Auch Elektroschrott verliert im Nachhinein seine Doppelplusgutzeichen. |
Oft bleibt dauerhaft unklar, womit sich die 754 Abgeordneten im EU-Parlament eigentlich beschäftigen. Gelegentlich aber dringt ein wenig Licht in das komplizierte Räderwerk des Hohen Hauses, das keinerlei Gesetzgebungskompetenz hat, aber mit einer Ernsthaftigkeit tagt, berät und beschließt, als hätte es wirklich etwas zu entscheiden.
Und das hat es ja auch! Jetzt etwa haben die Abgeordneten mit großer Mehrheit eine radikale Wende bei der europäischen Energiesparpolitik eingeleitet. Dazu beschlossen sie, die Energieeffizienz von Elektrogeräten ganz übersichtlich in sogenannten Klassen auszuweisen, die als Bezeichnung die Buchstaben A (für höchste Effizienz) bis G (geringste Effizienz) tragen. Ziel der Bemühungen, die am Ende eines langen Verhandlungsprozesses standen, an dem neben dem Parlament auch Vertreter des EU-Ministerrates und der EU-Kommission beteiligt waren, war es, es europäischen Verbrauchern leichter zu machen, wirklich schnell und kompetent elektronische Haushaltsgeräte zu erkennen, die wenig Energie verbrauchen.
535 Abgeordnete stimmten für den Strategiewechsel der EU, 46 votierten dagegen, 79 Abgeordnete enthielten sich, weil sie der Ansicht waren, dass sieben Energieeffizienzklassen für eine moderne Effizienzeinteilung auf einem großen Kontinent wie Europa keineswegs ausreichen können.
Kein Wunder, denn bei der neuen Verordnung handelt es sich genaugenommen um einen großen Schritt zurück in einer Vergangenheit, die die EU erst vor zwei Jahren hinter sich gelassen hatte. Damals war es in einem langen Verhandlungsprozess, an dem neben dem Parlament auch Vertreter des EU-Ministerrates und der EU-Kommission beteiligt waren, gelungen, die Zahl der Energieeffizienzklassen ganz unbürokratisch von sieben auf 21 hochzuschrauben.
Dazu führte EU-Parlament die sogenannten "Doppelplusgut"-Zeichen ein: Kleine Plus-Symbole, die jeweils an die normale Kennzeichnung mit A bis G angehängt wurden. Ziel der neuen Energiepluszeichen war, es europäischen Verbrauchern leichter zu machen, zwischen Kühlschränken, Radios und Digitalwecken mit "A" als Bestnote und "A+++" als noch viel besserer Energiebilanz unterscheiden zu können.
Nun die Rolle rückwärts in die dunklen Jahre der Pauschalurteile, in denen eine Mikrowelle mit "A++" in einen Topf geworfen wurde mit einem Konkurrenzprodukt, das nur ein "A+" erreicht hat. Immerhin gelang es den Volksvertretern im Zuge eines Kompromisses ("Junktim"), die Abschaffung der Doppelplusgutzeichen ökologisch abzufedern: Künftig soll eine europaweite Datenbank zur technischen Registrierung von Produkten wie Backöfen, Kühlschränke oder Spülmaschinen aufgebaut werden, die von "A" bis "G" alle vergebenen Etiketten enthält und die zuständigen Aufsichtsbehörden der Mitgliedsstaaten so in die Lage versetzt, die europaweite Einheitlichkeit aller erteilten Effizienzsiegel jederzeit überprüfen zu können. Auch Verbraucher werden damit in die Lage versetzt, den Stromverbrauch von Haushaltsgeräten online zu vergleichen - ein kleiner Schritt für die Menschheit, für Europa aber einmal mehr der Beginn eines neuen Zeitalters.
1 Kommentar:
https://www.youtube.com/watch?v=cBOSuctccRM&feature=youtu.be
Wenn jemand den Vortrag in seinen eigenen Blog übernehmen würde, wäre das eine zusätzliche Sicherung gegen eine nächste unbefugte Löschung und mir sehr willkommen.
Wenn Sie mein Anliegen nicht interessiert oder Sie es ablehnen, bitte ich Sie um Entschuldigung, Sie mit meinem Problem belästigt zu haben.
Der Youtube-Vortrag ist seit vorgestern zu finden unter:
https://youtu.be/cBOSuctccRM
"Generalmajor a. D. Schultze-Rhonhof: Der lange Weg..."
Mit besten Grüßen
bin ich Ihr
Gerd Schultze-Rhonhof
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