Der HFC ist wieder da, wo alles anfing: Ein Verein mit einer Leistungskraft, die sicher nur für akute Abstiegsgefahr reicht. |
Eben noch fast auf Augenhöhe mit dem richtigen Profifußball. Und nur ein paar Wochen danach im Jammertal der enttäuschten Hoffnungen und zerplatzten Träume. Das 0:3 im letzten Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden hatte sportlich zwar schon keine Bedeutung mehr, doch wie das letzte Aufgebot des Halleschen FC die letzte Chance verschenkte, sich wenigstens erhobenen Hauptes aus einer Saison zu verabschieden, die wie keine zuvor nach oben und anschließend steil nach unten geführt hatte, das zeigt, wie tief die Probleme beim Klub von der Saale vergraben liegen.
Wo im Herbst noch Aufbruch war, Hoffnung auf bessere Zeiten und eine strahlende Zukunft jenseits der 3. Liga, spielt plötzlich eine Mannschaft, die klar abgestiegen wäre. Zehrte sie nicht von den im Vorjahr angefressenen Reserven.
Drei Siege, neun Unentschieden und sechs Niederlagen stehen kurz vor Toresschluss für die Rückrunde zu Buche, die damit die schlechteste Halbserie ist, die der HFC je in der 3. Liga gespielt hat. Auch die nur 14 erzielten Tore sind ein Minusrekord, schlechter noch als die 16, die in der Hinrunde der Aufstiegssaison erzielt wurden. Der damals erreichte Punktestand von 18 wurde eingestellt: Der Hallesche FC des Jahrgangs 2017 ist der schlechteste, der jemals in der 3. Liga gespielt hat.
Nur komischerweise scheint das niemanden und nirgendwo zu stören. Trainer Rico Schmitt, noch vor einem Jahr ein Hoffnungsträger, verschießt nach jeder Niederlage dieselben Worthülsen. Immer war seine Mannschaft eigentlich besser. Immer war es der Fußballgott, der den Falschen zum Sieg verholfen hat. Immer war Pech dabei. Und es fehlte das von Rechts wegen redlich verdiente Glück. Der Vorstand des Vereines steht wortlos daneben. Eigentlich, heißt es allenfalls, ist alles in Ordnung. Nur die Ergebnisse stimmten im Moment leider nicht.
Der Moment dauert nun fast ein halbes Jahr und wer glaubt, dass er Zufall ist, glaubt auch, dass Benjamin Pintol seit Februar eine "Ladehemmung" hat. In zehn Halbserien, die der HFC bis hierher in der 3. Liga gespielt hat, blieb die Mannschaft nur dreimal unter 20 erzielten Toren. Wie jetzt. In zehn Halbserien reichte es nur ein einziges Mal nicht zu mindestens 23 Punkten. Wie jetzt, wo nur 18 zu Buche stehen und ein - wer glaubt daran? - Sieg in Kiel höchstens noch zu 21 verhelfen könnte. In nur einer Serie bisher drehte sich die Gesamtbilanz einmal komplett: Aus sieben Siegen, neun Remis und drei Niederlagen wurden drei Siege, neun Remis und sechs (oder Kiel eingerechnet sieben) Niederlagen.
Ein Jammer ohne Publikum
Ein Jammer, den erstaunlicherweise dieselben Spieler zu verantworten haben, die vor Weihnachten die immerhin zweitbeste Halbserie zustandebrachten, die je eine HFC-Elf in Liga 3 gespielt hatte. Nie zuvor war der Unterschied zwischen der Bilanz zweier Runden in derselben Spiezeit größer, selbst nicht im schweren ersten Jahr. Damals holte der HFC erst karge 18 Punkte, um sich dann auch 28 zu steigern. Jetzt fiel er wie ein Stein von 30 auf 18.
