Samstag, 22. April 2017

Riestern ist kein Verbrechen: Keine Pauschalurteile über Spekulanten!

BVB-Chef Watzke als Derivat des titelgebenden Bundesinnenministers.

Über Spekulanten und Heuschrecken sind in den letzten Jahren viele gesellschaftlich wichtige Debatten geführt worden. Franz Müntefering, der alte Haudegen der Arbeiter-SPD, wollte die Gier einhegen. Wolfgang Schäuble, der überaus beliebteste deutsche Politiker überhaupt, sie höher besteuern.


 Nach der Festnahme eines deutsch-russischen Attentäters, der versucht hatte, mit drei Bomben ein Optionsgeschäft auf fallende Kurse zu vergolden, brechen nun aber alle Dämme. Pauschaler Hass richtet sich gegen Spekulanten, Sekundenhändler, Optionsscheintrader und Banken. Die Finanzmärkte rücken ins Visier von Populisten, die alles verteufeln, was Volatilität eingrenzt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière unterstellte dem womöglich von finanzieller Not getriebenen Täter – er musste zum Kauf der Put-Optionen einen Kredit aufnehmen - „ein besonders widerwärtiges Tatmotiv". So hart hatte sich der CDU-Politiker noch bei keinem islamistischen Anschlag geäußert.

Verkommenes System als Zielscheibe


Andere Beobachter sehen „ein grandioses Beispiel für verwerfliche Machenschaften auf den Finanzmärkten“ und sehen ein „verkommenes System, für das Arbeitnehmer, Beamte, Rentner und Pensionäre schuften müssen“. Auch der gescheiterte Linken-Chef Bernd Riexinger griff spontan zum Pauschalurteil: Das Motiv des „BVB-Bombers“ sei „total irre“, den „Leerverkäufe und Wetten auf fallende Aktienkurse müssten als Lehre aus der Finanzkrise längst verboten sein“. Jan Böhmermann, der Erdogan-Schmäher, erwartet härtete Gesetze gegen Spekulanten. Die Börsen-Experten der Berliner Zeitung warnen vor "eiskalten Aktien-Spekulanten". Das müsste verboten werden.

Müsste es das? Fuhr die DDR besser ohne Aktienmarkt? Wie tolerant, wie friedfertig sind die Finanzmärkte überhaupt? Und wie viel Einfluss sollten sie, auf denen Millionen Menschen in Deutschland handeln, in unserem auf christlich Werte der Toleranz, Mitmenschlichkeit und gemeinsamen Teilens ausgerichteten Land noch haben?

Fragen, die in den Tagen seit dem BVB-Schock zur besten Sendezeit immer mehr Menschen stellen. Zwar gibt es noch immer keine Distanzierung vom Zentralverband der Wertpapierhändler wegen des terroristischen Angriffs auf BVB-Bus. Doch für PPQ gab und gibt es bei all diesen Debatten eine klare, unverrückbare Trennlinie zwischen dem friedlichen Handel auf offenen Markten und der menschenverachtenden Instrumentalisierung von Wertpapieren zum Zwecke der Profitmaximierung. Terror ist ein Selbstzweck, kein Mittel zu monetärer Optimierung!

„Wer heute gegen den Handel an den Wertpapierbörsen kämpft, kämpft gegen einen aufgeklärten, starken, gesellschaftlich selbstverständlich verankerten, erfolgreichen Kapitalismus“, wehrt auch Harald O. Baier, der Vorsitzende des PPQ-Leserbeirates, ab. „Es ist nicht antikapitalistisch, gegen den Kapitalismus zu sein. Im Gegenteil.“ Doch wo Finanzmärkte über die Stränge schlügen, Niedrigzinsen Menschen zur Spekulation zwängen und Innenminister die Widerwärtigkeit eines Anschlages exklusiv an der Geldgier des Täters festmachten, sei es höchste Zeit, umzusteuern. „Was wir brauchen, ist eine rote Linie für Terroristen.“

Friedengebete von Kleinanlegern


Deutschland zeigt, wo die liegen könnte. In Berlin fand gestern ein gemeinsames Friedensgebet von Spekulanten, Kleinanlegern, Investmentbankern und Vertretern der Roten Hilfe statt. Genau so sollte sich der Finanzmarktkapitalismus präsentieren. Zu welchem Gott die Gläubigen dabei beten, zum Mammon oder zu Marx, macht keinen Unterschied, darf keinen Unterschied machen. Bei PPQ ist deshalb auch in Zukunft kein Raum für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber den Finanzmärkten und den Menschen, die an Optionsscheine, Futures oder Langfristanlagen in Riesterfonds glauben.

Wer einen Markt, auf dem Spekulationen möglich sind - ja, auf dem Millionen mitspekulieren, schon allein dadurch, dass sie nicht mitspekulieren - pauschal ablehnt, der stellt sich gegen Millionen und Milliarden Menschen, die in überwältigender Mehrheit friedlich spekulieren, der steht an der Seite von Donald Trump, der Abschottung predigt, der ist ein Stalin, ein Lenin, ein Mao, ein Maduro, die alles Handeln unter staatliche Kontrolle zwingen und Geldgeschäfte auf den schwarzen Markt verdrängten.

Genau solche Auseinandersetzung entlang wirtschaftspolitischer Grundüberzeugungen wollen wir NICHT. Wir wollen sie nicht führen, nicht befördern und nicht herbeischreiben. Denn sie enden immer verheerend – das hat die Geschichte oft genug gezeigt!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Diesen Verweis habe ich gerade bei Le Penseur gefunden:

"Die Laufzeit der Scheine soll 17.6.2017 gewesen sein, heißt es (das ist allerdings ein Samstag, also wird der 16.6. richtig sein)

Mit unserer Produktsuche habe ich die Scheine herausgefiltert, die in Frage kommen.

Was sofort auffällt - die Zahl von angeblich 15.000 erworbenen Derivaten passt nicht zusammen mit der Angabe, dass "mehrere Zehntausend Euro" aus einem Konsumentenkredit in den Kauf gesteckt wurden (laut Informationen des SPIEGEL 40 TSD EUR). Selbst wenn alle 15.000 Stück auf den teuersten Schein entfielen, kommt man auf eine Summe von max. 10 TSD EUR.

Also entweder die Zahl 15.000 ist falsch, oder es wurde doch nur relativ wenig investiert. Möglich ist auch, dass er pro Schein 15.000 Stück erworben hat. Aber auch dann wäre die investierte Summe sehr gering, denn dann wären es wohl 45.000 Optionsscheine.

Die in vielen Medien kursierende Summe von 78 TSD EUR dürfte schlicht auf frappierender Unkenntnis beruhen. Denn 78 TSD ist genau 15.000 * 5,2 - und 5,2 ist der Basispreis eines der OS. Da hat vermutlich ein echter Spezialist journalistisch zugeschlagen und andere haben abgeschrieben.

Was mich ein wenig irritiert ist, dass das BKA sich aktuell nicht in der Lage sieht mitzuteilen, wie hoch der maximale Gewinn gewesen wäre im Falle eines "Erfolgs" des Anschlags. Das ist wirklich einfach auszurechnen, wenn man alle Abrechnungen vorliegen hat. Man muss dann nur noch das Extrem-Szenario eines Kurssturzes auf 0 EUR unterstellen und kann dann den maximalen Wert der OS und somit auch den maximalen Gesamtgewinn errechnen."

https://www.godmode-trader.de/artikel/borussia-dortmund-sind-das-die-optionsscheine-des-attentaeters,5269410

Adebar