Freitag, 18. August 2017

Barcelona: Terror ohne Obergrenze


 Holes in your head today
But I'm a pacifist
I've walked Las Ramblas
But not with real intent

And if you tolerate this then your children will be next
And if you tolerate this then your children will be next
Will be next, will be next, will be next, will be next

Noch am Abend zog Ruhe, Besinnlichkeit und eine leichte, aufgeräumte Kampfeslust ein. Wir lassen uns unseren freiheitlichen Lebenswandel nicht von ein paar mutmaßlichen Kleinwagen, Vans und Lastautos kaputtmachen, twitterten die üblichen Brandenburger-Tor-Beleuchter. Ralf Stegner, das schärfste Schwert der SPD, retweetete Martin Schulz, der sich von jedem Terror distanzierte: "Geschockt und wütend über Nachrichten aus Barcelona. Ein feiger Anschlag auf unsere Werte! Meine Gedanken sind bei Opfern und Angehörigen", zitierte der August-Schulz den April-Schulz, der damals den März-Schulz zitiert hatte.

Angela Merkel dagegen, so behauptete Schulz, sage ja nie was. Verständlicherweise, denn während in Barcelona der Kleintransporter fuhr, stand die Kanzlerin in harten Abwehrkämpfen gegen Gesindel aus dem "Dunstkreis" (DPA) von AfD und Pegida. Ihr Sprecher Steffen Seibert musste seinen Standard-Trauertweet wieder rauskramen: "In tiefer Trauer sind wir bei den Opfern des widerwärtigen Anschlags in #Barcelona - in Solidarität + Freundschaft an d. Seite der Spanier", schrieb er, wo es zuletzt noch "Unsere Gedanken gehen zu den Menschen in #Stockholm, zu Verletzten, Angehörigen, Rettern + Polizisten. Wir stehen zusammen gegen den Terror", geheißen hatte.

Statt zusammen nun mal wieder an der Seite der Spanier. Bricht Europa jetzt auseinander?
 
Nein. Wie entfesselt mutmaßte das DDRGEZ-Fernsehen schon eine Stunde nach der Todesfahrt des "Vans" (ZDF), "Lastwagens" (ARD) oder "Lieferwagens" (n-tv), dass es sich bei dem "Zwischenfall" (Spiegel) diesmal wohl vielleicht um einen Terroranschlag handeln könne. Kein Wort vom Einzeltäter. Korrespondenten aus Madrid, keine 650 Kilometer vom Tatort entfernt, lasen Facebook-Einträge vor, nur halbgeschminkte Moderatoren fragten, wie die Stimmung so sei. Herrscht Panik? Nein, zum Glück herrscht keine Panik.

In Endlosschleife liefen dazu illegal von Youtube und Facebook heruntergeladene Privatvideos, ohne Quellenangabe undzum Vorteil aller Gebührenzahler ohne Honorarzahlung an die Inhaber der Rechte daran. Es ist Brennpunkt, es muss schnell gehen, wer hat die Nummer von dem terrorexperten? welcher Terrorexperte? Na der, den wir damals nach St. Petersburg hatten oder war es London oder Paris oder Berlin oder was? Stockholm? Ja, meinetwegen auch Stockholm. Her mit dem Mann! Wir sind tief erschüttert, entsetzt und betroffen, wissen noch nichts Genaues, warnen aber vor Pauschalurteilen. Hat die Kanzlerin sich schon distanziert?

"Heute Abend stehen wir alle mit #Barcelona. In Trauer, aber auch mit Wut. Wir werden uns diesem #Terror nicht beugen", verspricht Cem Özdemir. "Ich bin entsetzt über den Anschlag in #barcelona. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Hass und Gewalt dürfen nicht siegen", sekundiert Sahra Wagenknecht, der Peter Tauber mutig beisteht: "Ich verurteile den feigen und hinterhältigen Anschlag in #Barcelona. Wir stehen fest an der Seite unserer spanischen Freunde."

Katalanischen, würden die selbst sagen, aber was zählen solche Feinheiten in der Stunde der Not? "Terror erklärt der freien Welt den Krieg, aber wir bleiben stärker", weiß FDP-Chef Christian Linder jetzt schon. "Jedes Opfer ist Verpflichtung, Lebensweise zu verteidigen."

