Ein Volk, eine Medienlandschaft, eine Weltsicht: Deutschlands Zeitungen haben zu einer großen Einheitlichkeit gefunden. |
Das Krokodil beim Weinen, und es sind die Tränen der anderen, die da vergossen werden. Seit eine Studie des Leipziger Medienwissenschaftlers Michael Haller verdeulticht, wie sehr sich der Blick der Medien im Flüchtlingskrisenjahr 2015 an den Ansichten der politischen Eliten orientiert und den Blickwinkel der Bürger negiert hat, arbeitet Mediendeutschland sich auf seine ganz eigene Weise am Attest über das eigene Versagen ab.
Ver·sa̱·gen, Substantiv [das] Beispiel: "Der Unfall wird auf menschliches/technisches Versagen zurückgeführt."
Die "Zeit" etwa, seinerzeit ein Zentralorgan der Bundesregierung zur Verbreitung kanzlergenehmer Äußerungen, arbeitet sich am Umstand ab, dass Haller nur Tageszeitungen analysiert hat. Radiosender zeigen auf FAZ, SZ, Bild und taz, die "Tagesschau" grummelt ganz n eutral von "fehlender Neutralität in der Berichterstattung". Regionale Medien auf die überregionalen, die überregionalen dagegen attestieren sich selbst, einfach mal "kein Ruhmesblatt" verdient zu haben.
Kein Beinbruch
Kein Ruhmesblatt? Kein Beinbruch. Man war damals eben in Euphorie in den Redaktionsstuben, angesteckt vom "Wir schaffen das" der Kanzlerin und vollauf beschäftig, aller paar Tage ein "Zeichen" für die weltweit einmalige deutsche Willkommenskultur zu setzen. Zudem galt es den Kampf gegen "Hetzer, Hasser und Zweifler" (Claus Kleber) zu führen: Kritik musste ausgemerzt werden, indem sie totgeschwiegen oder zu ersten Blüten eines wiederaufsprießenden Faschismus erklärt wurde. Alle waren immer da, wo alle waren. Keiner widersprach. Selbst die zunehmende Geschwindigkeit bei der Erosion der eigenen Auflagen irritierte nicht: Die freiwillig übernommene staatspolitische Aufgabe, das widerborstige Volk zur unbedingten gefolgschaft zu erziehen, wo schwerer als das Eigeninteresse der ursprünglichen Mission von Medien, Macht zu kontrollieren und ihren Missbrauch aufzudecken.
Zwei Jahre danach nun wird diese Strategie zu einem Versehen, einem aus purer Begeisterung geborenen, verständlichen kleinen "Versagen" erklärt. "Überregionale wie auch regionale Zeitungen haben einer Studie der Hamburg Media School und der Universität Leipzig zufolge während der Flüchtlingskrise 2015 und 2016 zu unkritisch berichtet", seufzt ein Text der "Frankfurter Rundschau", die in den Tagen des akuten "Ansturms" (Seehofer) zu den eifrigsten Claqueuren einer schrankenlosen, kosmisch entgrenzten Politik des Merkelschen auf die Tür und hoch das Herz gehörte.
Nun heißt es sachlich bleiben und den kurzen Gewitterregen vorüberziehen zu lassen, der eine Botschaft bringt, die vielleicht für die Chefredaktionen, nicht aber für deren frühere Leser neu ist: Medien verstehen sich als Transmissionsriemen von der Regierung ins Volk, Korrespondenten, oft unheilvoll verkumpelt mit der Spitzenpolitik, schreiben „in einer Diktion, die persönliche Nähe, auch Vertrautheit zur politischen Elite suggeriert". Parteien und Redaktionen bilden ein Kartell, in dem Reporter als Stichwortgeber für die institutionelle Politik agieren, die dann wiederum auf sich selbst reagiert.
