Freitag, 17. November 2017

Deutschland: Im Schulterschluss mit Antisemiten

Man muss das praktisch sehen. Man sieht es praktisch. Wenn Kuwait ein Gesetz erlässt, das es verbietet, mit Israelis Geschäfte zu machen, dann ist das auch für Firmen bindend, die diese Geschäfte in Deutschland machen würden, täten sie es. Sie müssen aber nicht.

Wie auch Deutschland nicht die Konsequenz ziehen muss, und der Firma deshalb die Geschäfte in Deutschland zu untersagen. Wir sind das moralische System. Aber auch unsere Moral hat Grenzen, wo der Eigennutz mehr wiegt als der Moment, in dem sich die Kanzelreden vom Kampf gegen den Antisemitismus als leeres Gewäsch herausstellen.

Es ist ein Schwebezustand, den alle akzeptieren. Wenn Israel sich für eine Fußballweltmeisterschaft qualifizieren will, dann muss es gegen europäische Wettbewerber antreten, nicht gegen seine arabischen Nachbarn. Die würden, wäre die Fifa der Ansicht, dass wie sonst überall auch hier das Regionalprinzip gilt, nicht mitspielen: Der im Nahen Osten grassierende Judenhass, zwischen Saudi-Arabien und dem Iran in Gesetze gegossen, würde sie eher aus dem Weltfußball aussteigen lassen als sie gegen die verabscheuten Juden anzutreten.

Der Westen in seiner unendlichen Toleranz zumindest für die Intoleranten, wenn sie einen Staat ihr eigen nennen, akzeptiert das. Man findet eine Möglichkeit, die Araber von den Juden zu separieren, indem man die Juden selbst übernimmt. Die Alternative, auf dem Grundsatz zu bestehen, dass, wer Sport auf der Weltbühne treiben will, den Gegner akzeptieren muss, den ihm der welthistorische Zufall vor die Füße gelegt hat, scheint zu bedrohlich: Der Westen braucht das Öl der Araber, der Westen braucht den guten Willen der Araber im Kampf gegen noch islamistischere Extremisten und der Westen braucht die Ölmilliarden aus Oman, Kuwait, Saudi-Arabien und den VAE, um seine Waffenindustrie am Laufen zu halten.

Als Angela Merkel 2008 vor der Knesset betonte, dass Israels Sicherheit Teil deutscher Staatsräson sei, war das eine symbolische Geste, deren Enrsthaftigkeit mit ein paar U-Boot-Lieferungen beschworen wurde. Dazu baut man ein schönes Denkmal für die toten Juden, beklagt den Rassismus der Antisemiten, beschwört alljährlich im November den "Kampf gegen Antisemitismus als Teil zu unserer Staatsräson" und kanzelt die ab, der greise Modeschöpfer Karl Lagerfeld ein Eckchen von der Decke des verschwiegenen Teils des Problems zupfen.

Hinter dieser Deckung kann der Judenhass dann vortrefflich gedeihen: Abgewiesen hat das deutsche Gericht, das darüber befinden musste, ob eine in Deutschland startende kuwaitische Fluglinie einen Israeli transportieren muss, auch den Antrag, den trotz Tickets nicht beförderten Fluggast aus Israel  zu entschädigen. Das Antidiskriminierungsgesetz gelte schließlich nur bei einer Benachteiligung aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft oder der Religion, nicht aber wegen einer bestimmten Staatsangehörigkeit.

10 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Man sollte nicht vergessen, daß viele Juden, u.a. Rabbis, gar nicht genug von diesen Antisemiten nach Deutschland bringen können. ;-)

Martin hat gesagt…

Das eröffnet natürlich auch Möglichkeiten, die die Richter sicher nicht erwünscht haben. So könnten Diskothekenbetreiber z.B. Paßkontrolle einführen und u.B. türkischen Staatsangehörigen den Eintritt verwehren. Vermieter könnten die Vermietung an Iraker verweigern usw. usw. Schliesslich stellt die Staatsangehörigkeit keinen Diskriminierungsgrund dar.

ppq hat gesagt…

wie garstig ist das denn gedacht! da surteil betrifft selbstverständlich nur israelis!

Anonym hat gesagt…

Soviel man las, wurde dem Jodler aber auf Kosten des Hauses eine Umbuchung auf eine andere Fluggesellschaft angeboten.
>Wenn man Durst hat, schmeckt rote Brause so gut wie grüne, Schatz. - Ich will aber grüüüüüne Brause!!!!< Probleme schaffen ohne Waffen.

