Donnerstag, 25. Januar 2018

Schritt ins Leben: Wie Marcel Genosse wird

Die Junge Garde der SPD nach ihrem ersten Parteilehrjahr. Marcel Müller ist der zweite von links.

Es war schon immer sein Traum, Mitglied bei der SPD zu werden. Doch lange zögerte Marcel Müller - einige Positionen der von Martin Schulz geführten Partei glaubte er nicht mittragen zu können. "Bauchschmerzen hatte ich vor allem mit der Politik der Partei, die Rüstungsexporte immer weiter zu steigern", sagt er. Auch habe ihm zwar gefallen, wie der damalige Parteichef Sigmar Gabriel sächsische Hetzer als "Pack" bezeichnete. Doch dessen Versuch, den völkerrechtswidrigen Angriff der Türkei auf Syrien mit warmen Worten zu beenden, hält Müller für falsch. "Wenigstens ein paar Sanktionen hätten sein müssen."


Doch nachdem die Herzenspartei des Jüterbogers angekündigt hat, wegen der kaum noch beherrschbaren Vielzahl der Neueintritte infolge von Martin Schulzens fulminanter Bonner Parteitagsrede bald nicht mehr reibungslos managen zu können, schloss Müller, nun den letzten entscheidenden Schritt zu gehen: Der 33-jährige Student der Medienfantasie, der am An-Institut für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung eingeschrieben ist, lud sich den Aufnahmeantrag herunter.

Keine Chance für Feinde unserer Ordnung


Aber wie funktioniert eigentlich ein Parteieintritt nach den neuen, strengen Regeln der früheren Arbeiterpartei? Bislang reichte ein ausgefülltes Formular, automatisch bekam man den begehrten Parteiausweis zugeschickt. Seit aber die Feinde unserer Ordnung versuchen, die älteste deutsche Partei zu unterwandern und zu übernehmen, ist der Gang in den Kreis der Genossen komplizierter geworden: Das Neumitglied ("Supporter") muss sich auf mindestens zwei Jahre verpflichten, der Parteibeitrag ist vorab zu zahlen (sog. Prepay-Membership) und ehe der vorläufige Kandidatenstatus ("Prospect") zuerkannt wird, gilt es, zwei langjährige Mitglieder ("Member") als Bürgen beizubringen, ein mehrwöchiges Parteilehrjahr zu absolvieren und eine umfangreiche Aufnahmeprüfung mit abschließendem Initiationsritual zu überstehen.

Für Marcel Müller machen es diese neuerrichteten Hürden auf dem Weg besonders reizvoll, jetzt in die SPD einzutreten. "Man ist nicht irgendwer, sondern schon irgendwie die Avantgarde", sagt er. Für seinen Eintritt nutzt der Jüterboger, der noch bei seinen Eltern lebt, den Onlineantrag. Nachdem er seinen Namen, sein Alter, die Anschrift und den Beruf in das Online-Formular eingegeben und es abgeschickt hatte, ist er ganz aufgeregt: „In eine Partei einzutreten macht man ja nicht einfach so. Das ist ein großer Schritt, der will gut überlegt sein.“ Zumal jetzt, wo vielleicht von ihm abhängen könnte, ob Deutschland seine GroKo bekommt und Europa und damit die Welt die nähere Zukunft überleben.

Jeder Antragsteller wird intensiv geprüft


Marcel Müller ist entsprechend aufgeregt. Und gespannt, wie sein Umfeld reagiert. „Menschen, die man schon lange kennt, verbinden einen jetzt mit der SPD und sprechen einen auf die Inhalte der Partei an. Da ist es dann gut, auch eine Antwort zu haben.“ Noch aber ist es nicht soweit, noch ist Müller nicht einmal ein sogenannter "Prospect", also ein Kandidat.

