Ausgedachte Fakten, so hübsch angeordnet, dass sie beim Kinderableger des "Spiegel" wie Wahrheiten verbreitet werden. |
Sie sind in aller Munde, sie sind das Thema der Saison, sie werden am liebsten dort ausgemacht, wo professionelle Journalisten nicht hinkommen, also etwa bei den Kinderseiten des "Spiegel", einem Clickbait-Portal namens "Bento". Hier, wo eigentlich Fragen wie "Warum ist mein Schwanz so kurz" und "Schluss mit Schweinchenrosa - Verein will Buntstifte für alle Hautfarben" behandelt werden, läuft in Vorbereitung der Bundestagswahl eine Wohlfühlkampagne.
Für die nutzt "Bento" eine angebliche OECD-Statistik, nach der die Deutschen in einer Art Arbeitsplatzparadies leben. Unter allen Ländern der Erde arbeitet man hier am kürzesten, nur ganze 1371 Stunden pro Kopf insgesamt pro Jahr, wie die Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit ermittelt haben will. Die Griechen dagegen, zitiert "Bento", zitiert unter Zuhilfenahme einer direkt von der OECD-Presseabteilung verbreiteten Grafik (links), kämen auf 2042 Stunden, Puerto Ricaner, Koreaner und Mexikaner müssten sogar über 2100 Stunden arbeiten.
Dividiert durch die Anzahl der Beschäftigten komme ein Deutscher so im Durchschnitt auf paradiesische 26,3 Arbeitsstunden pro Woche, ein Grieche hingegen müsse 39,2 Stunden ableisten. Deutsche Arbeitstage wären damit im Durchschnitt ganze 5,26 Stunden lang.
Gute Nachrichten für die Bundesregierung, die seit Wochen versucht, der schlechten Stimmung im Lande mit supertollen Zahlen übewr das immer schönere Leben in Deutschland zu begegnen. Allerdings ist die vermeintliche "Studie", zu deren Systematik die OECD keinerlei Auskunft gibt, für jeden Besitzer eines Stück Restverstandes als Fake News erkennbar: Nach offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die Zahl der durchschnittlichen Arbeitsstunden der Deutschen keineswegs bei 1371, sondern bei 1650, knappe 20 Prozent höher als von der OECD angegeben.
Selbst diese offiziöse Statistik ist in hohem Maße fragwürdig, käme danach doch jeder Deutsche nur auf paradiesnahe Arbeitstage mit einer durchschnittlichen Länge von knapp über sechs Stunden. Aber mal gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass die bei "Bento" ungeprüft verbreiteten Zahlen aller anderen genannten Länder stimmen sollten, wäre Deutschland damit immerhin nicht das größte Reich des anstrengungslosen Wohlstands, in dem die Jubelstatistiken ungeschüttelt von den Bäumen regnen. Sondern ein Land im unteren Teil des unteren Mittelfeldes, knapp hinter Großbritannien, knapp vor Finnland, Schweden, der Schweiz, Frankreich, Norwegen und den Niederlanden.
Deutschland, ein Arbeiterparadies
Für die nutzt "Bento" eine angebliche OECD-Statistik, nach der die Deutschen in einer Art Arbeitsplatzparadies leben. Unter allen Ländern der Erde arbeitet man hier am kürzesten, nur ganze 1371 Stunden pro Kopf insgesamt pro Jahr, wie die Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit ermittelt haben will. Die Griechen dagegen, zitiert "Bento", zitiert unter Zuhilfenahme einer direkt von der OECD-Presseabteilung verbreiteten Grafik (links), kämen auf 2042 Stunden, Puerto Ricaner, Koreaner und Mexikaner müssten sogar über 2100 Stunden arbeiten.
Dividiert durch die Anzahl der Beschäftigten komme ein Deutscher so im Durchschnitt auf paradiesische 26,3 Arbeitsstunden pro Woche, ein Grieche hingegen müsse 39,2 Stunden ableisten. Deutsche Arbeitstage wären damit im Durchschnitt ganze 5,26 Stunden lang.
Gute Nachrichten für die Bundesregierung, die seit Wochen versucht, der schlechten Stimmung im Lande mit supertollen Zahlen übewr das immer schönere Leben in Deutschland zu begegnen. Allerdings ist die vermeintliche "Studie", zu deren Systematik die OECD keinerlei Auskunft gibt, für jeden Besitzer eines Stück Restverstandes als Fake News erkennbar: Nach offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die Zahl der durchschnittlichen Arbeitsstunden der Deutschen keineswegs bei 1371, sondern bei 1650, knappe 20 Prozent höher als von der OECD angegeben.
12 Kommentare:
Wenn man bedenkt, daß der Ausstoß an in Deutschland von den Fertigungsbändern laufenden Waren von Jahr zu Jahr zunimmt, illustriert die OECD-Statistik eindrucksvoll unsere Effektivität: Je weniger wir arbeiten, desto mehr Waren produzieren wir. Man kann diese Erkenntnis mit t als Arbeitszeit, m als Warenmenge und a als Anpassungsparameter durch folgende Beziehung ausdrücken:
m = a/t
Was folgt aus dieser Beziehung für die Welt? Sie muß dafür sorgen, daß die Deutschen das Arbeiten nicht völlig einstellen, wenn die Erde nicht an einer unendlich großen Warenlawine ersticken soll. Auwei, das werden schlechte Zeiten für Gewerkschaften und Arbeiterparteien.
und wie immer berichtet NIEMAND über diese drohende gefahr!