Anonym hat gesagt…

@ Gerry: Du bist ertappt, Gerry-Boy. Ich habe Absonderungen Deinereiner von vor zweieinhalb Jahren entdeckt. Rübennase!
Euer Problem ist, daß Ihr den Salm Eurer Gurus (die so ähnlich wie englische Zuchtkarnikel heißen), von wegen, daß Euer schmuddeliger Wüstendschinni Hauaha Euch neunmal mehr Verstand als uns Goyim gegeben hätte, tatsächlich glaubt, für bare Münze (Shekel) nehmt.
Es kann doch nicht so schwer sein, Rumpelstilzchen zum Ausrasten zu bringen?
Aber widerwilligen Respekt: Nerven hast Du.

Anonym hat gesagt…

>Anonym Anonym hat gesagt...
>Soviel man las, wurde dem Jodler aber auf Kosten des Hauses eine Umbuchung auf eine andere
>Fluggesellschaft angeboten.

Ja und? Drauf geschissen. Wenn Dich ein Taxi nicht mitnehmen will, weil Du ein Nazi bist, wirst Du es auch gern vom Gericht geklärt haben wollen, oder.

Volker hat gesagt…

"Wenn Dich ein Taxi nicht mitnehmen will, weil Du ein Nazi bist, wirst Du es auch gern vom Gericht geklärt haben wollen, oder."

Den Gang zum Gericht kann man sich sparen.
In Deutschland darf der Dienstleister die Leistung ablehnen, wenn ihm die politische Richtung des Kunden nicht passt. Steht so in unserem Gesetz, präjudiziert im Grundwerk:
Und es bewirkt, daß allen, den Kleinen und den Großen, den Reichen und den Armen, den Freien und den Knechten, ein Malzeichen gegeben wird auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirn, und daß niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen hat
(Offenbarung 14, 16...17)

Das ist der Grund, warum der Mob gegen die 100% unpolitische Helene Fischer geifert. Die weigert sich das Malzeichen zu tragen. Dummerweise ist sie so harmlos und nett, es gibt keinen Ansatzpunkt sie zur Aussätzigen zu machen.

Volker hat gesagt…

Das Urteil geht einem gegen den Strich, klar.

Die Besatzung muss nicht jeden mitnehmen. Das Hotel muss nicht jeden beherbergen.
Einen Besoffenen können die aus dem Flieger aussperren.
Und einem der dort schon mal geklaut hat, kann das Hotel Hausverbot erteilen.

Nur wurden diese Gemeinheiten gegen Voigt und im aktuellen Fall gegen den Israeli aus sachfremden Gründen exekutiert.
Man hat dann immer Angst, wer ist als nächster dran?
Bei der Dauerhetze gegen weiße Männer ist das keine fernliegende Frage mehr.

Es gibt noch ein paar Gesichtspunkte, die der kluge Hadmut Danisch aufgeschrieben hat:
Eine seltsame anti-antisemitische Stellvertreterdebatte unter Feiglingen

ppq hat gesagt…

@volker: danisch hat natürlich recht. die verlogenheit beginnt ja, wie oben im text erwähnt, nicht bei kuwait airlines. sondern z.b. bei der akzeptanz der weigerung arabischer staaten, gegen israel fußball zu spielen.

ganz einfach. wer das nicht nur hinnimmt, sondern durch sein einspringen als ersatz-spielgegner erst möglich macht, handelt antisemitisch, weil er antisemitisten unterstützt.

konsequent gegen antisemitismus vorgehen hieße in diesem fall, alle länder, die sich weigern, gegen israel anzutreten, sofort und bis zu einer änderung dieser haltung aus allen internationalen wettbewerben auszuschließen.

guck dir die liste an, ein skandal. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nderspiele_der_israelischen_Fu%C3%9Fballnationalmannschaft

Anonym hat gesagt…

Let me get it straight, also noch mal in Ruhe von vorne: Das kuweitische Recht sieht vor, keine Israeliten mit der genannten Fluggesellschaft zu befördern. Das ist zu mißbilligen - aber soll die Crew wegen eines milzsüchtigen Jodlers etwa in den Knast wandern?
Nebenbei haben die heute üblichen Taxifahrer mitnichten etwas gegen meine Ansichten - hehe!