Dienstag, 2. Mai 2017

Nordkorea - noch viel besser als sein Ruf

Nordkorea gilt vielen in Europa als eine Diktatur der Verbote. Doch manche die das Land kritisieren, kennen es gar nicht. Dabei wandelt sich Nordkorea. Gerade erlebt das Land eine wirtschaftliche Erholung. Gleichzeitig wird Privatbesitz geduldet und nur noch oberflächlich der ideologische Schein gewahrt. Das hat auch die Tagesschau bemerkt - und sie lobt die Fortschritte deshalb in einem Kommentar überschwänglich.

Nordkorea hat einen schlechten Ruf. Viele Menschen sehen es als ein Land ideologischer Fanatiker, die Menschen verhungern lassen, Verräter mit Kanonen erschießen und selbst deutsche Osterhasen aufessen. Mordkorea, so der beiname, befeuert Konflikte überall in der Region, baut an einer Atombombe, schießt Raketen aufs offene Meer und behandelt seine Bürger wie rechtlose Mündel.

Keine Frage: Die Lage der Menschen- und Bürgerrechte in Nordkorea ist miserabel. Und das ist nichts, was man als Imageproblem kleinreden und dann mithilfe von PR-Agenturen beheben könnte. Wie soll man also mit "solchen Leuten" umgehen? Wäre es nicht richtig, dieses Land zu ächten, anstatt seine Herrscher zu hofieren? Wäre es falsch, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel dem wahnsinnigen Ideokraten Kim Jong-un ihre Aufwartung machte?

Fundierte Urteile oder nur Vorurteile?


Diejenigen, die am lautesten gegen die Nordkoreaner wettern, sind häufig die, die das Land am wenigsten kennen. Anstatt fundierter Urteile bieten sie überholte Vorurteile.

Merkels Sache war das nie. Sie hat gerade in Dschidda, der Hauptstadt des umstrittenen Saudi-Arabien, genau zugehört und hingeschaut. Sie hat festgestellt: Saudi-Arabien ist ein Land im Umbruch. das ist auch Nordkorea. Heute ist dort sehr viel mehr möglich als noch vor ein paar Jahren. Gerade bei den Hinrichtungen bei Kanone hat sich viel geändert - seit Jahren schon verzichtet der geliebte Führer auf diese Methode der Reinhaltung seines Führungskreises.

Mit der noch von Kims Großvater erfundenen Chuch'e-Ideologie hat sich Nordkorea einen Umbau seiner Wirtschaft verordnet, eine Diversifizierung weg von der Globalisierung - und damit einen weg eingeschlagen, der vergleichbar dem der USA ist. Egal mit wem man in Nordkorea spricht - das Land ist für Touristen schon lange offener als etwa Saudi-Arabien - überall hört man: Ja, es hat sich in letzter Zeit viel zum Guten geändert. Und viele Menschen fügen dann hinzu: Nein, es geht uns noch nicht schnell genug und nicht weit genug, aber die Richtung stimmt. Diesen Reformprozess kann und sollte Deutschland helfend begleiten
.

Nordkorea verändert sich


Und die Menschenrechte? Bleiben ein dickes Brett, an dem gebohrt wird - sowohl hinter verschlossenen Türen, als auch in der Öffentlichkeit. Und das ist gut so.

Nordkoreas ist nicht statisch, sondern es verändert sich. Das geschieht bereits seit einigen Jahren, in letzter Zeit aber in erhöhtem Tempo. Immer öfter testet Kim Raketen, scheitert er bei Atomwaffentests, lässt er Paraden durchführen. Aus europäischer Sicht mag das noch immer ein Kriechgang sein, aber die Saudis selbst spüren plötzlich überall neue Freiräume. Etwa 20 Prozent  der Menschen hier sind noch keine 15 Jahre alt. Gerade den jungen Leuten gibt die staatlich verordnete "Chuch'e-Ideologie" einen Horizont der Hoffnung. Innerhalb der Regierung ist es ihre Generation, ist es die Generation der Ururenkel des Staatsgründers, die irgendwann nach oben drängen wird.

Ein Vorwurf bleibt


Was mit der Chuch'e-Ideologie angestoßen wurde, dürfte sich nur schwer wieder zurückdrehen lassen. Ginge Merkel auf Kim zu, wie auf die saudischen Blutprinzen, könnte sie sehen und sie hätte die Chance,  dem kleinen Dicktator so umzugehen, wie es richtig ist: offen und fair. Nordkoreas lässt sich eben nicht auf das Zerrbild vom waffenstarrenden, menschenverachtenden und hermetisch abgeschotteten Reich des ewigen Hungers und des harten Drills reduzieren. Es hat auch schöne Seiten! Wenn man der Kanzlerin im Zusammenhang mit ihrer Reise nach Saudi-Arabien etwas vorwerfen wollte, dann, dass sie sich um Nordkorea überhaupt nicht kümmert: Noch nie war sie dort.





6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Schickes Bilderrätsel am Ende.

Auf wessen Kosten hat sich Kim einen Scherz erlaubt?

Beerdigungskomiker hat gesagt…

@ Die Anmerkung

Die grinsen oder lachen alle bis auf die halbe Portion links im Bild.

Der könnte also der nächste Freiwillige sein, der die Effektivität der Artilleriegeschütze körpernah erfahren darf.

Warum sollte man solche Exekutions-Inovationen mit Knalleffekt und Fleischfetzen-Konfettiregen allein dem IS überlassen? Schließlich hat auch der kreative Ostasiate schon oft bewiesen, wie einfallsreich er diesbezüglich ist.

Lassen wir uns also überraschen, was diese im Westen bisher total verkannten Spaßvögel an Witzen noch so alles in petto haben.

Naja, müssen sich ja auch nicht mit Offizieren rumärgern, die mit gefakter Muselidentität erst offiziell Asüls werden und später dann als Terror-Rassisten enden.

Da darf man unter engen Armee-Korps-Freunden dann schon mal entspannt abgackern.

derherold hat gesagt…

Der wahrscheinlich beste Experte für Nordkorea ist Prof. Rüdiger Frank (Wien), geb. in Leipzig, promoviert in Duisburg.

Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die Notizbücher nicht nur zur Zierde. Die werden gebraucht, um Anmerkungen/Anregungen des "Obersten Führers" zu notieren. Käme dieser auf die Idee zu sagen, "Mönsch, in blau würden mir die Traktoren da auf dem Feld aber besser gefallen" ... dann würde dies verzeichnet und das Umlackieren in Auftrag gegeben.

derherold hat gesagt…

Ist mein Kommentar verloren gegangen ?

Der wohl beste deutsche Experte ist Prof. Rüdiger Frank (Uni Wien), geb. in Leipzig, promoviert in Duisburg.

Die Notizbücher sind dazu da, um Anregungen des "Obersten Führers" umsetzen zu können. Sollte dieser also meinen, "Mönsch, in blau würden mir die Traktoren auf dem Feld besser gefallen" ... würde umgehend die Umlackierung in Auftrag gegeben.

Gernot hat gesagt…

Nordkorea bedroht die ganze Welt, so wie einst Phantomias. Es wird uns unsere Burkas wegnehmen, unsere Frauen die Schwarzafrikaner, die hier Inzucht verhindern, unseren Arbeitern ihre Villen im Tessin und Schurkel die Barthaare.
Außerdem ist es völkisch, koreanisch nämlich, und das ist neuerdings das schlimmste.

Anonym hat gesagt…

In Sachen Linientreue steht die Tagesschau den nordkoreanischen Staatsmedien aber in nichts nach.
Dreifach Hurra.