Es gibt viele traurige Geschichten in dieser kalten Zeit, in der der Nächste dem Nächsten seine Meinung nachträgt, in der Familien gespalten sind, weil der eine Fleisch isst, der andere aber nur Fleischnachbildungen und in der Kollegen einander misstrauen, weil sie nicht mehr wissen, wer von allen der am meisten diskriminierte ist.
Doch mitten im Leben geht es noch deprimierender, noch grauer, noch einsamer und verzweifelter. Die Facebook-Gruppe "Sextreff Baden Würtemberg" etwa zeigt, welche dunklen Abgründe aus schierer Vergeblichkeit vor allem in den traurigen Weiten Westdeutschlands lauern. Im Durchschnitt sind dort inzwischen alle Anfang 40, unglaublich attraktiv, gutverdienend, humorvoll, kommunikativ und belesen, mit Erfahrungen im Selberkochen, einer Vorliebe für Bionahrung und einem Abo für ein edles Sportstudio. Doch die gesellschaftliche Situation treibt die Menschen in eine zunehmende Vereinsamung. Mit Ende 30 sind alle zum ersten Mal geschieden, die Kinder bleiben abends länger weg, der Zorn auf den "Tatort" wächst.
Im realen Leben aber lernen weder Frauen noch Männer neue Leute kennen. Partnerportale , die aller sieben Sekunden eine lebenslange Partnerschaft begründen, galten anfangs als Ausweg, vermehren jetzt aber nur den Frust derer, die keinen neuen Lebenspartner finden.
Im "Sextreff Baden Würtemberg", nur original mit dem selbstbewussten Rechtschreibfehler, wird die Tristesse einer Gesellschaft deutlich, deren Entwicklung in die letzte Kurve vor dem Ziel biegt. Es gibt immer auch noch ein paar Beziehungen, leider aber funktionieren sie dauerhaft nicht. "Der letzte Mann, in den ich mich vor Kurzem verliebt habe und bei dem ich das Gefühl hatte, ihm geht es ebenso, teilte mir nach ein paar Treffen mit, dass er sich für eine andere Frau entschieden habe", klagt die partnersuchende Dame. "Ich bin mittlerweile total frustriert und verzweifelt", beschwert sich der auf Bedürfnisbefriedigung orientierte Herr. Er habe das Gefühl, er bekomme keine mehr ab, und suche nun nach Gleichgesinnten, die auch Interesse an Sex haben.
Doch vergebens. Wie im "Sextreff Baden Würtemberg", der kalten Echokammer der gesellschaftlichen Entfremdung, einsamt es auch im Sextreff Erlangen, im Sextreff Gießen und beim Sextreffen Bamberg. "Wo sind denn alle leben wir immer noch in so einer verklemmten Welt?", ruft es. Eine Antwort bleibt aus.
2 Kommentare:
Man benötigt in BW sieben erwachsene männliche Schwaben um einen Hasen zu fangen.
Noch Fragen?
Das Elend digitaler Versuche, erfolgreich auf eine Kopulation in BaWü zuzusteuern zeigt nur, dass im Ländle noch die ganz und gar genderfeindliche, heteronormative Anbahnung geübt wird. Dass die Schwaben dazu ihrer sechs sein müssen, bezweifle ich. Ein Besuch auf einem der zahllosen "Feschtle", im "Besen" oder bei einem "Hock" im Badischen treibt allerdings so manche zur Verzweiflung, die gern Sex mit einer Traumfigur nach medialen Mustern hätten. Merke: Medienkonsum macht realitätsuntauglich, Gelegenheit(Form von Realität) dagegen macht Liebe. Bisweilen funktioniert das sogar mit Leuten, die noch nicht so lange hier leben, falls sie so etwas Entsetzliches tun, wie sich an Sitten und Gebräuche zu assimilieren. Aber wer will das schon? Die Verheißungen im Internet sind doch viel attraktiver.
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