Gehen die ca. 1,5 Mio. nicht arbeitenden Refutschies auch in den statistischen Durchschnitt ein?
Immerhin hat diese OECD-Statistik den Vorteil, daß jeder die Angaben mit seiner Arbeitszeit abgleichen kann und überlegen, was er in seinem Leben falsch macht. Besser wäre freilich, es würden tatsächlich Arbeitsstunden pro Tag angegeben.
Der deutsche Arbeiter ist unbesiegbar .
( Der Sepp , stellvertretender Leiter Reichsarbeitsdienst Nord )
Ich bin ja, wie die meisten Besucher dieses Blogs, der Meinung das in diesem unserem schönen Lande derzeit einiges grandios schief läuft. Zumindest für die, die schon länger hier leben. Ich denke aber, dass der Punkt Arbeits- bzw. Freizeit einer der wenigen Punkte ist bei denen der deutsche Michel gegenüber dem Rest der Welt überhaupt nichts zu klagen hat.
Nehmen wir zur einfachen Rechnung eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden an.
Macht bei 52 Wochen 2080 Stunden. Davon ab gehen grob Überschlagen zwei Wochen Krankheit,
5 Wochen Urlaub und noch einmal ca. 2 Wochen Feiertage. Dann bleiben noch ca. 1720 Stunden im Jahr für einen Vollzeitbeschäftigten. Rechnet man dann noch die Teilzeitbeschäftigten hinzu, sind die angegebenen Zahlen nicht mehr so unglaubwürdig.
Ich hoffe, ich habe mich jetzt nicht irgendwo furchtbar verrechnet.
Ich finde es eher erstaunlich, wie effizient wir Arbeiten und mit wie wenig Arbeitszeit wir unseren doch noch recht ansehnlichen Wohlstand erarbeiten.
glaubwürdig? wie auch immer: richtig kann nur eine von beiden zahlen sein: die des statistischen bundesamtes. oder die der oecd
nachdem du die teilzeitler abgezogen hast, addiere bitte alle überstunden dazu.
Natürlich Glaubwürdigkeit. Um was geht es denn sonst? Wenn wir einen Journalismus hätten, der seinen Namen verdient, würden die Zahlen natürlich vor der Veröffentlichung auf ihre Korrektheit überprüft werden. Da ein Abgleich mit der Wirklichkeit in den Redaktionen offensichtlich nicht mehr stattfindet, muss man das wohl selbst übernehmen.
Ich wollte daher nur darauf hinweisen, dass die angesprochenen Zahlen auch mit Überstunden nicht die gefaktesten aller Fake News sein müssen.
Ob eine der beiden Zahlen wirklich korrekt ist, weiß wohl niemand genau. Das wir aber tendenziell eher nicht die Weltmeister im Bereich der geleisteten Arbeitszeit sind,
dürfte aber schon Fakt sein. Trotz aller neoliberalen Eiseskälte in unserem Land sind wir doch bei Arbeitszeit, Arbeitnehmerrechten und Arbeitsbedingungen im Gegensatz zum Rest der Welt wirklich noch ein kleines Paradies.
Gut recherchierte Artikel sind heutzutage so selten wie eine Fertiglasagne ohne Pferdefleisch. Da muss man doch wohl froh sein, wenn eine Aussage wenigstens in die einigermaßen richtige Richtung geht. Viele Artikel sind so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil wahr ist.
Die neue Wahrheitsbehörde von Herrn Maas wird hier ja Gott sei Dank bald Abhilfe schaffen. Dann werden wir endlich endlich für alles die wahren Zahlen vorgegeben bekommen.
natürlich sind wir objektiv auf der sonnenseite. aber um die zahlen ging doch nicht. sondern eben darum, dass niemand sie mehr rpüft, sondern rausbläst, was aus "quellen" wie der oecd reingespült wird.
ich hoffe da auch auf dei wahrheitsbehörde. dann gibt es endlich keinen grund mehr, allenthalben an allem zu zweifeln
>>Dividiert durch die Anzahl der Beschäftigten
Warum dividiert ppq die Pro-Kopf-Arbeitsstunden nochmal durch Köpfe?
zum besseren verständnis für die, die es nicht so mit viersteligen zahlen haben. man selbst weiß ja von sich eher, wie viele stunde man täglich arbeitet, als wie viele es im jahr sind
Dann dividiert man aber nicht durch Köpfe sondern durch Kalenderwochen, oder noch besser durch Arbeitstage pro Jahr minus Urlaub und minus durchschn. Anzahl von Krankheitstagen, nech?
nein. um auf einen jahresdurchschnitt zu kommen, nimmt man alle geleisten stunden des jahres, also auch die urlaub nicht geleisteten, und dividiert sie durch die durchschnittliche anzahl an arbeitstagen, also auch durch die, an denen wg. urlaub nicht gearbeitet wird.
logischerweise arbeitet der dann durchschnittlich weniger, der mehr urlaub hat.
oben hat schon jemand den denkfehler gemacht, die urlaubstage vorher abzuziehen. die sind aber bestandteil der anderen seite der rechnung, die geht folglich in die hose, wenn du die urlaubtage zweimal berücksichtigst.
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