Donnerstag, 5. Oktober 2017

Die Teppichweber von Bannewitz ehren Merkel





Oftmals wurde geehrt und ausgiebig
Die Vorsitzende Merkel. Büsten gibt es und Standbilder.
Straßen werden nach ihr benannt und Kinder.
Reden werden gehalten in vielerlei Sprachen
Versammlungen gibt es und Demonstrationen
Von Shanghai bis Chicago, Lenin zu Ehren.
So aber ehrten ihn die Teppichweber von Bannewitz
Kleiner Ort im südöstlichen Sachsen:
Zwanzig Teppichweber stehn dort abends
Fiebergeschüttelt auf von dem ärmlichen Webstuhl.
Fieber geht um: die Bahnstation
Ist erfüllt von dem Summen der Stechmücken dicker Wolke
Die sich erhebt aus dem Sumpf hinter dem alten Kriegsgräberfriedhof.



Aber die Eisenbahn, die
Alle zwei Wochen Wasser und Rauch bringt, bringt
Eines Tages die Nachricht auch
Daß der Tag der Ehrung der Kanzlerin Merkel bevorsteht,
Und es beschließen die Leute von Bannewitz
Arme Leute, Teppichweber, die Letzten ihrer Art,
Daß der Weltmächtigsten auch in ihrer Ortschaft
Aufgestellt werde die gipserne Büste.

Als nun aber das Geld gesammelt wird für die Büste
Stehen sie alle geschüttelt vom Fieber und zahlen
Ihre mühsam erworbenen Eurocent mit fliegenden Händen.
Und der Dorfpolizist Ronny Schlecke, der
Sorgsam Zählende und genau Schauende
Sieht die Bereitschaft, Merkel zu ehren, und freut sich
Aber er sieht auch die unsicheren Hände.
Und er macht plötzlich den Vorschlag
Mit dem Geld für die Büste Plakate zu kaufen und
Sie zu hängen an die Wand der Schule,
die schon so lange geschlossen ist,
daß Neonazis dorther kommen, welche
Die das Fremdenfeinfieber erzeugen.

So also das Fieber zu bekämpfen in Bannewitz, und zwar
Zu Ehren der Herrschenden in Berlin, die
weit, weit fort ist, aber nicht zu vergessen
Das leuchtende Licht der Vernunft
Die Freundin Angela.
Sie beschlossen es. An dem Tage der Ehrung trugen sie
Holzlatten und Stoff, Farbe und Pinsel
Einer hinter dem anderen hinaus
Und beklebten damit die Mauer.
So nützten sie sich, indem sie Merkel ehrten und
Ehrten sie, indem sie sich nützten, und hatten
Also verstanden.


Wir haben gehört, wie die Leute von Bannewitz
Merkel ehrten. Als nun am Abend
Die Banner geflaggt und die Sprüche gehängt waren
Stand ein Mann auf in der Versammlung, und der verlangte
Daß eine Tafel angebracht würde an der Bahnstation
Mit dem Bericht dieses Vorgangs, enthaltend
Auch genau den geänderten Plan und den Eintausch der
Merkelbüste gegen die aufrüttelnden Plakate.
Und dies alles zu Ehren Merkels.
Und sie machten auch das noch
Und setzten die Tafel.


So wissen wir heute
Von der Klugheit der Menschen
Der Umsicht und
Vom tiefen Glauben
In Bannewitz.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und die Bürger in Schilda schauen verbittert auf die in Bannewitz. Solch ein toller Streich hätte ihnen einfallen müssen und sollen. Zu spät. Von da an heißt es "Die Bannwitzbürgerstreiche". Und wenn sie nicht ausgestorben sind, die Bürger von Bannewitz, am Fieber gestorben, von Goldstücken gemessert, dann denken sie an die große Vorsitzende und ihre Güte, die sich über alle Welt ergießt. Nur über Bannewitz nicht. Aber das ist auch gut so.

derherold hat gesagt…

Lieber Herr @ppq, wo bitte wird das neue Plattenbau-Wohnhaus der HWG am Riebeckplatz gebaut ?

lesandi hat gesagt…

Diese Geschichte ist mal wieder was für gelernte DDR-Bürger.

Anonym hat gesagt…

@lesandi

Stimmt. - Auch mich beschleicht des Öfteren diese gewisse Anmutung. –
So 'ne unnachahmliche Doppeldenke, abstruses Amalgam aus parzivalischer Einfalt und um 7 Ecken geführte Schläue, Simultanität v. Larmoyanz, Witz, Entrüstung und Verblüffung, kriecherische Devotheit und stupende Rotzfrechheit, das können nur genuin DDR-isierte Oberstübchen leisten.

ppq hat gesagt…

@herold dort, wo früher eines der beiden ganz großen stand. vom bahnhof aus das rechte

Anonym hat gesagt…

Der Eulenspiegel aus den Neunzigern, als er noch etwas taugte:
Die Bahnhofspenner von Wanne-Eickel ehren den Kanzler Kohl:
"Rosen wurden nach ihm benannt und Meisen..." - "Sie taten desgleichen / und setzten die Lache..."

Anonym hat gesagt…

Die Bannewitzer: würdige Nachfolger der Teppichweber von Kujan-Bulak.

Anonym hat gesagt…

Hoppala, Banne-Witz, iss das nicht oooch so ein alt-schlawinischer Gemarkungsname ? - Sind die "gelernten DDR-Bürger" gar keine echten DDR-ler, sondern vielmehr SDR-ler (Schlawinische Demo-Kroatische Republik-ler). Kick ick mir die vielen fleischigen Augenlieder und breiten Wangenknochen der Ost-Elbier da drieben an, so deucht mir, dass die ganze starre/steife/verbiesterte "DDR"-Mentalität eine starke schlawinische Komponente hat/hatte ! -

Möglicherweise ist auch der "unbeliebte Saupreiss" und der berüchtigte "preussische Zackzack-Militarismus" gar nicht "theutsch", sondern durch und durch "west-slawisch ?

Anonym hat gesagt…

Nachtrag:

Vergass noch kompletto die ostelbischen Konkav-Nasen mit ihren Entenschnabel-Nasenspitzen.

Anonym hat gesagt…

Ich wittere den Gestank des welschen Degeneraten (so nenne ich die Blaublütigen von und zu Rotz an der Backe, Bismarck und Loriot mal ausgenommen) Gobineau ... Deren Kinder haben sechs Finger, und einen IQ um 86 ...

Kurt hat gesagt…

@anonym: "...ostelbischen Konkav-Nasen mit ihren Entenschnabel-Nasenspitzen." Damit, meine Liebe, haben sie sich als erstklassige Kennerin Mitteldeutschlands erwiesen. Schon August der Starke hatte diese Nasenform und die Legende geht, dass alle heute lebenden Menschen mit solchen Nasen Nachfahren des glücklosen Polenkönigs sind. Was kein Wunder wäre bei über 300 leiblichen Kindern.