Sein Mitgliedsantrag muss zuerst von der scherzhaft Parteistasi genannten Abteilung Mitgliederkontrolle geprüft werden. Dabei checken ausgebildete erfahrene Genossinnen und Genossen den Lebenslauf des Antragsteller, seine familiären Bindungen und sein soziales Umfeld. Besonders sorgfältig kontrolliert werden die sozialen Netzwerke: Welche Verbindungen pflegt der Betreffende hier? Was hat er geliked? Was getweetet? Sind fragwürdige Personen unter seinen virtuellen Freunden? Hat er abzulehnende Künstler, Medien oder Buchautoren in seiner Timeline?

Ist diese Hürde überwunden, laden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des nächstgelegenen SPD-Servicecenters den Antragsteller zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch. Hier gilt es, Kenntnisse über die großartige Geschichte der Partei zu offenbaren und Wissen über die offizielle Sprachregelung innerhalb der SPD zu präsentieren. "Ich habe mich intensiv auf den Komplex Waffenexporte vorbereitet", sagt Müller, "ich denke, angesichts der aktuellen Lage könnte es sein, dass ich aufgefordert werde, hier zu relativieren und demagogisch zu behaupten, die SPD sei gar nicht die führende Waffenexportpartei".

Sollte ihm das zur Zufriedenheit der sogenannten "Full Member" gelingen, würde ihn Petra, seine künftige Ortsvereinsvorsitzende, zur nächsten Mitgliederversammlung in das Hinterzimmer einer Jüterboger Kneipe einladen. Marcel Müller lernt dort dann die anderen Full Member und Prospects kennen und er bekommt sein vorläufiges Parteibuch, das ihn allerdings noch nicht berechtigt, bei Mitgliederbefragungen mitabzustimmen oder reizvolle Rabatte im SPD-Reiseshop abzugreifen. Marcel freut sich trotzdem, denn wenige Tage später erreicht ihn schon ein Päckchen aus der Parteizentrale, das neben einer Autogrammkarte von Martin Schulz auch verschiedene Flyer zur SPD enthält. „So konnte ich mich direkt tiefergehend mit den Themen der Partei beschäftigen und war gut gerüstet für mein erstes Neumitgliederseminar“, erzählt er stolz.

Gesicht gegen rechts zeigen - in Dunkeldeutschland


Das brachte dann den nächsten Einschnitt im Leben des jungen Mannes, der später einmal Abgeordneter oder zumindest Mitarbeiter der Parteizentrale in Potsdam werden will. „Es war richtig heiß, als ich mich auf den Weg nach Cottbus gemacht habe.“ In der derzeit von Nazihorden beherrschten Stadt galt es für die Prospect, Gesicht gegen rechts zu zeigen. "Wir waren dort zahlreiche neue Mitglieder wieder, die alle vor kurzer Zeit in die Partei eingetreten waren, um ihre Kommune, das Land, die Bundesrepublik und Europa direkt politisch mitzugestalten."

Für Marcel Müller geht ein Lebenstraum in Erfüllung: „Mit kühlen Softgetränken und den vielen Informationen, die gerade für neue Mitglieder spannend sind, hat der Tag richtig Spaß gemacht. Es ist toll, wenn man gleich auf eine große Gruppe von Leuten trifft, die in vielen Bereichen genauso ticken, wie man selbst“, erinnert er sich. Nun heißt es nur noch einige Monate warten, treu zur Linie stehen und nur ja nicht auf Populisten und Miesmacher hereinfallen. "Dann, denke ich, werden wir ein gutes Leben zusammen haben, die SPD und ich", sagt Müller.

12 Kommentare:

derherold hat gesagt…

"Sein Mitgliedsantrag muss zuerst von der scherzhaft Parteistasi genannten Abteilung Mitgliederkontrolle geprüft werden. Dabei checken ausgebildete erfahrene Genossinnen und Genossen den Lebenslauf des Antragsteller, seine familiären Bindungen und sein soziales Umfeld."

