbekannter aussehen.
Der am Haupteingang bereitstehende Jäger Otto Wilhelm Runge schlug Rosa Luxemburg beim Verlassen des Hotels mit einem Gewehrkolben zweimal, bis sie bewusstlos war.
Sie wurde in einen bereitstehenden Wagen geworfen.
Der Freikorps-Leutnant Hermann Souchon sprang bei ihrem Abtransport auf das Trittbrett des Wagens auf und erschoss sie mit einem aufgesetzten Schläfenschuss etwa an der Ecke Nürnberger Straße/Kurfürstendamm (heute Budapester Straße (Berlin)). Kurt Vogel ließ ihre Leiche in den Berliner Landwehrkanal in der Nähe der heutigen Lichtensteinbrücke werfen.

Anonym hat gesagt…

Der macht sich nicht kaputt, bestimmt nicht

Anonym hat gesagt…

War der Beitrag auf Joachim Stamp ausgerichtet?

Anonym hat gesagt…

@ teu: "Das nenne ich noch M ä n n e r, die nicht bei allem gleich eine Gänsehaut bekommen!" --- Aus: Die Saga vom Weisen Njal.

derherold hat gesagt…

"Durch das Herumhängen in „geisteswissenschaftlichen“ Vorlesestunden wird man nicht hochgebildet. Politologie, Soziologie und all die anderen …logie-Märchenveranstaltungen tragen zur Bildung nichts bei, ja führen geradezu in das Gegenteil von Bildung,.. "

Unfug !
Selbstverständlich sollte man sich um og. Studienfächer "kümmrn", da an sonst ahnugslos ist.

Ich bin Dipl.Ök und habe "nebenbei" M.A. mit Geschchte und Politologie studiert.

P.S. Nicht Ingenieure oder Chemiker regieren das Land.
P.P.S. Mediziner/Ärzte ohne geisteswissenschaftliche (Aus-)Bildung sind bessere Klempner !

derherold hat gesagt…

Schiß Tstatr !


Selbstverständlich sollte man sich um o.g. Studienfächer "kümmern", da monsten ahnungslos ist. ist.

Volker hat gesagt…

“Nicht Ingenieure oder Chemiker regieren das Land. “

Das erklärt einiges.
Ingenieure und Chemiker können Ihren Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit verdienen. Um die Futtertröge der gesellschaftlichen Umverteilung drängeln sich die Nichtskönner, Schmarotzer, die zum Arbeiten zu dumm und zu faul sind.

Natürlich, @Herold, sind Sozial- und Geisteswissenschaften per se in Ordnung. Insgeheim tendiere ich auch dahin (das muss aber unter uns bleiben).
Trotzdem bin ich froh, dass ich einen Brotberuf habe, mit dem ich mein Geld durch freiwillig nachgefragte Arbeit verdienen kann und keine Sch. labern muss.

Machen wir uns nichts vor, in Deutschland sind diese Fakultäten verkommen zu Silos für Abiturienten, die ohne diese Silos arbeitslos wären. Dort versammelt sich das akademische Lumpenproletariat.

Weil er das so schön ausdrücken kann, zum gleichen Thema Danisch:

Die Unis sind voll, die atomaren Endlager auch, und kompostieren oder verfüttern kann man sie auch nicht. Und keiner will sie. Man hat eine Idee. Die Volkswagenstiftung gab eine Presserklärung heraus:
Um Doktorand(inn)en der Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften auf außeruniversitäre Karrierewege vorzubereiten, fördert die VolkswagenStiftung Promotionskollegs mit Praxismodulen in alternativen Berufsfeldern.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen … Die studieren und studieren und promovieren … und müssen dann auf vorsichtig auf das Leben außerhalb der Klapsmühle vorbereitet werden wie ein Langzeitknacki, dem man vorsichtig beibringt, wie man sich einen Straßenbahnfahrschein kauft.
Nicht jeder, der einen deutschen Witzdoktor bekommt, ist „akademisch gut ausgebildet”. Die meisten können einfach gar nichts.

Anonym hat gesagt…

@Vorredner

Und vor solchen "Witzdoktor.Innen" wird heutzutage immer noch der Kotau gemacht, ist doch dem "theutschen Unterthanen" die Ehrfurcht vor Ämtern und Titeln via Muttermilch eingeflößt worden. - Ergo haben diese ganzen Dres Nichts-Könner/Nutze leichtes Spiel sich als "Fachleute, Experten, Spezialisten" zu gerieren und ihr Verblödungs- und Zerstörungs-Werk mit reichlich fließenden staatlichen Mitteln zu betreiben.

Anonym hat gesagt…

das rote Dreckspack hat fertig .

wünsche allen PPQern einen schönen Advent 2019