Absurde Mathematik: Jubel über ein paar Millionen. |
"Deutschland macht mit Hilfen für Griechenland Milliardengewinn“, jubelte die Süddeutsche Zeitung als erste. Von München aus ging die stille Post dann wie üblich einmal quer durch die Medienrepublik und jeder Praktikant, der die Meldung der SZ bearbeiten durfte, konnte nach seinem Gusto eigene Superlative unterbringen.
Es klang einmal mehr wie bestellt, dabei beruhte die Ursprungsmeldung auf einem von den Grünen grotesk missinterpretierten Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage. Der „Focus“ fantasierte nun „hohe Zinsgewinne“ herbei, weil es auch ihm darum ging, zu beweisen „warum es für Deutschland gut ist, den Griechen geholfen zu haben“ (Focus). „Lukrative Kredite an Griechenland“ beschrieb das "Neue Deutschland", "Deutschland profitiert“, bekräftigte die staatlicher Nachrichtensendung "Heute" und „Deutschland macht Gewinn: Profite durch Griechenland-Rettung“ sekundierte auch die "Tagesschau". Überall Jubel: „Deutschland profitiert von der Griechenland-Krise“, „Deutschland macht mit Hilfen für Griechenland Milliardengewinn“ und „Deutschland verdient an Athens Schuldenlast“ war in seriösen Medien zu lesen.
Ein Orchester ohne Abweichler
Ein Orchester, ein Ton, keine Abweichler, keine Bedenken. Und kein Hinweis darauf, dass alles, was hier alle schreiben, mehr mit der Fantasie von Wunschwelt-Berichterstattern zu tun hat als mit der Realität.
Denn schon bei oberflächlicher Betrachtung der lukrativen "Milliardengewinne" bleibt von den Schlagzeilen nur eine Ahnung von Manipulation, die Grundschulmathematik deutlich werden lässt. 15,2 Milliarden Euro lieh der Bund Griechenland nach SZ-Angaben etwa über die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Dafür bekam die seit 2010 393 Millionen Euro an Zinsgewinnen ausgezahlt.
Ein Ertrag, der einer jährlichen Mini-Rendite von 0,428 Prozent entspricht. Für ein Darlehen, das nicht nur hochriskant ist, sondern von dem eigentlich seit Vergabe feststeht, dass es nie zurückgezahlt werden wird, gibt es also eine Verzinsung, die quasi nicht existent ist. Und die Freude darüber ist ungeteilt.
Ungeachtet der Fakten. Über die gesamte Laufzeit hätte das ausgereichte Darlehen zum Marktzinsen, wie sie jeder kleine Festgeldsparer zwischen 2010 und 2015 in Anspruch nehmen konnte, das Zwei- bis Vierfache gebracht. Und selbst heute noch könnte der Bund seine Milliarden zum dreifachen Zinssatz anlegen.
Eingeplante Verluste
Natürlich will er das nicht, denn bei der Griechenland-Rettung ging es ja nicht ums Geldverdienen, sondern darum, die Währungsunion als deutsches Kind und deutsches Werkzeug zur Dominierung des Kontinents zu erhalten. Um jeden Preis. Oder wie EZB-Chef Mario Draghi sagt: Was immer es kostet.
Das tut es. Und doch kommen nun ernsthafte Journalisten, und zufällig nicht einige, sondern alle, und erklären ihrem Publikum im Chor, es sei ein fürchterlich gutes Geschäft gewesen, statt risikoangemessener zwei oder drei Milliarden Euro Zinsen knappe 400 Millionen einzustreichen. Die dann auch noch an den Schuldner zurückgegeben werden.
Ein absurdes Schauspiel.
4 Kommentare:
Wer die Mathematik, die wirtschaftlichen Zusammenhänge und gesunden Menschenverstand mitbringt, geht nach dem Abi nicht auf die Journalistenschule.
Eine Diktatur ohne Diktator, das macht uns keiner nach.
@Vorredner. Der "Diktator" sitzt als imaginäre Tyrann-Instanz in Aber-Millionen v. Buntes-Vollwasch-Gehörnen, äh,-Gehirnen. - Es braucht gar keine lebende, diktatorische Persona mehr. -
Die Pawlow-Reflexe, die Dressuren sitzen so fest, die Lügen-Paradigmen sind so tief eingebrannt, die Heuchel-Lügen-Schwindel-"Partituren" sind so gründlich auswendig gelernt, dass für das "Buntes-Orchester" kein "Dirigent" mehr gebraucht wird. -
Die geigen, trompeten, trommeln, flöten, jodeln, leiern ihre Mantras schon ganz "autark" und "autonom" herunter.
Ist es nicht so, dass die Kreditsummen nicht aus vorhandenen, gefüllten Töpfen entnommen, sondern per Mausklick aus dem Nichts geschaffen werden, also das Geld übertragenen Sinnes extra "gedruckt" wird?
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