Apropos, ... ich könnte ja erzählen, welche Tricks die SPD im Ruhrgebiet nach dem Ende des II. Weltkriegs verwendet hat, um junge Soldaten der Waffen-SS als Parteimitglieder zu bekommen.

ppq hat gesagt…

klingt interessant. mach mal

Anonym hat gesagt…

Däääd saaachen:
Das Föddööö iss ja sööwas vön eindeut-sch Dä-Dä-Ärr-sch, aussn Siebzschern , sind doch die Gsischda ostelbisch slawoid, die Frisüüren der Gärle bilz-göbb-sch, sowie die Höösn aller züsämmn röhrenförm-sch (Hoa, hoa, hoa) !

Anonym hat gesagt…

IX. Parteitag
18. – 22. Mai 1976

derherold hat gesagt…

Auch früher versuchte man bei der SPD, das "Umfeld" eines potentiellen Neumitglieds zu durchleuchten. Hätte man dies bei den ehem. SS-Soldaten getan, wären sicherlich genügend Leute gekommen, die sich an diese (oder ähnliche) Karrieren erinnern konnten.

Um den Alt-Mitgliedern die Peinlichkeit zu ersparen, offen ehem Waffen-SS-Angehörige "empfehlen" zu müssen, trotzdem aber den jungen(!) Ex-Soldaten die Möglichkeit zu geben, SPD-Mitglied zu werden - nicht ganz unwichtig bei der nahezu totalen (Partei-)Durchdringung von Rundfunkhäusern, Stadtsparkassen, Stadtverwaltung und Stadtwerken - wurde diese in einem anderen Kreisverband Mitglied, wo sie keiner kannte.

Auf Merseburger Verhältnisse projiziert: Der junge X aus Merseburg-Süd wurde Mitglied im Kreisverband Bad Dürrenberg Nach ca. 2 Jahren, bei der "zufälligen" Überprüfung der Mitgliederkartei stellt man fest, daß X, wohnhaft Unter den Eichen 14, Merseburg gar nicht in den KV Bad Dürrenberg gehört und wurde daraufhin "überstellt" ... im KV Merseburg war er somit mehrjähriges Parteimitglied der SPD und eine "Prüfung" mußte nicht mehr vorgenommen werden.

Anonym hat gesagt…

Die Auswahlkriterien für ein Aufnahme in di Äss-Pää-Dää sind relativ schnell und klar zu formulieren:

„Dunning-Kruger“-Persönlichkeit (so Effekt nicht bekannt, leicht zu ergooogeln)
Grossmannssüchtiges Möchtegern-Wesen
Pseudo-Intellektualinski-Tum
Schleimiger Opportunismus
Vonsicheingenommenheit
Altgescheites Besserwissertum
Rechthaberischer Missionierungswahn
Hundsföttischer Denunzianten-Charakter
Realitätsresistenz, bzw. deutlicher Hang zu Paranoia

derherold hat gesagt…

Noch eine schöne Geschichte von der SPD:

Eine nach dem II. Weltkrieg erfolgreiche Lokalpolitikerin der SPD im Ruhrgebiet: - hochgeschätzt und hochverehrt, mit Fotos, die an Fluren von Stadtverwaltung und Arztpraxen hängen, Namenspatronin von Gebäuden und Straßen. Daß sie im III. Reich Widerstandskämpferin war, wird zwar nicht ausdrücklich gesagt ... aber man läßt es durchblicken. Quasi eine Heilige.

Diese Politikerin hat nicht geheiratet. Es war nicht unüblich, daß Frauen, deren Mann oder Bräutigam im Krieg gefallen war, nicht oder nicht mehr heirateten ... gleichgültig, was sie sonst "libidinös" taten.

In der Tat ist der Verlobte dieser Heiligen im Krieg gefallen und es hieß in der Partei und Stadtverwaltung, daß sie immer ein offenes Ohr für die Probleme und Nöte seiner Kameraden hatte und hier und da ein wenig nachhalf ... Waffen-SS.