Vor allem gegen die, die sie bedrohen. Denn das Schlimmste ist ja Trump, der den Anschlag wiedereinmal schneller instrumentalisiert hatte als alle anderen. "Be tough & strong, we love you!", heuchelte er. In keinem Trauertweet ist vom Islam die Rede, überall klingt es, als seien Anschläge wie Gewitter, ursachenlose Schicksalsschläge, die hereinbrechen und ertagen werden müssen.

"Unsere Mauern brechen, unsere Herzen nicht." Abstrakte Dinge aus der Natur ("Terror") erklären anderen abstrakten Dingen ("uns") den Krieg. Aber unklare Frontenstellungen ("wir") werden uns nicht von unserem Leben abhalten lassen, zumindest die Überlebenden nicht.

Europa muss zusammenstehen. Deutschland muss mit einer Stimme sprechen. Noch am Abend telefonierten Angela Merkel und Martin Schulz miteinander. Es komme jetzt darauf an, ließen sie einander wissen, dass die Terrorprobleme aus dem Wahlkampf herausgehalten werden. "Martin, wenn irgendwer garantieren kann, dass du den Anschlussvertrag in Brüssel nicht bekommst, dann bin ich das." 

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist leider keine Satire mehr. Das ist nun Realität (der obenstehende Beitrag).

Danke.

ppq hat gesagt…

leider ist es ja kaum noch möglich, satire zu schreiben. einerseits überholt das wahre leben jede absurde vorstellung. andererseits sind die umstände von ereignissen oft so, dass satire nur noch zitieren kann.

schulz zum beispiel schreibt stupide zu jedem anschlag denselben tweet, wahrscheinlich lässt er sogar schreiben. aber er verweigert es, über das thema im wahlkampf zu sprechen. was soll man dazu noch sagen?

Die Anmerkung hat gesagt…

Was wäre eigentlich ein mutiger Anschlag auf unsere Wert?

Dazu sollten sich die Sachbearbeiter verbeamteter Trauer mal äußern.

Anonym hat gesagt…

Danke. Einfach nur danke.

Anonym hat gesagt…

Danke. Einfach nur danke

Anonym hat gesagt…

Ich habe mal rasch gegoogelt, ob dieser M. Domen jemand ist. Offensichtlich nicht, er ist niemand. Er ist einfach ein Symptom in Menschengestalt, ein Symptom einer Krankheit namens erworbenes Merkelhirn (Acquired Merkel Brain, AMB). Es gibt kein Gegenmittel, einzige taugliche Maßnahme wäre lebenslange Isolation vom Rest der Population.

Die Absurdität seiner Relativierung könnte man mit beliebigen analogen Sachverhalten belegen, aber seine Dummheit ist diese Mühe nicht wert.

Carl Gustaf hat gesagt…

So absurd wie das klingen mag, aber die Terroranschläge samt der Begleitumstände sind inzwischen Teil des Amüsements geworden.

Die Anmerkung hat gesagt…

Der Text haut zwar nicht hin, die Melodei inkl. Darbietung schon.

https://www.youtube.com/watch?v=QxgFEEN1JpA

ppq hat gesagt…

wir lassen uns unsere gelassenen reaktionen auf anschläge nicht von einpeitschern und zweifelern wie diesem hier kaputtmachen http://www.fr.de/politik/meinung/kommentare/anschlag-in-barcelona-wie-laesst-sich-der-irrsinn-stoppen-a-1334025

Anonym hat gesagt…

TOTALER WIDERSTAND . Gutmenschen und ihre freimaurerischen Herren dürfen nie wieder sicher leben .

Wolf hat gesagt…

Für die Politlautsprecher habe ich nur noch Verachtung übrig

Gernot hat gesagt…

Die dazu passende "Oomen"-Meldung irritiert. Anschläge von Nationalisten in Spanien? Frei erdacht oder meint er die baskischen?
Wer ein bisschen Kenntnis von der Situation des baskischen Volkes besitzt und zufällig auch davon, wie die Natur auf das Aussterben ihrer Entitäten von der Art bis zur bloßen Population reagiert - oder wie sie sich dann verhält - verstünde das besser - was nichts rechtfertigt. Species und subspecies weichen aus oder verändern ihre Lebensweise, Völker auch, und ohne Ausweg werden sie mörderisch. Sie bringen sogar mehr Männer als Frauen zur Welt.