Wirklichkeit chancenlos
Ein geschlossener Kreislauf, in dem die wirkliche Wirklichkeit kaum eine Chance auf Darstellung hat. Die besseren Menschen an den Computertastaturen sehen sich nicht als Berichterstatter über, sondern als Mitgestalter von Ereignissen. Haller: „Bis zum Spätherbst 2015 greift kaum ein Kommentar die Sorgen, Ängste und auch Widerstände eines wachsenden Teils der Bevölkerung auf. Wenn doch, dann in belehrendem oder gegenüber ostdeutschen Regionen auch verächtlichem Ton." Wer nicht für uns war, war gegen uns - "Losungen der politischen Elite" wurden unkritisch übernommen und eine "euphemistisch-persuasive Diktion" des Begriffs Willkommenskultur verbreitet. "Wer dieser Regierungslinie skeptisch gegenübergestanden habe, habe sich in den Augen vieler Journalisten der Fremdenfeindlichkeit verdächtig gemacht", so Haller.
Herrscht nun aber Heulen und Zähneklappern? Reue gar und beginnt eine Suche nach den Ursachen für ein Systemversagen, das aus der ursprünglich liberalen deutschen Medienbranche einen einzigen Meinungspanzer machte, der eine einzige Sichtweise auf die Welt schoss? Die zufällig genau die Sichtweise ist, die sowohl die beiden Regeirungsparteien als auch die komplette Bundestagsopposition teilt?
Keineswegs. Da das Versagen kein Versagen war, sondern auf einem Plan beruhte, der der guten alten Propagandalosung folgte, dass jede Lüge nur ausreichend oft wiederholt werden muss, um zu einer Wahrheit zu werden, spielt die Bordkapelle nun eben ein anderes Lied mit derselben Begeisterung im selben Kollektivmodus.
Unser Kurs ist richtig, weil er richtig ist. Gute Nachrichten geben Rückhalt: Einer neuen Studie zufolge erreicht das Vertrauen der Mneschen in Medien gerade einen neuen Höchststand.
6 Kommentare:
Unser Kurs ist richtig, weil er richtig ist. Gute Nachrichten geben Rückhalt: Einer neuen Studie zufolge erreicht das Vertrauen der Mneschen in Medien gerade einen neuen Höchststand.
Der Sozialismus stand 1989 auch ganz kurz davor, den Kapitalismus abzulösen, das konnte man überall hören.
Studienautor ist ein Kim Otto. Er ist von Beruf (langsam zum mitschreiben): J o u r n a l i s t
Er schreibt für ein Medium Magazin, ein angebliches Journalismus-Fachblatt.
Dieses verleiht einen Preis. Der erste Preisträger war einer der führenden Totengräber des deutschen Journalismus, der mittlerweile zur Hölle entrückte F r a n k S c h i r r m a c h e r
Die letzten Preisträger (Kategorie Journalisten des Jahres) waren:
Bastian Obermayer, Frederik Obermaier, Vanessa Wormer
vom (wieder ganz langsam): S ü d d e u t s c h e n S t ü r m e r
(Gelächter, vereinzelt Applaus)
gez. Kim Jong Un Otto, Minister für Medienwahrheit
Einige meinen, das hätte der Sozialismus 1989 zumindest bezüglich der BRD auch geschafft.
Die Medien gehen doch nur ihrer Sorgfaltspflicht nach und sorgen dafür, daß der Bürger durch die Nachrichtenlage keinesfalls verunsichert wird. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, diese wird hauptsächlich durch vorausschauendes Handeln mittels der Organe der Medien bewerkstelligt. Konterrevolutionäre Ansichten werden durch die Soldaten der Stirn, präventiv durch Tinte, Radiowellen,sowie durch nicht-terrestrisch und terrestrische Frequenzen unterbunden. Pressearbeit ist Friedensarbeit!
Einer Meldung wie "Neonazi ermordet Eichhörnchen" - so oder ähnlich vor kurzem als Bild-Titelbericht - ist die Glaubwürdigkeit ja geradezu inhärent.
Mehltau nannte zettel das. Bevor er verstarb, meinte er diesen tauen zu sehen.
Ich vermisse zettel :(
ich auch. und er hätte so viel spaß gehabt mit dieser irren welt
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