Der Pächter einer kommunalen Einrichtung der betreffenden Stadt soll übrigens sehr gerne und noch sehr lange in der Nachkriegszeit Hitlers Geburtstag gefeiert haben ... sagten mir damals (auch) anwesende SPD-Mitglieder.

derherold hat gesagt…

Die Auswahlkriterien für ein Aufnahme in di Äss-Pää-Dää ...

Es gibt in jeder Partei ordentliche Menschen ... die lernt man allerdings "in der Opposition" besser kennen als beim Fressen am Trog. Die SPD hat sicherlich die unheilvolle Verwandung in Beamten- und "Kader-"Partei gemacht.

Mein Großvater väterlicherseits war viele Jahre SPD-Mitglied - und das als selbstständiger Unternehmen. Ich weiß, was der gemacht hat, um sich im III. Reich dem Regime weitestgehend zu entziehen. Sein Bruder, mein Großonkel, war erlebnisorientierter und hat einen all-inclusive-Urlaub spendiert bekommen: Er war rd. 1 1/2 Jahre in einem dieser Strafbataillone für Politische.

Anonym hat gesagt…

Zweifellos gab es, insbesondere vor vielen Jahrzehnten, „anständige Menschen“ in dieser Partei. – Denn sie war damals eine komplett andere Welt. – Ihre damaligen Exponenten machten ebenfalls einen wesentlich integreren und lautereren Eindruck als die Heutigen. –
Wer indes heute noch eine Affinität zu dieser Horde verspürt, muss entweder unfassbar naiv und einfaltspinselig, sein, oder ein Musterexemplar einer radikalen Gehirn-Vollwäsche (mit 100%-er Pawlow-Kläffer- Konditionierung), oder aber unfassbar verlogen und verschlagen sein. –

Jaja, kann schon sein, dass die Gehirn-Vollwasch-Bär.Innen auch noch meinen etwas „Verdienstvolles“ zu tun, dass ihr Guter Wille in der Lügen-Matrix schamlos fehlgeleitet wird. –
Und „sie nicht wissen, was sie tun“, ohne dass sie die „rote Pille“ zu schlucken bekommen.

Anonym hat gesagt…

Huh, wie gruselig. Waffen-SS! Aber mal skämt åsido, Scherz beiseite: Nicht so viel Guido Knäpp (guckst du Langenscheidt Schwedisch-Deutsch) schauen - davon wird man dumm im Kopf!

Anonym hat gesagt…

„Huh, wie gruselig…..“

Ach ja doch, die "Schlüsselwörter", worauf die bundesdeutschen Pawlow-Köter mit sattsam bekannten Hosen-Exkrementier-, oder Wadenbeiß-, oder auch Hyperventilations-Reflex konditioniert sind, sind zu bekannt, um sie hier nochmals herunter zu beten. – Zudem sollen hier nicht grundlos bei Abertausenden Mit-Lesern die genannten Reflexe angetriggert werden, sollen sie doch ihre Nervenkostüme bzw. Blutdruckwerte lieber für andere, sicherlich noch häufig genug lancierte „Auslöser“ schonen. –
Indes immerhin, mit der Präzision eines Uhrwerks greift jenner Reflex, so auch nur ein „inkriminierter Begriff“ aus dem Dunstkreis des Maximissimum Pööösissimum fällt. -

Rattenfänger hat gesagt…

Pimpfe waren früher auch schon bei Dompfaffen beliebt, und sogar der Föhrärr mochte sie als letztes Aufgebot, denn sie sind zart im Fleische und naiv im Geiste, um perversen Erwachsenen Freude zu bereiten. Die Edharthys der SPD werden sich sicher über jeden jungen Nachwuchs-Genossen freuen, der für eine Parteikarriere schon früh vollen Körpereinsatz bringt.