Und auf einmal steht alles wieder auf Anfang, ist die Rückkehr zur Stärke der Rückrunde 2014/2015 schon wieder Geschichte. Unbemerkt von den Vereinsverantwortlichen, die wie Gesundbeter von jugendlicher Wucht und Schnelligkeit, von Körpergröße und taktischem Verständnis schwärmen, als seien das Tugenden, die die Fußballwissenschaft zu Ostern neu entdeckt habe. Die Stimmung im Fanlager ist ähnlich getragen. In stummem Staunen erdulden die letzten Getreuen - gegen Wiesbaden noch ganze 6.000 - das Drama, das sich ohne die Siege aus dem Oktober längst zur Tragödie ausgewachsen hätte.
Es sieht nicht danach aus, als sei die Botschaft schon angekommen, dass es in der nächsten Spielzeit um die Existenz gehen könnte. Einzig die Statistik der Abwehr der Hallenser sieht mit 22 Gegentreffern in einer Halbserie (in der Hinrunde waren es 14) derzeit noch ligatauglich aus. Doch selbst das täuscht, denn die Hälfte dieser Treffer schluckte die Elf von Rico Schmitt in den letzten sieben Spielen, während sie für die andere Hälfte noch elf Spiele gebraucht hatte.
Die Torgefahr der Offensive dagegen ist gleichbleibend unterirdisch: In nur zwei von 18 Rückrundenspielen gelang mehr als ein Treffer, in sechs Spielen gar keiner. Benjamin Pintol, der trotz nachgewiesener Harmlosigkeit immer wieder aufgestellte einzige nominelle Stürmer, traf zuletzt im Februar. Das war, viele Ältere erinnern sich, als Martin Schulz noch als kommender Bundeskanzler galt.
Ebenso steht es um die Gefahr nach Standardsituationen. Ecken enden in 99 von 100 Versuchen mit ziellos durch den Strafraum segelnden Bällen. Freistöße mit derselben Quote als Pressschläge oder Tribünenraketen.
Multifunktional mangelhaft
Lässt sich aus dieser - rein statistisch gesehen - offenbar multifunktional mangelhaften Mannschaft durch den Austausch von nur sechs Spielern, deren Verträge enden, und den Verlust des aus dem Mittelmaß herausragenden Torwartes Fabian Bredlow ein konkurrenzfähiges Team bauen, das ab Juli nicht von Anfang an gegen den Abstieg spielt? Hält Rico Schmitt noch irgendwo eine taktische Variante abseits des bisher stur gespielten B-Noten-Fußballs Marke "aber wir waren mehr am Ball" parat?
Der Trainer selbst steht jedenfalls nicht zur Debatte. Und das, obwohl er die im Frühjahr übernommene Mannschaft zumindest offensiv nicht etwa besser, sondern kontinuierlich schlechter gemacht hat. In der Hinrunde 2015/2016 erzielte der HFC unter Kurzzeit-Coach Stefan Böger noch 25 Tore, in Schmitts erster Halbserie waren es noch 23. In der Hinrunde 2016/2017 fiel der Wert dann auf nur noch 20, in der desaströsen Rückrunde schließlich auf die nunmehr jämmerlichen 14. Nur der abgeschlagene Tabellenletzte Frankfurt traf noch seltener.
Die Abwehr, die unter Böger und in Schmitts erster Halbserie je 24 Treffer geschluckt hatte, gewann dem neuen Mann im Herbst 2016 die 30 Punkte, die den HFC kurzzeitig zum Aufstiegskandidaten zu machen schienen. Mehr Drittliga-Punkte hatte der HFC bis dahin nur in der Endphase von Dauertrainer Sven Köhler im Frühjahr 2015 geholt - aber ohne Bredlow, das zeigten die ersten Spiele unter Nachfolger Schnitzler, wackelt auch dieser Wert....
Bredlow ist kommende Saison nicht mehr da.
2 Kommentare:
Ach komm, ich sage nur: Erfurt... Frankfurt.....
Panem et circenses für die Goyim. Wer's braucht.
Aber zugegeben, ich war einmal Fan von Aktivist Schwarze Pumpe.
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