Mittwoch, 24. Mai 2017

21 Sekunden gegen den Hass

Es ist wieder Zeit für zynische Zeichen, Zeit für Verlogenheit und absurde Scherze. Keine 24 Stunden nach dem Anschlag eines Islamisten auf ein Popkonzert in Manchester läuft die Redaktion der Bild-Zeitung zu großer Form auf: "Unser Zeichen gegen den Terror!" schreibt einer der Chefreporter - und zeigt in einem Video, das mit "#ManchesterBombing #ArianaGrande #manchesterattack #Balloon @axelspringer @MKrekel_BILDde @JorinVerges" reichlich angeteasert wird, wie weit Menschen gehen können, ohne rot zu werden, wenn sie glauben, damit Punkte auf einer eingebildeten Moralskala machen zu können.

Wo Martin Schulz diesmal verspätet von "horrible news coming from Manchester" twittert, Ralf Stegner eine "furchtbare Tragödie" sieht, aber sich noch unklar ist "ob es ein Terroranschlag war" - auch ein Gasunfall oder eine spontane Betonexplosion kommen offenbar infrage - und Bundeskanzlerin #Merkel es "unbegreiflich findet, dass jemand ein Popkonzert für so eine Tat ausnutzt", sprinten die Jünger von Friede Springer schon vor.

21 Sekunden lang ist das Video, das das vielleicht traurigste Stück Film ist, das seit Jahrzehnten in Deutschland gedreht wurde. Man sieht ein verlorenes Häuflein zusammengetriebener Mitarbeiter auf einem Parkplatz, die in Erdkreisform zusammengetreten sind, vielleicht aber auch nur in einer großen Runde stehen, weil sie so wenige sind und der Platz aus Beton ist so groß. Auf ein Zeichen, das der Zuschauer nicht hören kann, lassen die Bedauernswerten dann vier Handvoll rosafarbenen Luftballons gegen den Terror steigen: Eine allein auf Leserbindung und Distinktionsgewinn gerichtete Antiterroraktion,  die noch zynischer ist als seinerzeit die selbstgemalten Karten, die DDR-Schulkinder an den chilenischen Diktator Pinochet schicken mussten, um Angela Davis freizukämpfen. Oder war es Nixon und Louis Corvalan?

Springer, schon bei #FreeDinz einmal zu einem Journalismus gewechselt, der nicht nur Agitator und Propagandist, sondern auch Organsisator der Geschehnisse sein will, über die er selbst berichtet, zeigt sich hier als Medienhaus auf der Höhe der Zeit. "Der Terror gedeiht nur dort, wo ein Leben nichts wert ist", fantasiert Bild-Chef Julian Reichelt und nach zwei Dutzend Anschlägen in Europa in den letztehn beiden Jahren klingt das, als stimme die Oberfeder der Signalgeber schon mal auf weitere Bomben ein.

Vielleicht können die Luftballons aber noch etwas verhindern. Wie sie fliegen, haltlos, wirr im Wind, ist das eine bockstarke Geste, vor allem als die mit Gläser- und Schreibmachinenklappern unterlegte Szene, gefilmt aus einem weit entfernten Bürofenster, in die Totale schwenkt und zeigt, wie die rosa Bällchen gegen die Glasfassade treiben und dann folgenlos im Nirgendwo des Himmels über Berlin verschwinden.

Selten dürfte ein Antiterroreinsatz den IS so beeindruckt und die Hinterbliebenen seiner Opfer so getröstet haben wie dieses Kunstwerk des politischen Independentfilmes.



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Alle mal in den Frühstücksraum!
Alle machen mal ein trauriges, betroffenes Gesicht, aber nicht vorwurfsvoll und auch ermutigend.
So, das Bild nehmen wir jetzt bei jedem Anschlag.

ppq hat gesagt…

so liefs

Anonym hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?v=WTPKHoA4Atw

teu hat gesagt…

Zum Thema "BLÖD"- Zeitung:
http://www.bildblog.de/89733/julian-reichelt-vergisst-den-anschlag-von-anders-breivik/

Anonym hat gesagt…

reichelt ist ein von Freimaurerkreisen gehypeter Vollidiot der ohne fremde Hilfe längst tot wäre - er ist eine saudumme Nachgeburt , ein Hätschelkind , angeblich hochbegabt - also : ein totales Freimaurerarschloch

'Air balloons + Religion of Peace' ... hat gesagt…

Hmm....
'BILD'-Mitarbeiter.....
rosa Luftballönchen......

Man weiß nicht - ob man lachen oder sich übergeben soll (?).

Rosa Luftballons ==> Gegen Islam-Terror ???

* Ach so: Ist ja DIE Religion des Friedens!