Dienstag, 16. Mai 2017

Anti-Europa-Hetze: Meckern über die Tapetentür

Kleingeistiges Geldzählen bei "Spiegel-Online": Europa ist mehr als Hades-Plan und Sparbüchse.

Selbstverständlich muss Deutschland zahlen! Wer profitiert denn von der Umsetzung des Hades-Planes? Wer schiebt sich nicht nur die Schulden der längst untergebutterten europäischen Partner in die tiefen Hosentaschen, sondern seit Jahren auch den Löwenanteil an neuem Humankapital, das aus den weniger entwickelten Weltgebieten Richtung Norden strömt?


Wie der Onkel Dagobert unter den Nationen sitzt Deutschland auf Gebirgen an Geld, niemals zuvor in der Geschichte war das Land, das so viel Schuld auf sich geladen hat, so wohlhabend und zugleich so fest verwurzelt in moralischen Grundwerten, die sich, das deutsche Beispiel beweist es, im Grunde nur der leisten kann, der sie sich leisten kann. Vegetarismus, Genderwissenschaften, Friedenarmee, Inklusion und Elektrotankstellen - beispielhaft für die gesamte Bevölkerung der Erde exerziert das einstige Tätervolk vor, wie warme Umarmungen und bis ins Herz empfundenes Verständnis für das Leid anderer auch über das eigene Leid hinweghilft. Ist es doch im direkten Vergleich meist kaum noch der Rede wert.

Fester Bund deutscher Dominanz


Dass nun Bundesaußenminister Sigmar Gabriel den festen Bund mit Frankreich zur Sicherung der deutschen Dominanz in Europa neu schmieden will, liegt nahe. Der frühere Erbfeind muss eingebunden bleiben ins deutsche Europa, soll die Erfolgsgeschichte, die Deutschland seit der Einführung des Euro geschrieben hat, weitergehen. Ob das nun als "neuer Plan" (SZ)verkauft werden muss oder gleich eine "neue Gründung" (FR) der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Gemeinschaft nötig wäre, ist Geschmacksache. Einig sind sich die wirklich an einer Fortsetzung der sieghaften Lissabon-Strategie von 2000 interessierten Kommentatoren, dass es keinen Grund für eine Fehlerdiskussion gibt: Deutschland steht gut da. Von Griechenland ist nichts mehr zu hören. Die Türkei kommt nicht dazu. Die Briten sind bald weg. Und wenn Frankreich unter dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron nun mit Geld gefügig gemacht wird, dann steht einer strahlenden Zukunft nichts mehr im Wege.

Allerdings gefallen sich nun ausgerechnet große, bisher durchaus seriöse Magazin wie der "Spiegel" darin, auf populistischste Weise gegen gemeinsame Werte wie die innereuropäische Solidarität zu hetzen. Nicht nur, dass das Hamburger Blatt den neuen Mann im Elysee-Palast mit einem Titelblatt hämisch als "Teuren Freund" begrüßte und damit darauf anspielte, dass Macron selbstverständlich davon ausgeht, dass Deutschland bereit ist, dafür zu zahlen, sein Europa behalten zu dürfen. Nein, einmal losgelassen, darf nun auch ein ohnehin schon häufig mit antieuropäischen und am sozialdemokratischen Kurs von SPD und CDU zweifelnder Internet-Kolumnist auf der offiziellen Seite des Magazins sein Gift verspritzen.

Sigmar Gabriels weitsichtige Zusage an Macrons Idee einer europäische Schuldenunion durch die Tapetentür neuer Sonderhaushalte, die aus Tarnungsgründen "Fonds" genannt werden sollen, denunziert Jan Fleischhauer als Methode, die aus Griechen- und Bankenrettung bekannt sei. "Sind die Eurobonds erst einmal aufgelegt, wird man schnell einen Weg finden, sie für die Sanierung anderer Kalamitäten nutzbar zu machen." Querschüsse, die wenn nicht den Buchstaben, so doch dem seit Jahren gelebten Geist der europäischen Verträge widersprechen. Demzufolge ist Europa natürlich eine Haftungsgemeinschaft.

Gegen Europas Hemmer


Dass sie nicht so genannt werden kann, liegt genau an den Fleischhauers, die Sigmar Gabriel jetzt "kleinherzig und engstirnig" nennt. Sie sind es, die Europa hemmen und dem nächsten Schritt zu einer Umwandlung selbstsüchtiger Nationen in einer supranationales Staatswesen mit ihrer beckmesserischen Kritik verhindern. Da gilt es dann für einen bekennenden Europäer wie den Mann aus Goslar, klare Kante zu zeigen: Gabriel hat seinen vor genau zwei Jahren mit Macron ausgedachten Plan für eine europäische "Sozialunion" (Gabriel) wieder ausgegraben. Und in als Plan mit dem hübschen Namen "Élysée 2.0" noch einmal in die Debatte geworfen.

Der Inhalt ist derselbe, ein Europa, mutig nach vorn gedacht, ein Kontinent, auf dem die Reichen für die Armen zahlen und ein Mann wie Gabriel nach den Posten des Pop-Beauftragten, des SPD-Vorsitzenden, des Umweltministers, des Wirtschaftsministers und des Außenministers schließlich auch noch den des europäischen Finanzministers übernehmen könnte. Für Europa wäre das ein Glücksfall, ist der gelernte Volksschullehrer doch ein begnadeter Gerechtigkeitspolitiker.

Für die SPD aber wäre ein Wechsel Gabriels nach Brüssel lebenswichtig: Nach dem 24. September wird einmal mehr dringend eine Anschlussverwendung für den derzeitigen Kanzlerkandidaten Martin Schulz gesucht werden. Und in den Nominierungsgesprächen mit Gabriel, der Schulz in einem die gesamte deutsche Sozialdemokratie begeisternden Sololauf ausgesucht und inthronisiert hatte, soll der Würselener keinen Zweifel daran gelassen haben, dass er nach der verlorenen Wahl in jedem Fall den Posten des Außenministers für sich beansprucht, den derzeit Gabriel innehat.

Merkel stimmt zu: Neue Schulden bald gemeinsam


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich muss mein nettogehalt nur 200 jahre sparen um mit ein einfamilienhaus kaufen zu können.

Aber wenn es europa gut geht ist es das wert.